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Zwischen mir und deinem Glauben

Was nach dem Zwielicht passierte...
von

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Bekannte

Es war Frühling in Hyrule. In der Stadt herrschte ein geschäftiges Treiben. Leute liefen umher, hektisch, ohne Ruhe. Niemand betrachtete das neue Schloss Hyrule, dessen Wiedererbau vor kurzem erst beendet worden war. Nun erstrahlte das Gebäude in altem Glanz. Majestätisch ragten die Türme in die Höhe und übertrafen jedes andere Bauwerk in der Umgebung um Längen. In einem der oberen Stockwerke hatte man jedoch ganz andere Sorgen.

„Was haltet ihr von Magenta? Ich bin sicher, die Farbe steht Euch ganz ausgezeichnet.“ Impa, eine der Bediensteten, rannte gehetzt von Schrank zu Schrank und breitete eine große Auswahl an edlen Stoffen auf dem Tisch aus. Sie hatte rundliche Backen, frauliche Kurven und ihrem Haar begannen sich bereits die ersten grauen Strähnen abzuzeichnen. Dennoch hatte sie stets ein Lächeln auf den Lippen, besonders, wenn sie sich mit der Thronfolgerin Hyrules in einem Raum aufhielt.

„Das Smaragdgrün, das Ihr heute tragt, steht euch übrigens auch ganz ausgezeichnet.“

„Ich hasse Grün.“, murmelte sie leise. Die Prinzessin stand vor dem hohen Fenster ihres Ankleidezimmers, gedankenverloren in die Ferne blickend. Seit dem Kampf gegen den Großmeister des Bösen wurde sie öfters so melancholisch gesehen. Niemand vermochte zu sagen, wohin ihre Gedanken in jenen Momenten schweiften.

Impa trat näher zu ihr.

„Prinzessin, bereits in zwei Wochen wird Eure Krönung abgehalten. Nachdem das traditionelle Gewand in den Ruinen Eurer alten Residenz sein Ende fand, ist es nun umso wichtiger, dass wir eines nähen, dass Euch um einige Jahre überleben wird. Eines, das Euren Nachkommen noch zur Verfügung stehen wird.“ Zelda reagierte nicht.

Plötzlich klopfte es an der Tür. Die braunhaarige Schönheit drehte sich nicht einmal um. „Herein.“ Hastig trat ein Bote ein.

„Hoheit, hier verlangt jemand eine soforte Audienz. Er sagte, es ginge um eine wichtige Angelegenheit.“ Zelda warf überrascht einen Blick über ihre Schulter. „Sein Name?“

„Er sagte, er hieße Ais.“
 

So schnell es ihr äußerst beengendes Kleid zuließ, beeilte sich Zelda, die Treppe hinunterzusteigen. Hastig, doch mit einer leicht anmutenden Eleganz trat sie in den Eingangsbereich, wo ihr Gast bereits auf sie wartete. Er sah aus wie ein junger Mann in ihrem Alter, doch sein strubbliges Haar war von einem ebenem Weiß und reichte ihm bis zur Schulter. Es bedeckte die eine Hälfte seines Gesichts, unter dem man seine roten Iriden nicht sehen konnte. Dafür prangte auf der anderen Seite eine Tätowierung von violetter Farbe. Es wirkte wie ein Mal in Form einer langen Träne. Sein Körper war in einen langen, grauen Umhang gehüllt, unter dem, wie Zelda wusste, sich eine eng anliegende Rüstung befand.

„Ais...“, flüsterte Zelda mit echter Freude in ihren Augen und eilte auf den Neankömmling zu. Zum ersten Mal an diesem Tag lächelte sie.

„Prinzessin...“, sagte ihr Gegenüber und senkte den Blick, um mit dem Oberkörper kurz eine Verbeugung anzudeuten.

„Ich habe dir schon so oft gesagt, du sollst dich nicht vor mir verbeugen!“, zischte Zelda ein wenig aufgebracht, während sie ihn an der Schulter wieder hochzog, „Es reicht, dass man mich in diesem Schloss behandelt, als sei ich eine der Göttinnen persönlich.“

„Prinzessin, ich muss Euch etwas berichten.“, sagte Ais, ohne auf ihr Gerede einzugehen. „Es ist von höchster Dringlichkeit. Bitte lasst mich ungestört mit Euch reden.“

„Natürlich...“, sagte Zelda verwundert. Ihr Bekannter war immer schon sehr ernst gewesen, immerhin lag das in der Natur der Shiekah. Aus seiner eisigen Mimik ließ sich nur selten ein Gefühl herauslesen. Doch heute schien es um etwas wirklich Wichtiges zu gehen. Schweigend folgte die Prinzessin ihm in einen Nebenraum.
 

