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Drachenblut

Lichtmagie trifft die Welt der Schatten
von

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Meister vs. Reiterin

Ihre Schritte gingen zunächst zum Hause der Kräuterhexe. Dieses lag nicht in einer der vielen Nebengassen, sondern relativ Nahe der Hauptstrasse. Als sie dort ankam musste die Frau feststellen, dass die Tür verschlossen war. Resigniert seufzend wand sie sich um und stieß mit einem jungen Mann zusammen. Sie bewahrte ihr Gleichgewicht, während er etwas zurücktaumelte und sich fast hinlegte. Sie legte ihren Kopf leicht schief und ein gehässiges Lächeln blieb unter dem Tuch verborgen. Die Reiterin verschränkte die Arme vor der Brust. Wie erwartet fuhr der junge Mann sie an. "Kannst du nicht aufpassen? Du verdammtes Weibsstück!" Ein leises, kaltes Lachen war von ihr zu vernehmen. "Du solltest besser darauf achten wie du mit mir redest." Sie trat näher an ihn heran, arrogant baute sie sich vor ihm auf. Ihr Blut war in Wallung geraten, doch Eclave beherrschte sich. Ihr Gegenüber hatte scheinbar keine Ahnung, wer oder was sie war. Geschweige denn wie grausam sie in ihrem Blutdurst sein konnte. Ein verächtliches Lachen kam von dem Mann. "Glaubst du etwa wirklich, von DIR lasse ich mir etwas sagen?" "Das solltest du aber, Bursche!" Ihre Stimme wurde immer kälter und schneidender. "Und jetzt verschwinde! Oder ein kleiner Unfall könnte dafür sorgen, dass du deine Ausbildung als Drachenreiter nicht weiterführen kannst!" "Du willst mir drohen? Hier in dieser Stadt? So nahe der Hauptstraße?" Fragte er gehässig zurück. "Du hörst wohl niemals zu, oder?" Erwiderte die Frau kühl und ließ die Worte wirken. Wenn der junge Mann schlau genug war, würde er bemerken, dass sie niemals Zeit und Ort genannt hatte. Zu ihrem Bedauern bemerkte er seinen Fehler und musterte Eclave nun genauer. Die Reiterin konnte fast sehen wie sein Verstand ihm die Nachricht übermittelte ohne eine weitere Bemerkung fort zu gehen, was er dann auch tat. Eclave wusste, dass sich die Beiden wieder sehen würden. Und so ging sie gemächlichen Schrittes in Richtung des Trainingsplatzes. Vielleicht hatte ihr ehemaliger Lehrmeister etwas zu erzählen. Falls Reothe sie zu den Personen zählt, die er kennen würde, obwohl sich die Reiterin stets bemüht hatte bei jedem mit dem sie gesprochen hatte einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. In jeglicher Hinsicht.
 

Während eine seiner ehemaligen Schüler ihren Ruf verstärkte, brauchte Reothe diesen gar nicht mal ansatzweise anzusprechen oder hervorzuheben, denn jeder kannte ihn. Und das so gut wie im ganzen Land. Da Reothe wirklich schon einer der besten Drachenreiter war und sich dazu durchgerungen hatte die Anwärter auszubilden. Sie wollten seit Jahrzehnten eigentlich den Krieg gewinnen, aber auf der Seite von Maruya gab es auch gute Drachenreiter. Reothe beharrte aber im Gegensatz zu den Reitern in Maruya auf Stärke und Schnelligkeit, zwar auch auf Ausdauer, aber nicht so viel auf Strategie und Rückzugsmöglichkeiten wie in Maruya. Und bisher hatte es sich doch ausgezahlt. Sie hatten hier viel weniger tote als in Maruya. Reothe machte seine übliche Runde durch die Gasthöfe. Mal aß er hier etwas, und mal trank er dort, bis er beschloss sich eben nicht wie ein Vorzeigetyp überall blicken zu lassen und somit in Richtung eines Stadttores zu gehen. Diese Stadt, einer der größten in Sanchesa, war nämlich noch mit einer halbwegs mittelgroßen Mauer umrandet und hatte somit ein paar Stadttore. Er hatte nicht vor gehabt heute zum Ausbildungsplatz zu gehen, musste aber daran vorbei, um in das Dorf in der Nähe der Stadt zu gelangen in dem er gerade untergekommen war, denn sein Haus wurde etwas renoviert.
 

