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Immortal

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Wenn ihr fragen habt: bitte stellt sie! Ich verstehe, wenn am Anfang noch nicht alles SO klar ist, wäre aber sehr froh, wenn ihr meine Geschichte trotzdem lest! Komplett anzeigen

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Die Neue

~VIVI~
 

Wenn jemals jemand sagen würde, dass der Teufel Prada trägt, dann muss ich da widersprechen! Denn der Teufel, oder auch meine persönliche Teufelin, trägt Converse! Ihre Name ist Gigi Mose und sie ist so in etwa das genaue Gegenteil von mir: groß, mit langen, glatten blonden haaren, reich, wahnsinnig beliebt und strohdoof! Ich hingegen bin eher klein geraten, plage mich mit meinen dunkelbraunen Korkenzieher- Locken, die sich nur grade so über meine Ohren kringeln und habe eher einen Ruf als Streber weg, der nicht gerade dazu beiträgt, meine Beliebtheit irre in die Höhe zu treiben. Meine Eltern betreiben einen Esoterik Shop, weshalb ich nicht nur als Freak gelte, sondern auch unser Budget nicht unbeschreiblich hoch ist!

Es ist nicht so, als sei ich neidisch auf diese hohle Barbie, nein, dass ist es nicht! Nur finde ich es gradezu lächerlich, wie albern sich die meisten benehmen, wenn sie in ihre Nähe kommt, und dass sie immer alles bekommt was sie will.

Als wir diesen Morgen mit dem Schulbus an Gigis Haus hielten, freute ich mich schon meine lieblings Feindin wieder zusehen! Doch niemand stieg ein, und auch als der Busfahrer noch fünf weitere Minuten wartete, was, wie ich finde einfach unverschämt ist, da bei keinem anderen länger gewartet wird, wurden wir immer noch nicht von dieser Nervensäge angelacht. Heute könnte echt ein toller Tag werden! Entspannt ließ ich mich in meinen Sitz zurück fallen, als der Bus die Türen schloss und er anfuhr. Genießerisch drehte ich mich auf meinem Platz in der letzten Reihe um und gönnte es mir für einen kurzen Moment aufzulachen, als wir vom Höllen- Haus weg fuhren.

Doch plötzlich sah ich, wie die Tür aufgerissen wurde und eine irre Menge blonder Haare sichtbar wurde. Gefolgt von einem in Pink gekleideten Körper- unverkennbar Gigi! Entnervt rannte sie ein paar Meter, winkte mit den Armen um auf sich aufmerksam zu machen- und mit einem süffisantem Lächeln winkte ich zurück.

„Wem winkst du da?“, fragte mich das Mädchen neben mir und musterte argwöhnisch.

„Ich.... ähm...“ Doch bevor ich ernsthaft antworten konnte erblickte das Mädchen Gigi und schrie nach vorne zum Busfahrer: „He! Herr Busfahrer! Halten Sie an! Da kommt noch jemand!“

Von vorne brummte es sichtlich entnervt: „Ich halte doch nicht für jeden an!“ Gut so, Herr Busfahrer! Das Blondinchen soll sich auch mal mit den Konsequenzen des Verschlafens plagen!

„Aber Herr Busfahrer, es ist doch Gigi!“, quietschte die Kleine neben mir aufgeregt.

Mit einem Ruck kam der Bus zum stehen, und ich wurde nach vorne geschleudert. Aber nicht nur, dass der Bus nicht weiterfuhr, er fuhr sogar einige Meter zurück. Mit einem Zischen öffneten sich die Türen und ins Businnere sprang eine leicht zerzauste Gigi, die sich mit einem verschämten Lächeln beim Busfahrer bedankte und bei den Mitfahrenden entschuldigte.

Der Mann am Steuer lachte tief und brummte: „Keine Sorge, Miss Mose, das ist doch selbstverständlich! Die Schulqueen darf doch nicht zu spät kommen!“ Er zwinkerte ihr verführerisch zu. „Doch lass das jetzt nicht die Regel werden, ich hab einen Job zu verlieren!“

Gigi grinste ihn reumütig an. „Entschuldigen Sie! Nein, natürlich werde ich nicht noch mal zu spät kommen!“

Selbstsicher stöckelte sie nach hinten, bedachte mich mit einem Lächeln à la „Ich-bekomme-halt-alles-was-ich-will“ und ließ sich auf den nächstbesten Platz fallen, an dem sie sofort von allen Seiten angesprochen wurde. Ich hörte nur ihr hohes Lachen und sah, als sie die Beine überschlug was für Schuhe sie trug: Converse- Stiefel mit Absatz!

