Moment of Peace
Regen verzierte die Erde mit Schleiern aus tristem Grau. Die Kleider der beiden Reisenden hingen schwer an ihren Körpern hinab vor auskühlender Nässe. Die einzelnen Tropfen, die die Mäntel und die schützenden Streifen der Hüte verloren, gesellten sich zu den aufgewühlten Pfützen auf dem Weg und nährten diese. Dieser Dauerregen war nicht gut für den Schwarzhaarigen. Sein Körper fühlte sich steif an und allmählich wurden ihm die durchweichten, kalten Sachen unangenehm. Die Krankheit, welche sich namenlos durch seinen Leib schlich, gab diesem Gefühl nur noch Kraft.
„Der Regen tut dir nicht gut. Wir sollten bald eine Unterkunft finden“, sagte Kisame und unterließ sogar mal sein sonst so übliches Grinsen. Itachi nickte auf Kisames Worte nur. Es war doch erstaunlich, dass der sonst so grausame Kämpfer ihm gegenüber sogar fürsorglich wurde.
Wenig später erhob sich am Wegesrand eine kleine Herberge. Das überschaubare Haus war vollständig aus Holz erbaut, welches nun dunkel vom Regen glänzte. Itachi schritt zielstrebig darauf zu. Die Herberge besaß nicht viele Zimmer und war schlicht gehalten, aber die Besitzerin zeigte sich freundlich und richtete ihnen eines der Zimmer her. Sie wollte ihnen auch gleich noch ein schönes Mahl bereiten, wenn sie sich abgetrocknet und umgezogen hatten. Anscheinend waren sie die einzigen Gäste. Itachi spürte kein weiteres Chakra.
Kaum schloss die Frau die Tür hinter sich, streifte der Uchiha sämtliche Kleidung ab und hängte sie zum Trocknen über den Stuhl. Die kühle Luft streifte über seine von den klatschnassen Sachen feuchte Haut. Ein Zittern unterdrückte er, dennoch verrieten die kleinen Härchen seines Körpers, dass ihm kalt war. Unverzüglich trat er in das kleine Bad. Da Kisame eh Meister des Suiton war, störte ihn das Wasser weniger als ihn selbst. Unter der Dusche drehte er zuerst nur warmes Wasser auf, um keinen Hitzeschock zu erleiden. Auf seiner ausgekühlten Haut fühlten sich die kleinen Tropfen bereits heiß an und hinterließen ein unangenehmes Prickeln. Erleichtert seufzte Itachi, als dieses sich allmählich zurückzog und angenehme Wärme durch seinen Leib drang. Erst dann drehte er den Hahn weiter auf und das Wasser wurde nun wirklich heiß. Langsam entspannten sich Itachis verkrampfte Muskeln und er löste den Zopffalter aus dem Haar und blieb einfach stehen mit geschlossenen Augen unter dem heißen Regen.
Aufgewärmt trat Itachi schließlich wieder mit noch feuchtem Haar in das kleine Zimmer, nur ein Handtuch um die Hüfte gewickelt und sah sich nach einem Yukata um. Jede normale Herberge hatte für ihre Gäste einen Yukata. Allerdings fand er keinen. Oder seine Augen waren zu schlecht. Ohne sein Sharingan sah er weniger. Er hatte es jetzt aber deaktiviert, um ein wenig besser entspannen zu können.
„Dann werd ich jetzt mal ins Bad gehen“, hörte er Kisame sagen. Dessen schwere Schritte machten sich auch sogleich auf den kurzen Weg in besagtes Zimmer. Itachi ließ sich auf seinem Futon nieder und schob das Handtuch beiseite. Es störte ihn. Dafür wickelte er sich in die dünne Decke und lehnte seinen Oberkörper gegen die raue Holzwand hinter sich. Mit geschlossenen Augen lauschte er auf die leisen Geräusche, das Prasseln der Dusche, die Regentropfen, die gegen die Fensterscheibe prallten, das leise Knarren von Dielen. Die Zeit verstrich…
Kisame kam aus dem Bad und schmiss seine Klamotten über den zweiten Stuhl. Samehada lehnte brav an der Wand immer in Kisames Reichweite. „Itachi-san, ist dir kalt?“, fragte der Ältere und hockte sich vor selbigen. Langsam hoben sich Itachis Lider und schwarze Augen blickten Kisame an. Ein einfaches „Ja“ sollte genügen.
Kisame grinste wie er es so oft tat. Der Schwarzhaarige hatte sich an diese Eigenart seines Partners gewöhnt. Er grinste fast immer, egal in welcher Situation. Aber er wusste, dass der Größere Respekt vor ihm hatte. Er zeigte es ihm auch deutlich.
„Dann muss ich dich wohl wärmen.“
Kisame rutschte neben ihn. Der Schwarzhaarige löste sich von der Wand, sodass er sich hinter ihn setzen konnte. Dessen Beine streckten sich links und rechts neben seinen eigenen aus, während sich die muskulösen Arme um seinen Oberkörper schlangen und ihn sanft an sich drückten. Man würde dem Älteren sicher nicht so viel Sanftheit zumuten, aber mit seinem Samehada ging er auch sehr gepflegt um. Itachi beobachtete ihn manchmal, wenn er es reparierte.
Müde schloss der Schwarzhaarige die Augen und ließ sich gegen den warmen Körper sinken. Aufgrund des Größenunterschiedes lehnte sein Kopf nun an Kisames Schulter. Er schien so viel mehr Wärme in seinem Körper gespeichert zu haben als er selbst. Vermutlich lag es daran, dass er größer war und demzufolge auch mehr Muskelmasse besaß. Es war nichtig. Itachi genoss diesen Moment des Friedens. Viel zu selten kam er in den Genuss, überhaupt so etwas wie Frieden zu fühlen. Er war gefeierter Massenmörder, doch seine wahren Beweggründe kannte niemand. Er wollte sein Dorf und seinen Bruder beschützen, Akatsuki war nur Tarnung. Wie gern würde er in Frieden leben, ohne ständige Kämpfe um das, was ihm wichtig war. Ein lautloses Seufzen entglitt seinen Lippen. Bestimmt drängte er sämtliche störende Gedanken beiseite und konzentrierte sich auf den lebendigen Leib, an dem er lehnte.
Die Wärme Kisames durchdrang langsam die dünne Decke und breitete sich um ihn herum aus. Wie angenehm sie seine Sinne umschmeichelte und ihn lockte, sich einfach fallen zu lassen. Nach und Nach entspannte Itachi völlig und dämmerte dahin. Er gab nach. Für den Moment fühlte er sich sorglos und achtete auch nicht wie sonst immer auf ihre Umgebung. Kisame konnte das auch machen. Sein Atem ging tiefer und gleichmäßiger und er schlief schließlich ein. Sein Kopf kippte zur Seite, sodass sich sein Gesicht nun gegen Kisames Hals schmiegte und sein ruhiger Atem über dessen nackte Haut streichelte. Er war wohl der Einzige, dem Itachi noch trauen konnte.
Der Ältere sah hinab und musste grinsen. Aus dem Abendbrot wurde wohl heute nichts mehr.
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Es ist nichts besonderes, aber ich mag es, weil ich dabei immer das Bild vor Augen habe^.^