Die Frau war bereits am Trainingsplatz. Sie stand am Rande einer Treppe die in die Senke hinunter führte und schaute den Anwärtern zu. Ihr war derzeit irgendwie schrecklich langweilig. Da sie Reothe unten nicht erblicken konnte blieb die Reiterin lieber oben und beobachtete die unerfahrenen Anwärter. Wenn sie nun hinunter gehen würde, wüsste sie nicht ob sie sich in ihrer derzeitigen Laune beherrschen konnte. Seit dem Abschluss ihrer eigenen Ausbildung hatte sich Eclave verändert. Doch, wie jene es empfanden die sie kannten, mehr zum Schlechten.
 

Von weitem konnte Reothe schon jemanden oben am Treppenansatz beim Platz sehen. Es war schon ungewöhnlich, denn normalerweise kam niemand um einfach nur den Anwärtern zuzuschauen. Es sollte niemand kommen, sie hatten ein Recht darauf frei und ungestört zu trainieren ohne nachher angemacht zu werden weil sie etwas nicht konnten oder noch nicht so weit waren wie andere Anwärter in dieser Zeit. Und auch Reothe hasste es, wenn ihm jemand beim trainieren zuschaute. Umso bequemer fand er es, dass ihr Platz vertieft in der Erde war, anstatt von weitem einsehbar durch die Ebene des Landes. In Gedanken war er bei der Gestalt am Rand. Würde er nicht nach Hause wollen, wäre er hingegangen um denjenigen zurecht zu weisen, denn jeder müsste wissen das man nicht so einfach zuschauen durfte, aber durch Unlust ging er weiter, erst mal in die Richtung zum Platz und dann in einem Abstand an dem riesigen, mindestens 500 m Durchmesser großen Platz vorbei.
 

Ihr war bewusst, dass sie Mal wieder ein Vergehen beging. Doch was kümmerte es Eclave. Beim beobachten anderer wurde einem doch eigentlich auch manchmal bewusst was man selber verkehrt machte. Als dann doch zwei ältere Anwärter ihr gestikulierten, dass sie verschwinden sollte, wandte sich die Reiterin ab. Eigentlich wäre sie am liebsten hinunter gegangen und hätte ihnen gezeigt mit wem sie es zu tun hatten. Doch dann würde sich Eclave wohl eher mit viel zu vielen anlegen. Und sie hing doch noch ein wenig am Leben. Somit schaute sie sich um und entdeckte dabei ihren ehemaligen Lehrmeister. Die Frau seufzte resigniert und ging auf ihn zu. //Mal sehen, ob er sich noch an mich erinnert.// Dachte sie. Ihr war langweilig und ein wenig wütend. Zunächst wegen der Sache in der Stadt und nun hier wieder, weil wieder einmal Regeln sie einschränkten. Freiheit war doch etwas Schönes...
 

Allerdings war man in Sanchesa alles andere als frei. War man kein Drachenreiter oder anders in den Krieg verwickelt, würde also nicht gegen die Krieger von Maruya kämpfen, wurde man unterdrückt. Und auch wenn man als Krieger mitten im Krieg war, war man immer noch daran gebunden dass man ja nichts falsch machte und sich immer an die Regeln hielt, denn wenn man es nicht tat, würde man dafür bestraft und das wollte, trotz dass jeder Böse war und nur an sich dachte oder genau deshalb, eigentlich niemand. Auch Reothe war nicht frei, und das obwohl er lediglich die Reiter ausbildete und nicht wirklich oft im Krieg mitmischen musste. Er bemerkte von Anfang an, dass jemand auf ihn zuging, machte aber keine Anstalten darauf zu reagieren, bis die Frau die auf ihm zu kam knapp 10 Meter von ihm entfernt war. Er zückte sein Schwert und hielt Eclave damit auf Abstand, er drohte nicht, er hielt es nur lässig in seine Richtung. "Was wollt Ihr?"
 

