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Zwischen mir und deinem Glauben

Was nach dem Zwielicht passierte...
von

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Massaker

Die mysteriösen Gestalten waren Taro schon länger ins Auge gefallen. Sie lungerten einfach in der Ecke herum, in den dunkelsten Straßen. Er hatte drei im östlichen Viertel gezählt, vier im westlichen und ein Dutzend etwa auf dem im Zentrum gelegenem Hauptplatz unter der Menge, die schon seit Stunden verdrossen auf die Prinzessin wartete. In dem Gedränge der Massen fielen sie gar nicht weiter auf, aber Taro gefiel der wachsame Ausdruck nicht, mit dem sie alle Vorbeikommenden genau zu beobachten schienen. Sie waren in graue Mäntel gehüllt, allesamt. Doch sie waren zu gepflegt, um einer Bettlerbande anzugehören, und ihr Körperbau zeugte, soweit er sehen konnte, nicht von Armut oder Schwäche. Aber genauer konnte er es nicht sagen; der weite Schnitt verbarg ihre Gestalt zu sehr.
 

„Brosh, wer hat diese Männer eingelassen?“, fragte er, und deutete mit einem Nicken auf eine weitere Gruppe, die an einer Hauswand lehnte.

„Ich weiß es nicht, Herr. Vielleicht sind es Kranke oder Krüppel.“ Brosh wedelte gerinschätzig mit einer Hand, als ginge ihn das alles nichts an. Seine moosgrünen Augen waren in die Ferne gerichtet, auf das Tor hinter dem Brunnen, das zum Schloss führte. Es war noch immer geschlossen.

„Ich bin mehr scharf drauf, die Prinzessin zu sehen. In der langen Zeit, in der man von ihr nichts gehört hat, hat sie sicher 'ne Menge Schönheitsschlaf gehalten!“
 

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„Was ich von Euch will, fragt Ihr Euch?“ Die Stimme klang eisig, nicht amüsiert, ohne Spott in der Stimme. Zelda spürte eine unheimliche Angst in ihrem Herzen. Sie wusste um ihre Gabe der Diplomatie und ihr Verhandlungsgeschick, doch sie konnte den Mann vor sich nicht einschätzen. Er war unlesbar, als hätte man ihm sämtliche Gefühle aus der Seele gerissen. Sie hörte Kampfgeräusche hinter der Tür. Geschockt blickte sie sich um, konnte jedoch nur dumpfe Laute vernehmen. Doch es reichte, um zu wissen, dass ihr kein Fluchtweg blieb.

„Ich will im Namen Manis über Euch richten.“ Keinerlei Emotion. Er hob den Kopf, und Zelda erkannte eine rotglühende Iris, mit dem er ihr entgegenblickte. Der Rest war unterhalb der Kapuze verborgen.

„Über mich richten? Was habe ich verbrochen? Was gibt Euch das Recht, meine Untergebenen anzugreifen?“, fragte sie, mit Mühe die Fassung bewahrend. Wieder ging sie ein paar Schritte rückwärts.

„Euer Vergehen, Prinzessin Zelda, ist Eure Existenz als solche. Die Kraft, mit der ihr geboren wurdet – sie ist zu mächtig, als dass sie in Eurem Besitz erhalten blieben dürfe. Und in dem eines jeden anderen sterblichen Wesens, einschließlich Eurer Nachfahren.“

Emotionslos starrte ihr Widersacher sie noch immer an. Zeldas eisblaue Augen blinzelten nicht einmal.

„Da Euer Handeln im Namen Manis erfolgt, nehme ich an, Ihr seid Alastor?“

Doch diese Frage sollte unbeantwortet bleiben, als Zeldas Hand plötzlich nach vorne schnellte und ein gleißender Lichtblitz den gesamten Raum in grelles Weiß tauchte. Zelda schloss im richtigen Moment die Augen und lief los. Sie spürte die Kräfte, die von dem Shiekahoberhaupt ausgingen – auch, wenn sie nicht sagen konnte, welcher Natur sie waren. Ihre eigenen beschränkten sich auf das Heilen, auf Schutzzauber und andere Arten von Magie, aber nicht auf welche, die dazu da war, zu zerstören; nachdem der dunkle Herrscher für immer gebannt schien, hielt sie es nicht nötig, solche zu erlernen. Jetzt jedoch sah sie ein, dass dies wohl ein Fehler gewesen war.

