Keiner traute sich ein Wort zu sagen. Bis Aoi die Stille brach. Es schien der Startschuss für eine unhaltbare Welle zu sein, die alle einfach überrollen sollte ... Uruha wollte die Band verlassen ...
„Ich möchte in deiner Nähe sein ...“, fing er plötzlich wieder an.
„Und wozu..?“
„Ach weißt du ... du bist so bezaubernd ...“, kicherte es hinter der Tür.
„Ich kenne ihn, es beruhigt ihn ungemein, wenn er weiß, dass es jemanden in seiner Nähe gibt, der ihn wirklich liebt…“ Kanon verschränkte die Arme. „Woher wollen Sie wissen, dass ich ihn liebe und nicht nur auf Sex aus bin?“
Was Uruha auch tat, Aoi behielt die Oberhand. Er war einfach mutiger. Und offensiv gieriger. Und zu seinem leichten Erstaunen gefiel ihm das gerade mehr als gut...
Ein paar Sekunden schwieg Aoi verwirrt. Aber dann: „Uruha?“
„Ja ...?“
„Hast du mich gerade auf den Hals geküsst ...?“
Der Größere musste schmunzeln, er war erleichtert zu hören, dass Aois Stimme wieder kräftiger klang. „Ano… ja, hab ich ...“
Oh, er vermisste diese Wärme, von der der Dunkelhaarige ihn hatte kosten lassen ...
Das Gefühl der Nähe, den perfekten Rausch ...
Deshalb ertappte sich der schöne Taikomochi immer wieder, wie er sehnsuchtsvolle Blicke auf dessen Hände warf.
Er wollte seine Fantasie ein paar Bilder malen lassen, diese üblichen, abendlichen Spinnereien, die man brauchte, um einschlafen zu können. Und gerade funktionierte das hervorragend, nur nicht in der Richtung, die er vorgab.
„Die Aufgabe besteht darin, dem anderen zu beweisen, dass man selbst der Dominante ist, indem man ihn an die Wand drängt-egal wie ..."-„Das ist doch total bescheuert!!“Aoi bemerkte nicht, dass der Startschuss für dieses Machtspiel längst gefallen war.
„Ich kann nicht …“ - „Doch, du kannst“, widersprach ihm der Dunkelblonde und ließ die Hand herabgleiten, was ein erregtes Seufzen aus der Kehle des Kleineren hervorpresste. „Warum quälst du mich so?“ - „Die Frage geht unverdaut zurück.“
Er kämpfte. Doch wogegen? Gegen Aois Atem, dessen Klang ihm herrlicher erschien als jede Musik es sein könnte, dagegen, sich auszumalen, wie es sich anfühlte, wenn diese schönen Hände auf seiner Haut herumgeisterten, wie diese Lippen schmeckten ...
Sie blieb kurz bei Vany stehen und beschaute deren Anhänger an ihrem Ohrring, ein Lächeln verriet, dass sie das kleine rote Wölkchen mit weißem Rand sofort als das Symbol der Organisation Akatsuki aus Naruto identifizierte. „Ah, eine von uns…"
Plötzlich hörte sie hinter sich ein Knacken, was sie erschrocken herumfahren ließ. Da war es wieder, dieses Ziepen, als sie in zwei schneeweiße Augen sah. „Neji…“, entkam es ihr ohne Nachdenken. „Nicht ganz...“
Die ins Schloss fallende Tür hinter ihr flüsterte ihr zu, dass es kein Zurück mehr gab. „Ich ... also ... ich meine, wegen heute Nachmittag. Ich wollte mich bei dir entschul -“
Er griff nach ihrer Hand. „Komm“, meinte er und zog sie hinter sich her.