Eclave wusste, dass er ihre Anwesenheit bemerkte. Wenn nicht wäre sie sehr enttäuscht von ihm gewesen. Und von daher überraschte es sie nicht, dass er sein Schwert zog und sie damit auf Abstand halten wollte. Die ging noch drei Schritte auf ihn zu und blieb dann stehen. Die Frau verneigte sich leicht, behielt ihn aber ihm Auge. Ein kühles Lächeln lag auf ihren Lippen, was wohl unter dem Mundtuch verborgen blieb. Was wollte sie eigentlich von ihm? Auch ihr ging diese Frage durch den Kopf. "Ihr geltet als einer der besten Drachenreiter, Meister." Meinte sie. Ihre Stimme hörte sich zwar freundlich an, doch war sie kalt. Es mochte sein, dass Reothe den Blutdurst aus ihrer Stimme hören konnte. Zurzeit war die Frau einfach zu aufgewühlt, als das sie es gänzlich verbergen konnte.
 

"Ihr hattet mich schon damals besiegt, Eclave, als ihr allen zeigen wolltet, dass sie nicht zu nahe an Euch rankommen sollten und den Respekt behalten müssen, der einige Zeit lang verschwunden war.", erinnerte Reothe sie, und zeigte so auch gleich dass er sie nicht vergessen hatte. Wie auch, denn sie sah ja immer noch so aus wie damals. Das gleiche Kopftuch, das gleiche Mundtuch. Nur größer war sie etwas geworden, aber immer noch trennten sie sicherlich 10cm bis zu seiner Größe. "Ich kann euch nichts mehr beibringen und ich habe keine Lust auf einen Kampf, was also wollt ihr...", fragte er noch mal und lies die Klinge des Schwertes etwas in seiner Hand rotieren.
 

Sie war erfreut, dass er sie nicht vergessen hatte. Bei der Erinnerung an diesen Tag musste sie leise lachen. Es war ein harter Kampf gewesen. Doch nun war sie stärker geworden und er nicht jünger. Die es damals erlebt hatten bewahrten auch Abstand und den Respekt, wenn sie noch nicht im Krieg gestorben waren. "Es ist mir bewusst, das Ihr mich gelehrt habt, was ihr konntet. Und auch einen Kampf mit Euch möchte ich ungern. Ich wollte nur etwas reden. "Eclave sah ihm in die Augen, doch blieb sie wachsam. In Sanchesa konnte man niemals wirklich entspannt sein. Eine Unachtsamkeit kostete das Leben.
 

Überall gab es welche, die den Respekt von anderen verdienten und somit schon etwas freier rumlaufen konnten als andere. Reothe war einer davon und Eclave auch, jedenfalls was Reothe anging, denn er hatte keine Lust noch mal blutend auf dem Boden zu liegen, nach sicherlich mehreren Stunden unentschiedenen aussehenden und anstrengendem Kampf. "Reden?!", fragte Reothe etwas verwirrt und schaute Eclave von oben bis unten an. Reden war doch eigentlich nicht ihre Stärke. Nach ca. dem Fünften Satz war es ihr entweder zu langweilig oder der Gesprächspartner war von ihr verletzt worden. Kurz schaute er sich um. Sie waren hier auf offenem Gelände und niemand würde Reothe direkt angreifen, auch Eclave bisher nicht, weshalb er sein Schwert wegsteckte. "Worüber?"
 

Als Eclave bemerkte, wie es ihn verwirrte, war sie leicht amüsiert. Es war ihr auch verständlich. In der Zeit der Ausbildung war schon zu sehen gewesen, dass sie Worte meistens für Zeitverschwendung gehalten hat. Der Reiterin wurde bewusst, dass der Fremde von gestern ein wahres Gespräch mit ihr, für Eclaves Verhältnisse, geführt hatte. Doch nun stand sie vor ihren ehemaligen Lehrmeister und wollte mit ihm reden. Sie stellte sich etwas lässiger hin, um ihm zu zeigen, dass er durch sie keinen Angriff fürchten musste. Die Frau verschränkte die Arme vor der Brust. "Mich interessieren die neuen Drachenreiter. Wie groß ist ihre Begabung im Kampf?" Es war ein Punkt der zwar wirklich ihre Aufmerksamkeit beanspruchte, aber eigentlich wollte sie etwas anderes. Doch das war ihr mehr unangenehm, weshalb sie versuchte das Gespräch locker an zu gehen.
 

