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Herren der Drachen

von

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Rubia

Sie machten sich wirklich auf den Weg nach Hause, doch auf halber Strecke blieb Ayra stehen.

„Geh du nach Hause, Lera, und sag Gora, das ich später komme. Ich mag noch einen Spatziergang zur Wolfshöhle unternehmen“, erklärte sie und ohne auf eine Antwort zu warten, lief sie in die Dunkelheit davon. Sie hatte das Dorf noch nicht weit hinter sich gelassen, da vernahm sie Schritte vor sich.

„Ben?“, rief sie aufgeregt in die Finsternis.

„Nein, ich bin es“, Sandava tat ein paar weitere Schritte, sodas Ayra ihn sehen konnte. Sie war enttäuscht, doch sie ließ es sich nicht anmerken. Stattdessen funkelte sie ihn böse an.

„Wer ist Ben?“, erkundigte der junge Mann sich weiter.

„Das geht dich nichts an“, erwiederte sie und wollte schnurrstracks an ihm vorbeilaufen, doch er ergriff sie am Arm und hielt sie zurück.

„Ich denke schon, immerhin bist du meine Verlobte“, erklärte er.

„Wir sind noch nicht offiziell verlobt“, antwortete Ayra und entwand sich seinem Griff.

„Hast du etwas gegen mich?“, erkundigte er sich mit einem mal traurig.

„Ja! Ich will nicht deine Verlobte sein, und dein Eigentum schon gar nicht“, antwortete sie gerade heraus.

„Wenn das dein Wunsch ist, dann werde ich meinen Vater darüber in Kenntnis setzen, dass ich mir eine andere Braut aussuchen werde. Ich will dich nicht zwingen, das wollte ich nie“, erklärte er und seufzte.

Mit einem mal spürte Ayra einen Schatten neben sich und gewahr ein leichtes glänzen im Mondlicht. Unwillkürlich, wie ferngesteuert streckte sie ihre Hand danach aus und berührte plötzlich kalte Schuppen. Sandava schien es bemerkt zu haben, den sie spürte, wie er den Kopf drehte.

„Du wirkst gar nicht erstaunt“, bemerkte er.

„Er ist nicht der erste Drache, den ich sah. Aber ich dachte, für dich seien sie nur Märchen? Wieso bist du nicht erstaunt?“, erkundigte sie sich.

„Weil es sein Drach ist“, erklärte eine dritte Person. Dura gesellte sich zu ihnen und stellte sich neben den Drachen.

„Dein Drache?“, sie schaute den jungen Mann erstaunt an.

„Ja. Onyxa ist sein Name. Und mein richtiger Name ist Drake“, erklärte der junge Mann und lächelte. Ayra indess blickte Dura erstaunt an, doch er erklärte schon, bevor sie auch nur eine Frage stellen konnte.

„Nun, Ayra, es ist so. Alle meine Geschichten sind wahr, ich habe niemals etwas zum besten gegeben, was nicht geschehen ist. Der junge Mann dort ist Drake, der Drache hier ist Onyxa, sie gehören zu den Rebellen, von denen ich vorhin erzählte, die, deren Anführer Lif ist. Auch ihn hast du kennengelernt, das beweißt die Kette aus Smaradas Schuppen. Ich gehöre ebenso zu ihnen, mein wirklicher Name ist Marlin“, erklärte er kurz.

„Aber warum erzählt ihr mir und… ich verstehe nicht…“, verwirrt brach sie ab.

„Du musst es nicht verstehen, Ayra, zumindest im Moment noch nicht. Es reicht vorerst, wenn du uns einfach nur hilfst. Weißt du, was die Rebellen tun?“, Marlin schaute sie durchdringend an, doch sie schüttelte Hilflos den Kopf.

„Wir versuchen den König zu stürzen und wir wollen verhindern, dass Prinz Tayshi seine Schreckensherrschaft antreten kann. Zugleich verfolgen wir das Ziel, ein neues, goldenes Zeitalter der Drachenreiter wieder auferstehen zu lassen. Das jedoch geht nur, wenn wir viele sind, und um viele zu werden, brauchen wir die Dracheneier aus der Sammlung des Königs. Ganz besonders das Diamantenei, den dieser Drache wird einmal der Stärkste werden. Aber bis dahin ist es noch lange hin. Lif hat drei sehr Wertvolle Eier gestohlen und wir wissen, dass er sie hier irgendwo versteckt haben muss. Wir wissen allerdings nicht wo“, erklärte Marlin.

„Ich soll euch helfen, sie zu finden?“, fragte sie, schüttelte aber sogleich den Kopf. „Es ist Stockfinster und ich weiß auch noch nicht ganz, ob ich euch diese Geschichte überhaupt glaube.“

Sogleich schüttelte Marlin lachend den Kopf. „Jetzt ist es zu dunkel, jetzt würden wir sie nie finden. Komm morgen früh zu mir.“

Ohne eine Antwort abzuwarten, verschwand er mit Drake gemeinsam in der Dunkelheit.

