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Der Stein des Anstoßes

von

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Fantastische Literatur

Eines Nachts, es kam jetzt häufiger vor, das Simon mal durchschlafen konnte, wurde er unsanft aus seinen Träumen gerissen. Etwas großes und schweres lag über seinem Gesicht und nahm ihm die Luft zum Atmen. „Tannin geh da runter. Ich krieg keine Luft,“ grummelte er im Halbschlaf vor sich hin. Tannin lies zwar nun von Simons Gesicht ab, begann dafür aber in sein Ohr zu zirpen. Noch immer genervt durch die nächtliche Schlafstörung wollte Simon nach Tannin greifen und ihn an eine andere Stelle seines Bettes setzen, doch seine Hand griff ins Leere. Überrascht hielt er inne. Wo war Tannin? Simon öffnete seine Augen und schloss sie sogleich wieder. Das träumte er sicher noch. Gleich würde er richtig wach sein. Langsam öffnete Simon die Augen erneut, doch die Szenerie hatte sich nicht verändert. Über seinem Gesicht machte Tannin Flugversuche, verlor prompt wieder den Takt und klatschte neben Simon erneut unsanft aufs Bett. Jetzt wusste dieser auch was ihn geweckt hatte. Mit einem Zirpen, das sich ganz wie eine Entschuldigung anhörte, versuchte Tannin sich wieder aufzurichten und fuhr, als er das Gleichgewicht verlor, Simon mit einer seiner Klauen direkt durch das Gesicht. Er hinterließ eine blutige Schramme auf Simons Wange. Dieser schrie mehr vor Überraschung als vor Schmerz auf. Sofort verzog sich Tannin in die dunkelste Ecke des Zimmers und verhielt sich ganz still.

Simon tastete vorsichtig nach seiner Wange und zuckte leicht zusammen, als er die Wundstelle berührte. Er hatte Blut an den Fingerspitzen, als er diese wieder zurückzog. Mühsam erhob Simon sich und ging ins Bad, um sich seine Wange genauer anzusehen.

Das ganze sah schlimmer aus, als es in Wirklichkeit war. Der Kratzer war zwar lang, aber nicht sonderlich tief und hörte nach wenigen Minuten auch schon wieder auf zu bluten. Er verzichtete auf ein Pflaster. Einerseits war er jetzt viel zu müde um im Arztschränkchen danach zu kramen und zum anderen störten die Dinger ihn dann eh nur bei seiner Arbeit. Gähnend kehrte er in das Schlafzimmer zurück, nur um festzustellen, das Tannin noch nicht an seinen angestammten Platz auf dem Kopfkissen zurückgekehrt war, sondern noch immer in der Ecke kauerte und Simon mit furchtsamen Blicken ansah. "Du kannst ruhig herauskommen. Es ist nicht so schlimm. Ich bin dir nicht böse", versuchte er den total verstörten Tannin aus der Ecke zu locken, doch dieser gab nur ein verängstigtes Zirpen von sich und blieb weiterhin in der Ecke hocken. Es kostete Simon viel Zeit und Mühe, bis sich Tannin aus der Ecke traute und langsam wieder zu ihm kam. Simon bot ihm seine Hand an, damit er ihn wieder auf seine Schulter setzen konnte, doch Tannin zögerte. Simon musste ihm noch etwas zureden bis Tannin auf seine Hand trat. Doch auf die Schulter kletterte er nicht. Stattdessen rollte er sich zusammen und piepste leise vor sich hin. Als Simon ihn vorsichtig auf seinen Schlafplatz legte sah Tannin nur kurz mit betrübten Augen auf und legte seine Kopf erneut auf seine Vorderpfoten nieder. Eine gewisse Zeit sah Simon noch auf Tannin herab, ehe er sich selbst wieder schlafen legte.

Am nächsten Morgen musste Simon feststellen, das Tannin seinen Schlafplatz verlassen hatte und auf dem nackten Sims über dem kalten Kamin lag. Tannin hatte einen unruhigen Schlaf und er zitterte immer wieder, so als ob er frieren würde. Simon trat an seinen Schrank und kramte nach einigen warmen Sachen. Er breitete einen Wollpullover auf dem Sims aus und hob dann Tannin vorsichtig darauf. Dieser erwachte nicht, hörte aber auf zu zittern als Simon ein weiteres Wollhemd über ihn legte. Auf leisen Sohlen verließ er das Schlafzimmer und ging in die Küche. Dort bereitete er einige Fleisch- und Obststücke vor, mit denen er wieder in das Schlafzimmer zurückschlich und sie Tannin vor die Schnauze stellte. Dann verließ er das Zimmer erneut, ließ aber die Tür nun offen.