Hab ich es nicht gesagt?
 

~GIGI~
 

„Schatz! Liebling!“, wie durch einen Dunst nahm ich die Stimme meiner Mutter wahr. „Du musst aufstehen!“

Mit einem Grummeln drehte ich mich in meinem Bett um und drückte mein Gesicht in meine fluffigen Kissen. „Nur noch fünf Minuten...“, murmelte ich verschlafen im Versuch, noch ein paar wenige Momente mehr meinen Schöhnheitsschlaf zu genießen.

Meine Mutter neben mir seufzte. „Aber Gigi, es ist schon viertel nach sieben, du musst...“ Mit einem lauten Aufschrei setzte ich mich auf. „Wie spät ist es?!“, quietschte ich auf.

„Hab ich doch gesagt, viertel nach...“ „Raus! Ich muss mich fertig machen!“, kreischte ich aufgebracht und mühevoll strampelte ich mich aus meiner Decke.

In maximalem Tempo rannte ich zu meinem Kleiderschrank, suchte mir das nächstbeste Kleid raus und machte mich so schnell fertig, dass es sicher ein neuer Weltrekord gewesen wäre!

Ich stürmte die Treppe aus dem zweiten Stock, wo mein Zimmer lag hinunter, während dessen ich mir noch die Haare kämmte.

„Weshalb hast du mich nicht eher geweckt?“, zischte ich aufgebracht, als ich meiner Mutter entnervt dabei zusah, wie sie mir noch in aller Seelenruhe meine Schulbrote schmierte.

„Du hast einfach so süß geschlafen!“, schwärmte meine Mutter und sie schaute mich mit hochrotem Kopf an.

„M... Mum! Hör auf so einen Schwachsinn zu reden und mach lieber mein Essen!“ Meine Mutter hob trotzig das Kinn, was wieder einer dieser Momente war, in denen ich mich fragte, wer von uns eigentlich das Kind war, und schob mir mein Lunch- Paket rüber.

„Danke Mum!“, sagte ich und schnappte mir die Tüte. Doch noch bevor ich an der Tür angekommen war, sah ich durchs Küchenfenster, wie der Schulbus von unserem Haus wegfuhr. Ich fluchte gedämpft auf und riss die Haustür auf. Gehetzt klemmte ich mir meine Schultasche unter den Arm, und sprintete einige Meter in vollem Tempo, doch ich am nicht mal näher an den Bus ran! Ich erblickte ein Mädchen auf der Rückbank des Busses, das sich zu mir umgedreht hatte und ruckartig blieb ich stehen, hob die Arme und winkte wie eine Irre mit den Armen- ungeachtet dessen, dass meine Tasche dabei zu Boden fiel.

Doch das Mädchen machte scheinbar keine Anstallten den anderen im Bus bescheid zu sagen, nein! Es winkte mir sogar zurück!

In diesem Moment erkannte ich meine vermeintliche Retterin als meine liebste Feindin Violett wieder und so blieb ich, meiner letzten Kraft beraubt, auf dem Weg stehen und starrte dem Bus hinterher.

„Diese verfluchte...“, fluchte ich scheinbar so laut, dass ein vorbeifahrender Fahrrad- Kurier mich verwundert musterte.

Ich wollte mich schon auf den Rückweg zu meinem Haus machen, da hörte ich das quietschen von Reifen, und das unverkennbare Poltern, dass man immer hört, wenn unser Schulbus seine Türen öffnet. Überrascht drehte ich mich um, und sah, wie der Bus einige Meter zurück gefahren und dann stehen geblieben war. Vor Freude keuchte ich auf. Ich aktivierte meine letzten Reserven und sprintete los! Auf High- Heels in der Zeit rennen- das war jetzt bestimmt der zweite Weltrekord an diesem Morgen! Und es ist erst kurz nach halb acht!

 

Als ich in den Bus stieg war ich sofort von allen umringt, das war für mich nichts Neues, aber dennoch eine ziemliche Genugtuung dabei Vivian, dem Psycho- Freak, ins Gesicht zu grinsen. Ich bekomm alles was ich will, lala! Sang ich im Kopf vor mich hin und als ich ihren entnervten Blick sah wurde mein Lächeln breiter.

