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Herren der Drachen

von

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Ein Prinz bricht auf

Wacht auf, mein Prinz!“, mit diesen vier Worten riss der Graf Amiaco den Prinzen Tayshi aus seinen schönsten träumen. Er wusste noch nicht, dass ihm das bitter zu stehen kommen würde, denn es gab nur wenige, die den Prinzen zu wecken wagten, ohne dafür den höchsten Preis bezahlen zu müssen, den man sich vorstellen konnte.

„Amico, was tut ihr hier?!“, knurrte der junge Prinz verschlafen, „dies sind meine Privatgemächer, niemand, ich wiederhole, niemand außer meinem Vater betritt sie ohne meine ausdrückliche Erlaubnis!“

„Verzeiht, mein Prinz, doch euer Vater schickte mich euch zu wecken und ich wagte es nicht, ihm zu widersprechen. Er ersucht darum, mit euch zu sprechen“, erklärte Amiaco mit einer solchen Genugtuung in der Stimme, das Tayshi die Liste mit dem, was er Amiaco antun würde, sobald er richtig wach war, noch um einige Foltermethoden erweiterte.

Er war der Prinz, der einzige Prinz, der durfte sich alles erlauben und keiner konnte ihn daran hindern, seinen Vater vielleicht einmal ausgenommen. Und er nutze seine Macht uneingeschränkt. So etwas wie Zurückhaltung oder Mitleid waren ihm Fremdworte, und so hatten so ziemlich alle bediensteten im Schloss einen riesigen Respekt vor dem jungen Mann, beinahe mehr noch, als vor seinem Vater, der bei weitem nicht so grausam war, wie sein Sohn. Vielleicht, weil König Maximilian durchaus wusste, das er bald keine Untertanen und keine Bediensteten haben würde, wenn er sie alle bei jeder Kleinigkeit köpfen ließ, wie sein Sohn es so gerne tat.

„Mein Vater ja? Sagt ihm, das ich gleich zu ihm kommen und meldet euch dann im Kerker“, knurrte der junge Mann.

Graf Amiaco erbleichte sichtlich, den er wusste durchaus, was es hieß, was ihm blühte, wenn der junge Prinz ihm befahl, sich im Kerker zu melden, doch er widersprach nicht, sondern nickte mit großen Augen und verschwand dann so schnell als möglich aus dem Schlafgemach des Prinzen.

Tayshi schaute ihm noch einen Augenblick lang zufrieden nach. Er mochte den Ausdruck von Angst, Todesangst in den Augen der Menschen, die er in den Kerker schickte. Und er mochte noch viel mehr, wie sich die Menschen wanden wie Würmer, als sie erfuhren, welches Schicksaal er ihnen zudachte. Das war meistens der Tod, jedoch nicht immer. Manches mal überlegte er sich Dinge, bei denen seine Opfer wünschten, dass sie endlich sterben mögen, doch er ließ es nicht zu. Er labte sich an der Furcht der Menschen um sich herum. Ja, der Prinz war der Teufel in der Gestalt eines jungen Mannes. Und er hatte uneingeschränkte Macht. Keine gute Mischung für seine Umgebung.

Tayshi hätte sich jetzt einfach auf die andere Seite gedreht und hätte am liebsten einfach weiter geschlafen, den er war weiß Gott kein Frühaufsteher, doch sein Vater hatte ihn gerufen und wenn es eine Person gab, vor der der Prinz Respekt hatte, so war es König Maximilian. Er wagte nicht, ihn zu versetzen, und so kroch er schlecht gelaunt aus seinem Bett und begann damit, sich anzukleiden. Früher hatten das Bedienstete übernommen, doch nachdem er einmal belauscht hatte, wie zwei Dienstmägde sich über ihn unterhielten und sich dabei über seinen nackten Körper lustig machten, tat er es alleine. Er war nicht nur grausam und rachsüchtig, sondern auch sehr eitel.

Schon nach kurzer zeit verlies er sein Zimmer und machte sich auf den Weg in Richtung Thronsaal, in dem die meisten seiner Unterhaltungen mit seinem Vater stattfanden. Begleitet wurde er von seinen vier Leibwächtern, die ihn überallhin begleiteten, außer in seine Schlafgemächer.

Er öffnete die Tür ganz ohne zu klopfen und sein Vater blickte nur einmal kurz von seinen Schriftstücken auf, als er eintrat, dann ignorierte er seinen Sohn für eine Weile. Der junge Prinz wagte nicht, ein Wort zu sagen, sich zu setzen oder sonst irgendetwas zu tun, bevor sein Vater ihm nicht die Erlaubnis dazu erteilte, und so bleib er stehen, unruhig von einem Fuß auf den anderen tretend und wartete, das Maximilian Notiz von ihm nahm. Der schrieb seelenruhig weiter, las seine Briefe und andere Schriftstücke und er nach einer ganzen weile bequemte er sich, seinen Sohn zu mustern.