Völlig außer Atem erreichte Simon seinen Arbeitsplatz. Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und schien warm auf das Dorf herab. Ein herrlicher Frühlingstag. Simon öffnete alle Fenster in der kleinen Bibliothek, damit die frische, warme Luft durch die Regale streichen konnte. Dann wandte er sich dem Einstellen der Bücher zu. Die Leserkartei wollte auch noch geordnet werden, bevor er die Bibliothek für die Leser öffnete.

Es war kurz vor 10 Uhr, als Simon mit seiner vorläufigen Arbeit fertig war. Er kramte seinen großen Schlüssel aus der Hosentasche und schloss die Haupttür auf, so das die Leute in das Innere der Bibliothek konnten. Nun begann die eigentliche Arbeit. Heute war der erste Ferientag der Frühlingsferien und so waren nach kurzer Zeit eine Menge Kinder in der Bibliothek, die lärmend durch die Regale rannten und sich kaum bändigen ließen. Die Kleineren zogen Bücher und CDs aus den Regalen und stellten sie ein, wo es ihnen gefiel. Simon hatte alle Hände voll zu tun, aber sie zeigten keine Lust auf seine Worte zu hören. Allerdings war die Schramme, die Simons Gesicht immer noch gut sichtbar zierte, ein Highlight. Immer wieder erzählte Simon, das er der Nachbarskatze hatte vom Baum retten wollen, und war dabei von ihr gekratzt worden. Diese Antwort schienen ihm alle abzunehmen.

So gegen 12 Uhr begann Simon zu verzweifeln, und noch lagen 4 Stunden Öffnungszeit vor ihm. Natürlich war keiner der Eltern mitgekommen uns so blieb Simon keine andere Wahl als zu versuchen zu retten, was noch zu retten war.

Plötzlich verstummten die Kinder schlagartig, und Simon schaute erstaunt auf. Was war passiert? Er verließ seinen Stuhl hinter dem Ausleihschreibtisch, wo er sich eben niedergelassen hatte, und trat mit hastigem Schritt durch die Regalreihen zur Kinderabteilung. „Ist alles in Ordnung“, fragte er verunsichert. Als er durch die Regale lugte, konnte er nichts erkennen. Das sich eines der Kinder wehtat, war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Einige der Kinder fingen an zu lachen, und Simon verlangsamte seinen Schritt. Ganz offensichtlich war doch keiner verletzt. Als er um das letzte Regal trat sah er was der Grund für die Heiterkeit war und erstarrte. Das war jetzt das, was er am wenigsten hatte gebrauchen können. Simon fluchte innerlich. Er hatte wohl vergessen das Fenster daheim in der Küche zu schließen. Jedenfalls saß Tannin nun auf einem der Regale, und die Kinder versuchten ihn von dort oben herunterzulocken. Dabei stellten sie sich erstaunlich kreativ an. Es sah fast so aus, als amüsiere sich Tannin über die Versuche der Kinder. Als er jedoch Simon erblickte, stieß er einen freudigen Schrei aus, breitete seine Flügel aus und stieß sich vom Regal ab. Tannin legte eine Punktlandung auf Simons Schulter hin, was diesen ziemlich überraschte und fast aus dem Gleichgewicht brachte. Ganz offensichtlich hatte Tannin sich vom Schrecken der letzten Nacht erholt. Das erklärte Simon wie Tannin in die Bibliothek gekommen war. Was ihn jedoch überraschte war, wie Tannin ihn hier gefunden hatte.

Dieser lies seinen Schwanz zuerst wieder an Simons Rücken hinabhängen, legte ihn aber dann doch lieber um Simons Hals herum, weil einige der kleineren Kinder versuchten daran zu ziehen. Sofort war Simon die Person mit der meisten Aufmerksamkeit in der ganzen Bibliothek. Die Katzengeschichte nahmen ihm die Kinder jetzt natürlich überhaupt nicht mehr ab. Stattdessen wollte jeder der Kinder Tannin anfassen und streicheln. Tannin schien die ganze Aufmerksamkeit zu gefallen.

Zuerst hatte er nur die Kinder eines nach dem anderen gemustert, dann aber war er wieder von Simons Schulter herabgesprungen und vollführte halsbrecherische Kunststücke in der Luft. Mehr als einmal hatte Simon die Befürchtung, das Tannin wieder abstürzen würde, doch dieser schien aus seinen Fehlern gelernt zu haben.