   Von dem Sitz hinter mir tippte mir jemand sanft an die Schulter. „Du Gigi“, hörte ich die schüchterne Stimme einer Mitschülerin- ich glaube sie hieß Betty- und ich drehte mich zu ihr um. „Heute soll doch ein Mädchen zu uns kommen, weißt du irgendetwas über es...?“

   Verneinend schüttelte ich den Kopf. „Tut mir leid, in der letzten Schulkonferenz war zwar von einer Neuen die Rede, doch mehr haben sie nicht erzählt...“

   „Hoffentlich ist es irgendeine heiße Schnecke“, grölten die Siebtklässler frech und sofort begann unter ihnen eine Diskussion, wie die Neue wohl aussähe.

     Die meisten Mädchen verdrehten bei der unreifen Bemerkung der Jungs die Augen und begannen über diese zu lästern.

Doch das Thema beschäftigte mich jetzt auch, denn ein neues Gesicht ist in unserem kleinen Dorf eine echte Besonderheit und so ist derjenige natürlich eine Zeit lang das Gesprächsthema Nummer ein!

   Müde schloss ich die Augen und ließ mich nach hinten in den Sitz fallen. Ich hatte diese Nacht unglaublich schlecht geschlafen und war um kurz nach drei aus einem verrückten Traum aufgewacht. In diesem war ich in einer dunklen Höhle, neben mir ein Mädchen mir schulterlangen schwarzen haaren, welches mir komplett unbekannt war und ein brauner Lockenschopf, den ich nur zu gut kannte- Vivian!

   Wir standen vor einem Altar-ähnlichen Podest, um das sich Blumen rankten, die wie aus Edelsteinen zu bestehen schienen  und die  magisch im Schein unserer Fackeln leuchteten.

   „Es ist... wunderschön...“, murmelte die Schwarzhaarige und ich nickte nur zustimmend, selbst im Traum zu überwältigt von dieser Schönheit.

    Auf einmal ertönte ein leises Singen und Summen und die eingeritzten Zeichen auf dem Altar begannen zu Glühen.

„Ein Pentagramm...“, sagte Vivian leise. „Ein Hexenzeichen... Was hat das zu bedeuten?“

Das Glühen verstärkte sich und ich musste meine Augen schließen, da es mir schien als würden sie verbrennen wenn ich noch länger hinsähe. Was zur Hölle soll das?

Meine Augen brannten immer noch in der Erinnerung an diese seltsame Erscheinung und müde rieb ich sie mir.

„Gigi! Dein Maskara!“, quiekte es neben mir und ich wurde aus meinen Gedanken gerissen und es schien mir, als würde mir das letzte Bisschen Erinnerung an diesen Traum so entgleiten.

Verärgert öffnete ich die Augen und bemerkte, wie in diesem Moment der Bus zum stehen kam.

„So, aussteigen! Wir haben zwar einige Stopps überfahren, doch dieser Bus ist pünktlich!“, ertönte von vorne das tiefe Gelächter des Busfahrers und alle erhoben sich um zum Ausgang zu gehen, doch wenn man das Geschubse und Gedrängle in einem Schulbus kennt, so bleibt man sitzen und wartet, bis die meisten weg sind.

Also drückte ich mich noch etwas tiefer in meinen harten Sitz und blickte minderinteressiert den Massen beim herausquellen zu. Als ich sah, dass niemand mehr an mir vorbei lief, stand ich auf und trottete zur nächsten Tür. Dabei fiel mein Blick auf die Rückbank und auf die schlafende Violetta.

„Sie ist ernsthaft im Bus eingeschlafen!“, prustete ich und wollte mich schon zum gehen wenden, als ich hörte wie sie im Schlaf etwas murmelte. „Na, das ist ja mal spannend, vielleicht finde ich da noch was interessantes, geheimes über sie raus!“ Ich kicherte leise und schlich mich näher an sie heran.

„ Ein Pentagramm... Ein Hexenzeichen... Was hat das zu memmeut...“ Erschrocken drehte ich mich um, ging näher auf sie zu und kniete mich neben sie .

Sie sagt das selbe wie in meinem Traum, schoss es mir durch den Kopf. Was hat das zu bedeuten? „Vivi! Wach auf!“, murmelte ich und rüttelte an ihrer Schulter.

Mit einem Grummeln wand sie sich ab und versteckte ihren Kopf unter ihren Armen. „Nur noch fünf Minuten...“, murmelte sie leise.

Ungeduldig rüttelte ich an ihrem Arm. „Wach auf du Trantüte, der Unterricht beginnt gleich!“, zischte ich aufgrbracht. Natürlich, ich hätte die ganze Zeit gehen können, doch ich fande es hat noch nie geschadet, bei seinen Feinden etwas gut zu haben.

