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Herren der Drachen

von

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Krieg

»Wartet, habe ich das jetzt alles richtig verstanden? Ben war der Rebellenführer Lif, Sandava ist sein Bruder Drake und hat ebenfalls einen Drachen. Ayra hat eines der gestohlenen Dracheneier gefunden, das ist geschlüpft und Ayra ist mit Drake zu den anderen Drachenreitern gegangen. Unterwegs sind Lif und der verschollen Prinz Tayshi dazu gestoßen, der ebenfalls einen Drachen hat. Sie sind ins Drachendorf gekommen und ihr habt dort fünf Jahre lang gemeinsam gelernt. Dann seid ihr nach Norden aufgebrochen, um einen Ort zu finden, wo ihr vor dem König sicher seid. Dabei ist dann Ayra von einem Drachen heruntergeschubst worden und seitdem verschollen, vielleicht auch tot. Und du bist losgezogen, um sie zu suchen«, fragend schaute er Thin an.

»Ja, so in etwa«, sie lächelte schüchtern und schaute unsicher durch den Raum. Da wandte sich Lera an Dura.

»Und du bist der Vater von Lif, Drake und Thin, hast zwar selbst keinen Drachen, hast aber unter Drachenreitern gelebt, ja?«

»Genau so ist es«, Dura setzte sich zu ihnen in den Sessel, der dem Kamin am nächsten war.

»Warum hast du das nie erzählt? Du wusstest doch bestimmt, dass ich Smarada gesehen habe. Dann hätte ich mir nicht so viele Sorgen um Ayra machen müssen«, vorwurfsvoll schaute Lera Dura an.

»Weil das nicht mehr meine Geschichte ist, Lera. Ayra hätte es dir erzählen müssen, alles andere wäre unrecht gewesen«, fand der alte Mann und ließ sich so gar nicht von Leras wütenden Blicken aus der Ruhe bringen. Der zog unwillig die Nase kraus, wandte sich dann wieder Thin zu.

»Hast du eine Spur von ihr gefunden?«, fragte er und sorge schwang in seiner Stimme mit.

Schweren Herzens musste sie den Kopf schütteln. »Wir wissen ja nicht einmal, ob es noch Spuren gibt, die man finden kann. Vielleicht… fliegen wir noch einmal zum See zurück und suchen noch einmal genauer. Es wäre auch möglich, dass die Drachen aus Azuritias altem Drachenhort uns weiterhelfen können, das sie etwas von Rubia wissen.«

Lera nickte und schluckte schwer. Die Jahre voller Unwissenheit, wohin seine Schwester gegangen war, drückten nicht halb so sehr auf sein Herz, wie jetzt die Unsicherheit, ob sie überhaupt noch leben mochte.

»Lera, mach dir nicht allzu viele Sorgen um sie. Du kennst Ayra, sie ist Zäh wie Drachenleder und mit Rubia an ihrer Seite kann ihr gar nichts geschehen sein«, fand Dura und schien nicht den geringsten Zweifel an seinen Worten zu haben. Langsam nickte Lera, stand dann zögernd auf.

»Ich muss nach Hause, aber… ich komme morgen früh wieder. Wie lange wirst du hier bleiben, Thin?«, fragte er.

»Nicht lange. Ich will so schnell wie möglich weitersuchen. Wir werden vermutlich schon morgen früh zum Drachenhort fliegen und dann weiter in Richtung See, wenn sie uns nichts berichten können«, antwortete sie.

»Gut dann… warte bitte auf mich. Ich… will dir suchen helfen. Ich bin morgen so früh wie möglich wieder hier«, erklärte er und schaute sie bittend an.

Thin war ein wenig überrumpelt von dieser Bitte. Sie wusste nicht, ob Azuritia damit einverstanden sein würde, wenn Lera mit kam, und überhaupt, ob es ratsam war, ihn mitzunehmen. Sie schaute Hilfe suchend zu Dura, um dann erschrocken gleich wieder den Blick zu senken.

»Sie überlegt es sich. Komm morgen aber trotzdem, so früh wie möglich her und mache Gora bereit, das er seinen Sohn vielleicht auch für eine lange Zeit nicht sehen wird. Sicher ist sicher«, erklärte Dura an ihrer Stelle. Die Enttäuschung war eindeutig in Leras Augen zu lesen, doch er nickte bloß und ging dann.

»So, jetzt können wir uns in aller ruhe unterhalten, Thinuil«, wandte er sich sogleich an seine Tochter.

»Ja… ich… ist es dir recht, das ich hier bin?«, fragte sie leise.

»Warum sollte es das nicht sein? Immerhin bist du meine Tochter, auch wenn ich mich nicht sehr gut um dich gekümmert habe…«, murmelte er.

»Ja… wieso eigentlich? Azuritia hat gesagt, das ich fragen soll…«, erklärte sie unsicher. Dura seufzte schwer.

