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Über Kunst und ihre Intentionen Feuilleton, Kommentar, Kunst, Meta

Autor:  kikidergecko

Vor ein paar Wochen stellte mir Styxcolor in der Kommentarsektion zu einem ihrer Bilder eine interessante Frage, deren Antwort ich auch nochmal hier veröffentlichen möchte.

Kunst kann so viel sein...vor allem habe ich gelernt, es geht nicht darum, etwas zu bringen/einzupflanzen beim Betrachter...es ist alles schon beim Betrachter da, man muss es nur bei ihm wecken. Wie siehst du das?

Durch das "wecken" kommt man viel näher an einen Menschen heran, denn man muss ihn nicht erst von neuen Konzepten überzeugen, von daher sind Assoziationen ein sehr mächtiges Werkzeug, ohne Frage. Allerdings sollte ein Betrachter auch so oft wie möglich neue Eindrücke aus einem Bild mitnehmen, denn erst dann bliebt es wirklich in Erinnerung. Das kann sowohl eine neue Facette zu einem bekannten Eindruck sein, ein Twist ist da vermutlich das klassische Beispiel, oder auch was ganz neues. Denn Kunst sollte sich schon irgendwie weiterentwickeln bzw. den Betrachter weiterentwickeln, wenn auch nur ganz langsam Schritt für Schritt. Oder nicht?

Neulich habe ich irgendwo eine schlecht gemachte Infografik gesehen, die gut deutlich gemacht hat, wie sich die Intention von Kunst über die Jahrhunderte gewandelt hat. Ging es zuächst um die Perfektion der Techniken, sei es Anatomie oder besonders natürliche Abbildung von Licht und Farben, hat sich der Fokus ab dem 20. Jahrhundert gewandelt. Die Kunst konzentriert sich seitdem immer mehr auf den Betrachter und seine Erlebnisse im Kontakt mit der Kunst. Was viele Leute nicht an der zeitgenössischen Kunst verstehen, ist dass es nicht um das in Formaldehyd eingelegte Pony geht, sondern um die morbide Faszination der Menschen, die sich das im Museum anschauen. Darum ist es wohl auch so schwierig, moderne Kunst dem "gemeinen Volk" zu verkaufen.

Den Ansatz finde ich sehr spannend, das macht es aber auch irgendwie wieder schwieriger, sich mit der Kunst zu beschäftigen, denn man darf sich nicht vor sich selbst verschließen. Allgemein habe ich auch das Gefühl, dass man mit Kunst erst gut umgehen kann wenn man sich selbst kennt oder zum mindest ergründen kann, wordurch eine gewisse Emotion nun ausgelöst wird, damit man den Schluss vom Bildelement zur Assoziation zur Emotion ziehen und verstehen und analysieren kann.

Also um das nochmal zusammenzufassen, hast du schon recht, dass es ums Bezüge wecken geht, aber ich finde, das sollte nicht immer auf konventionelle Art passieren bzw. diese Bezüge sollten ruhig auch mal durcheinandergebracht bzw. in Frage gestellt werden. 

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Datum: 02.04.2015 19:47
Ja, dem stimme ich in weiter Teilen zu. Ich weiss jetzt gar nicht, was Formaldehyd ist. Das Schwierige an der Kunst ist, meiner Meinung nach auch, dass viele Menschen andere Prioritäten daran haben. Sicher gibt es auch eine offizielle Definition von Kunst, aber ich denke, dass das jeder für sich selbst "umkrempelt"; und das ist supergut. :)

Die Gegenüberstellung, was nun gewichtiger ist - ob Fehlerfreiheit oder Aussage - gibt es heute ja auch noch. Und ich bin einer, der eindeutig mehr wert auf die Aussagekraft eines Bildes legt.
Datum: 02.04.2015 22:16
Es gibt ja keine allgemein gültige Definition des Wortes "Kunst". Es gibt bestenfalls einen wagen Konsens, was Kunst sein kann. Im Prinzip kann man alles Kunst nennen, wenn man will. Daher ist es auch nicht möglich Kunst zu bewerten, hängt alles nur vom Geschmack und der Erwartungshaltung des Betrachters ab.

Der Begriff allein, hat eigentlich keine Bedeutung, daher würde ich persönlich mich auch nicht "Künstler" nennen. Obwohl ich ab und zu auch gerne mal in ne Ausstellung gehe. (Ich mag die kulturelle Atmosphäre)


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