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STARRE

von

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Erstarrt

Ich war vor Schreck wie erstarrt. Als ich mich endlich wieder gefangen hatte und mich zu Kai herunterbeugen wollte, schoss der Mann noch zweimal auf ihn ein. Jetzt hielt er mir die Waffe an den Kopf und meinte, dass ich verschwinden sollte. Kai lag blutüberströmt auf dem Boden und regte sich nicht mehr. Mein Blick hatte sich auf Kai fixiert und ich war nicht fähig mich zu bewegen. Der Mann brüllte mich an: „Dein Kumpel ist tot und wenn du nicht verrecken willst, verpiss dich.“ Langsam fasste ich mich wieder. Ich schnappte mir Kais Autoschlüssel und das Geld und verließ fluchtartig die Wohnung. Aufgeregt fuhr ich mit dem Wagen los und rief Bernd an, der auch sofort an das Handy ging. „Hier ist Marcus, Kai ist von einem Kunden erschossen worden. Was soll ich jetzt machen?“ sagte ich mit zitternder Stimme. „Kai ist erschossen worden?“, fragte Bernd fassungslos und fragte mich, bei welchem Kunden wir waren. Ich sagte ihm die Adresse und Bernd war außer sich vor Wut und meinte, dass das keiner seiner Kunden wäre. Dann sagte er: „Fahr jetzt erstmal nach Hause und mach dir keine Sorgen. Ich melde mich dann bei dir, sobald ich mir überlegt habe, wie ich mit der Situation umgehen werde.“
 

Ich fuhr mit dem Wagen zu mir nach Hause und schleifte mich in die Wohnung. Ich war völlig fertig mit den Nerven und stark am Zittern. An meinen Sachen klebte immer noch das Blut von Kai. Zum Glück war Luca noch in der Schule. Ich zog mir die Sachen aus, schmiss sie in eine Plastiktüte und knotete sie zu. Dann ging ich erstmal duschen und zog mir etwas Frisches an. Ich entschloss mich, die Tüte erstmal in den Kellerraum zu bringen. In dem Raum hing nur mein Boxsack, also würde Luca die Tüte nicht zufällig dort entdecken. Danach setzte ich mich auf die Couch und versuchte mich zu beruhigen, aber ich zitterte immer noch am ganzen Körper. Auf einmal kamen mir die Bilder von Kai in den Sinn. Wie er dort blutüberströmt und ohne Regung am Boden lag. Plötzlich wurde mir schlecht, ich rannte zur Toilette und übergab mich. Bald würde Luca nach Hause kommen und er durfte auf keinen Fall etwas erfahren, ich musste mich zusammenreißen. Ich setzte mich wieder auf das Sofa und verbarg mein Gesicht in den Handflächen. Die einzigen Worte, die mir noch über die Lippen kamen, waren „Verdammte Scheiße“.
 

Ich konnte nicht sagen, wie viel Zeit vergangen war, bis sich plötzlich die Haustür öffnete und Luca das Wohnzimmer betrat. Ich machte mir ein Glas Whisky Cola fertig und zog es in nur wenigen Zügen leer. „Ist das nicht Kais Wagen vor unserer Tür?“, fragte Luca neugierig. Ich nickte und erzählte, dass er ihn bei uns stehen lassen hatte. „Ist alles in Ordnung?“, wollte Luca wissen. „Ja, es ist alles gut, war nur ein stressiger Tag heute“, sagte ich völlig fertig und goss mir noch ein Glas voll. Luca hatte bestimmt gemerkt, dass etwas nicht in Ordnung war. Ich vermied Blickkontakt mit ihm und er gab mir nicht, wie sonst auch, einen Kuss zur Begrüßung.
 

Luca bereitete wie immer das Abendessen zu, doch ich bekam keinen Bissen herunter. Kai war tot und ich hätte es jetzt auch sein können. Dieser Gedanke ging mir immer und immer wieder durch den Kopf. Vielleicht wäre das sogar der schnellere Weg als irgendwann an AIDS zu sterben, dachte ich für einen kurzen Moment und verwarf dann schnell den Gedanken wieder. In dieser Nacht schlief ich immer wieder kurz ein und bekam dann Albträume vom blutüberströmten Kai. Schweißgebadet stand ich mitten in der Nacht auf und rauchte mir eine Zigarette nach der anderen. Luca schien zum Glück fest zu schlafen.

Zum ersten Mal seit langer Zeit bekam ich wieder das Gefühl, dass mir jetzt ein bisschen Kokain helfen könnte und ich begann wieder am ganzen Körper zu zittern. Aber ich blieb hart und verließ nicht die Wohnung, um mir etwas zu besorgen. Zu groß war die Angst, Luca zu verlieren…



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