Allerdings war ich ebenfalls daran interessiert, wie es kam, dass wir anscheinend den selben Traum geträumt hatten.

Mein Rütteln und Rufen schien Wirkung zu zeigen, Vivi drehte sich langsam zu mir um und öffnete verschlafen die Augen, doch als sie realisierte, wo sie sich befand, riss sie diese auf und setzte sich kerzengerade auf ihrem Sitz auf.

„Wie... wie spät ist es?“, stammelte sie verwirrt.

„Spät genug, dass ich mich nicht noch mal nachschminken kann, früh genug, dass wir nicht zu spät kommen“, erklärte ich sachlich und drehte mich zum Gehen.

„Warte!“, Violett griff nach meinem Arm und hielt mich fest. „Warum hast du das getan?“  Verständnislos blickte ich sie an. „Warum hast du auf mich gewartet und mich aufgeweckt? Du hasst mich doch!

Spöttisch musterte ich sie. „Du hast im Schlaf geredet, das fand ich lustig, also bin ich noch hier geblieben... Außerdem...“ Ein Räuspern unterbrach mich und erschrocken drehte ich mich um.

„Meine Damen, wenn sie sich nun bitte aus meinem Bus begeben würden, ich würde jetzt gerne fahren!“, brummte der Busfahrer verstimmt und verschränkte die Arme vor der Brust.

Verschämt lächelte ich ihn an, klemmte mir meine Schultasche unter den Arm und zog Vivi vom Sitz. „Entschuldigen Sie, wir sind schon weg! Und noch mal vielen Dank, dass sie eben angehalten haben!“ Mit dem Psycho im Schlepptau stürzte ich aus dem Bus.

„Gigi?“, Violett sah mich fragend an, doch ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen ging ich schnellen Schrittes in die Schule, das eben gesagte verdrängend.

 

~SAPHIRA~

 

Verwirrt irrte ich durch die Gänge der Schule und suchte nach meinem neunen Klassenzimmer. Das Gebäude war zwar nicht bedeutend groß, aber so verworren, dass ich mich nach kurzer Zeit so heillos verwirrt hatte und natürlich jetzt zu spät kam.

Als erstes war heute morgen der Schulbus an meinem Haus vorbeigedüst und ich musste auf den nächsten warten, dann wartete niemand im Foyer auf mich, der mich zu meinem Zimmer bringen könnte und dann sind einfach alle an mir vorbei gerannt, als ich sie fragen wollte, wo ich hin müsste.

„Verdammt“, murmelte ich genervt und fuhr mir durch meine schulterlangen schwarzen Haare. „Mein erster Tag an dieser Schule und schon komme ich zu spät... Ist ja ein super Start...“

Ich bog in einen Gang ein, da hörte ich plötzlich das klackern von hohen Schuhen. Hoffnungsfroh drehte ich mich um und sah eine junge Frau mit strengen Dutt und einer randlosen Brille, die gefährlich aufblitzte, als sie mich ins Visier nahm.

„Warum bist du nicht im Unterricht?“, tönte ihre hohe Stimme vorwurfsvoll, als sie näher kam und meine Hoffnung, sie könnte mir helfen, schwand augenblicklich. 

Ich spürte, wie mein Geicht rot wurde und stammelte hilflos: „Ich su... suche nach meinem Zimmer... Ich bin neu hier...“

Der Blick der Frau wurde weicher und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem Lächeln. „Du musst Saphira . . .  sein, die neue Schülerin aus der 9b, nicht wahr?“ Zur Antwort nickte ich nur stumm. „Warum hat man dich denn nicht im Foyer empfangen?“ Verständnislos schüttelte sie den Kopf. „Wo musst du denn hin?“, fragte sie.

„Ins Chemie Zimmer...“, murmelte ich leise und starrte auf meine Füße.

Sie klopfte mir freundlich auf die Schulter. „Na dann komm mal mit!“, erwiderte sie und ging voraus, zögerlich folgte ich ihr, bald würde ich meine neue Klasse sehen.

 

Schweigend liefen wir durch die leeren Gänge, die Frau, Schuldirektorin Cock, und ich redeten kaum miteinander, so hatte ich die Möglichkeit, mir einmal die Schule genauer anzugucken.

