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Deceiver of fools

Fortsetzung zu 'The Revenge'
von

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Epilog

Rhyan blinzelte zu der aufgedunsenen Scheibe der Sonne auf, deren fremdartiges Licht die Umgebung in einem sanften Rot erstrahlen ließ. Die langen Schatten ließen vermuten, dass es bereits später Abend war, dabei hatte der Tag auf diesem fernen Planeten gerade erst begonnen. Er begrüßte das Licht und das erwachende Leben. Und den Neuankömmling.

Im Rücken der Drachenreiterin ragte stolz der Ring der Vorfahren auf, errichtet auf einem kleinen Hügel, von welchem man einen wunderbaren Blick in die Ferne hatte. Das reine Azurblau des Ereignishorizonts schimmerte im krassen Kontrast zu dem allgegenwärtigen roten Sonnenlicht.

Die junge Frau wandte ihren Blick von der Sonne ab und ließ ihn statt dessen suchend über die Ebene am Fuße des Hügels gleiten. Dort entfernte sich eine einsame Gestalt langsam und schritt unerschrocken in diese fremde Welt.

Wieder spürte Rhyan den scharfen Biss des schlechten Gewissens. Ihr Herz lag bleischwer in ihrer Brust und doch wusste sie, dass es die Beste aller Lösungen war. Kane konnte nicht wie sie in Atlantis bleiben. Und natürlich erfüllte sie das mit Traurigkeit. Tiefer Traurigkeit. Denn so wie die Dinge zwischen ihr und dem Krieger zur Zeit standen, konnte sie ihm nicht in dieses Leben folgen. Es brauchte Zeit, bis die Wunden des Verrats und des Misstrauens verheilten. Bei beiden von ihnen.

Mehrfach hatte Kane in den letzten Umläufen versucht mit ihr zu reden. Doch Rhyan war noch nicht bereit dazu und hatte ihn wortlos abgewehrt. Ihr war natürlich nicht entgangen, dass etwas mit ihm geschehen war. Damals im Thronsaal. Genau so wenig wie ihr sein niederschmetterndes Bedauern, seine Trauer und sein Gram entgangen waren, welche sie jedes Mal, wenn er sie ansah, fast körperlich spüren konnte. Aber sie konnte nicht über ihren Schatten springen. Noch nicht.

Zumal sie auch sehr wohl bemerkt hatte, wie Kanes Interesse an der Technologie der Antiker erwacht war und wie rasant dieses Interesse berechnend geworden war. Kane war schon immer ein Mann mit großem Interesse gewesen, der sich für vieles begeistern konnte. Doch gerade bei Dingen, die ihm in irgendeiner Form von Vorteil sein könnten, konnte dieses Interesse zur Besessenheit werden. Und die Antikertechnologie war wahrlich etwas, das in keinstem Fall in die Hände des Kriegers gelangen durfte.

Schon bei ihrem ersten Flug im Jumper hatte Rhyan das Interesse in den blauen Augen des Mannes aufleuchten sehen. Aufmerksam hatte er das Innenleben des kleinen Fluggeräts betrachtet und sogar die ein oder andere Frage an McKay gerichtet. Als sie Kane dann nachts eher durch Zufall in der Stadt getroffen hatte, scheinbar ziellos umher streifend, hatte sie sich mit ihrer wachsenden Sorge an Sheppard gewandt.

Gemeinsam hatten sie daraufhin ein wachsames Auge auf den Krieger, was allerdings um ein Haar zu einem neuerlichen Eklat geführt hatte, da sich Kane durch den militärischen Kommandanten erheblich bedrängt und eingeengt gefühlt hatte und Sheppard aus diesem Grund ein Mal mehr beinah tödlich verletzt hatte.

Die Entscheidung, so sehr sie Rhyan auch bedrückte, war daraufhin allen Beteiligten leicht gefallen. Kane musste Atlantis verlassen und ein passender neuer Heimatplanet war auch schnell gefunden.

Und so stand sie nun hier, am Ring der Vorfahren, und blickte Kane mit schwerem Herzen hinterher, wie er seinen Weg in seine neue Heimat antrat. Allein.