Die Lider immer noch verschlossen, prallte sie plötzlich gegen etwas, und als sie aufschaute, sah sie Ais vor sich stehen, der sie zur Abwechslung einmal anlächelte.

„Ihr seid so leicht zu durchschauen, Euer Hoheit.“

Zelda konnte nicht antworten, warf ihm nur einen ernsten Blick zu und wollte sich grob loswinden, doch der Shiekah hielt sie zu fest. Die Türen wurden aufgestoßen, die Prinzessin konnte nicht sehen, von wem, doch sie hörte ein: „Tötet sie!“

„Heute nicht.“, sagte Ais mit einem siegessicherem Gesichtsausdruck.

Und damit warf sich der Shiekah plötzlich mit ihr durch eines der zerstörten Fenster. Die letzten Reste der ehemaligen Scheiben klirrten auf, fielen mit ihnen gen Erde. Zelda schrie laut auf. Als sie das Gefühl eines tiefen Falls spürte, klammerte sie sich an ihm fest. Doch Ais starrte nur der Sonne entgegen, dem Licht, das sie beide bedeckte – und die schließlich hinter den Zinnen verschwand, als die beiden in den Schatten eintauchten. Ebenso wie die beiden Körper der Fallenden.
 

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Es war Abend geworden. Draußen vor dem Fenster hatten die Strahlen der Sonne ihre Farbe gewechselt und tauchten die Häuserfassaden nun in ein helles Orangerot.

Das Gepäck war fast zuende gepackt, jedenfalls glaubte Colin nicht, dass Jargo sich noch mehr würde aufladen können; sein Rucksack sah so schwer aus wie der eines Goronen, der plante, einen Regenfasshandel zu eröffnen. Ein schelmisches Lächeln schlich sich auf das Gesicht des Dorfjungen.

„Schade, dass wir heute nicht der Krönung der Prinzessin beiwohnen dürfen...“, keuchte er, bevor er beschloss, dass er wohl ein paar Bücher zu viel mitnehmen wollte. Die Hälfte packte er wieder aus.

„Was denn, interessierst du dich jetzt für die hübsche Dame? Sei doch froh, du bist einer der wenigen, den sie von sich aus zu einer Audienz geladen hatte. Oder hast du das etwa schon vergessen?“, fragte Ashley spöttelnd, deren Gürteltasche erstaunlich klein wirkte im Gegensatz zu der ihres Kameraden.

„In der Tat, das ist wahr. Aber mich würde interessieren, wie sie jetzt aussieht; es heißt, seit das Schloss wiederaufgebaut wurde, habe man sie nur selten gesehen. Sie verlässt so gut wie nie ihre Gemächer.“ Jargo lehnte an der Wand und sah seitlich aus dem Fenster. Eine Menge Menschen war heute in der Stadt unterwegs, mehr als sonst; sie alle wollten dem Fest beiwohnen, dass man im Anschluss an die Zeremonie abhalten würde. Es hieß, alle anderen Zimmer in den Gasthöfen seien bereits ausgebucht, und mehr als einmal hatte ein verschüchterter Reisender angeklopft, um zu fragen, ob Thelmas Wirtshaus nicht vielleicht doch noch eine Unterkunft für ihn böte.

„Ich glaube, ich verpasse heute das Geschäft meines Lebens. Was tut man nicht alles für seine Freunde...“, seufzte Thelma theatralisch und suchte nach dem Schlüssel, um die Gaststube für die Zeit ihrer Abwesenheit abzuschließen.

„Ich kann gut auf das Gedrängel verzichten, das die dort oben veranstalten. Wird schon schwer genug sein, dort oben überhaupt rauszukommen.“, sagte Raffler, der beide Arme auf den Tisch gestützt hatte und noch immer die alte Karte studierte, auf denen ihre Reiseroute verzeichnet war. Es kann nie schaden, alternative Wege zu kennen, hatte er gesagt.

Ein wenig Sehnsucht plagte Colin. Gerne hätte er auch einen Blick auf die Prinzessin geworfen, doch es gab nun andere, wichtigere Dinge zu erledigen. Und er wollte nicht als Kindskopf dastehen, wenn er darum bat, die Zeremonie abzuwarten. Gerade wollte Colin erwähnen, dass er reisefertig war, da hörten sie einen gewaltigen Lärm. Es klang wie eine Explosion.

„Das kam vom Schloss!“, rief Thelma, die als erstes auf der Straße stand, um nachzusehen. Ashley war innerhalb von zwei Sekunden nach draußen gestürmt, und auch Raffler erhob sich.