Kurz überlegte Ayra noch, was sie davon nun halten sollte, ob sie nun doch nach Hause laufen, oder ihren Weg fortsetzen sollte, und entschied sich für letzteres. Sie war noch nicht Müde genug, als das sie nun einschlafen würde können.

Sie ließ sich Zeit, sodass der Weg etwa eine Stunde in Anspruch nahm, dann stand sie allerdings vor dem Eingang. Die Höhle hatte ihren Namen nicht Grundlos. Wenn man sie von weitem betrachtete, dann sah sie aus, wie ein Wolf, der die Zähne fletschte. Ayra setzte sich langsam auf das, was man als Zunge ansehen mochte und dachte nach. Sie verstand nicht, was hier eigentlich los war, die Erklärungen hatten sie eher noch mehr verwirrt.

Mit einem mal gewahr sie einen roten Schimmer. Sie stand auf und ging neugierig darauf zu und fand einen glühend roten Stein, der halb vom Sand bedeckt war. Sie wunderte sich, hier so etwas Hübsches zu finden und nahm ihn hoch, doch kaum hielt sie ihn in ihrer Hand, da berstete er auseinander und in ihren Händen lag unversehens ein rotes Drachenbaby. Erschrocken schrie sie auf und ließ es zu Boden fallen.

Ihre Hände brannten, als hätte sie unversehens einen Stein aus dem heißen Feuer geholt und als das Drachenbaby auf dem Boden aufkam, da durchzuckte sie ein heftiger Schmerz.

Sie wollte aufspringen und weglaufen, doch sie kam nur ein paar Schritte weit, dann krümmte sie sich abermals unter Schmerzen, die sie nicht verstand. Keuchend blieb sie am Boden sitzen und starrte dorthin, wo der kleine Drache sitzen mochte. Eine ganze Weile harrte sie in dieser Haltung aus, als sie eine Bewegung verspürte. Sie wandte sich um und sah Drake und Onyxa langsam auf sie zukommen. Erst als er den Schrecken in ihren Augen gewahr, rutschte er schnell vom Rücken des großen Wesens und stürzte zu ihr.

„Ayra, was ist geschehen?“, fragte er und kniete neben ihr nieder.

„Ich glaube, ich habe die Eier gefunden“, erklärte sie und spürte mit einem mal, das ihr unendlich kalt war.

„Du hast sie? Wirklich? Welch eine gesegnete Nacht!“, rief Drake verzückt aus und schien gar nicht zu bemerken, wie schlecht es ihr ging. Doch sie war noch nicht fertig mit ihren Neuigkeiten.

„Auch wenn ich dir nun erzähle, dass eines geschlüpft ist?“, erkundigte sie sich und der junge Mann freute sich eher noch mehr.

„Geschlüpft? Aber das ist ja großartig! Jeder Drache, der schlüpft ist eine ungeheure Bereicherung für uns!“, ereiferte er sich weiter. „Wo ist es?“

Ayra zögerte einen Moment, dann zeigte sie in die Höhle. Zögernd stand sie auf und ging mit Drake langsam und eher widerwillig hinein. Da lag es noch immer, das rubinrote Drachenbaby. Es hatte sich zusammengerollt und schien zu zittern. Drake ging zu ihm und hob es auf. Wie ein Baby wickelte er es in einen Umhang.

„Es ist eiskalt, noch viel länger und es wäre erfroren“, bemerkte er bekümmert und wandte sich zu Ayra um. „Warum bist du weggelaufen?“

„Ich, also, meine Hand, und…“, sie schüttelte den Kopf und fing noch einmal an. „Ich hielt das Ei in der Hand, als es schlüpfte. Es hat sich angefühlt, als hätte ich glühende Kohlen in meinen Händen, da habe ich es fallen gelassen und wollte nach Hause laufen, aber irgendwie konnte ich es nicht.“

„Du hast dich an ihr verbrannt? Und du wolltest davonlaufen und konntest es nicht“, hagte er nach. Ayra war es nicht möglich, in seinem Gesicht zu lesen, aber sie nickte langsam.

„Zeig mir deine Hände“, forderte er sie barsch auf und sie streckte sie ihm zögernd entgegen. Drake schaute sich ihre Handflächen genau an, dann strich er sacht darüber.

„Tut es sehr weh?“, fragte er mitfühlend. Ayra zögerte einen Moment. Es war seltsam, sie wusste, dass es weh tun musste, aber das tat es nicht. Sie wusste nicht wirklich, was sie antworten sollte.

„Nein, natürlich nicht, ich weiß ja, wie es ist“, nickte er lächelnd.