„Ich bin erfreut und geehrt, das der Prinz sich meinetwegen aus seinem ach so geliebten Bett gequält hat“, knurrte er und seine Stimme troff schier vor Spott.

Tayshi lief rot an, antwortete aber nicht darauf. Was hätte er auch sagen sollen? Was sein Vater sagte stimmte im Prinzip. Er schlief bis weit in den Tag hinein und auch tagsüber lag er mit großer vorliebe in seinem Bett.

„Willst du mir nicht antworten?“, fragte sein Vater nach einer weile des Schweigens.

„Nein, ich… wüsste gerne, warum du mich zu solch früher Stunde zu dich rufen lässt“, antwortete der junge Prinz schüchtern.

„Zu solch früher Stunde? Tayshi, der Mittag ist schon lange vorbei! Mir dünkt, das deine Leine in letzter Zeit ein wenig zu locker gehalten wurde, doch das kann ich ändern. Ich werde dir sagen, was ich von dir verlange, komm mit“, sprach der König, stand auf und deutete seinem Sohn, ihm zu folgen.

Maximilian führte ihn durch das gesamte Schloss bis hin zu einem Saal, den Tayshi nur zu gut kannte. Es war der Saal, in dem sein Vater die Dracheneiner sammelte.

Maximilian stieß die Tür auf und ging durch den gesamten, riesigen Saal bis hin nach hinten, zu den drei Sockeln, auf dem seine drei schönsten und kostbarsten Dracheneier ihren Platz hatten. Oder besser, gehabt hatten, wenn sie waren nicht mehr da. Schon seid einigen Tagen nicht mehr. Der Rebellenführer Lifthian hatte sie gestohlen. Das rote Rubinei, das schwarzviolette Amethystenei, und das durchsichtige Diamantenei, in dem man sogar das Drachenbaby sehen konnte.

„Diese Nichtsnutze haben ihn immer noch nicht fangen können? Dabei sollte man meinen, sein Drache wäre auffällig genug“, bemerkte Tayshi als er das Fehlen der Eier bemerkte.

„Ja, das sollte man meinen. Ich habe sie in den Kerker werfen lassen, ich brauche keine Jäger, die nicht einmal einen Drachen fanden, und das in einer Welt, der ein Drache mehr auffallen musste, als ein grüner Hund. Du wirst ab jetzt die Suche leiten“, bestimmte der König und sein Sohn blickte ihn sichtlich geschockt an.

„Was bitte soll ich, Vater?“, fragte er verschreckt.

„Du wirst mir den Rebellen herbringen, seinen Drachen zur Strecke bringen, und die Eier unversehrt wieder in dieser Halle abliefern!“, war die scharfe Antwort.

Tayshi schluckte schwer, dann nickte er jedoch. „Jawohl, Vater!“

„Gut. Du hast eine Stunde zeit, dich fertig zu machen, begleiten werden dich meine besten Männer, und du wirst in der Zeit, in der ich dich nicht beaufsichtigen kann keinem den Kopf abhauen, haben wir uns verstanden, Tayshi?“, knurrte er.

„Ja, sicher doch Vater. Ich werde sie behandeln, als wären es meine Brüder“, nickte der Junge.

„Nein, wir wollen sie ja nicht verwöhnen. Du wirst sie einfach nur halbwegs gut behandeln, und jetzt geh“, entließ der König seinen Sohn und Tayshi stürmte im Laufschritt in sein Zimmer zurück.

Schnell hatte er seine sieben Sachen eingepackt und rannt hinab in den Hof. Sein Vater war dabei, den Männern, unter ihnen auch der Graf Amiaco, die letzten Anweisungen zu erteilen.

„Tayshi, der Rebell ist verletzt, einer der Männer hat seinen Kopf mit einem Pfeil nur knapp verfehlt, das heißt, er wird nicht so schnell voran kommen können, und das er seinen Drachen von niemanden sehen lassen darf, das wird ihn zusätzlich behindern“, informierte der König seinen Sohn, deutete ihn dann, das er aufsitzen und Losreiten sollte.

Tayshi kletterte umständlich auf den Rücken des einzigen Schimmel der auf dem Hof stand und ohne sich noch einmal umzuwenden und mit stolz erhobenem Kopf ritt er seinen Männer voran, seiner ersten großen Jagd entgegen. Allein die Zukunft wusste, ob er den Befehl, denn nichts anderes war es gewesen, seines Vaters würde ausführen können.



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