„Was geht da vor sich?“

Ein paar Soldaten rannten an Thelma vorbei, stießen sie beiseite. Sie stemmte die Arme in die Hüften. Wohin wollten die nur?

Doch kaum hatten die Soldaten den Brunnen erreicht, konnte die Wirtin sehen, wie von oben ein paar gräulich gekleidete Schatten auf sie hinabsprangen – und augenscheinlich einige Klingen in ihren Leibern versenkten, denn die tapferen Männer Hyrules ächzten auf. Plötzlich landeten welche unweit des westlichen Tores, direkt in ihrer Nähe, und griffen alle an, die sich in ihrem Weg befanden. Thelma riss die Augen weit auf, und als Ashley neben ihr erschien, deutete sie mit zitternden Fingern auf die roten Iriden, die sie beide mordlustig anstarrten – ehe sie wie im Nichts verschwanden.

„Bewaffnete Krieger fallen über die Stadt her!“, schrie Ashley, die Thelma unsanft wieder nach innen schob und die Tür hinter ihnen verriegelte.

„Ich sag das ungern, aber – das da draußen, das sind zuviele. Die verschwinden einfach so und tauchen wieder auf!“

„Rote Augen!“, rief Thelma.

„Sie sind da! Mist, sie sind uns zuvorgekommen.“, schloss Raffler schnell und suchte nach einem Ausgang. Draußen rappelte jemand unsanft an der Tür; ehe er mit einem Tritt dagegen wohl zu dem Schluss kam, dass es zwecklos war. Der normale Weg war versperrt.

„Die Kanalisation! Folgt mir!“, rief Jargo, ehe er zu einem Geheimgang im hinteren Teil der Gaststube sprintete. Einer nach dem anderem verschwand in dem Tunnel, der hinter einem großen Gitter lag.

„Luise, komm her!“, sagte Thelma und griff nach ihrer gebrechlichen weißen Perserkatze, bevor sie ebenfalls in den Tunnel kroch. Colin fiel etwas ein. Jargo war der Letzte, der auf ihn wartete.

„Kommst du?“

„Macha wartet noch draußen!“, rief er verzweifelt, doch da sah er bereits das Feuer, das durch das Fenster schimmerte. Die Shiekah hatten das Gebäude in Brand gesteckt.

Colin griff nach dem Türgriff, doch er wurde von Jargo zurückgeschleift.

„Du kannst nicht mehr tun, ich bin sicher, sie kommt zurecht!“
 

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Taro blickte gen Himmel, als er wieder zu sich kam. Als er sich ächzend aufrichtete und nach dem Tuch fasste, ein kleines rotes Band, das um seine Stirn gewickelt war und seine Haare noch strubbliger aussehen ließ, als sie es ohnehin schon waren, fühlte er, dass es blutgetränkt war. Und schließlich setzte der Schmerz ein, der ihm bestätigte, dass ihm jemand eine große Wunde am Kopf zugefügt hatte.

Es war so schnell gegangen. Taros Männer hatten nicht einmal eine Chance gehabt, sich zu verteidigen. Der junge Hauptmann hatte diesen Angriff nicht erwartet, jedenfalls nicht so plötzlich. Selbst Brosh, der immerzu die Augen offen und die runden Ohren gespitzt hielt, hatte sie nicht bemerkt. Da hatte ihnen sogar seine Feuermagie nicht helfen können.

„Hauptmann, du bist noch am Leben?“ Er war erleichtert, als er Stimme des rothaarigen Bären einige Meter weiter vernahm. Wahrscheinlich hatte auch er gerade wieder zu sich gefunden. Sie hatten Glück gehabt. Der Rest ihrer Truppe – hatte den Angriff nicht überlebt.

Taro lag inmitten der Leichen seiner Freunde, die den Boden nun mit ihrem Blut tränkten, während die mysteriösen Angreifer immer noch über die Zivilisten herfielen. Die Häuserdächer waren in Brand gesteckt worden, und zu allen Seiten versuchten die Menschen zu flüchten, rannten kreischend durcheinander wie eine Meute aufgeschreckter Hühner. Taro blickte sich fassungslos um. Es war nahezu unmöglich, dass sich soviele bewaffnete Männer einfach so an ihm hatten vorbeischleichen können. Wie war das geschehen?
 

