Reise unbekannt
„Dies scheint mir nicht der richtige Weg zu sein.“
Link ignorierte Tayas Kommentar. Dieses nervige Feenknäul ging ihm von Tag zu Tag immer mehr auf den Senkel.
Vielleicht sollte er sie wieder einmal daran erinnern, sie in eine leere Flasche zu stopfen, wenn sie es sich weiter anmaßte, dumme Sprüche von sich zu geben.
Den schützenden Schatten verlassend, brannte die Hitze der Mittagssonne unbarmherzig auf Link herab. Schweißflecken zeichneten sich auf seiner Tunika ab, färbten sie dunkelgrün.
Hier war es unerträglich heiß.
Im Inneren war es noch angenehm gewesen, wenn auch zumeist stickig und die Luft modrig roch.
Da sie dort aber nicht weiter kamen, war ihnen nur noch der Weg nach draußen geblieben.
„Wo ist denn jetzt der Weg zu diesem Tempel?“
Es hatte nicht den Anschein, als würde sich Tayas Frage an ihrer grün gekleideten Begleiter richten, weshalb Link gar nicht erst antwortete. Höchstwahrscheinlich sprach sie wieder einmal mit sich selbst.
Wie lange mochte dieser Ort schon unbewohnt sein?
Was war mit ihren Bewohnern geschehen die hier einst gelebt hatten?
Link legte eine Hand auf die Mauer neben sich. Die Farbe war an vielen Stellen abgebröckelt, verblasst.
Lautlos ausatmend, begab sich der Junge zum Rand herüber.
Ein Blick in die Tiefe brachte seine Mundwinkel zum Zucken. Wenn er dort in die Tiefe herab fiel, dann…
Vorsichtig trat er einige Schritte zurück.
Hier sterben wollte er gewiss nicht. Bei seinem Glück würde er sich vielleicht nur ein paar Knochen brechen und Taya würde ihm irgendwelche Vorträge darüber halten, ob er keine Augen besäße und ohne sie vollkommen aufgeschmissen wäre.
Dies wäre schlimmer als der Tod an sich.
Die schweißnassen Hände trocknete sich Link an seiner Tunika ab. Dann nahm er seine Mütze ab und rieb sich damit über das Gesicht.
Ein Blick auf selbige und er kräuselte mehrmals seine Nase. Das war ein wirklich grauenvoller Geruch der sich ihm da festsetzte.
Doch gab es leider nirgendwo auch nur Anzeichen für Wasser.
Um einen Hitzeschlag zu vermeiden, setzte er sich seine Mütze wieder auf.
Inzwischen bedauerte Link den Fehler, nichts zu trinken mit sich zu führen.
Die Milch die er bis vor kurzer Zeit noch mit sich getragen hatte, hatte sich in dickflüssige, ungenießbare Pampe verwandelt. Noch immer hafteten dieser Flasche milchig klumpige Rückstände an, die Link mangels Wasser einfach nicht hatte beseitigen können.
Inständig hegte er die Hoffnung, dass sie diesen Ort hier bald hinter sich lassen konnten.
Flüchtig sah sich der Hylianer um.
Taya schwirrte weit abseits an zerbarsten Fenstern herum. Für Link waren sie unerreichbar.
Ein Mückenschwarm zog nicht unweit seine Bahnen.
Nur wenige Vögel zogen am blauen Himmel ihre Bahnen.
Als sich Link für eine kurze Pause hatte setzen wollen, zog eine der Säulen seine Aufmerksamkeit auf sich. Aus seiner jetzigen Entfernung konnte er nicht genau sagen, was es war.
Erst als er näher kam, erkannte er es.
Mit einem Grätschsprung überwand er die Distanz zu der Säule. Wie eine Katze balancierte er nun auf der schmalen Fläche. Ein falscher Schritt und er würde in die Tiefe stürzen.
Vorsichtig beugte sich Link runter, hob das grau gewordene Papier auf. Drehte es in seinen Händen.
Wie lange es hier schon liegen mochte?
Wem es wohl einst gehört hatte?
Noch war es gut in Schuss.
Daumen und Zeigefinger umfassten die Unterseite.
Langsam beugte Link seinen Arm Richtung Schulter. Er hatte die Flugbahn schon ausgemacht und blickte in den Himmel.
Er schien kurz zu zögern, dann schnellte sein Arm vor und das Stück Papier flog dem endlosen Blau entgegen.
Link verfolgte die Bahn des Papierfliegers am Himmel.
Wer konnte schon sagen, wohin die Reise ging?