Zum Inhalt der Seite

Tagebuch einer Trainerin

Pokémon Weiße Edition (Nacherzählung)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Der Triorden

Die neuen Pokémon lernen nur langsam, sie brauchen Zeit, sich an uns zu gewöhnen. Trotzdem sind wir nach einer halben Woche soweit, dass wir die Arena guten Mutes in Angriff nehmen können.

Die Arena liegt inmitten des größten Restaurants von Orion City, und das ist ein beeindruckendes Gebäude mit hohen, holzvertäfelten Wänden und Blumenkästen voller junger Blumen neben der roten Fronttreppe. Über dem Eingang prangt ein silbernes Kunstwerk, das drei gekreuzte Bestecke darstellt und Tag und Nacht angeleuchtet wird; auch aus den Fenstern unter dem blauen Dach ist bis spät in die Nacht Licht zu sehen. Drinnen gibt es jede Menge kleiner und großer Tische, an denen man gemütlich speisen kann, auch im obersten Stockwerk, wo zwischen den Tischen ein Weg zur eigentlichen Arena führt. Um durchzukommen, müssen wir erst ein Rätsel lösen; der Aufpasser erlaubt uns aber, es zu dritt anzugehen. Es gilt, drei Vorhänge in den Farben der Pokémontypen Feuer, Wasser und Pflanze zu passieren, indem man den Schalter mit dem sehr effektiven Typ drückt. Die Aufgabe wird zusätzlich erschwert durch die regulären Gäste, die an den Tischen rechts und links des Raumes sitzen und neugierig herübersehen.

„Feuer ist dein Typ, Bell“, sagt Cheren, „Willst du den ersten Schalter drücken?“

„Gegen Feuer ist Wasser sehr effektiv“, weiß Bell aus unseren vielen Trainingseinheiten, und bekommt auch trotz des Lampenfiebers den Mut zusammen, den entsprechenden Schalter zu drücken. Statt mit Fliesen ist der Boden dahinter mit hellem Holz ausgelegt; der nächste Vorhang ist blau, wie Wasser.

„Unsere größte Schwäche ist Pflanze“, sage ich zuversichtlich und drücke den grünen Schalter.

Hinter dem blauen Vorhang kommt dunkler Holzboden zum Vorschein, der den Raum zum letzten, grünen Vorhang bedeckt.

„Und gegen Pflanzenpokémon ist Feuer effektiv“, sagt Cheren und tritt wie nebenbei auf den roten Schalter.

Der letzte Raum des obersten Stockwerks ist mit rot gemustertem Teppich ausgelegt. In der Mitte erheben sich auf drei Hölzernen Bühnen die eigentlichen Arenakampfplätze, jeweils umgeben mit mehreren edlen Tischen, an denen interessierte Zuschauer sitzen. Auf jedem der drei Kampfplätze steht ein Arenaleiter bereit; es sind tatsächlich Drillinge, jeder auf seinen Typ spezialisiert. Sie wirken jung für Erwachsene und entschlossen, neuen Trainern wie uns eine möglichst lehrreiche Hürde zu sein. Der Oberkellner weist uns jeweils einer der Bühnen zu, und mein Gegner ist Benny, der grünhaarige Pflanzentrainer. Er scheint der gelassenste und der Wortführer der Drillinge zu sein, und er eröffnet den Kampf mit einem Yorkleff. Das Hundepokémon ist stark, vermutlich noch auf einem höheren Level als Detleff, aber kein Gegner für die schon viel mächtigere Umi. Ich nutze die Gelegenheit, meinen Starter zeigen zu lassen, was sie kann, bevor ich sie auswechsle, weil Benny sein Vegimak in den Kampf schickt. Es sieht größer und kräftiger aus als Bells Exemplar, auch wirken die Blätter auf seinem Kopf wesentlich grüner und saftiger. Auch mein Grillmak wirkt eher schwach im Vergleich, aber der Typvorteil des munteren Feuerpokémons gleicht diesen Nachteil völlig aus und verschafft mir einen sicheren Sieg, obwohl die Attacke Kraftschub Vegimak extrem stärkt und mir dadurch ziemlich zu schaffen macht.

Ich bin erleichtert, wie gut ich den Kampf gemeistert habe, fast zeitgleich mit Cheren, der gegen den hitzigen Maik antreten durfte. Bells Kampf gegen Colin dauert noch an; ihr Vegimak gerät so in Bedrängnis, dass sie letztlich doch Rex zurück in den Kampf schicken muss, um noch einen furchtbar knappen Sieg zu erringen.

„Ui, das war knapp!“, stößt sie erleichtert aus, „Gut, dass wir so viel gegen Umi trainiert haben, was, Rex? Super, wie du diese Aquaknarre ausgehalten hast, ich bin so stolz auf dich, mein Freund!“

„Floink!“, quietscht Rex glücklich, froh über das so hart erkämpfte Lob.
 