Die Wände waren bunt gestrichen und mit Postern, Plakaten und Schaukästen, in den Pokale oder Projekte standen, behängt, ich fand, die Schule war ziemlich knuffig, sah aber mehr nach einem Kindergarten, als einer Highschool aus. Überraschenderweise, war es unglaublich sauber, keine leeren Coladosen, Kippen oder zerknüllte Papiere in den Ecken. Keine Spur von Beschmierungen oder mutwilliger Zerstörung. Liegt das daran, weil das hier so ein Kaff ist, oder sind das alles Musterschüler?, dachte ich verwirrt.

Ich war so in Gedanken versunken, dass ich fast in die Schulleiterin gelaufen wäre, da diese unbemerkt vor einer Tür stehengeblieben war. Wir waren schneller am Zimmer angekommen als ich erwartet hätte...

Die Frau drehte sich zu mir um und lächelte. „Hier ist deine neue Klasse!“, sagte sie, klopfte an die Tür und trat ein.

„Ms. Cock“, hörte ich eine junge männliche Stimme aus dem Zimmer, „Ich hab Sie nicht erwartet, was gibt es denn?“

„Die neue Schülerin“, die Direktorin wand sich an mich und schubste mich leicht ins Zimmer, „hat leider nicht zu Ihnen gefunden, weshalb ich sie hergebracht habe, sie hatte sich verlaufen!“

Erschrocken starrte ich in das große Labor mit meiner neuen Klasse. Ungefähr zwanzig Schüler in Kitteln und Schutzbrillen starrten zurück.

Grundgütiger...

„Ich gehe dann mal“, sagte Ms. Cock und verschwand aus der Tür.

Der Lehrer nickte und winkte ihr spaßeshalber hinterher. Erst jetzt viel mir auf, wie jung er war. Es schien, als hätte er gerade erst sein Referendariat abgeschlossen und hätte nun mit viel Freude seinen Beruf angefangen. Amer Kerl, er sah nicht mal schlecht aus...

„Also, willst du dich uns nicht vorstellen“, wand sich der Mann an mich und lächelte. „Mein Name ist übrigens Daystone, Michael Daystone.“ Er hielt mir die Hand hin und schüchtern schüttelte ich sie.

„Mein Name ist Saphira...“ Langsam drehte ich mich zu meiner Klasse und wurde etwas lauter. „Saphira Manson. Ich bin fünfzehn und komme aus Lisburn.“

„Saphira... Was für ein eigentümlicher Name“, bemerkte Herr Daystone, der sich entspannt an den Experimentiertisch lehnte.

Ich nickte. „Meine Eltern nannten mich so, weil meine Augen so blau sind. Sie sagen immer, sie sähen aus, wie zwei Saphire.“ Ich spürte wie ich rot wurde und machte den Mund zu. Vielleicht kann ich mich hinsetzten, wenn ich nichts mehr sage..., hoffte ich, doch da sah ich, wie sich eine Schülerin mit langen blonden Haaren meldete.

Der Lehrer nickte ich zu und sie fragte: „Wie kommt es, dass ihr hier hingezogen seid? Wegen deinen Eltern?“

„Ja“, antwortete ich. „Meine Eltern sind Forscher, sie dachten, sie könnten hier neue Ergebnisse erzielen.“

„Was mach´n se denn?“, grölte es aus der hintersten Reihe.

Zu erst wollte ich die Frage ignorieren, aber alle starrten mich an, also erwiderte ich widerstrebend: „Im Bereich Mythologie...“

Der Fragende brach in ein lautes Gelächter aus und keuchte vor lachen: „Deine Eltern gehören zu solchen Verrückten, die daran glauben, dass es hier so etwas wie Feen oder Drachen gibt?“ Bitte hört auf!, schrie ich innerlich und spürte, wie meine Wangen warm wurden.

„Ruhe!“, schimpfte der Lehrer, „Es geht doch nicht, eine neue Schülerin gleich schon am ersten Tag so runter zu machen!“ Doch keiner hörte auch ihn!

Papierkügelchen flogen durch den Raum und trafen sowohl Mr. Daystone als auch mich. So benimmt sich doch keine neunte Klasse! Langsam wurde ich sauer, es war die Schuld des Rotschopfes, dass es hier so chaotisch war. Dieser Junge, der mir eben diese affigen Kommentare an den Kopf geworfen hat.

Ich fixierte ihn und starrte ihn böse an. Mein ganzer Körper begann zu beben und plötzlich wurde ich von einer Welle der Hitze überrollt, es war das selbe Gefühl wie heute Nacht, nur das es mich dieses mal stärkte, mir Sicherheit gab.