Immer wieder flog er dicht über die Köpfe der Kinder hinweg nur um im letzten Moment wieder aufzusteigen, wenn sie nach ihm greifen wollten. Es sah so aus, als wollte er mit ihnen spielen und sie necken. Dabei stieß er immer wieder fröhliche Pfeiflaute aus. „Ist es ein er oder eine sie?“ wollte eines der Mädchen wissen. „Ich glaube es ist ein er“, entgegnete Simon. So genau wusste er es selbst nicht. „Hat er einen Namen?“ Einer der größeren Jungen, der Tannin eben fast erwischt hatte sah Simon fragend an. „Er heißt Tannin.“ - „Was mag er am liebsten?“ Simon wurde mit allerlei Fragen bestürmt. So gut wie er konnte beantwortete Simon die Fragen der Kinder.

Während der ganzen Fragerei schien Tannin langsam müde geworden zu sein, denn er ließ sich wieder auf Simons Schulter wieder, legte seinen Kopf gegen Simons Hals und schloss die Augen. Die Kinder waren von dem Anblick ganz fasziniert.

Eher durch Zufall schaute Simon auf die Uhr und erschrak. Es war kurz vor 4. Er hatte gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit jetzt vorübergegangen war. „So leider müsst ihr für heute nach Hause gehen.“ Simon versuchte die Kinder in Richtung des Ausganges zu bugsieren, doch diese blieben kurz davor stehen. „Wir gehen nur, wenn Tannin morgen wieder da ist. Versprochen?“ Simon war baff und sprachlos. Nun war es an Tannin, der seinen Kopf hob und seinen langen Hals in Richtung Simons Gesicht bog. Irgendwie hatte er einen bittenden Ausdruck in seinen Augen. Simon hob kapitulierend die Hände. „OK. Aber ihr müsst mir unbedingt versprechen, niemand etwas von Tannin zu erzählen.“ - „Indianerehrenwort“, sagte einer der Großen und alle anwesenden Kinder hoben schwörend die Hände. Alle Anwesenden fingen an zu grinsen, dann stürmten die Kinder wieder lärmend aus der Bibliothek und Simon schloss die Tür.

Tannin war unterdessen auf den Ausleihschreibtisch geflogen und hatte es sich dort gemütlich gemacht wo die Sonne ihre wärmenden Strahlen durch das Fenster scheinen ließen. Jetzt erst fiel Simon auf, das Tannins Schuppen gar nicht vollkommen schwarz waren, sondern einen bläulichen Schimmer inne hatten. Erst das Sonnenlicht deckte diese feinen Nuancen auf.

Simon war etwas ratlos. Wie sollte er Tannin jetzt nach Hause bekommen. Auf der Straße war zuviel los und das letzte, was er jetzt noch brauchen konnte, waren unnötige Fragen und dummes Geschwätz. Er wunderte sich eh das Tannin auf dem Hinweg offenbar von niemand gesehen worden war.

Er rätselte vor sich hin, als jemand gegen die Tür klopfte. Hatte wohl jemand wieder vergessen seine Bücher rechtzeitig zurückzugeben. Langsam ging Simon zur Tür, drehte den Schlüssel und öffnete sie so weit, das man von außen den Schreibtisch nicht einsehen konnte. „Wir haben bereits geschlossen.“ - „Ich weiß.“ Simon schaute nach unten. Es war keiner der erwachsenen Leser, sondern ein kleines Mädchen aus der Nachbarschaft. Sie trug einen Katzenkorb vor sich her. „Marco hat gesagt, das du das vielleicht gebrauchen könntest.“ Konnte der Junge Gedanken lesen? Sie hielt ihm das Ding unter die Nase. „Äh...Danke.“ - „Hast du jetzt Katzen daheim?“ Sie musterte seinen Kratzer auf der Wange. Simon atmete auf. Offensichtlich hatte Marco doch nichts von Tannin erzählt. Er nickte leicht. „Darf ich sie mal sehen?“ Simon schluckte. Er hatte die Story vergessen, und jetzt war es zu spät. „Im Moment noch nicht, sie ist noch zu scheu.“ - „Ach so.“ Die Kleine wirkte enttäuscht. Irgendwie tat sie Simon leid, aber er konnte ihr nicht die Wahrheit sagen. „Tschüss dann.“ Die Kleine wandte sich ab und lief in Richtung Elternhaus davon. Kurz winkte Simon ihr noch hinterher und schloss dann die Tür wieder ab. Ihm behagte es überhaupt nicht, wenn er Kinder anlügen musste.