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Mit einem Seufzen wischte sich der blonde Jüngling den Schweiß von der Stirn. Vor ihm stapelten sich mehrere Tonkrüge, die er allesamt durch das ganze Dorf geschleppt hatte. Ordon war ihm noch nie so groß vorgekommen...

Er pflückte einen Grashalm ab und fing mit einem gedankenverlorenem Blick in den Himmel an, auf dessen Ende herumzukauen. Es war so ruhig. Beinahe langweilig. „Colin!“

„Ich komme schon!“, rief der Junge, als er hörte, wie seine jüngere Schwester nach ihm rief. „Was ist denn los, Vanna?“

„Vater will mit dir reden. Er wartet auf der Lichtung am Ende des Dorfes auf dich!“, rief ihm die Fünfjährige zu, ehe sie mit einem freudigen Lachen im Haus verschwand. Colin stutzte. Die Lichtung am Ende des Dorfes?
 

Sein Vater stand nicht weit vom Tor entfernt. Moe schien in Gedanken zu schwelgen, während er das Haus in den Wipfeln betrachtete. Erst, als er Colins Schritte hörte, drehte er sich um. „Oh, mein Sohn. Ich habe dich gar nicht bemerkt.“, sagte er lächelnd. Colin setzte eine fragende Miene auf. „Vanna sagt, du wolltest mich sprechen?“

„Ja.“ Moes Stimme bekam einen elegischen Unterton. „Es ist eine ganze Weile vergangen, seit Link fortgegangen ist.“ Colin blickte auf. Sein Vater hatte schon seit Ewigkeiten nicht mehr über ihn gesprochen. Niemand hatte vergessen, was ihr nun als Held bekannte Freund damals für sie getan hatte – aber Colin wusste, wie sehr es Moe schmerzte, dass er fortgegangen war. Wahrscheinlich hatte er in ihm einen zweiten Sohn gesehen.

„Ich weiß noch, wie ich ihm von Hyrule berichtete. Von der Welt, die er nicht kannte. Die Sehnsucht in seinen Augen war förmlich zu spüren. Aber eines Tages verspürt jeder junge Mann dieses Fernweh. Und nun, nachdem Taro und Maro ebenfalls unser Dorf verlassen haben...“ Moe schien aus seiner Trance erwacht und betrachtete seinen Sohn stolz. „Sehe ich dasselbe Glitzern in deinen Augen.“

„Aber Vater, ich...“, fing Colin an, aber Moe unterbrach ihn. „Ich weiß, dass du hergeblieben bist, um deiner Mutter und mir nach allem, was passiert ist, zur Seite zu stehen. Aber ich denke, es ist an der Zeit, dass wir dir auch erlauben, endlich dein eigenes Abenteuer zu bestreiten. Sieh nur, wie du gewachsen bist. Du bist geübt im Schwertkampf und einer der besten Reiter des ganzen Dorfes. Du bist bereit, in die große Welt zu ziehen.“

Damit überreichte er Colin etwas, das der Junge sofort als das Schwert seines Vaters erkannte. Zögernd nahm er es entgegen. Moe wirkte zufrieden, als er seinen Jungen mit der Waffe sah. „Ich bin sehr stolz auf dich. Hier.“ Er gab Colin einen Umschlag.

„Was ist das?“, fragte der Junge, während er an der Gürtelhalterung seines Schwertes herumnestelte. „Es ist ein Brief von Thelma, der Wirtin. Sie sagt, sie bräuchte meine Hilfe. Wahrscheinlich warten irgendwo wieder ein paar unerledigte Heldentaten. Aber ich bin zu alt, um weiterzukämpfen. Und deine Mutter und deine Schwester brauchen mich.“ Moe lächelte. „Es wird Zeit für die neue Generation.“
 

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In einer Bar am Rande Hyrule-Stadts saßen vier Männer der königlichen Wache an einem Tisch. Broshs Kehle entwich ein lauter Rülpser, der seine Saufkumpanen zum Lachen brachte.

„Seht ihr, ihr Anfänger, so macht man das!“ „Jaja, darin macht dir keiner etwas vor!“, wurde ihm von der Seite bestätigt. Brosh lächelte erhaben. Er war nun nicht nur der Größte und Älteste des jugendlichen Trupps, sondern jetzt auch noch der König der Feierabendrunde; zumindest heute.

Die junge Bardame mit dem langen, dunkelblondem Haar stand gegenüber des Hauptmanns der chaotischen Vierergruppe am Tresen.

