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Liebst du mich?

Draco & Astoria
von

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Liebst du mich?“
 

Astoria Greengrass hatte diese Frage nur einmal gestellt. Ob sie es wieder tun würde?

Nein.
 

Wer fragt schon, wenn er die Antwort eigentlich gar nicht wissen will?

Wenn er die Antwort nicht ertragen kann?
 

Doch was tut man, wenn man keine Antwort erhält?
 

Schweigen.
 

Es blieb ihr nicht anderes übrig, als Dracos Augen sich in ihre bohrten.

Wenn man sie früher gefragt hätte, welche Farbe seine Augen haben, hätte sie wohl mit einem einfach 'Grau' geantwortet. Doch nun kannte sie jede einzelne Nuance darin, jede kleine Unebenheit.
 

Und nun wandten sich diese Augen mitleidig von ihr ab. Da war sie.

Ihre Antwort.
 

Sie hatte nicht geweint.
 

Sie hatte nicht geweint, als ihre Eltern ihr eröffneten, dass sie heiraten sollte.

Sie hatte nicht geweint, als sie erfuhr, dass es ausgerechnet Draco Malfoy war.

Sie hatte nicht geweint, als er sich mal wieder hinter seiner Mauer aus Eis vor ihr verschanzte.
 


 

Astoria glitt durch die lärmende Menge des Ministeriumballs. Die glanzvolle Dekoration, der edle Parkettboden, die Musik und das Geplapper um sie herum, all das bemerkte sie nicht. An ihren Oberkörper schmiegte sich ein enges, silbernes Kleid, auf das kleine, strahlende Ornamente gestickt waren. Ihre schwarzen Haare hatte sie an der Seite strähnchenweise zurückgesteckt, während das Haupthaar von einem eleganten Zopf gehalten wurde.

Doch wen kümmerte das schon, wenn der passende Begleiter an ihrer Seite fehlte?
 

Erschöpft lehnte sich an eine Wand abseits der Tanzfläche, schloss die Augen und atmete tief ein. Sie genoss den Moment kurzer Ruhe, als eine Stimme nahe ihrem Ohr sie aus den Gedanken riss. „Na, kann ich ihnen etwas zu trinken bringen?“ Als sie die Augen öffnete, erblickte sie Julian McMahon. Er war ein Arbeitskollege von Draco und sie hatte schon früher bemerkt, dass seine Augen ihr pausenlos folgten.
 

Sie lächelte ihn zaghaft an. „Nein danke, ich bin verheiratet.“, sie hielt ihm ihre Hand mit dem Ehering hin.

Julian zog eine Augenbraue in die Höhe und meinte: „Das ist mir bekannt Astoria-“

„Mrs. Greengrass ...“, korrigierte sie ihn sofort.

Sein Blick wanderte durch die laute Menge, ehe er sich noch einmal zu ihr umdrehte und sich lächelnd zu ihrem Ohr hinunterbeugte. „Ich sehe ihren Mann aber nirgendwo...“
 

Als er mit diesen Worten schließlich verschwand, fühlte sich der große Saal zu klein und viel zu stickig für Astoria an. Sie verschwand eilig aus der Ecke und der goldene, hauchdünne Schmuck an ihren Armen klimperte bei jedem Schritt. Sie kam an einer Gruppe junger Frauen vorbei, die sich angeregt unterhielten. Eine, mit lockigen blonden Haaren strahlte ihre Freundinnen an und präsentierte ihnen den blitzenden Diamantring an ihrem Finger. „Er hat mich erst gestern gefragt … und ... ihr glaubt nicht, wie glücklich ich bin -“
 

Glücklich, glücklich, glücklich -Die Worte hallten unerbittlich in Astorias Kopf wieder. „Ich sehe ihren Mann aber nirgendwo ...“
 

Er hatte Recht und diese Erkenntnis versetzte ihr einen Stich im Herzen.
 

Viele männliche Besucher des Balls folgten ihr mit den Augen, während sie sich den Weg durch die Menge schlängelte, doch sie sah nur ihn. Draco stand lässig an eine Säule gelehnt, unterhielt sich anscheinend mit einem Kollegen und nippte an seinem Weinglas.
 