Es war für ihn nun mal ganz was neues, das Eclave wirklich reden wollte. Sicher, ein paar Sätze musste man mit jedem reden, und wenn es nur ein 'du musst dich vor mir fürchten' vor einem Kampf war. Ansonsten hatte er nie viel mit Eclave geredet. Außer den Anweisungen beim Training, redete Reothe eh nicht viel mit seinen Anwärtern. Sie sollten sich nicht zu sehr aneinander gewöhnen, da es immer passieren konnte das man im Krieg fiel und das wäre schädlich für Freunde, denn diese würden dann nicht mehr richtig oder nur aus Wut in den Kampf ziehen. "Es sind gute dabei und weniger gute, aber bis in einem Monat werde ich sie soweit bekommen, dass sie ohne zu fragen jeden Maruyaner töten werden, wenn diese ihnen zu nahe kommen...", berichtete Reothe dann was los war und schaute kurz rüber zu dem Ausbildungsplatz-Loch' in der Landschaft.
 

Selbst die Worte vor einem Kampf hält Eclave für überflüssig, was so manchen Gegner schon fast das Leben gekostet hatte. Und manchen sogar gekostet hatte. Nur weil sie aber ein Gespräch anfing würde sie sich dem Mann nicht gleich nähern. Die Frau würde sich an niemanden mehr binden. Die Erfahrung mit dem Verlust ihres Verlobten und ihres Vaters war zu groß gewesen. Und auch der Verstoß aus ihrer Familie. Eclave blickte nicht zu dem Loch zurück. Ohne einen guten Grund würde sie niemals wieder ein Fuß dort hinein setzten. "Gute Aussichten. Doch reicht es aus, um den Krieg zu beenden?" Ihre Frage war aufrichtig gemeint. Sie wollte damit nicht die Fähigkeiten der Anwärter runter machen.
 

"Nein...", meinte Reothe ehrlich und schüttelte den Kopf, während er seine Hand hob und sich kurz über seinen Drei-Tage-Bart strich. "Ich warte jeden Tag darauf dass mir jemand die Ehre erweist zu mir zu kommen und zu fragen ob er ein Drachenreiter werden kann. Jemand, der die Truppe anführen oder wenigstens zu Recht weisen kann um den Krieg endlich zu beenden. Aber jeden Tag werde ich enttäuscht, denn die Zahl der Neuen Anwärter sinkt. Das letzte mal als welche angefangen haben, die jetzt noch dabei sein müssten, war vor 2 Monaten...und sie sind nicht gut.. nicht wirklich!", seufzend lies Reothe seine Hand wieder sinken und umgriff sein Schwert. "Würde ich nicht ausbilden müssen, würde ich selbst in den Kampf ziehen, aber ohne mich sind die alle nicht zu gebrauchen!"
 

Sie seufzte. Diese Antwort gefiel ihr nicht wirklich. Wenn die neuen Rekruten so schlecht waren konnte man wirklich nicht darauf hoffen, dass der Krieg bald zu Ende sein würde. Viele die schon lange kämpften waren es leid und versuchten lediglich nur noch zu überleben. Und die Jungen wollten ihren Respekt haben und somit war eine gute Führung schwierig. Ihr selber würde es nicht behagen Heerführerin zu spielen. Nicht weil man gebunden war. Auch den nötigen Respekt würde sie sich verdienen können. Aber Eclave wollte es nicht wirklich. Zum Glück war Maruya zu feige um sie anzugreifen, so die Sichtweise der Reiterin. Sie lachte leise. "Ohne Euch wären wir wirklich nur ein wilder unnützer Haufen." Sie sprach sehr leise. Eclave schaute sich die Umgebung an, musterte den Mann und ließ sich dann an Ort und Stelle nieder. Sie saß so, dass sie schnell wieder hochkam und sich zur Not auch so verteidigen konnte. Eclave wusste nicht recht, ob sie ihr Problem ansprechen sollte oder nicht."Ist vom König etwas Neues zu hören?" Fragte sie unvermittelt.
 

"Ohne mich wäre ein anderer da, den der König dazu gezwungen hätte die nichts nützenden Anwärter neuerdings dazu zu bringen ihr eigenes Leben zwar zu schützen, aber im Grunde nur den Krieg zu sehen und den Kampf. Oder hast du etwa schon keine Lust mehr am töten? Wenn es so wäre würde ich schon an mir zweifeln. Bisher hatte ich gedacht, dass ich es schaffe wenigstens bis zum Tot von jedem einzelnen ihnen eingetrichtert zu haben dass Töten, und zwar die Maruyaner, das einzig wichtigste am Drachenreiterdasein von Sanchesa ist!" Er ballte die Fäuste zusammen, als er anfing daran zu denken, was wäre wenn seine Ausbildungstaktik nicht mehr zog. Denn dann würde Sanchesa verlieren und alle Drachenreiter und Bürger würden vom König unterdrückt und gefoltert werden. "Zum Glück nicht, Eclave", Reothe war schon wieder irritiert über das nächste Thema, aber er lies es sich diesmal nicht anmerken und beantwortete die Frage. "Zum Glück nicht. Er würde die Anwärter mit seinen Foltermethoden entmutigen"
 

