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Drachenfluch(1)

Der weisse Drache
von

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Die Königin

Jurek hob den Kopf und blickte sie an. Ihm wurde erst Sekunden später bewusst, dass da wirklich noch ein Junge stand, ein Junge dessen Haar ihn an das seine von früher erinnerte, dessen Augen ihn an die schönen grünen Weiten erinnerten, welche er aus den Erinnerungen der anderen Drachen hatte. Und seine Haut zeigte, dass er aus dem Westen oder Süden kam, dorthin wo sie nun unterwegs waren.

Trotzdem bohrte er Lilith beinahe auf, er hätte sie töten können, weshalb zeigte sie ihn diesem Jungen? Was wollte sie damit erreichen? Er stand auf alle vieren und sah zu ihr herab.

Der Junge zeigte keine Furcht so als ob er schon oft Drachen gesehen hatte, was Jurek etwas bezweifelte.

„Ju! Sie mal!“, Lili zog die schwarze Blache hervor und legte sie auf den Boden. Jurek sah sie an.

„Was soll das sein?“

„Knie dich nieder, ich zeige es dir“, er gehorchte, wieso gehorchte er ihr?

Sie legte die Blache über ihn, hatte einige Problem, doch der Junge half ihr als er begriff, was sie vorhatte.

Gemeinsam schafften sie es Jurek vollkommen einzudecken, die Blache war was die Breite anging sogar etwas zu lange, aber es sass perfekt. Lili musterte ihr Werk, nun musste sie es nur noch schaffen alles so zu befestigen, dass es nicht wegflog oder sich wieder lösen konnte.

Sie teilte ihre Überlegung Tevi mit, der nur grinste und zu Jurek heran trat.

„Halte still, mein Freund.“

Seit wann bin ich sein Freund? Egal, ich warte.

Tevi Mund formte stille Worte und die Blache begann sich zu bewegen, schmiegte sich enger an Jurek und sah aus als wäre es seine richtige Haute, unten am Bauch schloss sich die Blache ohne eine Naht zu hinterlassen. Nun stand ein schwarzer anstatt einem weissen Drachen vor ihnen.

Jurek starrte an sich herab.

„Bemerkenswert“, er fuhr über seine neue Haut, „Bist du ein Elb?“

Tevi blickte ihn irritiert an. „Was ist ein Elb?“

Jurek lachte: „Ein Elb, der nicht weiss, was ein Elb ist, du bist wirklich köstlich, Elb.“, er beugte den Kopf so nieder, dass er Tevi direkt in die Augen sehen konnte, „Ein Elb ist ein Wesen, das Magie benutzen kann, seine Haut ist wie die deine Karamellfarben, es gibt aber auch normale Menschen mit dieser Hautfarbe, aber die besitzen keine Magie, deshalb bin ich mir sicher, dass du ein Elb bist.“

Tevi runzelte die Stirn.

„Ich stamme aus einem Dorf ganz in der Nähe, niemand sonst kann Magie benutzen, wieso ich?“

Der Drache zuckte mit den Schultern, „Woher soll ich das wissen? Ich weiss nur, was ich eben gesagt habe.“

Lili schüttelte nur lächelnd den Kopf und klopfte Tevi auf die Schulter.

„Lasst uns gehen. Jurek, du kannst nun auch am Tag fliegen, die Sonne wird dir kaum noch gross Schaden oder?“

Er schaute sie an und verzog den Mund, was sein Lächeln darstellen sollte.

„Danke“
 

Sie neigte leicht den Kopf, warum schlug ihr Herz auf einmal so stark?

Sie sah Jurek an, sah Tevi an, lag es an ihnen. War sie neugierig auf das was noch vor ihnen lag? Wenn nicht, was war dann der Grund für ihr Gefühl?

Geschwind klärte sie Jurek darüber auf von nun an auch Tevi in ihrer Gruppe willkommen zu heissen. Tevi blickte den Drachen von der Seite her an, nicht aus Angst, dafür war er vorhin zu locker auf ihn zugekommen sondern aus Neugierde, Neugierde über das was der Drache noch wissen könnte über dieses eine Volk; das Volk das er Elben nennt.

Es ging nicht lange und Jurek war wieder in der Luft, er flog Richtung Westen, wie er schon in der Nacht seiner Begleiterin erklärt hatte, wollte er sich der Königin anschliessen. Er hatte sie immer verehrt, auch wenn nie eine Garde von ihr bis in die Stadt kam, doch sein Ziel war immer schon ihr zu dienen, sie zu unterstützen und als Drache wäre es leicht dies zu tun.

Hoffnungsvoll schwang er seine Flügel und legte noch an Geschwindigkeit zu.