Es war ein Abenteuer Tannin in den Korb zu bekommen. Er hatte zwar keine Probleme darin Platz zu nehmen, aber ihm gefiel es nicht das Simon ihm die Decke komplett über den Körper zog. Immer wieder streckte er seinen Kopf heraus und Simon musste ihn wieder unter der Decke versenken. „Bleib endlich unten, oder willst du uns Ärger einbringen?“ Tannin quietschte protestierend und blieb diesmal aber unter der Decke.

Simon verließ die Bibliothek und schlenderte zum Supermarkt. Überall maßen ihn verwunderte Blicke, aber niemand fragte ihn, was er in dem Korb transportierte. Die Leute grüßten und gingen weiter. Über die Treppe betrat Simon den Supermarkt, weil er neue Sachen für Tannin brauchte. So ganz wohl war ihm bei der Sache nicht.

Langsam schob er den Einkaufswagen vor sich her und griff wahlweise in die Regale und holte verschiedene Dinge heraus. Je näher sie der Fleischtheke kamen, um so unruhiger wurde Tannin im Korb. Er schien das frische Fleisch zu wittern. „Halt still und du bekommst heute ein besonders großes Stück.“ Das war zwar Erpressung, aber es schien auf Tannin Wirkung zu haben. Es wurde wieder ruhiger im Korb. „Na was darf es denn heute sein?“ Simon stöhnte innerlich. Ausgerechnet Frau Schnader. Sie war die größte Klatschtante im Dorf, was sie wusste, wussten bald das ganze Dorf. Er musste seine Worte jetzt mit Bedacht wählen. Hoffentlich blieb Tannin ruhig. Zuerst schien alles ganz gut zu verlaufen, doch dann siegte bei Tannin doch der Hunger. Er wurde unruhig. Neugierig spähte Frau Schnader über den Tresen in den Korb. Konnte aber zu ihrem Bedauern nichts erkennen. „Was haben Sie denn da drin?“ Simon überlegte fieberhaft was er sagen sollte. „Eine Katze. Er hat eine kleine Katze da drin. Das sieht man doch wohl in seinem Gesicht.“ Der Kopf von Simon ruckte herum. Neben ihm stand Marco, der ihn nun frech angrinste. „Darf man die Kleine mal sehen“, bettelte Frau Schnader. „Ich glaube nicht, das dies der Reinlichkeit ihres Arbeitsplatzes förderlich wäre.“ Endlich hatte Simon den Faden wiedergefunden. Frau Schnader zog einen Schmollmund, lies aber nun endlich ab und packte das gekaufte Fleisch in die Tüte. „Einen Moment. Ich glaub, ich hab da noch was.“ Frau Schnader verschwand im hinteren Teil des Ladens und kam kurz darauf mit einer weiteren Tüte zurück. „Frische Innereien. Das schmeckt ihnen sicher bestimmt, und sind gut für das Wachstum.“ Sie packte die Tüte zu den anderen Wurstwaren. Besorgt blickte Simon auf den Korb, wo unter der Decke so langsam die Post abzugehen schien. Er wusste nicht, wie lange er Tannin noch vor den Blicken von Frau Schnader verbergen konnte. Es war Marco, der unter die Decke griff, noch bevor Simon etwas sagen konnte. Er hatte sich ein Probe-Wurststück von der Theke geklaut und hielt es nun heimlich Tannin unter die Schnauze, damit dieser vorrübergehend Ruhe gab. „Was macht das zusammen?“ - „Die Innereien bekommen Sie umsonst. Ansonsten 30 € und 55 Cent.“ Hastig legte Simon das Geld auf die Theke. „Bis demnächst.“ Simon verlies so schnell den Laden, das er die Abschiedsworte von Frau Schnader schon gar nicht mehr mitbekam.

Marco half ihm beim Transport der Tüten nach Hause. Er grinste die ganze Zeit nur von einem Ohr zum anderen. „Das war ganz schön knapp“, meinte er lapidar. Simon nickte nur. „Eine Katze.“ Marco grinste leise vor sich hin. Simons Blick ruhte immer wieder auf dem Korb, doch Tannin rührte sich jetzt nicht mehr. Als er die Decke kurz anhob sah er auch warum. Der kleine Tannin war eingeschlafen. Er war sicherlich erschöpft von dem aufregenden Tag. Auch Simon verspürte Müdigkeit. „Danke übrigens für eben.“ - „Keine Ursache.“ Marco grinste noch breiter. „Du führst doch was im Schilde.“ - „Nein, gar nichts.“ Simon musterte Marco von oben bis unten. Dieser tat, als sei er der Unschuldsengel in Person. „Das kauf ich dir nicht ab. Du willst doch irgend etwas.“ - „Och, ich will einfach nur ein bisschen mit Tannin spielen.“ Aha, daher wehte also der Wind. Nun grinste auch Simon. Das hätte er sich doch auch gleich denken können.