Die Frau begann laut und kalt zu lachen. Er fragte ausgerechnet sie, ob sie das Töten leidig wurde! Eine derartige Behauptung war ihr noch niemals unter gekommen. Sie musste sich schon die letzten Tage über beherrschen ihren Blutdurst zurück zu halten. Eclave drängte wieder nach dem verlangen Maruyaner zu töten. Und die Frau war immer bemüht gewesen es denen in ihrer Nähe auch zu zeigen. Sie brachte sich wieder zur Ruhe und schaute ihr Gegenüber mit einem vielsagenden Blick an. "Ihr braucht nicht an Euch zu zweifeln." Sie lachte wieder leise und kalt. "Wenn selbst Ihr nichts hört ist der König wohl zu beschäftigt. Ich erwarte bereits einen Angriff und werde unserem Feind mit Freuden verderben bringen." Dieses Thema brachte Eclave aber zu ihrem Problem. Sie gab sich den innerlichen Ruck und vertraute Reothe es an. Es war ein wahrer innerlicher Kampf, der mehr zu einem Krampf wurde. "Ich habe meinen Spaß am töten, doch konnte ich bisher niemanden weiteres finden um diese Maruyaner in ihrer zahl zu mindern. Allein wage ich es derzeit nicht rüber zu fliegen. Access macht mir Probleme. Wir waren gestern dabei rüber zu fliegen. Er hörte nicht und flog alleine los. Dabei war er allerdings etwas zu unaufmerksam. Wäre ich nicht gewesen wäre er im Laufe des Tages sogar mehrmals gestorben. Ihr habt wesentlich längere Erfahrung mit Drachen, weshalb ich mich an Euch wende." Die Frau beobachtete ihn während sie erzählte ganz genau. Eigentlich sogar so genau, wie sie sonst nur ihre Opfer betrachtete. Ihr war das Thema unangenehm und legte ihrer Meinung nach eine zu verwundbare Stelle frei.
 

Dass Sie lachte beunruhigte ihm nur in dem Sinne, dass es ihm peinlich war überhaupt danach gefragt zu haben. Eclave zeigte nur zu gut, dass sie gerne jemanden töten würde und nicht mal vor den eigenen Reihen zurück schrecken würde. Aber falls sie das machte, würde sie ihren Drachen eine ganze Weile nicht wiedersehen dürfen, so wie es Dél erging, den Reothe sogar noch vor Eclave hatte ausbilden können. Er war auch einer, der gerne tötete, aber im Gegensatz zu Eclave zeigte er das nicht und war somit irgendwie... geheimnisvoller und beängstigender als Eclave, die es jedem zeigte und somit irgendwann ganz alleine da stand. Wahrscheinlich war genau dass der Grund wieso sie auch alleine hatte rüber fliegen wollen. "Eclave, Ich kann euch da nicht viel sagen, ohne euch mit Worten anzugreifen, denn ich bin mir sicher euch wird es nicht gefallen, was ich darüber denke...also nehmt mir es nicht übel, dass Ich als euer Ehemaliger Meister, mein Mund halte und mit einem Beispiel des Zurückhaltens mich von dem Thema abwende!"
 

Es waren wirklich die Gesetze, die Eclave davon abhielt nicht auch in den Reihen von Sanchesa 'aufzuräumen'. Und der Umstand, dass sie Maruya als ihren Feind ansah. Eclave war bewusst, dass sie mit ihrer Art allein dastehen würde. Und das war es was sie wollte! Allein sein. Nur noch mit ihrem Drachen und mit niemand sonst. Bei einem Angriff war das was anderes. Da mussten sie mit anderen zusammen agieren. Aber ansonsten würde die Frau jeden vor den Kopf stoßen, der es wagt ihr zu Nahe zu kommen. Eclave erhob sich und klopfte sich den Staub von der Kleidung. Sie sah dabei an sich hinunter, behielt aber den Mann im Augenwinkel. dann richtete sie sich auf, doch sie ging nicht fort. "Wie Ihr meint. Es war töricht zu glauben, dass ausgerechnet jemand wie ich eine Antwort bekommt." Sie beließ es dabei. Doch die Reiterin wandte sich noch immer nicht ab. "Wird in nächster Zeit wieder ein Angriff statt finden?"
 