„Wieso das?“, erkundigte sie sich fassungslos.

„Weil jeder Drachenreiter das durchmachen muss. Das ist die Verbindung zwischen Drachen und Reiter. Als ich Onyxa das erste mal berührte, da war es genauso“, erklärte er lächelnd.

„Warte, soll das heißen, dass ich zu den Drachenreitern gehöre? Nur, weil ich dieses Brandmal habe?“, sie deutete fassungslos auf ihre Handfläche.

„Ja. Und nein. Dieses Mal ist sozusagen deine Verbindung mit dem Drachen, es zeigt an, das ihr zueinander gehört, aber es ist nicht der Grund, warum du zu uns gehörst. Du gehörst dazu, das ist spätestens jetzt klar, aber nur, weil der Drache dich als sein Reiter ausgesucht hat“, erklärte Drake und setzte sich auf den Stein. Dabei hielt er Ayra den Drachen hin.

„Ist es eigentlich ein Männchen oder ein Weibchen? Es muss doch einen Namen kriegen“, bemerkte sie und streckte zögernd die Hand nach ihm aus.

Das kleine Wesen schnupperte interessiert in ihre Richtung und rieb dann den kleinen Kopf an ihrer Hand, wie eine Katze. Ayra nahm es entgegen und legte es wie ein Baby in ihre Armbeuge, wo es sofort einschlief.

„Oh, da habe ich keine Ahnung, aber Onyxa kann da gewiss weiterhelfen. Stimmts, mein bester?“, Drake schaute den schwarzen Drachen fragend an, der unbemerkt, wie ein Schatten in die Höhle gekommen war. Er legte sich hinter Drake und stieß ein tiefes grollen aus.

„Es ist eine sie. Allerdings solltest du mit der Namensgebung bis morgen warten, dann siehst du ihre Farbe besser“, meinte der junge Mann.

„Muss sie eigentlich einen Namen haben, der etwas mit einem Edelstein zu tun hat?“, wollte Ayra neugierig wissen und setzte sich auf den Boden.

„Nein, natürlich nicht, aber es ist üblich. Gib ihr einen Namen, der dir gefällt, aber warte trotzdem bis morgen.“

Ayra nickte nachdenklich, dann schaute sie ihn fragend an. „Du scheinst dich so weit von Onyxa entfernen zu können, wieso konnte ich es nicht?“

„Weil die junge Dame noch nicht alt genug dafür ist. Sie braucht Zuwendung und zwar von dir. Das ändert sich mit der Zeit, warte es ab. Man kann es auch durch Übung ausdehnen, aber das dauert lange und man kann es niemals lange durchhalten“, erklärte er.

„Warte, bedeutet das, ich kann nicht wieder nach Hause?“, rief sie aus und sprang auf.

„Wenn du sie geheim hältst kannst du es, aber das wird schwierig. Drachen wachsen schnell. Wenn du möchtest, bringe ich dich in mein Dorf. Dort kannst du in aller ruhe lernen, was du wissen musst. Diese Nacht wirst du aber wohl oder übel hier verbringen müssen“, er machte eine Geste, die die Höhle einschloss.

„Hier? Ganz allein?“, kreischte sie.

„Da du nicht nach Hause kannst, so ohne weiteres: Ja. Aber nicht allein, ich komme zurück, sobald ich ein paar Decken organisiert habe, und Marlin bescheid gegeben hatte. Du kannst in der Zeit ja die anderen beiden Dracheneier suchen, passieren kann nichts mehr weiter. Onyxa wird dir mit seinem Drachenfeuer Licht spenden, es wird nicht erlöschen“, erklärte er.

Ayra nickte zögernd, während Drake aufstand und in der Dunkelheit verschwand. Sein Drache brummte unwillig, folgte ihm dann aber, nur um kurze Zeit später mit einem Ast wieder herein zu kommen. Er spie eine Flammenkugel auf das Holz und sogleich wurde es fast Taghell in der Höhle. Dann folgte er Drake, während Ayra sich den Höhlenboden genauer besah. Schon nach kurzer Zeit hatte sie beide ebenfalls ausgebuddelt und unweit des Feuers auf den Boden gelegt. Nun saß sie mit ihrem Drachen ebenfalls ganz nahe und betrachtete das Baby nachdenklich.

„Ich will nicht warten, bis es morgen ist, dir einen Namen zu geben. Du hast die Farbe von dem Rubin, den ich einmal gesehen habe“, erklärte sie dem kleinen Drachen, der sie verschlafen anblinzelte.

„Also etwas mit Rubin. Rubinea? Nein, das gefällt mir gar nicht. Rubina? Nein, auch nicht. Aber jetzt habe ich es. Was hältst du von Rubia?“, sie schaute das Wesen fragend an. Es quietsche vergnügt und Ayra nickte zufrieden. „Dann Rubia.“



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