Sie schritt freudig auf ihn, doch hielt inne, als sie realisierte, auf was er seine Aufmerksamkeit richtete. Auf wen. Sein Blick glitt über das cremefarbene Kleid, dass die Kurven der jungen Frau perfekt unterstrich und das Haar, das sich in Wellen über ihren Rücken ergoss. Astoria bemerkte sein Schmunzeln, als er das Lächeln, dass sich auf ihrem Gesicht niedergelassen hatte, beobachtete.
 

Ihr Herz schrie vor Ungerechtigkeit auf, als sie begriff, was sich hier vor ihren Augen abspielte. Sie hatte vergeblich um seine Liebe gekämpft, vergeblich, weil er eine andere Frau begehrte.
 

Seine Augen lagen die ganze Zeit auf ihr.
 

Eine tiefe Traurigkeit war darin eingekehrt, als er beobachtete, wie sie sich in diesem Moment zu ihrem Mann herumdrehte und ihn zart auf die Wange küsste. Jahrelang hatte Astoria gegen eine gesichtlose Nebenbuhlerin gekämpft, doch nun hatte sie Gewissheit.
 

Hermine Granger.
 

Eine durchschnittliche, aber dennoch hübsche Frau, wie sie zugeben musste. Unwillkürlich schlang sich eine eiskalte Hand um ihre Eingeweide. Hermine hatte alles, was Astoria je begehrt hatte.
 

Sein Herz.
 

Bei jeder Annäherung hatte er sie von sich gestoßen, den Blick immer in die Ferne gerichtet und jetzt wusste sie, wohin seine Gedanken geschweift waren.

Die Schwarzhaarige schlang einen Arm um sich und versuchte die Wellen der Enttäuschung, die über ihren Körper rollten, zu verbergen.

Zu verbergen, dass sie aufgegeben hatte.
 

Das Verrückte? Sie beneidete Hermine, um die Wärme, die Draco ihr mit seinem Blick schenkte, aber hassen konnte sie die junge Frau nicht.
 

Ihr Zittern wurde auch nicht besser, als sich die tröstende Hand von Daphne auf ihre Schulter legte. Der angenehme Duft, der sie immer an Zuhause erinnerte, half auch dieses Mal nichts. Sie drehte sich zu ihrer Schwester herum, schnappte sich ihr Sektglass und trank es in einem Zug leer.
 

„Hast du es gewusst?“
 

Daphne schlug die Augen nieder. „Nein … nicht wer.“ Sie machte einen Schritt auf ihr Gegenüber zu und fingerte nervös an ihrem Kleid herum. „Es tut mir leid.“
 

Astoria lachte hysterisch auf und knallte das Glas auf einen der Serviertische. „Lass gut sein.“
 

Sie rannte förmlich über die Tanzfläche, Daphne hinter sich lassend. In ihrer Eile rempelte sie einige Leute an, doch es kümmerte sie nicht das Geringste. Weg, sie musste weg. Weg von ihm ...
 

Astoria apparierte allein ins Manor zurück, ohne sich von Draco zu verabschieden. Sie wusste, dass er wütend sein würde, doch merkwürdigerweise war ihr das völlig egal. Astoria stieß das Eichenportal auf und machte sich nicht die Mühe es wieder zu schließen. Als sie im Westflügel angekommen war, kickte sie ihre teuren High-Heels in eine Ecke des dunklen Flurs und begab sich ins Bad.
 

Sie stützte sich mit beiden Händen am Waschbecken ab, um nicht den Halt zu verlieren und spritzte sich dann Wasser ins Gesicht. Keuchend stürzte sie auf den Marmorboden des edlen Badezimmers und vergaß alles um sich herum. Nach einiger Zeit schmeckte sie eine salzige Flüssigkeit auf ihren Lippen und begriff, dass sie weinte. Ja, Astoria weinte.
 

Bitterlich.
 

Sie krallte ihre Hände in die Haare und heftige Schluchzer schüttelten ihren zierlichen Körper. Unzählige Gedanken rasten fieberhaft durch ihren Kopf, doch nur eine Frage kristallisierte sich deutlich heraus: Warum?
 

Atemlos starrte sie auf die weißen Fließen und betrachtete die goldenen Muster. Je länger sie darauf starrte, desto mehr verschwammen sie vor ihren Augen und es wurde zu einem Meer aus Gold und Weiß.

Astorias Kopf sank langsam neben den Rand der Badewanne und sie genoss die angenehme Kühle an ihrer Stirn. „Warum?“, hauchte sie leise und glitt dann in die tiefenlose Schwärze, die sie willkommen hieß.
 