Auch wenn das in Sanchesa nun mal so war, konnte man sich auch mal wieder davon verabschieden. Niemand sollte wirklich Einzelgänger sein in einer Welt, in der man in jeder Sekunde getötet werden konnte. Denn die Bauern hatten nichts zu verlieren und hassten die Drachenreiter, da durch diese, weil sie nicht gewannen, der König die Bauern und die anderen Dorfbewohner noch mehr quälte. Eigentlich müssten sich alle Drachenreiter endlich mal zusammen-schließen. Aber sogar Reothe hatte damit seine Problemchen. Und das lag auch an so welchen wie Eclave. Da er aber gelernt hatte lieber den Mund zu halten, lies Reothe Eclave weiter ihre Wege gehen und war es, der deshalb sich zuerst abwandte. "Davon hat mich Keiner in Kenntnis gesetzt. Das letzte Mal hat mich Dél auf den neuesten Stand gebracht als es schon vorbei war und einige aus unseren Reihen getötet wurden. Aber auch von Maruya waren viele tot! Frag also nach Dél. Er reist viel rum und weiß genau bescheid wann die anderen Drachenreiter das nächste Mal angreifen wollen!"
 

Sie hatte ihre Gründe allein zu reisen. Bei einem Angriff würde sie sich mit anderen zusammenschließen. Doch privat wollte sie wirklich mit keinem etwas zu tun haben. Das war ihre große Schwäche. Und sie fand sich selber feige, weil sie nicht noch einmal dasselbe wie vor ein paar Jahren erleben wollte. Entsprechend schnell wollte sie nun auch das Gespräch beenden. Da sich der Mann bereits abwandte, kam ihre Langeweile wieder durch und ihr Blutdurst wurde wieder erneut angestachelt. "Wie sieht dieser Dél aus?"
 

Sie musste ja nicht wirklich mit Männern unbedingt sich zusammenschließen. In Sanchesa gab es auch viele Frauen die Drachenreiter geworden sind und sicherlich halbwegs genauso Arrogant und alleinstehend waren. Wenn sich eine Frauengruppe von Drachenreitern zusammenschließen würde, wäre das eine ziemlich sichere Power. Aber Reothe würde nie auf die Idee kommen seinen Drachenreitern Tipps zu geben, von denen sie keine Ahnung hatten und die sie nicht verlangten. Also schwieg er, auch wenn er so einiges auf der Zunge hatte was das anging, und überlegte kurz wie Dél beim letzten Besuch ausgesehen hatte. "Wenn er noch immer so aussieht, dann hat er ungefähr meine Größe, wenn nicht sogar ein paar Millimeter größer. Braunschwarze Haare und Braune Augen und ziemlich schlank ist er auch, wenn man die Muskeln weg denkt...", beschrieb Reothe dann seinen früheren Schützling. Wenn dieser sich nicht einmal etwas blöd benommen hätte, wäre er einer der besten Kämpfer, und das machte Reothe manchmal ziemlich wütend und gleichzeitig traurig.

Eclave bemerkt, dass ihr ehemaliger Lehrmeister noch einiges zu erzählen hätte. Aber wenn er nicht wollte, dann halt nicht. Es war in bestimmten Situationen einfach besser den Mund zu halten. Da Dél scheinbar der einzige war, der über den nächsten Angriff bescheid wusste, hörte die Frau sehr aufmerksam zu. Und was sie hörte gefiel ihr nicht wirklich.

"Er treibt sich in Dörfern herum, wo er gerne einmal Streit sucht. Ungefähr Mitte zwanzig Jahre. Ein recht guter Kämpfer, der versucht die Ehre der Drachenreiter hoch zu halten. Welch ein Vergnügen." Ihre letzten Worte sprach sie leise und lustlos. Es schien der Mann des gestrigen Tages zu sein, den sie hervorragend vor den Kopf gestoßen hatte. Eclave fühlte sich von der Welt zum Narren gehalten.
 