„Taro, mach, dass er aufhört. Er belästigt nicht nur meine Gäste, sondern bringt auch eure gesamte Truppe in Verruf.“ Mit rollenden Augen erhob Hauptmann Taro sich und schritt mit ernster Miene zu seinen Leuten hinüber. „Männer, ihr habt das Fräulein gehört. Schluss mit den Kinderspielereien.“

Das Quartett ließ ein enttäuschtes Seufzen hören, während ihr Hauptmann lächelnd sein Bierglas an den Mund setzte. Die Bardame lächelte zufrieden. Plötzlich jedoch erklang ein Bäuerchen erster Klasse und hallte erstaunlich oft von den Wänden wider. Die kleine Gruppe umjubelte ihren Anführer stolz.

„Nehmt euch daran ein Beispiel. So machen das richtige Männer.“, sagte Taro und schenkte der Bedienung nichts als ein schelmisches Gesicht. Doch die junge Frau ließ sich das nicht bieten, warf das Handtuch, mit dem sie bis gerade einige Gläser poliert hatte, in die Ecke und flanierte zu ihnen. Sie schlug beide Hände hart auf den Tisch, bis das Geschirr klapperte.

„Darf ich den Herren noch etwas bringen?“, fragte sie aufgebracht. Plötzlich fühlte sie, wie eine Hand ihren Hintern hinaufwanderte.

„Natürlich darfst du das...“, sagte Brosh mit einem zufriedenem Ausdruck. Die Blondine schlug ihm das Handtuch ins Gesicht, aber in Windeseile hatte Taro sein Schwert gezogen und seine Klinge unmittelbar in der Nähe von Broshs Hand in das Holz der Tischplatte fahren lassen.

„Brosh, du bist ein fähiger Mann und ein guter Freund. Aber ich schwöre bei den Göttinnen, wenn du Ilya nicht sofort loslässt, verlierst du mehr als deinen Posten.“ Seine Augen fixierten die seines Gegenübers hart. Der musterte ihn einen Moment, ehe er mit einem pikierten Seufzer aufstand und aus der Bar verschwand. Die anderen folgten ihm nach einigen Momenten verlegen.
 

Ilya und Taro waren allein.

„Danke.“ Ilyas Stimme triefte vor Sarkasmus, als sie den Kopf schieflegte und ihn anstarrte.

„Es tut mir leid. Ich hätte wissen sollen, dass er...“, stammelte Taro eingeschüchtert und sah betreten zu Boden. Mit einem Mal fühlte er sich wieder wie der kleine Junge mit dem Holzschwert, der so oft für Ärger im Dorf gesorgt hatte. Ilya verschränkte die Arme. Eigentlich sah er noch immer so aus, nur älter. Sogar das Band um seinen Kopf trug er weiterhin, als Andenken, hatte er gesagt. Als Andenken an sein erstes richtiges Abenteuer. Nur die Rüstung der Armee sagte ihr, zu was für einer Kämpfernatur er sich entwickelt hatte.

„Taro, was ist nur aus dir geworden? Du warst früher schon aufdringlich, aber nun bist du ein erwachsener Mann und solltest wissen, wie du dich zu verhalten hast. Zumindest lässt dein unverkennbarer Bartwuchs darauf schließen.“, schloss sie vorwurfsvoll. „Aber mich wundert es nicht, dass man Kerle wie dich bei den Soldaten mit Kusshand nimmt.“

Verdrossen nahm Ilya einen Lappen und wischte den Tisch ab.

„Es tut mir ehrlich leid.“, fügte Taro erneut an.

„Bitte gehe jetzt. Und lass deine Leute zuhause, wenn du mich das nächste Mal besuchst. Ich möchte mir nicht schon wieder eine neue Anstellung suchen müssen.“, sagte Ilya, ohne aufzusehen. Erst, als sie die Tür hörte, hielt sie inne und blickte ihrem früheren Nachbarsjungen besorgt hinterher.

Ein letztes Mal erschien Taros Kopf im Fenster. „Die langen Haare stehen dir übrigens gut!“, grinste er, ehe er verschwand und vor dem Handtuch flüchtete, das ihm hinterhergeworfen wurde.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  shadow-queen
2014-12-26T00:25:56+00:00 26.12.2014 01:25
HAUPTMANN TARO?!?! Ist der nicht noch ein bisschen sehr jung? Ich meine, ich glaube, damals war er so um die zehn... Und es sind immerhin nur fünf Jahre vergangen... Jedenfalls finde ich es toll, dass du auch beschreibst, was aus den Kindern in Ordon geworden ist. Als du bei Colin von einem blonden Jüngling geschrieben hast, dachte ich erst, es wäre Link, aber es war Colin.
Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass Zelda Grün hasst *vielsagend zwinker*. Ich meine, Link trägt doch auch Grün, oder ahnt sie schon etwas?
Freue mich schon auf das nächste Kapitel!
LG, shadow-queen


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