Während die beiden auf seinem Rücken schliefen dachte er nach, wie viel Glück er hatte, dass ein Mensch bei ihm war, denn er konnte sich schlecht als Drache im Palast vorstellen, sie würden ihn angreifen.
 

Die Sonne neigte sich der Erde zu, versuchte sich hinter den Bergen zu verstecken als Jurek die Stadt sah. Sie war riesig!

Calladra, die Stadt der Königinnen!

Überall waren Häuser, viele Häuser und in der Mitte stand der Palast. Seine Mauern waren schneeweis und die Dächer waren golden, mit Ornamenten verziert. Die Gärten der Königin waren prächtig Grün und waren wohl der ganze Stolz des Palastes.

Übermütig flog Jurek noch schneller, er mochte die Weisheit und die Erfahrungen aller vorherigen Albino-Drachen in sich tragen, doch gegen den Überschwang der Jugend und dessen Interesse kam einfach nichts an. Er flog unglaublich schnell, wollte lachen und Saltos fliegen, doch kurz bevor er es tat kamen ihm noch die Menschen auf seinem Rücken in den Sinn.

„Wacht auf!“, er rüttelte seine Schultern.

Tevi fuhr hoch und sah über Jureks Kopf hinweg. Nach einigen Augenblicken des Staunens rüttelte er Lili wach, welche ihn zuerst schlagen wollte, bis auch sie die Umgebung wahrnahm und den Palast.

Keiner sagte etwas, doch jeder wusste, was der andere dachte, fühlte und erkannte.

Er dachte: WOW

Fühlte: Stärke, Unbesiegbarkeit

Erkannte: Die eigene Kleinheit.

Das war es, was die Sicht der Stadt in jedem auslöste. Oder war es für sie noch Males anders, weil sie es aus der Höhe sahen?

Jurek dachte nicht mehr daran, wie er im Palast willkommen geheissen werden könnte; er landete einfach direkt auf dem einzigen Flachdacht, welches der Palast zu bieten hatte und wartete – sie mussten bemerkt worden sein, wer war ein Drache, ihn konnte man nicht so gut übersehen.

Tevi zog die Luft ein.

„Bist du verrückt? AUF DEM PALAST?!“

Jurek drehte den Kopf so, dass er dem jungen Mann in die Augen sehen konnte: „Ich bin wohl wirklich verrückt, ja. Frag mich nicht, was ich mir dabei überlegt habe, denn ich weiss es nicht.“
 

Es ging noch einige Minuten bis die Soldaten auf dem Dach waren.

Als sie durch die Tür drangen schrien sie und hielten ihre Waffen hoch, doch ihr Drohgeschrei verstummt in dem Moment wo sie den Drachen sahen. Einige machten gerade kehrt, andere liessen ihre Waffen etwas sinken und ein paar wenige wagten es auf den Drachen zu zugehen.

„Wer bist du? Eine Kreatur der Dunkelheit?!“

Jurek legte den Kopf auf den Boden und blickte dem Mann in die Augen.

„Ich bin hier um der Königin zu dienen, das ist mein einziger Wunsch, wann immer sie mich braucht, sei es zum Ausfliegen, zum Nachrichten überbringen oder zum Kämpfen, stets will ich ihr dienen, meiner Königin. Drum bitte, lasst sie zu mir kommen, ich weiss, dies ist ein schrecklicher Wunsche, dass die Königin zu einem ihrer Diener kommen muss, doch ich habe gewiss keinen Platz im Palast und würde der Königins Gemächer zerstören.“

Der Soldat sah ihn verwirrt an. Zögerte und trat noch näher an Jurek heran.

„Du wirst mich nicht töten?“

Jurek schüttelte den Kopf. Dann sprangen Tevi und Lilith von ihm hinunter.

„Er sagt die Wahrheit“, eilte Lili zu bezeugen, „sein einziger Wunsch ist es der Königin zu dienen und ihrer Nachfolgerin genau so, bis ihn zu seinem eigenen Tode!“, vielleicht war das zu viel gesagt, dachte sie bitter, doch Jurek nickte ihr zu.

Sie zitterte, wollte sie wirklich dass er dieser Frau diente? Was würde dann aus ihnen werden? Würden sie sich nie wiedersehen? Sie dachte an die Zeit als sie den menschlichen Jurek kannte, immer zu war sie ihrem Vater abgehauen, immer war sie zu Jurek gerannt, wollte ihn immer berühren, ihn sehen. Mit siebzehn sperrte ihr Vater sie für sieben Tage ein, in der Hoffnung sie würde daraus lernen.

Nun sollte sie ihn wieder gehen lassen. Sie schüttelte den Kopf, sie konnte ja auch hier bleiben.