„Armeen eroberten siegreich ganze Länder und sind doch am Ende gefallen. Königreiche sind aufgestiegen, nur um vom Sand wieder begraben zu werden.“ Verbittert folgte sie dem immer schwächer werdenden Schemen ihres Freundes, wie er in der Ferne verschwand. „Wir alle werden irgendwann vergessen sein, endlosen Ruhm gibt es nicht. Aber was auch immer wir tun, es wird niemals vergebens gewesen sein.“

Rhyan seufzte verzweifelt. Sie betete, dass es stimmte. Denn andernfalls hätte sie Kane und alles, was jemals zwischen ihr und dem Krieger gewesen war, mit dieser Entscheidung an den Teufel verraten. So aber hoffte sie, dass Kane in dieser Fremde zu sich zurück finden würde und sie irgendwann die Gelegenheit bekämen, das gegenseitige Vertrauen zurück zu erlangen. Das war alles, was sie sich aus ganzem Herzen wünschte.

Überrascht horchte die Drachenreiterin auf, als Teyla neben ihr die alte Weise, aus welcher ihre Worte von eben stammten, leise weiter sang: „Wir sind Teil einer Geschichte, Teil einer Legende. Wir befinden uns alle auf dieser Reise, niemandem ist es vergönnt zu verweilen. Wo auch immer diese Legende hinführen mag – welcher ist der richtige Weg?“

Die Athosianerin lächelte schwach und drückte in stummer Anteilnahme Rhyans Schulter. „Wir werden Kane hier nicht einfach seinem Schicksal überlassen, Rhyan. Das wäre denke ich nicht in deinem und auch nicht in unserem Interesse. Wir werden immer durch das Sternentor miteinander verbunden sein.“

Rhyan nickte mutlos. Teylas Worte mochten gut gemeint sein, aber im Moment gruben sie ihre Wunden nur noch tiefer. So nah und doch so unglaublich fern.

Als sie wieder nach der Gestalt des Kriegers Ausschau hielt, konnte sie ihn nicht mehr finden. Er war endgültig verschwunden und ließ Rhyan unsicher und voll schlechter Gefühle zurück. Sie hatten sich nicht einmal richtig verabschiedet. Selbst das hatte sie nicht über sich gebracht und jetzt schämte sie sich dafür. Kanes Züge hatten sich kaum merklich verspannt, dann hatte er ihr und ihren Freunden zugenickt, hatte seine wenigen Habseligkeiten genommen und hatte sich umgewandt. War den Hügel hinab gestiegen. Ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen. Rhyans Herz blutete.

„Wälder und Wüsten, Flüsse und tiefblaue Seen. Berge und Täler, nichts bleibt bestehen. Während wir noch glauben Zeugen zu sein, sind wir schon ein Teil dieses Geschehens. Diese niemals endende Legende, wo wird sie uns hinführen?“

Teylas Stimme klang getragen und schien Rhyans innere Pein aufzunehmen und mit dem Wind fortzunehmen. Sheppard war indes zu den beiden Frauen getreten und die Drachenreiterin schloss kurz die Augen, in dem nutzlosen Versuch sich im Griff zu behalten, als er ihr einen Arm um die Schultern legte und sie sanft an sich zog. Sie fühlte sich gerade jetzt so grenzenlos einsam, da war Johns tröstende Nähe ein willkommener Halt.

„Wir sind Teil einer Geschichte, Teil einer Legende. Manchmal ist sie wunderschön, manchmal schrecklich. Niemand erinnert sich noch, wie sie einst begann.“

War dem wirklich so? Gab es wirklich niemanden, der sich an den Beginn aller Erzählungen erinnerte? Rhyan wusste es besser. Es gab sehr wohl jemanden, der sich noch entsann. In dessen Kopf jedes noch so kleine Detail eingebrannt und unauslöschlich mit seinem Geist verschmolzen war. Doch nicht einmal er wusste, wo das Schicksal noch hinführen würde.

Teyla verließ Rhyans Seite und verschwand als Erste durch den Ereignishorizont. Es war an der Zeit zu gehen, das Wurmloch würde nicht mehr viel länger aufrecht erhalten bleiben.

Sheppard, der diesen wortlosen Wink durchaus verstanden hatte, hauchte der Drachenreiterin einen Kuss auf die Schläfe. „Komm. Zeit nach Hause zu gehen.“ Er löste sich von ihr, trat bis direkt vor die schimmernde blaue Fläche. Dort wandte er sich noch einmal um.

Rhyan stand noch immer wie in Stein gemeißelt, den Blick in die Weite gerichtet. Es schmerzte den Colonel sie so leiden zu sehen, aber auch er glaubte fest daran, dass Gutes aus dem erwachsen würde, was sie gemeinsam beschlossen hatten.

„Rhyan?“ Sie drehte sich um, Tränen auf den Wangen, und John streckte ihr seine Hand entgegen. „Komm nach Hause.“

Nach Hause...

