27.05.2024 - wringen
Schluchzend stand Mareille am Küchenfenster ihrer kleinen Wohnung und drehte das Handtuch in ihrer Hand hin und her, sodass das Wasser aus ihm heraus ins Spülbecken lief. Sie hatte es gerade aus der Waschmaschine geholt und zusammen mit allen anderen Kleidungsstücken, die sie gewaschen hatte, war das Handtuch klatschnass.
Es passte in ihre momentane Gefühlslage, denn erst vor wenigen Stunden hatte ihre große Liebe Malik mit ihr Schluss gemacht. Sie verstand absolut nicht warum, denn noch vor kurzem hatten sie sogar darüber geredet, endlich zusammen in eine Wohnung zu ziehen. Und Malik hatte ihr sogar einen Heiratsantrag gemacht. Sie verstand einfach nicht, warum er ihre Beziehung nur ein paar Wochen nach dem Antrag wieder beendete. Ohne ihr überhaupt einen triftigen Grund dafür zu nennen. Als es klingelte, ließ sie das Handtuch fallen und lief in den Flur, um die Tür zu öffnen.
Zu ihrer eigenen Enttäuschung erblickte sie ihre beste Freundin Claire vor der Tür und nicht Malik. Wortlos wandte sie sich wieder ab, um wieder in die Küche zu laufen, damit sie das nächste Teil aus der Waschmaschine ziehen und auswringen konnte.
“Mareille?” Verwirrt und wie bestellt und nicht abgeholt, stand Claire vor der Wohnungstür und wusste gar nicht, wie sie reagieren sollte. Sie trat in die Wohnung und schloss die Tür hinter sich, bevor sie zu ihrer Freundin in die Küche lief.
“Ist deine Waschmaschine kaputt?”, sprach sie Mareille direkt an, bekam im ersten Moment jedoch nur ein Schluchzen zurück, ohne dass die junge Frau damit aufhörte, das Kleidungsstück in ihrer Hand auszuwringen.
“Okay, was ist passiert, Süße? Ich bezweifle, dass du dir wegen einer kaputten Waschmaschine die Augen aus dem Kopf heulst!”
Kaum, dass die Worte Claires verklungen waren, ließ Mareille das Stück Stoff in ihrer Hand fallen und drehte sie zu ihrer Freundin um. Tränen rannen erneut über ihre Wangen und sie machte sich gar nicht erst die Mühe, sie aufzufangen.
“Malik hat Schluss gemacht”, glitt es ihr leise über die Lippen und als Claire auf sie zutrat, um sie in eine Umarmung zu ziehen, schmiegte sie sich sofort haltsuchend an ihre Freundin. “Ich verstehe das einfach nicht, Claire. Wir wollten heiraten. Und zusammenziehen. Ich verstehe einfach nicht, was sich so plötzlich geändert hat”, schluchzte sie an der Schulter ihrer Freundin und schniefte vor sich hin.
“Was hat er denn gesagt?”, hakte Claire nach und strich ihrer Freundin über den Rücken hinweg.
“Nicht viel. Er hat nur gesagt, dass er sich noch nicht bereit zum Heiraten fühlt”, entgegnete Mareille und diesmal runzelte Claire die Stirn. “Aber er war doch derjenige, der dir den Antrag gemacht hat?”
Leise seufzend nickte Mareille und biss sich auf die Lippen. “Deswegen verstehe ich es ja nicht. Ich habe schon versucht, ihn anzurufen, aber er drückt mich jedes Mal weg.”
“Lass ihm ein wenig Zeit. Ich bin mir sicher, wenn er dir die wahren Gründe nennen will, wird er es tun. Und vielleicht steckt etwas ganz anderes dahinter, als du vermutest”, versuchte Claire sie aufzumuntern und deutete anschließend auf die Wäsche.
“Und jetzt komm, lass uns die Wäsche gemeinsam auswringen und dann aufhängen. Dabei kannst du deine Wut über ihn herauslassen und vielleicht sieht danach alles schon ganz anders aus”, schob sie hinterher und trat auf das Waschbecken zu, um nach dem Stück Stoff im Spülbecken zu greifen.
“Und danach schauen wir nach einer neuen Waschmaschine für dich, denn jeden Tag will ich das auch nicht machen”, kicherte sie, woraufhin auch Mareille leise lachte. “Ich auch nicht, aber”, stimmt sie zu und trat neben ihre Freundin. Sie wusste nicht, was die Zeit mit sich bringen würde, aber jetzt in diesem Moment beschloss sie, um ihren Verlobten zu kämpfen. Gleich nachdem sie gemeinsam mit Claire all ihre Klamotten ausgewrungen hatte.