„Ihr könnt eure Schwerter senken, wir tun euch wirklich nichts. Abgesehen von meinem Dolch hat glaube ich niemand eine Waffe.“, Tevi hob seinen Dolch in die Luft und warf ihn dem Soldaten vor die Füsse.

Der Soldat sah vom Dolch zu Tevi und wieder zurück.

„Woher habt ihr diesen Dolch?“

„Eine Freundin meines alten Dorfes gab ihn mir, sie sagte, sie hätte ihn mir geklaut, aber ich mag mich nicht daran erinnern, dass ich jemals zuvor einen Dolch besessen habe bis sie ihn mir gab und darauf beharrte das er mir gehöre und nicht ihr und auch sonst niemandem, nur mir.“, er lächelte und der Soldat stiess mit dem Fuss an den Dolch, damit dieser zu seinem Herren zurückkehrte.

Tevi hob verwundert den Dolch wieder auf, murmelte so etwas wie einen Dank und verstaute ihn wieder.

Augenblicklich wurde Lili bewusst, dass sie nicht gewusst hatte, dass Tevi einen Dolch bei sich trug. Sie sah ihn an, musterte ihn – war er der für den er sich ausgab? Ein Junge, der nach Jurek ein Elb war, dies aber nicht wusste und aus diesem kleinen Dorf stammte?

Sie erhaschte einen kurzen Blick auf den Dolch und riss die Augen ungläubig auf. Der Soldat bemerkte es und blickte sie viel sagend an, Tevi drehte sich auf des Soldaten Blicks zu ihr um und sah ihr Gesicht.

„Was ist?“

„Weisst du was das für ein Dolch ist?“, er schüttelte den Kopf, was sie nicht überraschte; wusste er überhaupt etwas?

„Dieser Dolch ist ein Zeichen der Ehrengarde der drei Himmel! Eine Einheit die seit Jahrhunderten existiert und man muss wirklich sehr gut und stark sein um in diese Garde aufgenommen zu werden! Willst du mir wirklich erzählen, dass du das nicht wusstest und nur per Zufall ein Mitglied dieser Garde bist?“

Er blickte sie entgeistert an, zog den Dolch nochmals heraus und blickte ihn an.

„Ich weiss es nicht, ich sagte ja, sie gab ihn mir, wahrscheinlich gehörte er nie mir.“, damit verstaute er ihn wieder.

Lili musste sich zurückhalten um ihn nicht anzuschreien. Bevor sie irgendetwas sagenkonnte legte Jurek ihr den Schwanz um die Hüfte und flüsterte: „Lass es sein“

Sie sah ihn an. Sie nickte.

Ich liebe dich, dachte sie.

Erschrocken stiess sie seinen Schwanz weg und trat einige Schritte weiter nach vorne – was hatte sie gerade gedacht? Sie liess ihre Pupillen in die Augenecken wandern und beobachtete Jurek.

Er war immer noch derselbe wie früher, nur in einem anderen Körper. Weshalb sollte sich also etwas an ihren Gefühlen geändert haben?

Er war der Grund weshalb sie nie verlobt wurde, oder besser ihr Vater hat es oft versucht, doch sie hat sich stets daneben benommen oder sich einfach verdrückt, so dass es nie in Frage kam und die andere Partei kein Interesse mehr an ihr hatte – sie hatte immer Jurek gewollt, seit sie klein waren… seit sie wusste was er war! Seit jener Nacht als sie bei geschlafen hatte!

Der Soldat verlangte von Tevi und Lili ihm zu folgen, zehn seiner Männer liess er beim Drachen um ihn im Auge zu behalten, die anderen folgten ihm und den beiden Fremden ins Innere des Palastes zu den Toren des grossen Saals, sie betraten den Saal nicht, dies erfolgte nur durch den Führer, Tevi und Lili sowie einem kleinen, älteren Herren, der vor der Tür gewartet hat und sie nun der Königin ankündigte, welche auf einem weissen Thron sass. Sie trug ein Kleid, welches die Farbe des Himmels trug, mit feinen weissen Mustern drauf. Ihr hellbraunes Haar war Hochgesteckt und einige Locken fielen ihr ins Gesicht, ihre Augen waren braun und sie lächelte sanft.

Lilith konnte die Eifersucht in sich keimen spüren. Dieser Frau sollte Jurek dienen? Dieser Schönheit? Würde er sein Herz an sie verlieren? War das nicht schon geschehen?

Sie machte einen Knicks, mehr um ihre Traurigkeit, welche sich auf ihrem Gesicht ausbreitete zu verbergen als wirklich mit dem Gedanken der Königin die richtige Ehre teil werden zu lassen.

Tevi kniete sich nieder und senkte den Kopf.

Die Königin erhob sich und ging auf die beiden zu.



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