Doch genau so schnell, wie dieses Gefühl gekommen war verschwand es auch wieder, aber nicht nur das, ich spürte, dass die Energie aus meinem Körper zu einem bestimmten Ort zu steuerte. Auf den rothaarigen Jungen. Was...? Ist das? Als die Energie ihn erreichte schrie er auf. Ein hohes, verzweifeltes Schreien, dass alle im Raum zum Schweigen brachte.

Er rutschte von seinem Stuhl und schlug dumpf auf dem Boden auf und rollte sich in Richtung des Ganges. Unnatürlich verdrehte er die Augen und stöhnte auf. Auf einmal brach in der Klasse Panik aus, alle stürmten von ihren Plätzen, entweder auf den Jungen zu, um nach ihm zu sehen oder aus dem Zimmer. Und alle starrten mich an. Ein kalter Schauer lief mir den Rücken hinunter.

Der Lehrer neben mir rührte sich und rannte auf den Rothaarigen zu. „Nicholas?“, schrie er. „Was ist los? Was ist passiert?“ Doch dieser röchelte nur undeutlich etwas. „Los, sofort rennt einer ins Sekretariat und lässt den Notarzt rufen!“, brüllte er.

„Nicht nötig, ich habe grade angerufen und sie kommen sofort“, das blonde Mädchen von eben wedelte mit einem Handy rum. „Jetzt beruhigt euch doch endlich, alles wird gut!“, ihre Stimme schien eine beruhigende Wirkung auf die Klasse zu haben und sie hörten auf durch das Zimmer zu wuseln und begaben sich zögernd in die Richtung ihrer Stühle.

Doch auf einmal ertönte eine kreischende, hysterische Stimme: „Sie! Sie war es!“ Die Stimme stammte von einem untersetzten, braunhaarigen Mädchen. Sie hielt etwas, das wie eine gefährlich spitze Schreibfeder aussah in der Hand und deutete mit dieser auf mich. „Sie hat ihn umgebracht, ich hab es genau gesehen wie sie ihn angefunkelt hat!“

Erschrocken sprang ich ein Stück zurück. „Bi... Bitte was? Ich hab nichts getan!“, verteidigte ich mich angsterfüllt.

„Betty!“, das blonde Mädchen blickte sie entrüstet an. „Wie kannst du so etwas behaupten?“

Betty wurde rot vor Wut und es schien, als würde ihr ganzes Gesicht anschwellen. „Du... Komm her, du Hexe!“, brüllte sie und rannte auf mich los. Vor Entsetzten war ich wie an den Boden gefesselt und ich konnte nur auf das spitze Ding starren, mit dem sie auf mich zielte. Sie ist verrückt, durch und durch verrückt! Doch plötzlich wurde sie von hinten gepackt und festgehalten.

„Na na, das wirst du mal schön bleiben lassen!“, zischte ein Mädchen hinter ihr, dass sie in den Schwitzkasten genommen hatte. Ihre braunen Korkenzieherlocken sprangen wild umher und ein kämpferischer Ausdruck lag auf ihrem Gesicht, doch Betty wehrte sich kreischend und schlug mit den Armen um sich. Jetzt waren auch einige Jungs hinzugesprungen um dem Korkenzieherlocken- Mädchen zu helfen. Mit großer Mühe hielten sie das keifende und fluchende Mädchen unter Kontrolle.

Ich wich ein weiteres Stück beiseite und starrte auf das Geschehen. Hatte ich doch etwas getan? Was war mit der Hitze in meinem Körper, hatte sie etwas mit all dem zutun? Und warum beschuldigte mich dieses Mädchen?

Gedankenversunken lehnte ich am Lehrertisch und so bekam ich weder den Kollaps von Betty, noch die Ankunft der Sanitäter mit. Erst als man mir auf die Schulter tippte schreckte ich aus meiner Trance hoch.

„Saphira? Alles in Ordnung mit dir?“, das blonde Mädchen von eben lächelte mich fragend an. „Du hast schon seit Minuten nichts gesagt und nur abwesend vor dich hingestarrt.“

„Ähm... Ich... ja alles ok“, murmelte ich verwirrt. „Wo sind die anderen?“

Erst jetzt bemerkte ich, dass das Mädchen mit den Locken auch noch im Zimmer war. Spöttisch hob sie eine Augenbraue. „Die sind eben alle den Sanitätern nach gegangen, ich glaub Ms. Cock hat gesagt, dass wir für heute nach Hause gehen sollen, irgendwas von, „wir stehen jetzt sicher unter Schock“...“

„Und warum seid ihr dann noch da?“, fragte ich müde. Die Aktion eben hatte mir viel Kraft gezogen.

