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STARRE

von

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Familie

Ich saß alleine in der Wohnung und hatte gerade mit Marcus telefoniert. Ich kann gar nicht sagen, wie sehr ich ihn vermisse. Ich hatte heute eine Klausur wiederbekommen, die ausnahmsweise mal gut ausgefallen war, was ich wohl Leon zu verdanken hatte. Aber ich konnte mich nicht richtig darüber freuen, da die Sorgen um Marcus alles überschatteten. Nachdem ich in der Wohnung hin und her gelaufen war, beschloss ich kurzfristig zu meinen Eltern zu fahren.
 

Meine Mutter war überrascht, mich so spät am Abend noch zu sehen, aber sie bat mich freudestrahlend herein. „Wie geht es dir? Ist Marcus noch arbeiten?“ fragte sie und sofort kamen mir die Tränen. „Was ist passiert, habt ihr euch wieder gestritten?“, fragte sie besorgt und ich schüttelte den Kopf. Ich erzählte ihr, dass Marcus für zwei Wochen auf Dienstreise mit seinem Chef sei. Dann schluckte ich schwer und die Tränen liefen nur so herunter. Meine Mutter nahm mich in den Arm und auch mein Vater kam zu uns in die Küche gelaufen. „Aber er kommt doch bald wieder“, wollte mich meine Mutter beruhigen. „Das ist es nicht“, sagte ich, als ich mich wieder ein wenig gefasst hatte.
 

„Vielleicht ist Marcus schwer krank, er hat vielleicht HIV“, sagte ich mit erstickter Stimme und brach wieder in Tränen aus. Meine Eltern wurden beide Leichenblass und keiner sagte mehr einen Ton. Wortlos setzte meine Mutter einen Tee auf und deckte für uns alle eine Tasse. Mein Vater war der Erste, der das Wort ergriff und fragte, was das bedeuten würde? Ich erklärte ihnen, dass wir das endgültige Ergebnis in drei Monaten erfahren würden, aber der erste Schnelltest zum Glück negativ ausgefallen sei. Ich war froh, jetzt nicht mehr alleine zu sein und würde heute auch hier übernachten.
 

Meine Eltern versuchten mich zu beruhigen und meinten, dass es ja noch nicht sicher sei, aber ich konnte ihnen anmerken, dass sie auch beunruhigt waren. „Und was ist mit dir? Bist du dann nicht auch gefährdet?“ fragte meine Mutter besorgt. Ich nahm ihnen Beiden gleich den Schreck und schüttelte mit dem Kopf. „Wir haben seitdem nicht mehr miteinander geschlafen“, sagte ich. Meine Eltern atmeten beruhigt auf. Wir haben uns noch den ganzen Abend weiter über das Thema unterhalten und uns gemeinsam Sorgen um Marcus gemacht.
 

Ganz nebenbei erwähnte ich meine Klausur, doch jetzt konnte sich keiner so richtig darüber freuen. Als es schon spät war, ging ich in mein Zimmer und mir fiel auf, dass ich die meisten Sachen schon längst in der Wohnung von Marcus stehen hatte. Wir waren eigentlich schon lange zusammengezogen, hier waren nur noch ein paar überflüssige Sachen. Ich legte mich in das Bett und drückte das Kissen ganz fest an mich. Ich wünschte, diese drei Monate wären schon vorbei und Marcus wäre jetzt bei mir in meinen Armen.
 

Auch diese Nacht weinte ich mich wieder in den Schlaf und verfluchte diese Welt, das sie mir drohte, Marcus wegzunehmen. Ich war mir schon jetzt sicher, dass ich nur Albträume haben würde, so wie auch schon die vorherigen Nächte…



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