Brosh, der als erster wieder auf den Beinen war, half ihm auf. „Die Menschen auf dem Platz, Hauptmann! Sie sind alle in Gefahr!“, rief er, bevor er losprintete. Taro schüttelte den Kopf, um wieder einen klaren Gedanken zu fassen, ehe er nah seinem Schild griff und ihm folgte. Es war schrecklich. Diese seltsamen Männer fielen über alles her, was sie ins Auge fassten. Taro stellte sich vor eine junge Mutter und deren Kind, das schreiend in ihren Armen lag. Ihr Peiniger starrte sie verwegen an. Er hielt einen Leichnam in der Hand, etwas älter als Taro vielleicht; der Mörder ließ ihn unsanft in seine eigene Blutlache zurückfallen. Vielleicht der Vater des Kindes, denn die Frau hinter ihm weinte. Taro wollte nach seinem Schwert greifen, doch da war nichts, das er hätte greifen können; verdammt, er musste es in seiner Eile liegen gelassen haben!

Doch gerade, als er seinen Fehler bemerkte, kam Brosh ihm zu Hilfe. Eine große Flamme bildete sich in seinen offenen Händen, und als er auf den Angreifer losging, war es, als würde er mit einem Flammendämon kämpfen. „Schnell, versteckt euch!“, rief Taro der jungen Mutter zu, als weitere Graumäntel auftauchten, doch die Frau rührte sich nicht vor Angst. Stattdessen lenkte das schreiende Bündel in ihren Armen nur noch mehr Aufmerksamkeit auf sie. Brosh war inzwischen erfolgreich aus dem Kampf hervorgegangen, doch gegen eine solche Übermacht würde es auch nicht viel helfen, wenn ihm der Feuermagier zur Seite stand. Taro zog gerade sein Schwert, bereit, die junge Mutter mit seinem Leben zu beschützen, als er sah, wie einer der Angreifer etwas zückte und warf; es ging zu schnell, als das er hätte erkennen können, was es war. Dennoch versuchte er, sie mit seinem Schild zu blocken. Er hörte nur sehr leise Aufprälle. Wie kleine Kugeln oder -

„Nadeln!“, rief er entsetzt, ehe er sich umdrehte. Der Großteil war an seinem Schild abgeprallt, doch er sah, dass der Frau ein roter Streifen Blut am Hals hinunterlief.

„Nein!“ Während Brosh sich ganz allein mit dem ganzen Haufen anlegte, eilte Taro zu dem Opfer und fing beide auf; das Kind schien unversehrt, doch seiner Mutter stockte der Atem. Sie atmete heftig und schnell, wie ein Fisch; ein violetter Streifen zog sich von der Stelle, an der sie mit der Nadel getroffen worden war. Taro begriff sofort. Gift. Die Nadeln waren vergiftet!

„Rette – rette sie!“, keuchte die junge Frau, und überreichte ihm mit zitternden Händen ihr Kind. Mit entsetzten Augen starrte Taro die Frau an, ehe er das lebende Bündel an sich nahm. Der Kopf der Mutter erschlaffte, die Augen weit geöffnet. Der junge Hauptmann fuhr schweren Herzens über ihre Augen, um sie zu schließen, und tat es gleich. Er wollte ein leises Gebet sprechen, doch dafür war keine Zeit; er rief nach Brosh, der es anscheinend geschafft hatte, seine Überzahl an Gegnern ganz allein zu besiegen. Taro zählte sechs tote Körper; unglaublich.

Brosh entdeckte das Bündel in Taros Armen und verstand sofort.

„Diese Stellung ist unhaltbar!“, schrie sein Hauptmann, noch immer das schreiende Kind in den Armen. Es stank entsetzlich nach Rauch und verbranntem Fleisch; der Qualm behinderte seine Sicht.

Brosh sah in der Ferne, wie ein alter Mann aus dem Fenster eines dreistöckigen Hauses um Hilfe rief.

„Wir treffen uns am westlichen Stadttor!“, rief er Taro zu, der nickte und in die entsprechende Richtung eilte, immer bedacht, das kostbare Gut in seinen Armen gut abzudecken. Er rannte wie der Wind. Doch als er gerade damit gerechnet hatte, dem Unheil zu entkommen, sah er die geschlossenen Stadttore; jemand musste sie absichtlich hinuntergelassen haben. Er war eingesperrt, eingesperrt inmitten der Hölle, die einst Hyrules blühende Hauptstadt gewesen war. Ein lauter Knall ertönte, ein mächtiges Grollen, und als Taro sich umdrehte, konnte er nur noch fassungslos mitansehen, wie der Hauptplatz in einem gigantischen Feuerball aufging.



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