»Es wäre wohl die größte Lüge überhaupt, wenn ich behaupte, dass es zum Wohle der Gesellschaft geschah… Nenn es Feigheit wenn du magst. Irgendwer musste gehen, und ich habe es gerne getan. Nicht weil ich Edelmütig bin, sondern weil ich Angst hatte. Vor der Zukunft. Davor, das der König noch mächtiger werden würde und uns irgendwann einfach überrennt. Ich bin gegangen, um als normaler Mensch zu leben. Weil ich nicht bereit war, für unsere Sache zu sterben. Und mittlerweile bin ich zu alt zum kämpfen. Was aber nicht heißt, das ich nicht von nutzen bin«, er lächelte bitter.

»Was genau tust du hier? Warum kommst du nicht wieder zurück… was genau weißt du?«, sie schaute ihn aus großen Augen an.

»Ich weiß mehr, als dir vorstellen kannst, Thinuil. Aber mein Wissen wird euch nicht von Nutzen sein, denn die Dinge haben sich geändert. Ich lebe hier als Beobachter, ich bin Informant und ich verstecke die, die zu mir kommen, weil sie in Nöten sind. Du weißt, es muss überall einen geben, der dies tut, und er darf keinen Drachen haben, sonst wäre er zu leicht zu erkennen«, Dura schaute ins Feuer, schien in Gedanken ganz woanders zu sein.

Thin zögerte einen Moment, überlegte, ob sie etwas sagen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Stattdessen hörte sie mit einemmal schnelles Fußgetrappel vor dem Haus. Sie hörte aufgeregte Rufe und sah den flüchtigen Schein von Feuer durch das Fenster.

»Was ist los?«, fragte sie unruhig.

»Ich weiß es nicht…«, Dura stand zögernd auf und wollte ans Fenster treten, da riss jemand die Tür auf, und Lera stürzte herein.

»Dura! Eben ist der Müllerssohn von Hehla gekommen! Und er bringt keine guten Nachrichten aus dem Reich…«, der junge Mann wirkte ausgesprochen angespannt und eine große Sorge war in seinen Augen zu lesen. Das letzte Mal hatte der alte Mann ihn so gesehen, als Ayra plötzlich verschwunden war.

»Welche Neuigkeiten hat er?«, fragte Dura und wusste, das es etwas schreckliches sein musste, wenn auch Lera schon so beunruhigt war.

»Komm mit, das musst du aus seinem Mund hören, denn ich wage es nicht, es auszusprechen«, antwortete der und lief wieder hinaus. Sogleich folgten ihm Thin und Dura voller Eile. Das ganze Dorf hatte sich auf den Platz versammelt, um den Müllerssohn, der neben seinem schweißbedeckten Pferd stand und aufgeregt erzählte. Worum es genau ging verstanden die beiden nicht, denn der Lärm der Menschen war zu groß. Also wandte sich Dura und Gora, der mit finsterem Blick am Rande der Menge stand und den jungen Mann so böse ansah, als wäre alles Unglück dieser Welt alleine seine Schuld.

»Gora, was ist los? Lera wollte es mir nicht sagen, wovon spricht er?«, fragte Dura eindringlich.

»Er spricht vom Krieg«, antwortete Leras Vater leise.

»Vom Krieg? Welcher Krieg?«, wollte Thin aufgeregt wissen.

»Er hat gesagt, dass die Rebellen in der Hauptstadt zum Kampf aufgerufen haben. Das Volk soll sich entscheiden, ob sie auf der Seite des Königs stehen, und einfach tatenlos zusehen, wie Dörfer vernichtet und Menschen getötet werden, oder ob sie sich den Rebellen anschließen und kämpfen werden. Jeder Mann des Landes, der kämpfen kann, ist dazu aufgerufen, sich den Rebellen anzuschließen. Die Händler verbreiten die Kunde schon seid Wochen im ganzen Reich«, berichtete Gora knapp und Dura wurde leichenblass.

»Wer genau hat dazu aufgerufen?«, wollte Thin sogleich wissen. Gora schaute sie irritiert an, und als sie merkte, das sie nicht schnell genug eine Antwort erhalten würde, da schüttelte sie wütend den Kopf und kämpfte sich durch die Menge, um zu den Müllerssohn zu kommen, der aufgeregt Lera und ein paar anderen jungen Männern erzählte, das er gehen würde. Sie stieß sie grob beiseite und baute sich mit finsterem Blick vor dem jungen Mann auf.

»Wer hat zum Krieg ausgerufen?«, fragte sie scharf.

»Der Anführer. Ein junger Mann, sie nennen ihn Drachen oder so ähnlich…«, beeilte der sich zu antworten.

»Drake?!«, fragte sie mit schriller Stimme.

»Ja, ich glaube, so heißt er…«

»Thin, kennst du ihn etwa?«, fragte Lera aufgeregt.

»Ja, aber das kann er doch nicht…«, flüsterte sie leise. Dann schüttelte sie heftig den Kopf und wandte sich den Bergen zu, den sie wusste, das Azuritia nicht mehr weit war. Er war sofort los geflogen, als er ihre Aufregung gespürt hatte.

»Thin! Kennst du ihn?«, Lera griff sie grob am Arm und zwang sie herum, während sich ein schwarzer Schatten aus der Luft näherte.