„Also, ich hab gesagt, ich würde noch mal nach dir sehen, bin schließlich die Schulsprecherin!“, grinste die Blonde und hielt mir die Hand hin. „Gigi Mose, tut mir leid, dass wir dich mit so einem seltsamen Vorfall begrüßen müssen... Aber trotzdem: Herzlich willkommen an unserer schönen Schule!“

Die Brünette blicke Gigi abschätzig an. „Neja, ich bin hier... Weil ich dich nicht mit Blondie allein lassen wollte, dachte, dass du vielleicht noch jemanden brauchst mit dem du reden kannst...“ Sie schüttelte ihren Kopf und ihre Locken wirbelten umher. „Sorry, dass du jetzt erst mal so ´nen miesen Eindruck von unserer Klasse hast...“

„Du bist die, die mich eben vor Betty beschützt hat!“, rief ich. „Dankeschön...“

Sie zwinkerte mir spielerisch zu. „Sie ist zwar nicht die leichteste, aber ich geh schließlich nicht umsonst zum Karate! Ich bin Violett O´Marley, aber du kannst mich ruhig Vivi nennen!“ Sie grinste mich freundlich an. „Jetzt sollten wir aber mal verschwinden, die anderen wundern sich sicher schon, wo wir bleiben...“ Sie drehte sich um und ging in Richtung Tür, Gigi folgte ihr. „Kommst du, Saph? Ich darf dich doch so nennen?“, fragend legte sie den Kopf schief.

Hastig nickte ich. „So nannten mich die anderen an der alten Schule auch immer... Gigi...“ Ich atmete erschöpft aus. „Warum seid ihr beide so nett zu mir? Die anderen sind doch eher vor mir geflohen...“

Die Blondine guckte mich nachdenklich an. „Gute Frage...“, murmelte sie. Entsetzt blickte ich sie an und als sie meinen Gesichtsausdruck sah lachte sie. „War doch nur ein Scherz, du musst nicht so erschrocken gucken!“ Dann wurde sie wieder ernster. „Nun, ich glaube, es liegt daran, weil ich eh nicht an so magisches Zeug glaube... Deshalb kann ich Bettys komischen Storys einfach nichts Wahres ansehen... Aber dass Violett trotzdem auf dich wartet erstaunt mich dennoch...“

Fragend blickte ich sie an. „Weshalb denn das?“, fragte ich und starrte auf den Lockenkopf an der Tür.

Gigis Mund verzog sich zu einem teuflischen Grinsen. „Naja“, sagte sie, „unsere liebe Violett ist eigentlich der totale...“ Plötzlich traf etwas ihren Kopf und unterbrach sie. Fluchend rieb sich Gigi den Kopf, da ertönte höhnisches Gelächter vom Türrahmen aus.

„Halt lieber den Mund Barbie, solange du die Klappe hältst biste ja in Ordnung, aber dann...“, sie grinste. „Also Saph, hör lieber nicht darauf, was Blondie so erzählt, die redet viel Mist, wenn der Tag lang ist! Kommt jetzt endlich!“

Mit den Worten verschwand sie komplett aus dem Zimmer. Gigi neben mir kochte vor Wut. „Diese... Das wird sie mir so was von heimzahlen!“, brummte sie genervt.

Schon während des gesamten Dialogs war es mir schwer gefallen, ein Kichern zu unterdrücken, doch jetzt brach ich in lautes Gelächter aus. Mit Tränen in den Augen kicherte ich: „Ihr seid einfach herrlich! Ich hab noch nie so gute Freundinnen gesehen, wie euch!“

Die blonde riss entgeistert die Augen auf. „Wovon redest du bitte? Vivi und ich hassen uns! Wie kannst du da von Freundschaft reden?!“

„So?“, fragte ich. „Es schien mir, als würdet ihr euch doch eigentlich ganz gut verstehen... Und meine Menschenkenntnis ist eigentlich nicht so schlecht... Naja, Vivi hat auf jeden Fall recht, wir sollten jetzt mal gehen!“  Ich lächelte sie an. Du kannst mir nichts vormachen! Ihr mögt euch doch! In Wirklichkeit seid ihr beste Freundinnen! Dann ging ich auch aus dem Zimmer.