Am nächsten Morgen weckte sie stechendes Sonnenlicht, sie fuhr ruckartig hoch und befand sich wider Erwarten in ihrem Ehebett. Wie war sie hierher gekommen? Hatte Draco etwa-? Sie schlug die Decke zur Seite und setzte vorsichtig die Füße auf den Teppich. Augenblicklich schoß ihr das Blut in die Beine und sie stöhnte frustriert auf.
 

Als sie wenig später an den großen Esstisch im Salon kam, saß Draco bereits dort und las den Tagespropheten. Als sie inmitten des Raumes stehen blieb, sah er auf. „Hast du mich gestern Abend ins Bett gebracht?“, fragte sie leise.
 

Er nickte und reichte ihr einen Korb mit Brot. „Willst du nicht frühstücken?“, fragte er. Astoria antwortete nicht, er seufzte leise und verschwand dann zur Arbeit. Das schwere Eichenportal fiel hinter ihm ins Schloss und der Laut hallte ohrenbetäubend in ihren Ohren wieder.
 

Astoria lehnte sich weiter in ihrem Stuhl zurück und zog ihre Knie fest an ihren Körper. Sie starrte einfach weiter vor sich in die Luft und ließ die Zeit vergehen. Irgendwann griff sie nach dem Korb und kaute lustlos auf einem Stückchen Brot herum, doch Appetit verspürte sie keinen.

Als Draco am frühen Nachmittag zurückkehrte, saß sie immer noch da und starrte apathisch auf die Maserung des Tisches. „Sitzt du seit heute Morgen hier?“ fragte er schockiert und strich sich konfus über die Stirn.
 

„Ja.“
 

„Astoria, was-“, er warf in die Hände in die Luft und lief unruhig umher. „Das geht so nicht.“
 

„Wie du meinst.“, erwiderte sie tonlos. Daraufhin schob sie ihren Stuhl beiseite und stieg langsam die Treppe hinauf.
 

***
 

Verbittert.
 

Astoria war zu einer verbitterten und zynischen Frau geworden. Sie lebte mit der Gewissheit, dass ihr Mann sie niemals lieben würde und es war … in Ordnung. Sie bewahrte den Schein nach außen, begleitete ihn auf gesellschaftliche Anlässe, stellte keine Fragen und sie war da, wenn er nach Hause kam.
 

Doch ihr perfektes Weltbild kam beträchtlich ins Wanken, als sie an diesem Morgen das St. Mungo besuchte.
 

„Ich denke man darf gratulieren, Mrs. Greengass. Sie sind schwanger.“
 

Wie betäubt saß sie nun auf dem weichen Teppich ihres Schlafzimmers und hörte die Stimmen von Draco und Daphne vor der Tür wie in Watte getränkt.
 

„Danke, dass du gekommen bist. Sie hat sich heute Morgen einfach eingeschlossen und ... ich wusste nicht, was ich tun sollte …“
 

„Du kannst ruhig schon gehen, ich kümmere mich um sie.“
 

Danach war alles still.
 

Daphne klopfte leise an die Tür. „Bitte rede mit mir. Es wird alles wieder gut.“
 

Das löste bei ihr den Schalter aus. Astoria schrie und tobte, öffnete ihren Kleiderschrank auf, riss all die schönen Designerstücke, die Draco ihr geschenkt hatte, heraus und warf sie wild umher. Sie verfluchte diese verdamme Ehe und das Kind, das in ihrem Körper heranwuchs. Sie weinte und jammerte, bis sie heiser war …
 

Sie krabbelte zur Tür und ließ sich keuchend davor nieder. „Nein, gar nichts wird gut!“
 

„Gott, geht’s dir gut? Lass mich rein, bitte.“
 

Vorsichtig öffnete sie die Tür und ihre Schwester setzte sich direkt neben sie. Stillschweigend genossen sie die Nähe des anderen, bis Astoria die Stille durchbrach: „Ich bin schwanger.“
 

Daphnes Gesicht hellte sich auf und sie setzte zum Sprechen an. „Sag jetzt bloß nicht, dass du dich freust!“, meinte Astoria trocken.
 