"Du hast ihn schon getroffen, wie es scheint...", sagte Reothe sofort und schaute Eclave musternd an, während er über die Worte nachdachte, die zwar leise über Eclaves Lippen gekommen waren und sicherlich nicht für ihn bestimmt waren, aber er sie trotzdem gehört hatte und nun mal ein Typ war der gerne auf Sachen antwortete die ihn auch nichts angingen. Nur um zu zeigen dass er um jeden seiner Schützlinge besorgt war und gerne helfen wollte. "Die Ehre der Drachenreiter ist heilig, das muss sogar ich zu geben, dass ich es bewundere in so Zeiten wie jetzt, dass jemand es noch schafft andere anzupöbeln nur weil sie, aus tiefstem Hass, die Wahrheit sagen. Er macht sich das Leben schwer, um etwas zu tun zu haben. Dél ist ein Drachenreiter der gegen das Gesetz verstoßen hat und somit ein Jahr lang seinen Drachen nicht sehen darf...", informierte Reothe Eclave also und seufzte leise. "Manchmal kann seine Gesellschaft unangenehm sein aber an anderen Tagen ist er wirklich ein guter Kämpfer!"
 

Ihre Worte waren eigentlich an niemanden gerichtet gewesen. Und wie hätte es aus anders sein können, als das sich Reothe es nehmen lassen würde, darauf zu antworten. Jeder Lehrmeister interessiert sich meistens dafür, was aus seinen Schützlingen wurde. Aber Eclave wollte nicht dass sich jemand für sie interessiert, außer es geht darum einen Maruyaner beiseite zu schaffen. Die Frau hoffte, dass Reothe sich niemals um sie Sorgen macht. "Sie sagen nicht immer die Wahrheit. Jeder Drachenreiter weiß auch, dass es närrisch ist zu versuchen vor Ende des Krieges die Meinung zu ändern." Sie zuckte kurz mit den Schultern. "Aber jeder muss wissen, was er tut." Sie lachte leise und kalt. //Und mich will er an das Gesetz erinnern. So ein Narr!// Sie blickte gen Himmel. //Naja. Eigentlich war ich die unangenehme Gesellschaft.// Ihren letzten Gedanken sprach sie nicht aus. Die Art von Eclave war ihrem Gegenüber aus der Lehrzeit noch gut bekannt und sie hatte sich, wie viele meinen, eigentlich nur verschlimmert. Die Frau blickt ihr Gegenüber an. "Dann werde ich wohl Mal nach diesem Dél Ausschau halten. Soll ich Euch etwas aus Maruya mitbringen?"
 

Im Grunde hatte Dél lediglich aus seinem Fehler gelernt und wollte nicht, dass die anderen aus Sanchesa sein Schicksal teilten. Also war es genau richtig, was er machte, aber von dem ahnte Reothe nichts. Und auch von Eclaves Gedanken darüber, wusste Reothe nichts, da er sich nicht die Mühe machte seine ehemalige Schülerin bis auf den Grund zu prüfen und auszuhorchen. Dazu hatte er seit dem sie die Ausbildung beendet hatte kein Recht mehr. Jeder sollte, auch in Sanchesa oder erst recht hier, seinen eigenen Weg gehen und machte sich nichts aus andere. "Du weißt ja auch was du tust, wenn du jedem zeigst dass er dir aus dem weg gehen soll... aber wenn du wirklich mit anderen über die Grenze fliegen willst, musst du Dél schon noch mal vertrauen!", mit diesen Worten wendete sich Reothe von Eclave ab und schüttelte den Kopf. "Ich brauche nichts."
 

"Ich werde ihn aufsuchen, aber Ihr wisst genau, dass ich nicht jedem gleich vertraue." Sie verkniff sich jedes weitere Wort und jede weitere Geste, wandte sich um und ging wieder in Richtung Stadt fort. Wäre Eclave unter anderen Umständen aufgewachsen hätte sie sich verabschiedet. Doch es war Sanchesa. Hier wurde man unterdrückt, wenn man freundlich war. Außerdem würde das nur Leute in ihre Nähe bringen. Das was sie immer versuchte zu vermeiden. Die Frau blickte nicht weiter zurück, sondern ging erhobenen Hauptes wieder durch die Stadt. Dort besorgte sie sich etwas zu essen und machte sich auf den Weg zur Kräuterhexe.