Hinter mir hörte ich Gigi grummeln: „Und wir sind doch nicht befreundet!“

 

Als ich das Foyer betrat wimmelt es bereits von aufgeregten Schülern, Sanitätern und Lehrkräften. Ich wurde langsamer und betrachtete das Treiben. Niemand beachtete mich und das war auch gut so, denn ich hatte das Gefühl, dass man mir nicht freundlich entgegen treten würde...

„He, alles in Ordnung?“, Vivi lächelte mir aufmunternd zu. „Keine Sorge, die meisten halten Betty eh für ein bisschen durch geknallt, dir wird keiner etwas Böses wollen!“ Als ob sie meine Gedanken gelesen hat...! Ich versuchte zu lächeln, doch ich spürte, dass es nicht meine Augen erreichte.

Da lenkte die laute Stimme von Ms Cock ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie stand auf der Treppe, die zum zweiten Geschoss führte und hielt ein Megaphon mit der Aufschrift „Prep´s Wölfe schlagen zu!“, wahrscheinlich der Anfeuerungsruf für die Schulmannschaft, in der Hand. „Liebe Schüler“, begann sie. „Ich bitte um Ruhe!“ Einige Lehrer warfen den Lautesten warnende Blicke zu und schoben sie weiter nach vorne, damit sie sich besser benahmen. „Sowohl Nicholas als auch Betty stehen unter medizinischer Aufsicht und werden unverzüglich ins Krankenhaus gefahren. Des Weiteren möchte ich erwähnen, dass es mit dem Gerücht, eine Schülerin sei an all dem Schuld, nichts auf sich hat, jedwede Beschuldigung bedeutet Konsequenzen!“ Ich spürte, wie mir urplötzlich eiskalt wurde. Natürlich, Ms Cock hatte ein Verbot ausgesprochen, aber so hatte sie natürlich jeden erinnert, was Betty kurz vor ihrem Zusammenbruch geschrien hatte... „Ihr könnt jetzt nach Hause gehen, der Unterricht ist für diesen Tag beendet“, verabschiedete sie uns und schaltete das Megaphon aus.

Die meisten Schüler stoßen leise Jubellaute aus und liefen dann zurück in Richtung Klassenzimmer.

Auch Gigi neben mir schien die Situation sichtlich zu gefallen: „Yeah! Eine halbe Stunde Unterricht und dann Schluss, herrlich! So lobe ich mir Schule!“

„Solltest du als Schulsprecherin nicht etwas mehr Begeisterung am Unterricht zeigen?“, fragte Vivi stirnrunzelnd, aber sie konnte ein Grinsen nicht unterdrücken.

Achselzuckend antwortete Gigi: „Ich bin zwar Schulsprecherin, aber schließlich auch nur ein Mensch!“ Sie lachte auf. „Na, Saph?“, wand sie sich an mich. „Super erster Schultag, oder?“

Gequält verzog ich meinen Mund zu einem Lächeln. „Ja, wirklich toll...“, murmelte ich.

 

„He, laufen wir zusammen nach Hause?“, fragte Vivi lächelnd, nach dem wir unsere Taschen geholt hatten. „Der Bus fährt doch schließlich nicht...“

Zaghaft nickte ich sie an. Vivi ist wirklich nett, ich hoffe, dass wir Freundinnen werden können! „Das wäre nett! Ich kenne mich hier noch nicht so wirklich aus, es wäre lieb, wenn du mir vielleicht den Weg zeigen könntest...“ Ich griff in meine Hosentasche und zog einen Zettel heraus, auf dem meine neue Adresse stand.

Sie nahm ihn mir aus der Hand, blickte kurz darauf, dann schien es als ob sie nachdenken würde. „Das liegt bei mir auf dem Weg!“, grinste sie. „Klar bringe ich dich hin!“

Plötzlich tauchte hinter ihr eine große Menge blonder Haare auf. „Ihr wollt doch wohl keine Party ohne die Party- Queen, Gigi schmeißen!“, zwinkerte Gigi uns zu.

Entnervt funkelte Vivi sie an. „Ich zeige ihr nur, wo ihr Haus ist, kein Grund uns gleich so auf die Pelle zu rücken, Blondchen!“, fauchte sie.

Gigi entriss ihr den Zettel mit meiner Adresse und überflog ihn. „Das ist bei mir in der Nähe, ich komm mit und begleite euch!“

„Super...“, stöhnte Vivi auf, aber erwiderte nichts.

Es war mein erster Tag hier, doch ich war mir ganz sicher, dass wir drei uns gut verstehen würden.

 

  

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 
 

 
 


Nachwort zu diesem Kapitel:
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