„Aber-“
 

„Nein, ich habe mir immer vorgenommen, mir keine verdammte Hoffnung zu machen, aber-“, sie stockte. „- aber er liebt mich nicht.“ Sie lehnte den Kopf an Daphnes Schulter. „Er li-iebt mich nicht.“, schluchzte sie.
 

„Schhh, ganz ruhig.“, sie wiegte Astoria in den Armen. „Schhh, meine kleine Tia. Ich bin da, okay?“
 

Daphne lehnte ihren Kopf an die Tür und holte tief Luft. „Du musst endlich damit aufhören ...“, ihre kleine Schwester wischte sich die Tränen weg und sah verwundert auf. „Was meinst du damit?“
 

„Du sollst aufhören, dich daran zu messen, was andere über dich denken. Schau mal, als wir klein waren, haben wir die ganze Zeit um die Aufmerksamkeit und Liebe von unseren Eltern gebuhlt … Ich habe irgendwann begriffen, dass mich mehr ausmacht als das. Aber du ...“

Astorias Augen weiteten sich. „Hör auf, dich daran zu messen, ob Draco dich liebt oder nicht ... das macht dich kaputt!“
 

„Vielleicht hast du Recht“, meinte sie Astoria und legte ihren Kopf in den Schoß ihrer Schwester. „Zusammen schaffen wir das, okay?“, meinte Daphne und streichelte ihr sanft durch ihr Haar.
 

***
 

Wenn man Astoria vor neun Monaten gefragt hätte, ob ihr etwas im Leben fehlte, hätte sie warscheinlich nicht geantwortet.
 

Doch als sie ihren kleinen Sohn zum ersten Mal in den Armen hielt, wusste sie, was ihr gefehlt hatte. Als der Kleine seine kleinen Finger nach ihr ausstreckte, glühte ihr Herz förmlich vor Liebe und heiße Freudentränen liefen an ihren Wangen herab.
 

Entspannt lehnte sie sich tiefer in das kuschelige Bett zurück und ließ den Moment auf sich wirken. Zärtlich strich sie dem Neugeborenen über die Nasenspitze und hob überrascht den Kopf, als sie Draco sah, der gerade das Schlafzimmer betrat.
 

Er schritt langsam auf sie zu und setzte sich neben sie an den Bettrand. Doch was sie am meisten überraschte, war das Lächeln, das sich auf seine Gesichtszüge gelegt hatte.
 

„Wie soll er heißen?“, fragte sie leise.
 

„Das ist deine Entscheidung.“, meinte er und strich seiner Frau eine verschwitzte Haarsträhne aus den Augen.
 

„Scorpius Hyperion Malfoy.“
 

Zum ersten Mal verschwendete sie keinen einzigen Gedanken an die Frage, die immer zwischen ihnen stand. Zum ersten Mal war es nicht mehr wichtig, ob er sie liebte oder nicht. Sie sah die Wärme in seinem Blick und begriff, dass sie etwas teilten.
 

Die Liebe für Scorpius.
 

Das war alles, was zählte und sie war glücklich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Violie
2010-07-31T18:59:55+00:00 31.07.2010 20:59
Beerchen <3

Ich wundere mich. Hast du den OS auch in FF.de? Ich hab den nämlich noch nicht gesehen oder gelesen. Muss mal auf deine Seite schauen xD

Der Os ist so schööön. Und so traurig o.o

Also ein richtiges Happy-End ist es ja nicht, zumindest nicht aus meiner Sicht, aber das macht die ganze Story viel realistischer und anspruchsvoller.

Ich denke, dass es ohne Scorpius für Astoria sehr viel schlimmer und schwerer zu ertragen wäre, dass Draco sie nicht liebt.

Ich hoffe auch, dass mehr von dir kommt :D
Liebe Grüße <3
Von:  kiks
2010-07-24T15:52:26+00:00 24.07.2010 17:52
Ich habe den One Shot schon vor Ewigkeiten auf einer anderen Plattform gelesen und ich muss zugeben, du hast da echt was gutes geleistet!

Zwar bin ich nicht der Fan von solchen nicht gerade Happy Ends, aber dieser ganze OS war schön geschrieben und dermaßen gefühlvoll, dass er mich einfach hatte. Das beweist, dass man auch manchmal mit einem dramatischen (oder in deinem Fall ungewöhnlichen) Ende leben kann.

Ich liebe dieses Pairing und hoffe, dass da mehr von dir kommt!

lg kiks


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