»Ja doch! Ich habe dir eben von ihm erzählt! Drake, mein Bruder!«, antwortete sie ungeduldig und machte sich los, während der blaue Drache zum Landen ansetzte.

»Dein… Bruder…?«, Lera war blass geworden und schaute sie aus großen Augen an.

»Ja verdammt! Deswegen muss Ayra warten, ich muss nach Hause! Das kann er nicht wirklich getan haben!«, rief sie, während Azuritia langsam auf sie zugeschritten kam. Die Menschen wichen vor ihm langsam auseinander, sodass sie eine Gasse bildeten, doch seltsamerweise brachen sie nicht in Panik aus. Stattdessen blickten sie mit großen Augen auf den blauen Drachen, der so unverhofft in ihrer Mitte auftauchte. Sie alle kannten Duras Geschichten, und obwohl keiner von ihnen sie für Wahr gehalten hatte, hatten sie alle sich nichts sehnlicher gewünscht, als einmal einem Drachen zu begegnen. So schauten sie voller Ehrfurcht auf die blauen Schuppen und auf das junge Mädchen, zu dem er wollte.

»Nimm mich mit! Auch wenn du nicht Ayra suchst, nimm mich mit«, bat Lera Thin mit sehnsuchtsvoller Stimme.

»Wieso? Das ist nicht dein Kampf und du bist kein Drachenreiter«, antwortete sie, während sie auf seinen Rücken des Blauen kletterte.

»Ich weiß, aber ich kann nicht länger hier bleiben. Nicht nach so einer Nachricht, und schon gar nicht, nachdem dein Drache mein Herz mit so einer Sehnsucht erfüllt hat. Nimm mich mit!«, bat er und er wusste selber nicht, wieso es ihm so wichtig war.

Du könntest sterben, beim Kampf für eine Sache, die nicht deine ist. Du wärst nicht der Erste, bemerkte Azuritia.

»Ich weiß... Ich weiß, aber ich weiß auch, das ich nicht hier bleiben kann, als wäre niemals etwas geschehen«, antwortete er leise.

Ein starker Geist und ein noch stärkeres Herz. Lass ihn uns mitnehmen, Thinuil. Er ist wie Ayra, sie sind Geschwister. Vielleicht nicht durchs Blut, aber durch den Geist gewiss, fand Azuritia und sprach dabei nur zu Thin.

»Ich weiß… wir könnten jemanden wir ihn noch einmal bitter nötig haben… Okay Lera, komm mit«, sprach sie und wandte sich zu Dura um, der ihr bestätigend und doch mit Sorge zulächelte.

Lera nickte dankbar, doch bevor er auf den Drachenrücken kletterte, wandte er sich noch einmal seinem Vater zu.

»Es tut mir Leid, aber ich muss gehen«, sagte er, doch Gora nickte nur starr.

»Ich weiß. Pass auf dich auf und komm zurück, so schnell du nur kannst«, antwortete der Mann laut und wirkte dabei so alt und gebrechlich, als wäre er über hundert Jahre alt.

Lera nickte, wandte er sich Azuritia zu. Entschlossen legte er eine Hand auf die blauen Schuppen, während sein Herz vor Aufregung raste und ab und an einen freudigen Sprung machte. Dann zog er sich auf den beschuppten Rücken. Sogleich breitete der blaue Drache die mächtigen Schwingen aus und flog davon, hinein in den nachtenden Himmel.

Eine ganze Weile blickten Gora dem Drachen noch nach, dann wandte er sich an Dura.

»Ich glaube, du hast mir einiges zu erklären. Wie eine Drachenreiterin in unser Dorf kommt zum Beispiel, und wohin sie meinen Sohn nun bringt. Und wieso du dich als harmlosen alten Mann ausgibst«, knurrte er ernst.

»Dann komm rein und ich mach dir einen Tee. Das wird nämlich eine längere Geschichte«, erklärte Dura mit einem Lächeln.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  distinctive
2012-07-08T11:27:43+00:00 08.07.2012 13:27
Ich finde diese Geschichte toll!

Ich habe Eragon gelesen, ebenso Jane Yolens Drachenblut Trilogie und ein paar Werke von Mercedes Lackeys Drachenbüchern.

Drachen sind einfach super!

Zur Kritik XD Achte mehr auf Groß- und Kleinschreibung. Ich weiß, die ist echt tückisch – du hast oft Wörter, die eigentlich groß gehören, klein geschrieben (und umgekehrt).
Stilistisch klingt es manchmal ein wenig holprig:
z.B. „sie starrte nur voller Angst und mit schnell klopfendem Herzen den grünen Drachen an, der sie aus jadefarbenen Augen anblickte.“ „der aus jadefarbenen Augen zurückblickte“ klingt besser, finde ich.

Den Text laut vorlesen, dann kann man den Rhythmus und Fluss des Textes erst so richtig bewerten.

Dann noch ein bisschen auf ss-s Schreibung und allgemein auf Tippfehler achten und deine Geschichte wäre Buch-reif.

(muss dann mal deine Geschichte fertig lesen ^.^)


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