Marco lies sich jedenfalls nicht abwimmeln und so schafften sie gemeinsam die Einkäufe in Simons Küche um das Fleisch dann mit Mühe und Not im Kühlschrank zu verstauen. „Tannin frisst soviel?“ Marco konnte sich ein Staunen nicht verkneifen. „Das reicht grade mal für 3 Tage“, meinte Simon bestätigend. Marco pfiff durch seine Zahnlücke. Das jedoch lies Tannin in seinem Schlaf hochschrecken. Unsicher, durch den unbekannten Laut blickte er sich suchend um. Marco grinste, als er die Reaktion des kleine Drachen sah und pfiff noch einmal. Tannin erwiderte den Pfiff etwas höher, Simon und Marco grinsten. „Darf ich ihn auch mal halten?“ Fragend blickte Marco zu Simon. „Da musst du nicht mich fragen, sondern ihn.“ Marco stand wie angewurzelt da, und Simon musste ihm einen kleinen Schubs geben, damit er sich überhaupt von der Stelle rührte. „Geh hin und versuche es.“

Das war leichter gesagt als getan, denn Marcos Beine schienen plötzlich aus Gummi zu bestehen. Zögerlich und in kleinen Schritten trat er an den Korb heran. „Äh, und was muss ich jetzt tun?“ Marco war unsicher, konnte seinen Blick aber nicht von Tannin abwenden. Dieser schaute ihn ebenfalls an, und Marco hatte plötzlich das Gefühl, als könne der Kleine mit seinen grünen Augen bis auf den Grund seiner Seele blicken. Unweigerlich musste Marco an die ganzen Streiche denken, die er den anderen bisher gespielt hatte, und leichte röte stieg in sein Gesicht.

Simon stand abseits und grinste. Marcos plötzliche Schüchternheit amüsierte ihn. War es doch das erste mal, das der ansonsten so freche Marco sich ganz brav verhielt. Tannin lies diesen noch etwas schmoren, ehe er sich wieder erhob und die Flügel spreizte. Doch anstelle, das er sich auf die dargebotene Hand setzte, flog er weiter und suchte sich einen anderen Landeplatz. Simon fing an schallend zu lachen. Marcos Augen wanderten langsam nach oben. Tannin hatte es sich auf seinem Kopf bequem gemacht, und zupfte spielerisch an den kurzen braunen Haaren, eh er seinen langen Hals vorstreckte um Marco ins Gesicht zu blicken. Dabei stieß er eine Folge von Zirplauten aus. Marco stand immer noch da wie vom Donner gerührt. Nur zögerlich hob er seine Hand. "Nur nicht so schüchtern", ermunterte Simon ihn. "Er wird dich schon nicht beißen." das hätte Simon besser nicht gesagt, denn Marcos Hand fiel sofort wieder ab. Im Laden noch gefüttert, und jetzt hast du etwa Angst?" Etwas überrascht war Simon schon über Marcos Reaktion. Tannin zirpte enttäuscht und fing an, an Marcos Pony zu zupfen. "Hey, lass das." Marcos Hand zuckte wieder nach oben, um Tannin bei seinem Tun zu stören, doch dieser wich Marco spielerisch aus, ohne den Kopf zu verlassen. Stattdessen wartete er ab, bis der Schwung verloren gegangen war, und positionierte seinen Kopf so, das Marco ihn unweigerlich berühren musste. Damit war der Bann gebrochen und Tannin genoss die Streicheleinheiten, die Marco ihm zukommen ließ. Simon konnte überhaupt nicht mehr aufhören zu grinsen. "Übertreib es nicht, oder er lässt dich am Ende gar nicht mehr gehen." Ein diebisches Grinsen zuckte über Marcos Gesicht. "Prima, dann nehme ich Tannin mit nach Hause." - " Das hättest du wohl gerne." Spielerisch drohend hob Simon die Hand. "Aber immer doch." Marco nickte so heftig, das Tannin sich mit einem protestierenden Quietschen in dessen Haare verkrallte. Was diesen doch recht unangenehm daran erinnerte solche Aktionen im Moment zu unterlassen.



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