Ihrem Drachen würde sie später bescheid sagen, wenn sie alles erledigt hatte. Sie wusste dass sie in dieser Stadt bekannt war. Doch ihr schien, als hätte der Respekt nachgelassen. Dies wollte die Frau bei Gelegenheit ändern. Irgendein Narr würde sie Mal herausfordern. Oder Eclave sorgte Mal wieder mit einer Tat für genug Gerüchte. Doch nun war sie mehr darauf aus zu der Hexe zu kommen und danach diesen Dél aufzusuchen. Zwar würde sie zum Friedhof gehen wollen, aber die Reiterin entschied sich dagegen. Dieser Ort würde nicht weglaufen. Somit trat sie an das Haus der alten Dame heran und griff nach der Türklinke. Diese ließ sich runter drücken und die Tür schwang auf. Muffiger Geruch kam Eclave entgegen und es herrschte schwummriges Zwielicht dahinter. Es war ein nicht sehr großer Raum an dessen anderem Ende eine weitere Tür abging. Eine Holztheke stand davor und hinter dieser stand eine alte Frau. Ihre Konturen waren kaum zu erkennen, wobei man von Glück reden konnte. Sie war klein, runzelig und hatte einen großen Buckel. Eclave wusste, dass die alte Frau nur noch ein Auge besaß, doch das schränkte sie nicht in ihrer Kunst des Brauens ein. An den Wänden standen voll beladene Regale und von der Decke hingen Sträuße von allen möglichen Pflanzen herunter. Und von Dingen die die Reiterin nicht wirklich näher betrachten wollte. Es gab Sachen die sie nicht näher wissen wollte. "Ahh. Eclave. Ich habe dich schon erwartet." Die Stimme der Alchemistin glich mehr dem Krächzen einer Krähe. Oder einem kratzten über eine Schiefertafel. "Dafür dass du mich erwartest lässt du mich vor eine verschlossene Tür laufen." Die Reiterin schloss die Tür hinter sich und trat an die Theke heran. "Ich brauche-" Doch weiter kam sie nicht. Ihre Gegenüber hob eine knorrige Hand, dass sie zum schweigen bringt. Jeden anderen hätte es das Leben, den Arm oder zumindest eine Wunde gekostet. Aber Beide kannten sich, weshalb sie ungefähr wussten, wie sie miteinander umgehen mussten. Die Alchemistin holte ein paar Fläschchen hervor, wo auch immer sie sie gelagert hatte. Dies war einer der Gründe, warum Eclave nichts gegen sie unternahm. Bei der Hexe konnte man niemals wissen, wo sie gerade Gift versteckte. "Du begehrst Mal wieder ein paar meiner Gifte." Erklang die krächzende Stimme. "Ich kann dir drei meiner besten geben. Eines für Schlaf. Es reicht der Geruch aus um jemanden für Stunden ins Land der Träume zu schicken. Sei vorsichtig damit." Die Ladenbesitzerin legte eine kleine Phiole mit blauem Pulver. Daneben eines mit braunen Kügelchen. "Dies ist ein Mittel das starke Übelkeit hervorruft. Das du auf Körperbau und ähnliches achten musst brauche ich dir wohl weniger zu sagen." Dann holte die Kräuterhexe sehr vorsichtig eine Philo mit klarer Flüssigkeit hervor. "Dies ist etwas mit dem sehr vorsichtig sein musst! Es lähmt deine Opfer. Doch pass auf die Dosierung auf! Es reicht hierbei schon allein der Kontakt. Mehr kann ich dir nicht geben. Sei nicht zu verschwenderisch damit. Meine Preise kennst du." "Wirklich drei wunderbare Sachen. Nur mit einem kannst du mir gewiss noch dienlich sein." Die Alte schaute Eclave verwundert an. Zumindest war dies zu erahnen. "Ich brauche Salben gegen kleinere Wunden. Etwas was dafür sorgt, dass sie sich nicht entzünden und schneller verheilen." Ihr Gegenüber lachte, verschwand kurz an eines der Regale und kam mit einer Schriftrolle zurück. "Hier. Damit kannst du dir das selber zusammen brauen. Für so etwas habe ich keine Verwendung mehr." Die Reiterin lächelte zufrieden und legte das Geld auf die Theke. "Es war mir wie immer in vergnügen." Meinte sie, verstaute die Sachen und wandte sich um. "Mir ebenfalls. Komm aber bloß nicht so schnell wieder!" Krächzte die alte Frau noch und schon war Eclave aus der Tür und wieder auf der Straße.



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