Zwei Worte, die für Rhyan nunmehr eine ganz neue Bedeutung bekamen. Sie war sich ihrer zerrütteten Gefühle nicht sicher, doch wenn sie in Johns aufrichtige Augen blickte wusste sie, dass sie tatsächlich an einem Punkt, an einem Ort angekommen war, an welchem sie wahrlich zu Hause sein konnte. Einem Ort, der eng verbunden war mit ihrer Vergangenheit als Mensch, der ihr aber gleichzeitig Raum ließ, um ihr verändertes Wesen leben und sich entfalten zu lassen. Sie hatte Freunde. Und jemanden, der sie ernsthaft liebte.

Mit einem schwachen, noch etwas missglückten Lächeln, legte Rhyan ihre Hand in die von Sheppard. Sie würde nach Hause gehen.
 


 


 


 

ENDE



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MorgainePendragon
2011-11-10T18:14:51+00:00 10.11.2011 19:14
So, das war es nun also. Eine unglaublich TOLLE Geschichte, eine gelungene Fortsetzung, das schonmal vorab. Bin schwer begeistert und verweise im Einzelnen auch gern auf meine vorherigen Kommies, was herausstechende, beeindruckende stilistische Mittel und kleine Fehler wie fehlende Buchstaben oder Kommata angeht.
Insgesamt, und hier kann ich nur für mich sprechen, mag ich den ersten Teil aber doch etwas lieber. Ich weiß nicht einmal genau warum. Nun ja, vielleicht doch. Es liegt wohl an der Verschmelzung der zwei Themen, SGA und deiner Geschichte. Das soll aber nicht heißen, dass ich es nicht gelungen finde, wie du beides verbindest. Alles durchaus schlüssig und allein schon durch die Dimensionsreisen erklärbar. Und gerade auch die Beziehung zwischen Rhyan und Kamikaze-Sheppard wirkt so natürlich, so passend und so RICHTIG. Aber irgendwie hängt mein Herz in deinem Fall an deiner Art „altertümliche“ Fantasy zu schreiben. So ganz ohne Sci-Fi. Und DAS ist eine Sache, die kannst du als Autor ja nicht beeinflussen. Das ist eine rein subjektive Empfindung meinerseits.
Aber dennoch liebe ich es. Ich werd das Buch in Ehren halten, dass du mir geschenkt hast. Ich hänge an Rhyan und an Arokh. Ganz, ganz extrem. Denn im Grunde ist das alles, was mir noch von meinem Faible für Drakan geblieben ist. Es lässt mich immer wieder daran erinnern, wie gern ich dieses Abenteuer mit Rhynn zusammen erlebt habe. Auch wenn es nur der Grundgedanke deiner Geschichte an sich ist. Aber das ist so schön. Nostalgie, Nostalgie…*blinzel*

Wirkt zunächst ein wenig befremdlich sich Teyla dabei vorzustellen wie die dieses Lied singt. Aber ich finde es ist ein wunderschöner, ruhiger, hoffnungsvoller Abschluss geworden. Und dann passt es auch wieder irgendwie. Zwei starke Frauen am Schluss. Das ist auch mal ein Bild. Alles echt gelungen und rund.

Also gehtst du nicht mehr weiter auf Kane und Rhyan ein. Gut, das ist kurz und schmerzlos. Vielleicht kommt ja irgendwann nochmal ein nächster Teil, in dem das passiert? Ist Kane jetzt nicht wieder traurig? Ich meine, wenn er zuvor schon so ausgetickt ist, weil sie ihm „für die Atlanter und für diesen Mann den Rücken gekehrt hat“, wird es ihm dann jetzt nicht wieder so gehen? Oder haben sie sich ausgesprochen? Wie dem auch sei, mir fehlt hier immer noch ein klein wenig was. Aber wer weiß, was du noch für zukünftige Story-Pläne hast^O~. Ansonsten verbleibe ich dabei, dass ich mich allerbestens unterhalten gefühlt habe! Vielen Dank! Und sorry, dass ich dafür so lange gebraucht habe… So ist das, wenn man selber auch schreibt und zeichnet und arbeitet… Oder kommst du öfter dazu, auch mal was von anderen zu lesen? Bin sicher, du kennst das Problem, oder?
Immer weiter so! Du hast solche unglaublichen Fortschritte gemacht, Nighty!
Nyo, ich fand’s klasse und demnächst werde ich mich dann mal Mally und Sculder zuwenden! *haaaaaaaach* *rumfreu*

Bis denne!
Deine Sado-Mado-sis




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