„Das habt ihr alle wirklich gut gemacht“, lobt Benny uns, „Es freut mich zu sehen, wie munter und vertrauensvoll eure Pokémon aussehen. Bevor ihr zurück ins Pokémoncenter lauft, um ihnen die wohlverdiente Ruhe und Heilung zu gönnen, lasst uns euch die Orden überreichen, die ihr gewonnen habt.“

Er nickt seinen Brüdern zu, die jeweils eine Schatulle hervorziehen. Colin ist es, der uns die Triorden überreichen darf, glänzende Broschen, die den ersten großen Erfolg unserer Reise belegen. Maiks Schatulle enthält kleine Disks, sogenannte Technische Maschinen, mit deren Hilfe man seinem Pokémon die Attacke Kraftschub beibringen kann, mit der mein armes Grillmak so zu kämpfen hatte.

„Der Triorden ist der erste von acht Arenaorden, die ihr braucht, um euch für die Pokémonliga zu qualifizieren“, erklärt Ben, und seine Stimme hallt gewichtig über den Tischen des Restaurants, „Dass ihr ihn tragt, hat auch Einfluss auf eure Pokémon: er beweist eure Stärke, weswegen auch getauschte oder geliehene Pokémon bis Level 20 euch so viel Respekt entgegenbringen, als hättet ihr sie selbst gefangen. Diese TMs enthalten die Attacke Kraftschub, mit denen sich eure Pokémon für kurze Zeit einen Boost verschaffen können, wie wir es heute demonstriert haben. Euer weiterer Weg führt euch nun nach Septerna City, wo ihr euch den Grundorden verdienen könnt. Eile besteht jedoch nicht, ihr seid dieses Jahr noch bequem unter den Ersten, die in unserer Arena bestanden haben.“

Unter den Zuschauern brandet lauter Applaus auf. Ich fühle mich exponiert auf der Bühne und reichlich verlegen, aber auch etwas schwindlig von meinem Erfolg und diesem brausenden Vorgeschmack auf die Pokémonliga, wo wir vor viel mehr Leuten antreten werden, so wir es bis dahin schaffen. Wir bedanken uns bei Benny, Maik und Colin und verlassen die Arena, hocherfreut über unseren Erfolg und die glänzenden Orden, die wir gewonnen haben. Umi, Rex und Siegfried sind auch mächtig stolz auf sich, ungewohnt munter trotz der Verletzungen, die sie im Kampf erlitten haben. Besonders Rex ist es schlimm ergangen, er ist ganz nass und zittrig, aber trotzdem so aufgeregt, dass Bell ihn kaum abtrocknen oder wärmen kann.
 

Im Pokémoncenter wartet auch schon die nächste Überraschung auf uns: Vivian, eine Forscherkollegin von Professor Esche. Vivian ist noch jung und ganz aufgeregt in ihrem weißen Kittel; ihre schwarzen Haare hat sie vorne mit einem rosa Blütenclip gebändigt, hinten fallen sie knielang bis über den Saum des Kittels. Zum Glück wartet sie höflich, bis wir unsere Pokémon zur Versorgung abgegeben haben, bevor sie uns mit ihrem Anliegen überfällt:

„Ich bin so froh, euch hier zu treffen, Cheren, Bell, Bianka. Darf ich euch eventuell um einen Gefallen bitten? Wir können zusammen essen, während ich erzähle…“

Diesen Kompromiss gehen wir gerne ein, und wir sind froh, immerhin essen zu können, während Vivian uns von ihrem Forschungsprojekt erzählt. Offenbar arbeitet sie gerade an einem Gerät, das es ermöglichen soll, die Träume der Pokémon zu visualisieren und so einen Zugang zur Traumwelt herzustellen, wodurch der Kontakt zu fernen Pokémon hergestellt werden soll. Die technischen Details übersteigen meinen Horizont, aber das Problem besteht wohl darin, dass die Maschine eine Substanz namens ‚Traumstaub‘ benötigt, um zu funktionieren, und dass diese nicht so leicht zu bekommen ist, wenn man kein Somniam hat. Zum Glück für Vivian leben solche Pokémon ganz in der Nähe, nämlich im hohen Gras bei der Traumbrache, und so braucht sie nur ein paar fähige Trainer wie uns, um ihr eines zu beschaffen.

Wir erzählen im Gegenzug von unserem Training dort und dass wir das hohe Gras zwar gesehen haben, aber nicht erreichen konnten, und schon schiebt Vivian mir einfach eine VM zu – eine versteckte Maschine, ähnlich einer TM, aber unbegrenzt nutzbar. „Damit kommt ihr durch“, meint sie, „Bringt einem Pokémon diese Attacke bei, und die Büsche sollten kein Hindernis mehr für euch sein.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück