Do Mae`e von Leuchtender_Mond ([dt. Der Weg nach vorne]) ================================================================================ Prolog: Ushiro -------------- And yet I wish but for the thing I have: My bounty is as boundless as the sea, My love as deep; the more I give to thee, The more I have, for both are infinite. Allein, ich wünsche, was ich habe, nur. So grenzenlos ist meine Huld, die Liebe So tief ja wie das Meer. Je mehr ich gebe, Je mehr auch hab ich: beides ist unendlich... William Shakespeare, Romeo and Juliet, Akt II, Szene 2 Ushiro = nach hinten Kinderaugen haben etwas unschuldiges, dachte er. Und sie strahlen. Besonders strahlten Kinderaugen, wenn sich in diesen Augen das Licht von Kerzen und einem gemütlich prasselnden Kaminfeuer spiegelte. Dies nämlich war der Anblick, der sich dem alten Mann nun bot. Er saß in seinem Sessel, direkt neben dem Kamin und der Tisch mit den Kerzen in Greifweite. Auf dem Tisch standen aber nicht nur Kerzen, sondern auch drei Gläser Multivitaminsaft so wie eine Tasse Apfeltee. Der Tee war der seine, die drei Gläser Multivitaminsaft gehörten zu den Kinderaugen. Die drei nämlich – zwei Mädchen und ein Junge – saßen auf dem Teppich vor dem Kamin und sahen ihn mit strahlenden Augen an. Es waren die Kinder des Ehepaars’ von nebenan. Sehr nette Leute und der alte Herr passte an manchen Abenden auf die Kinder auf, wenn die Eltern mal ein wenig Zweisamkeit genießen wollten. So also auch diesen Abend, und nun saßen die Kinder wieder hier, stritten sich leise um die Tüte mit den Spekulatius und sahen ihn mit ihren großen, unschuldigen Augen an. Der alte Mann mochte die Kinder gern. Überhaupt mochte er Kinder gern, aber er selbst hatte leider keine. Er nahm einen tiefen Schluck von dem rötlichen Tee, dabei fiel sein Blick aus dem Fenster. Es war tiefster Winter, und in dem kleinen Dorf, in dem sie lebten, kam der Schneepflug nur zwei mal am Tag. So waren die Straßen schon wieder mit einer hauchzarten Schicht bedeckt, die aussah wie Puderzucker. Eine einsame Gestalt draußen vor der eigenen Haustür war durch das Schneegestöber grade noch so dabei auszumachen, wie sie sich damit abmühte, den Gehweg vom Schnee zu befreien. Der alte Mann hoffte, dass der Mann dort draußen bald wieder hereinkam, er wollte nicht, dass er sich erkältete. Dann jedoch wand er den Blick wieder ab und den Kinderaugen, die ihn erwartungsvoll musterten zu. „Mal sehen...“, sagte er, als er seine Teetasse absetzte und sich die beiden Mädchen endlich über die Spekulatiustüte einig geworden waren. „Dornröschen hab ich schon erzählt, richtig?“ Die drei nickten. Der Mann überlegte. Welches Märchen hatte er ihnen denn noch nicht erzählt? Die drei verbrachten heute den ganzen Tag hier. Am Morgen waren sie gekommen, sie waren draußen im Schnee gewesen. Bislang war der Schnee im Garten ganz unschuldig und unberührt geblieben, doch nachdem dort eine wilde Schneeballschlacht getobt hatte – aus der sich der alte Mann mit Rücksicht auf sein Alter herausgehalten hatte – und anschließend, am frühen Nachmittag dort drei gewaltige Schneemänner entstanden waren, sah es schon nicht mehr ganz so friedvoll aus. Aber die Schneemänner machten sich prima. Sie waren von stattlicher Größe – der Schnee pappte gut, dieses Jahr – und bei nur einem von ihnen war die Moorrübe, die die Nase darstellte, ein klein wenig krumm. Sogar alte Schals und Hüte hatte der alte Mann noch finden können, sodass sie richtig klassisch hoheitsvoll ihr Königreich – nämlich den verschneiten Garten mit den kahlen Bäumen – überblickten. Jetzt aber war es Abend, es war schon früh dunkel geworden und die Kinder verlangten nach einer Geschichte. Welche kannten sie denn noch nicht? Der alte Mann lächelte, als ihm eine einfiel. „Ich weiß noch eine.“, verkündete er und brachte die Kinderaugen damit noch mehr zum Strahlen. „Es ist die wahre Geschichte von zwei Menschen, die sich sehr lieben. Aber hört zu:“ Und er fing an zu erzählen. Die Kinder vergaßen ihren Streit um den Spekulatius und der Multivitaminsaft wurde auch nicht mehr angerührt, während sie mit feuerroten Ohren und offenen Mündern an den Lippen des alten Mannes hingen. Und dieser erzählte: to be continued... Kapitel 1: //Ichi// Uke-Waza ---------------------------- Uke-Waza = Gruppe aller Block- und Abwehrtechniken Ungeduldig klopfte er mit den Fingern auf die Theke. Er müsste doch gleich kommen! Er war doch sonst immer so pünktlich! Fahrig fuhr er sich mit den Fingern durch die Haare. Diese standen in alle Richtungen ab und waren dreifarbig. Aber als wären schwarz – lila – blonde Haare noch nicht auffällig genug trugen auch seine Augen dazu bei, dass er viele Blicke auf sich lenkte. Seine Augen nämlich waren rot. Nicht dieses stierrot, dass man manchmal auf schlecht gemachten Photos hatte, nein, seine Augen waren rot wie Rubine und sie konnten ebenso edel strahlen und funkeln, das war von seiner Stimmung abhängig. Man konnte also durchaus sagen, dass Atemu seine relativ geringe Größe durch sein Äußeres wettmachte. Durch seine ägyptische Herkunft war seine Haut auch im tiefsten Winter gut gebräunt, seine Mitarbeiterinnen und auch die Kundinnen warfen ihm bewundernde Blicke zu, weil er im Frühling schon gut gebräunt war. Doch Atemu beachtete die Blicke der Frauen nicht. Überhaupt beachtete er die Frauen nicht, nicht in diesem speziellen Sinne zumindest. Denn dies war auch der Grund, warum er jetzt so ungeduldig wartete. Wartete auf einen Mann. Auf einen Mann, in den er sich schon vor Monaten verliebt hatte. Nur, dass dieser Mann es nicht wusste. Atemu hatte nie den Mut aufgebracht, es ihm zu sagen. So freute er sich nur Tag um Tag auf seine Besuche in seiner Bäckerei, wo er jeden Mittag hinkam um verschiedene süße Gebäcke zu kaufen. Atemu lebte praktisch für diese Augenblicke, in denen er ihn sehen konnte, ihn, den er so liebte. Mittlerweile hatte er es ein paar mal geschafft, mit ihm ins Gespräch zu kommen, hatte herausgefunden, dass er mit Nachnamen Mutou hieß, aber viel mehr auch nicht, es wäre zu auffällig gewesen. So bewahrte er nur alles, was er über ihn wusste in seinem Herzen auf. Seinen Namen, sein Aussehen – dem Eigenen so ähnlich – den Klang seiner Stimme, seinen Geruch, den er über den Geruch der Backwaren herausfilterte. Ungeduldig wartete Atemu Tag um Tag, er hasste die Sonntage, an denen er ihn nicht sehen konnte, weil seine Bäckerei dann geschlossen hatte. Und er starrte die Uhr an, wenn er auch nur eine Minute zu spät kam, so wie jetzt. Dabei war er erst zwei Minuten überfällig, aber Atemu kam dies wie eine Ewigkeit vor. Sofort begann er, sich ziemliche Sorgen zu machen. War er vielleicht krank geworden? Oder war ihm sonst irgendetwas zugestoßen? Atemu wusste, dass seine Sorgen kindisch und dumm waren, dennoch ließen sie sich nicht vertreiben. So wanderte sein Blick unruhig zwischen der Uhr und der Türe hin und her. Schon zweieinhalb Minuten zu spät! Atemu spürte erste Entzugserscheinungen, der Schweiß brach ihm aus. Schnell wischte er ihn fort, denn wenn Herr Mutou kam wollte er doch gut aussehen, auch, wenn er wusste, dass er für ihn nie mehr als der Inhaber und Bäckermeister dieser Bäckerei sein würde. Dennoch, der Gedanke, nicht mehr von ihm gemocht zu werden war unerträglich und täglich fürchtete er, ihn eines Tages gar nicht mehr durch die Tür der Bäckerei kommen zu sehen, das freundliche Lächeln auf den Lippen, zum Küssen wie geschaffen. Nervös wanderte sein Blick zur Tür – und hellte sich dann erleichtert und freudig auf, als er die Gestalt erkannte, die durch den leichten Sommerregen auf die Bäckerei zuhastete, den leuchtend orangefarbenen Schirm schützend über den Kopf gehalten. Da war er ja, jener, den er so sehr liebte, auf den er gewartete hatte und der sein Herz schneller schlagen ließ. Und der es wohl nie erfahren würde, dazu hatte er ja doch nicht den Mut. Der Gedanke machte ihn unsagbar traurig, doch er schob ihn rasch beiseite, als die Glöckchen über der Tür klingelten und Atemu in die Augen wie Amethysten blicken konnte, die aus dem ebenso vertrauten wie geliebten Gesicht zu ihm blickten. You can’t see the shadows in my daydreams You won’t feel the torture in my mind Baby you won’t realize I’m lost in scary thoughts At night – when I feel blind Sein Schatz schüttelte den Schirm kurz aus, ehe er zur Theke kam, den Blick automatisch Atemu zugewandt, die anderen Frauen an der Theke ließen sich zurücksinken, während Atemu sein strahlendstes Lächeln aufsetzte und Yuugi ansah. Die übliche Floskel kam leicht über seine Lippen, es gab ihm Sicherheit, sich in vertrauten Bahnen zu bewegen, aber gerne hätte er mehr gesagt, viel mehr, als dieses schnöde „Was kann ich für Sie tun?“. Sein Gegenüber ließ sich Zeit, mit der Antwort, sorgfältig studierte er die Auslagen, wobei sein Blick immer wieder zu Atemu zurück huschte, wohl um zu sehen, ob dieser nicht genervt sei, weil sein Kunde so lange brauchte. Aber Atemu hatte überhaupt nichts gegen diese Entscheidungsschwierigkeiten einwenden, bedeutete dies doch, dass er ihn länger um sich hatte. Er war felsenfest davon überzeugt, seinen Duft über die Theke und den darauf liegenden Köstlichkeiten hinweg wahrnehmen zu können. Ob es Einbildung war oder nicht, Atemu gefiel der Gedanke und er atmete tief ein und aus, um möglichst viel von diesem Duft in sich aufnehmen zu können. „Ähm...“, machte sein Kunde und Atemu zuckte beim Klang seiner Stimme wohlig zusammen. Dann aber spitzte er die Ohren, um ja jeden noch so leisen Laut seiner Stimme zu vernehmen. „Ich hätte gerne etwas hiervon... von diesen... ähm...“ Auf der Suche nach dem Wort ruderte er mit den Armen in Richtung der Auslagen und Atemu beeilte sich, seinen Wünschen nachzukommen, ohne ihn dabei allzu auffällig anzustarren. Was konnte er, Atemu, denn auch dafür, dass sein Schatz heute so zum Anbeißen aussah? Seine Kleidung war nass vom Regen und klebte an seiner Haut, malte jedes noch so kleine Detail seines Körpers ab, gab es Atemus’ hungrigen Augen preis, der den Anblick in sich aufsog. Er war sehr klein, noch ein wenig kleiner als Atemu, hatte aber auffällig lange Beine und auch sein Hals war lang und schwanenähnlich. Seine Finger waren feingliedrig, seine Haut wie Porzellan. Seine Ohren waren klein, sehr niedlich. Auch seine Nase fand Atemu äußerst süß, stupsnasenähnlich. Die Lippen dagegen waren fein geschwungen und voll, Atemu musste oft an sich halten, um nicht einfach über den Tresen hinweg nach ihm zu greifen und diese unsagbar süß aussehenden Lippen zu versiegeln. Bisher hatte er sich beherrschen können, aber es wurde von Tag zu Tag schwerer. In seine Augen zu blicken machte es da auch nicht leichter. Diese nämlich waren groß, wirklich groß, sie hatten etwas von einem Reh, etwas sanftes und unschuldiges. Dazu noch dieses Leuchten, diese Augen leuchteten eigentlich immer, abhängig von Lichteinfall und dessen Stimmung mehr oder weniger. Man konnte immer in seinen Augen lesen, sie offenbarten beinahe alles und sie sprachen ständig. Von Lebensfreude, von Eis im Sommer und Erdbeeren mit Schokolade. Zum Glück nur selten von Dingen wie Trauer, Verzweiflung und Rosenkohl. Atemu versuchte, nicht in diese Augen zu sehen, denn er wusste, dass er es nicht allzu lange konnte, ohne die Kontrolle über seinen Körper und vor allem seine Gedanken zu verlieren. Doch dies bedeutete heute, dass er auf den Rest dieses hinreißenden Körpers’ starrte, der sich ihm so verführerisch gab. Er konnte die Abzeichnung der Muskeln unter dem regennassen Stoff sehen, jeden Muskel, wenn er sich bewegte und vor allem – der Himmel behüte! – dieser süße Hintern in der viel zu engen geilen Hose. ’Cos you never ever gotta know my love All I hide inside What is creeping through my soul? What is tryin’ to take control? Babe it’s true you Never ever gotta go that far You can find a key to the secrets of my heart All you gotta know is I Got to get you Atemu schnappte unwillkürlich nach Luft. Das war fast zuviel für ihn. Er zwang sich, ruhig zu atmen und sah seinen Kunden mit einem leutseligen Lächeln an, abwartend, was er haben wolle. Dieser also wählte noch vier weitere Süßigkeiten und nickte dann, zum Zeichen, dass dies alles sei. Atemu derweil prägte sich genau ein, wie das Gesicht seines Schatzes aus welchem Winkel betrachtet aussah und wie sich die Haut unter welchem Lichteinfall färbte. Er hatte tausende von Zeichnungen und Skizzen von ihm bei sich zu Hause, doch keine reichte an das Original heran, egal wie viel Mühe er sich gab. So waren sie nur ein schwacher Schatten der Wahrheit, doch sie trösteten Atemu durch die langen, einsamen Nächte. Dann saß er unter der Dachschräge seines Schlafzimmers, gleich unter dem Fenster, so dass das silbrige Mondlicht auf ihn fiel, während er da saß, lächelnd, und weinend zugleich. Lächelnd, denn der Gedanke an seinen Schatz konnte nur ein guter Gedanke sein, aber auch weinend, denn nie, nie würde er es wissen. Und Atemu hasste sich für seine Schwäche, und konnte es doch nicht ändern. So tippte er jetzt rasch in die Kasse ein und erklärte seinem Schatz dann, wie viel er ihm schuldig sei, immer noch leutselig lächelnd, während ihm das Herz blutete, wünschte er doch, diese störende Theke sei nicht zwischen ihnen. Sein Gegenüber jedoch wusste von alledem nichts – natürlich, schalt Atemu sich, wieso sollte er auch? – und erwiderte sein Lächeln, kramte dann in seinem Portmonee um Atemu das Geld zu reichen. Er wurde rot, weil er so lange brauchte, ehe er das Geld beisammen hatte. Atemu fand allerdings, er hätte ruhig noch ein wenig länger brauchen können. So nutzte er die kurze Zeit, die ihm blieb und beobachtete mit klopfendem Herzen und einem verträumten Lächeln auf den Lippen die Röte, die die Wangen seines Kunden zierte. Kurz berührten sich ihre Hände, als das Geld den Besitzer wechselte und Atemu hätte vieles, sehr viel, darum gegeben, die Zeit anhalten zu können. So aber ging der wundervolle Moment viel zu schnell vorüber und Atemu vermisste schmerzlich die warme Haut auf seiner. Da aber hatte sein Liebster bereits mit einer schwungvollen Bewegung die verpackten Backwaren von der Theke genommen und war mit einem letzten Lächeln in Richtung Atemu und einem über die Schulter gerufenen „Auf Wiedersehen!“ verschwunden. „Auf Wiedersehen!“, murmelte Atemu leise und starrte ihm hinterher, ein wehmütiges Lächeln im Gesicht und eine Woge der Einsamkeit schlug über ihm zusammen, während er das Gefühl hatte, grade einem Engel begegnet zu sein. Er starrte zum Fenster heraus, wo eine kleine Gestalt, schwer bepackt mit der Last der Gebäcke sich ihren Weg durch die Straße bahnte, dann abbog und Atemus’ Blickfeld entschwand. See me as an angel you could fall for See me as the virgin you could try Baby just imagine I’m a wild thing you could tame Feel fine – living with lies Was Atemu aber nicht wusste war, dass Yuugi keinesfalls so wenig in ihm sah, wie er glaubte. Während er die Straße entlangging und aufpasste, dass die Gebäcke nicht herunterfielen, waren seine Gedanken voll von ihm. In Gedanken an jenen Mann, dem seit Jahr und Tag sein Herz gehörte, aber nichts davon wusste, versunken schlenderte er die Straßen herab. Der Duft der süßen Backwaren lockte ihn nicht im mindesten. Er mochte gar nichts Süßes, er hatte noch nie so sehr Schokolade gemocht, viel eher Obst. Dennoch ging er jeden Tag in die Bäckerei um dort einzukaufen, er wusste gar nicht, wie viel Geld er dort schon gelassen hatte. Aber er wollte es auch nicht ändern. Die Süßwaren bekamen seine Kollegen aus dem Reisebüro, aber Yuugi selbst aß nichts davon. Ihm genügte es, wenn er Atemu sehen konnte. Das genügte, das war alles, was er wollte. Redete er sich ein. Warum nur konnte er es nicht sagen, was war daran so schwer? Nur diese drei Worte. Aber die Angst, zurückgewiesen zu werden war viel zu groß. Was, wenn Atemu ihn dann nicht mehr sehen wollte? Nein, sicher war es besser, wenn Atemu nie davon wüsste. Wenn er ihn einfach nur stumm aus der Ferne anbetete und liebte. Yuugi seufzte und registrierte, dass es immer noch regnete, wenn auch nicht mehr so schlimm wie eben. Er beschleunigte seine Schritte um dem kalten Nass zu entkommen und bog in die nächste Straße ein. Es war nicht mehr weit, er sah das Reisebüro, in dem er arbeitete, schon vor sich auftauchen und eilte rasch darauf zu, um dem Regen zu entkommen. Ein paar Schritte nur, dann stieß er die Tür auf und hastete ins Trockene, begleitete von dem leisen Glockenspiel des Türöffners. Wärme strömte über sein Gesicht, als hätte man ihn in ein warmes Bad getaucht und Yuugi blickte lächelnd in drei bekannte Gesichter. „Hallo, da bin ich wieder.“, begrüßte er seine Arbeitskollegen und Freunde. „Hey Yuugi!“, kam es auch sogleich fröhlich von Jounouchi zurück, der aufsprang und das Schild an der Tür von „open“ auf „close“ änderte und somit offiziell den Beginn der Mittagspause einläutete. Auch die anderen begrüßten Yuugi, Tristan und Ryou hatten noch vor den PCs gesessen und gearbeitet, nun jedoch machten sich die drei mit Heißhunger über die von Yuugi mitgebrachten Leckereien her, als dieser das Papier mit den Worten „Fütterung der Wölfe!“ von den Süßigkeiten zog. Mit einem wissenden Grinsen beobachtete er seine Freunde während er selbst eine Orange zu schälen begann. Er hielt wirklich große Stücke auf seine Freunde, sie verstanden ihn und hielten zu ihm. Nur ihnen hatte er von seiner Flamme erzählt und sie hatten sehr zu seiner Erleichterung nicht gelacht. Nein, im Gegenteil hatten sie ihn nur ermutigt und ihm geraten, doch mit Atemu – er hatte einmal gehört, wie seine Arbeitskollegen ihn so nannten und seitdem war er der Ansicht, es könne auf der Welt keinen Schöneren Namen geben – zu reden. ’Cos you never ever gotta know my love… Yuugi aber hatte sich geweigert, hatte ihnen von seiner Angst erzählt, und von den Qualen, die ihm dies bereitete. Und auch hier war es seinen Freunden zu gute zu halten, dass sie nicht gelacht hatten. Sie hatten versuchten den Untröstlichen zu trösten, hatten ihm gut zugesprochen und versucht, ihn irgendwie abzulenken, doch Yuugi wollte gar nicht abgelenkt werden, er wollte und konnte Atemu nicht vergessen, viel zu süß war die Qual, die ihm sein täglicher Anblick bereitete. Und so ging er weiter jeden Tag in die Bäckerei, sah ihn weiterhin jeden Tag und hörte weder auf seine Freunde noch auf seinen gesunden Menschenverstand, der ihm eigentlich hätte sagen sollen, dass das, was er tat, ihn ganz kaputt machte. Von alledem wollte er nichts wissen. Er wusste nicht, was schlimmer war, Atemu jeden Tag zu sehen und zu wissen, dass da nie etwas geschehen würde, oder ihn nie wieder sehen zu können. Er seufzte und starrte seine Orange an, als sei sie persönlich für sein Unglück verantwortlich. Viel zu lange ging das schon so, doch was sollte er denn tun? Ihm fehlte ganz einfach der Mut. Erneut seufzend warf er den kümmerlichen Rest der Orange fort, ihm war der Appetit vergangen. Mit einem wehmütigen Lächeln beobachtete er, wie seine Freunde sich lauthals lachend über den Kuchen, den er ihnen mitgebracht hatte, hermachten, scherzten und sich neckten. Er wünschte, er könne auch noch einmal so unbesorgt sein, doch er wünschte sich mehr noch als seine Freunde Atemu an seine Seite. Welch unmöglicher Traum... Baby you may know I’ll never cheat you You know my love is true I hope you won’t find out I hope you’ll never know What I – do know about you Mit einem traurigen Lächeln sah Yuugi in den Regen. Es war Sonntag, also konnte er Atemu heute nicht sehen. Er krümmte sich zusammen, schlang die Arme um den Körper und hoffte auf diese Weise zu verhindern, dass er in seine Bestandteile zerfiel. Er hasste Sonntage, doch dafür liebte er den Regen. Der Regen war das einzige, was ihn dazu brachte aufrecht zu gehen, weil er ihm die Tränen vom Gesicht wusch, wenn er nur den Kopf hob. Yuugi stand schon lange so da, vor seiner Haustüre im Regen, den Kopf in den Nacken gelegt. Es war nicht besonders kalt, immerhin war ja Sommer, auch, wenn der ständig anhaltende Regen nicht dazu angetan war, dieses Gefühl zu bestärken. Vielmehr hatte man das Gefühl, es sei später Herbst und Yuugi zog die Schultern hoch. Zu dem Schluss gekommen, dass er schon viel zu lange hier draußen herumstand dreht er sich wieder um und betrat den Flur, ging die beiden Treppen hoch und schloss dann die Türe zu seiner Mietwohnung auf. Er wohnte erst seit einem halben Jahr hier, da war er bei seinem Großvater ausgezogen, nicht, weil sie sich nicht mehr verstanden hätten, aber weil Yuugi der Ansicht war, dass es für ihn einfach an der Zeit wäre. Und außerdem spukte der unerfüllte Traum in seinem Kopf herum, eines Tages Atemu mit hierher nehmen zu können. Doch als er die Wohnung betrat war sie leer. Yuugi tat einen Seufzer, schleppte sich ins Wohnzimmer und sank als kleines Häufchen Elend auf der Couch zusammen. Er hätte duschen gehen sollen, schon allein, um sich nicht zu erkälten, aber er hatte nicht die Kraft, aufzustehen. So blieb er sitzen, oder eher halb liegen, weinte sich in den Schlaf und wachte erst um drei Uhr in der Nacht wieder auf – mit einem schrecklichen Brennen in der Kehle und der niederschmetternden Erkenntnis, dass er sich wohl erkältet habe, was bedeutete, er konnte nicht zur Arbeit und – das eigentliche Malheur – Atemu nicht sehen. Er hätte heulen mögen, vor Wut auf sich selbst, schimpfte sich dann einen Narren und schleppte sich in sein Schlafzimmer. Er war ja selbst schuld, was stand er auch so lange im Regen herum? Ärgerlich war es trotzdem. Er fragte sich, ob es ihm wohl möglich sein würde, einen weiteren Tag ohne Atemu zu überstehen, kam aber zu dem Schluss, das dies äußerst fraglich sei. So lag er in der Dunkelheit seines Schlafzimmers auf dem Bett, immer noch vollständig angezogen und befand endlich, dass seine Freunde doch recht gehabt hatten und er endlich aufhören sollte, Atemu hinterherzutrauern. Es brachte ihm doch nichts als Leid. Sicherlich hatte er eine Freundin oder so, wie er aussah bestimmt. Er war doch genau der Typ gutaussehender Mann, die sich vor Verehrerinnen gar nicht retten konnten. Eventuell war er sogar ein Playboy. In diesem Fall sollte er froh sein, nie an ihn geraten zu sein. Ja natürlich, sicherlich. Er sah doch genauso aus wie ein Latin-Lover. Diese Kerle waren von der ganz schlimmen Sorte; durchtrieben und so weiter. Yuugi lächelte in die Dunkelheit. Er wusste genau, egal wie viele Märchen er sich erzählen würde, in seinen Augen bliebe Atemu immer der wundervolle Mann, den er so sehr liebte und von dem er auch nicht so schnell loskommen würde. Und das tat weh, so unendlich weh. Er krümmte sich zusammen und schluchzte, erst leise, dann lauter werdend. Warum? Oh, warum nur? Warum musste er sich in einen Mann verlieben? Warum in diesen Mann? Die Chance, ebenfalls von ihm geliebt zu werden lag irgendwo unter null. Er vermisste ihn so schmerzlich, er bildete sich ein, seine Stimme zu hören, seinen Geruch riechen zu können, ihn vor sich zu sehen, seine Haut auf der seinen zu spüren. Er schrie laut auf vor Schmerz. Warum tat Liebe so weh? Es brachte alles nichts, er musste vergessen, wenn er nicht daran zugrunde gehen wollte. Auch das würde weh tun, sehr weh tun, das wusste er. Aber es war die einzige Möglichkeit. Irgendwo, in einem kleinen Winkel seines Herzens würde er immer an Atemu denken, aber er durfte nicht davon beherrscht werden. Wie er das schaffen sollte war ihm zwar schleierhaft, aber er würde es versuchen. Nach außen hin würde er niemals mehr diese Liebe zeigen. Niemals mehr... ’Cos you never ever gotta gotta know Der Mond, den Yuugi in dieser Nacht anstarrte, ehe er irgendwann von seinen Tränen in den Schlaf gewiegt wurde war der gleiche, der auch Atemu leuchtete, während dieser unter seinem Fenster sitzend saß und mal wieder Yuugi zeichnete. Er war so froh, dass dieser Tag nun vorüber war, dass morgen Montag war und er wieder zur Arbeit konnte und zu seiner mysteriösen Liebe, die bisher ohne Vornamen geblieben war. Er seufzte und starrte das fast fertige Bild vor sich an. Mal wieder war er der Ansicht, es treffe die Realität in keinster Weise, ein schwacher Abklatsch des Engels. Heute noch weiterzuzeichnen brachte jedoch wenig. Er musste gleich los wenn er die Straßenbahn noch bekommen wollte um rechtzeitig bei seiner Bäckerei zu sein. Er stand vorsichtig auf und schüttelte seine steifen Glieder [sollte ich so tun als wüsste ich nicht, wie zweideutig das klingt? ... ach, glaubt mir ja doch keiner -.-“] bevor er durch seine Wohnung hastete, sich im Vorbeigehen die Jacke von der Gardarobe schnappte und dann rasch die Treppen hinunterstürzte und das Haus verließ. Doch trotz aller Eile und der Pünktlichkeit, mit der er in der Bäckerei auftauchte hätte er sich all’ dies schenken können, fand Atemu einige Stunden später. Er stand in der Bäckerei, hinter dem Verkaufstresen, sein Schatz war schon eine Dreiviertelstunde zu spät und Atemu glaubte nicht, dass er heute noch auftauchen würde. Mit der Entschuldigung, er müsse auf die Toilette zog Atemu sich aus dem Verkaufsraum zurück, schloss sich in der Toilette ein und atmete tief durch. Wer hätte gedacht, dass es so weh tun würde, seinen Schatz zu entbehren? Natürlich, irgendwo gewusst hatte er es, aber er hatte nicht mit dieser Woge des Schmerzes gerechnet, mit diesem Gefühl, ihm sei der Boden unter den Füßen fortgerissen worden und er stürze ins Endlose. Er fiel auf die Knie und blieb lange so hocken, fragte sich, was er tun solle. Er wollte doch für ihn da sein, wollte doch so gerne mit ihm zusammensein, mehr als alles andere wünschte er sich dies. Doch dies wäre nur unter einer einzigen Vorraussetzung möglich – nämlich, dass er es ihm endlich sagte. Mit tränennassem Gesicht blickte er auf. Wenn er das nächste mal in diese Bäckerei kam so würde er es ihm sagen, würde ihm seine Liebe gestehen, aller möglichen negativen Konsequenzen zum Trotz und seine wohl einzige Chance nutzen. Never ever gotta know my love All I hide inside What is creeping through my soul? What is tryin’ to take control? Babe it’s true you Never ever gotta go that far You can find a key to the secrets of my heart All you gotta know is I Got to get you Schluss mit den Geheimnissen, er musste es ihm sagen. Fast schiene es, als lächle er ein wenig und schwungvoll stand er wieder auf. Er war beinahe euphorisch, als er wieder zurück hinter den Tresen trat und sich rasch die Tränen rasch von den Wangen wischte. Morgen. Gleich morgen wenn er ihn wiedersähe würde er es ihm sagen. Zuversichtlich blickte er noch vorne, mit einem Gefühl in der Brust, als könne er Berge versetzten und einfach alles schaffen, wenn er nur daran glaubte. Als er an diesem Abend die Türe der Bäckerei verschloss hatte die Euphorie immer noch nicht abgenommen und während er in der Straßenbahn saß summte er leise ein Lied aus einem seiner Lieblingsfilme vor sich hin: Drivin’ around I just can’t hear a sound ’Cept my own wheels turnin’ Wastin’ a day I’m just runnin’ away From a heart that’s burnin’ But I can’t run forever Yes We’re gonna fall in love And it feels so right Yes We’re gonna make love It’s gonna be tonight I can just imagine Huggin’ and teasin’ Lovin’ and sqeezin’ all night I’ve made up my mind He’s gonna be mine I’m so glad I waited Why did I try To figure out why Everything can’t be anticipated I can’t wait to tell him Yes We’re gonna fall in love And it feels so right Yes We’re gonna make love It’s gonna be tonight I can just imagine Huggin’ and teasin’ Lovin’ and sqeezin’ all night Die Straßenbahn hielt an, Atemu schlug die Augen auf, sein Blick war verträumt und er brauchte ein wenig um sich zu orientieren, zurück in die Realität zu finden und aufzutauchen aus seinen Träumereien von seinem kleinen Schatz und sich selbst in ... irgendwelchen nicht jugendfreien Stellungen. Dann aber sprang er hastig auf und schaffte es grade noch rechtzeitig aus der Straßenbahn heraus, bevor diese weiterfuhr. Als er an diesem Abend in seinem Bett lag und durch das große Fenster in der Dachschräge direkt in den von blitzenden und blinkenden Sternen übersäten Himmel sah, war er immer noch voll der Zuversicht und Vorfreude auf den nächsten Tag. Ebendiese Freude jedoch sollte am nächsten Tag einen jähen Dämpfer erhalten. Auch an diesem Tag nämlich musste er seinen Schatz entbehren und Atemus’ Sorge wuchs auf Grund dieser Entwicklung der Umstände zusehends. War er aber jetzt schon besorgt, war dies nichts im Vergleich zu dem depressivem Zustand, in dem er sich am Samstagabend befand. Eine ganze Woche! Atemu überprüfte sicherheitshalber seinen Puls um sich davon zu überzeugen, dass er noch lebte, kam aber zu dem Schluss, dass dies noch nicht so ganz erwiesen sei. Sein Herz raste vor Sorge, einige Minuten später aber schlug es wahnsinnig langsam, zog sich schmerzhaft zusammen, während seine Phantasie völlig außer Kontrolle geriet und ihm eine Horrorgeschichte nach der anderen lieferte, was geschehen sein könnte. Er schlief äußerst schlecht in dieser Nacht. Als er am Montagmorgen in der Bäckerei stand hätte seine Laune nicht schlimmer sein können. Er hörte und sah nichts mehr von seinem Schatz. Die Sorge um ihn wuchs und wuchs beständig, aber auch noch eine andere Angst kroch in ihm hoch, nämlich die, ihn für immer verloren zu haben. Er machte sich schwere Vorwürfe, nicht früher den Mut aufgebracht zu haben, mit ihm zu sprechen, doch nun war es nun einmal geschehen und alles was – wäre – wenn war müßig. Er verzweifelte. to be continued... Kapitel 2: //Ni// Fukukuso -------------------------- Euch allen frohe Ostern!! Fukukoso = Solar-Plexus Die Tage erschienen ihm leer und grau, dennoch gab er die Hoffnung nicht auf. Jeden Tag erschien Atemu zur Arbeit, stets in der Hoffnung, der Wind möge ihm seinen Engel noch einmal vorbeiwehen. Doch scheinbar wehte der Wind aus einer anderen Richtung, denn Atemus’ Wunsch hatte sich bisher nicht erfüllt. Die Türglocken schellten und Atemu blickte schneller auf als seine anderen Kollegen überhaupt hatten reagieren können. Dann jedoch senkten sich enttäuscht seine Augen, als er sah, dass zwar die Zeit exakt stimmte, es aber eben nicht jener war, auf den er gehofft hatte, sondern ein großer, blonder junger Mann, der Lebensfreude ausstrahlte, die Atemu völlig fehl am Platz erschien. Wie konnte jemand überhaupt gut gelaunt sein? Dennoch setzte er ein falsches Lächeln auf und fragte den Kunden nach seinen Wünschen. Dieser brauchte ziemlich lange, ehe er sich einmal entschieden hatte, ständig druckste er hin und her, erzählte zwischendurch allerlei unpassende Anekdoten, denen Atemu ohnehin kaum zuhörte, da ihn nichts interessieren konnte, aber er lächelte dennoch weiterhin freundlich und gab sich alle Mühe, einen aufmerksamen Eindruck zu erwecken. Schließlich hatte auch dieser schwierige Kunde seine Bestellung – lauter Kuchen und Teilchen – komplettiert, bezahlt und sollte eigentlich gehen, aber er blieb stehen und starrte Atemu nachdenklich an. Dieser seufzte innerlich auf, fragte aber mit einem scheinheiligen Lächeln:„Darf es sonst noch etwas sein?“ „Ähm, na ja...“, druckste der Blonde herum. Atemu hob fragend die Augenbrauen. Er fragte sich zwar, was das noch werden sollte, doch wie alles zur Zeit nahm er seine Umwelt nur wie durch einen dicken Nebel wahr. „Sehen Sie...“, hob der Blondschopf wieder an und lenkte damit Atemus’ Aufmerksamkeit erneut auf sich. „Sie... ähm... Sie sind zufällig... Atemu?“, fragte er und brachte Gefragten mit dieser Frage ziemlich aus dem Gleichgewicht. Für eine Sekunde verschwand sogar der Nebel. „J... ja...“, gab er überrascht zur Antwort und fragte sich, was das noch werden solle. „Nun, ähm... Sehen Sie...“, offensichtlich hatte der Unbekannte etwas auf dem Herzen, wusste aber nicht so recht, wie er es sagen sollte. Atemu wartete, doch mit jeder Sekunde die verging kehrte der Nebel zurück. „Bis vor zwei Wochen hatten Sie da diesen Stammkunden, Yuugi Mutou. Mein bester Kumpel. Weiß nicht, ob er Ihnen mal aufgefallen ist.“ Augenblicklich wurde Atemu hellhörig. Mutou? Wenn es der war, von dem er dachte das er es war... Und die Informationen passten zu gut, als das er es nicht hätte sein können, vor allem, als der Blonde zu einer kurzen Beschreibung Yuugis’ ansetzte. Ob er ihm aufgefallen war? Er war eben ernsthaft gefragt worden, ob er ihm aufgefallen war? Natürlich! Wie hätte er ihm nicht auffallen können?! Ebenso gut hätte man ihn fragen können, ob ihm aufgefallen war, dass das Gras grün war. Rasch nickte Atemu um zu zeigen, dass er wusste, um wen es sich handelte. Er war immer neugieriger geworden, fragte sich, weswegen er jetzt schon von wildfremden Menschen auf Yuugi angesprochen wurde, doch die Sache interessierte ihn. Wie hätte es auch anders sein können? Yuugis’ Kumpel derweil unterbrach sich in seiner Beschreibung Yuugis’ und kam endlich zum Punkt [Höhepunkt wäre auch nicht schlecht, wie? Aber Nein, nicht mit Ati!!]. „Es ist nämlich so, wissen Sie... also, das klingt jetzt n bisschen blöd... Aber es ist nun mal mein bester Freund! Und ich mach mir Sorgen um ihn. Er ist irgendwie nicht mehr der selbe. In letzter Zeit ist er völlig apathisch, er lacht gar nicht mehr und so. Jedenfalls... na ja... also... er weiß nicht, dass ich hier bin, ja. Aber... ich will halt, dass es ihm wieder besser geht. Und darum sag ich ihnen das jetzt, aber versprechen Sie, nicht zu lachen! Das ist wichtig. – Und verarschen Sie ihn ja nicht!“ Auffordernd blickte der junge Mann Atemu fest und voller Entschlossenheit in die Augen. Atemus’ Herz derweil schlug viel zu schnell, doch er nickte feierlich. Nie wäre es ihm in den Sinn gekommen, Yuugi auszulachen oder sich über ihn lustig zu machen. So nickte auch sein Gegenüber dann noch einmal, atmete tief durch, ehe er schließlich die Bombe platzten ließ. „Er liebt Sie!“ Atemu starrte ihn an. „Wiederholen Sie das.“, sagte er tonlos. „Er liebt Sie.“, wiederholte der Andere ruhig und sah Atemu zweifelnd an, offensichtlich ängstlich, ob er gleich anfangen würde zu lachen. Aber Atemu lachte nicht. Stattdessen sank er stumm auf einem Hocker hinter der Theke zusammen und versuchte, sich zu beruhigen, das Gesicht in die Hände gestützt. Als er wieder aufblickte war der Fremde immer noch da, musterte Atemu besorgt. Atemu lächelte ihm zu. „Ich bin froh, dass Sie mir das gesagt haben.“, sagte er nach einiger Zeit, als er sich wieder gefangen hatte. „Können Sie mir sagen, wo ich ihn jetzt finden kann?“ Offensichtlich war der Blonde mit dieser Entwicklung der Dinge zufrieden. „Gleich um die Ecke ist ein Reisebüro. Wir arbeiten beide da, zur Zeit ist halt Mittagspause.“ „Ich danke Ihnen!“, sagte Atemu ehrlich und ergriff die Hand des Anderen, der nun ein gutes Stück offener lächelte. „Ich bin Jono.“, stellte er sich vor. Dann aber hakte er noch einmal nach:„Was werden Sie jetzt tun?“ Atemu überlegte kurz, dann beschied er Jono damit, er werde Yuugi wohl in den nächsten Tagen einmal einen Besuch abstatten, und, auf Yonos’ fragenden Blick hin führte er weiter aus, um ein Rendezvous bitten. Jono lächelte erleichtert. „Ich werde ihm noch nichts sagen.“, meinte er, nahm die Kuchen von der Theke und wandte sich zum gehen. Erst an der Tür drehte er sich noch einmal um. „Eines noch: Wenn du ihn verletzt, dann bring ich dich um!“ Doch Atemu lächelte angesichts dieser Drohung. „Glaub mir, ich würde ihm niemals etwas antun.“ Die beiden wechselten einen Blick voll stummer Einverständnis, dann verließ Jono endgültig die Bäckerei und machte sich auf den Weg zurück ins Reisebüro, einen glückselig und sehr erleichtert lächelnden Atemu zurücklassend und hoffend, dass es diesem gelingen würde, das Wrack von Yuugi wiederzubeleben. Yuugi war nämlich in der Tat nichts als ein menschliches Wrack. Er hatte geglaubt, es würde ihm besser gehen, wenn er die Bande zu Atemu kappte, sich von ihm löste und zurück in ein normales Leben fand. Aber ganz offensichtlich war dies ein Irrtum gewesen. Als würde Atemus’ Abwesenheit für seinen Körper nicht zu bewältigen sein gaukelte er ihm ständig vor, er sei da, ließ ihn in fast jedem Menschen seinen Angebeteten sehen. Yuugi seufzte schwer und blickte auf. Und erstarte. Seit Jono vor zwei Tagen mit Backwaren aus eben Atemus’ Bäckerei in dem Reisebüro erschienen war schon saß Yuugi wie auf glühenden Kohlen, weil er irgendwelche Auswirkungen befürchtete. Aber das...! Yuugi rieb sich die Augen, schüttelte den Kopf und kniff sich in den Arm. Dann sah er noch einmal hin. Aber da war grade tatsächlich Atemu vorbeigegangen. Wirklich und wahrhaftig. Ziemlich langsam war er gegangen, die Augen halb gesenkt, sodass Yuugi nicht wusste, wo genau er hingesehen hatte. Den ganzen restlichen Tag war Yuugi schrecklich unaufmerksam. Er behielt die gesamte Zeit über die Straße im Auge, denn vielleicht war ihm das Glück ja hold und bescherte ihm noch einmal diesen Anblick. Als es auf Feierabend zuging und Yuugi sich schon fragte, ob er morgen doch noch einmal in der Bäckerei vorbeisehen sollte, einfach nur, um ihn zu sehen, da sah er Atemu erneut. Sofort schlug sein Herz schmerzhaft schnell gegen seine Rippen und Yuugi klammerte sich am Schreibtisch fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren und vom Stuhl herunterzupurzeln. Das wäre eine äußerst peinliche Einlage, und grade wenn Atemu dabei war etwas, was er beim besten Willen nicht gebrauchen konnte. Dann jedoch meinte er, sein Herz müsse gänzlich aufhören zu schlagen. Atemu nämlich blieb genau vor dem Reisebüro stehen und begann, die Plakate und Auslagen im Schaufenster zu betrachten. Er wollte doch wohl nicht...! Doch nein, seine Vermutung sollte sich bestätigen, als Atemu zur Tür ging und diese aufschwang. In Sekundenschnelle war Yuugi hinter seinem Schreibtisch abgetaucht, machte sich auf dem Teppichboden ganz klein und hoffte, dass er nicht gesehen worden war. Ein Blick in die Runde jedoch machte ihm entsetzt klar, dass alle seine Freunde sich stillschweigend verdrückt hatten. Offensichtlich waren sie der Ansicht, er solle mit Atemu reden. Na toll! Alleine mit Atemu in einem Raum und zu einem Gespräch gezwungen. Aber er saß ja sicher unter seinem Schreibtisch... Dachte er. Nur falsch gedacht. „Kann ich Ihnen vielleicht helfen, da unten?“, fragte da eine wundervolle Stimme und Yuugi musste entsetzt feststellen, dass Atemu direkt neben seinem Schreibtisch auf dem Boden hockte und ihn fragend ansah. „Ähm...“, machte Yuugi und wurde rot wie eine Tomate mit einem schlimmen Sonnenbrand. Aber Atemus’ Lächeln blieb freundlich. Er streckte Yuugi die Hand hin und zog ihn auf die Beine. Wortlos starrten sie sich an, wie sie da im Reisebüro standen, immer noch Yuugis’ Hand in der Atemus’. „Ich... wie kann ich Ihnen helfen?“, hauchte Yuugi schließlich, weigerte sich aber, seine Hand aus der Atemus’ zu nehmen, auch, wenn das wohl besser gewesen wäre. „Nun ja... es ist eher etwas Privates.“, hörte er Atemu sagen und seine Phantasie überschlug sich einen Moment, bis er ganz ernüchternd dachte, er solle sich nicht so anstellen. Er wollte an seinen Schreibtisch zurückkehren und Atemu seine Hand entziehen, aber dieser hielt ihn fest. Dann zog er ihn noch ein Stück näher zu sich, ihre Gesichter waren sich viel zu nahe und Atemu blickte Yuugi direkt in die wunderschönen Augen, die wiederum ganz von Atemu gefesselt wurden. „Würden Sie mit mir ausgehen?“, fragte Atemu mit samtener Stimme. Yuugi blieb der Atem weg. Das konnte er doch grade nicht gehört haben! Das war viel zu schön um wahr zu sein! Er starrte Atemu eine ganze Weile mit offenem Mund und Augen an, ehe er sich zu einer Antwort im Stande sah. „Ja!“, flüsterte er, und vor Glück traten ihm die Tränen in die Augen. Atemu lächelte ihn herzallerliebst an, wischte die Tränen fort und drückte noch einmal kurz seine Hand. „Ich komme dich heute Abend um acht Uhr abholen.“, versprach er. Yuugi nickte überwältigt. „Ich freue mich. Bis gleich!“, sagte Atemu noch zum Abschied, ehe er langsam hinausging. „Ich freue mich auch!!“ Yuugi schrie es fast, damit es Atemu auch ja hörte. Dieser hatte es natürlich gehört, drehte sich noch einmal kurz um und warf Yuugi eine Kusshand zu. Dann aber verschwand er. Yuugi sank in einen Stuhl, wie betäubt vor Glück und konnte nicht fassen, was da grade geschehen war. Auch eine halbe Stunde später wusste er immer noch nicht, wie ihm geschehen war. Glücklicherweise wohnte er nicht allzu weit weg von dem Büro, sodass er das bisschen Weg problemlos zu Fuß schaffte. So war er, nachdem er früher Schluss gemacht hatte – was seine Freunde mit einem stillschweigenden und wissenden Lächeln kommentiert hatten – direkt nach Hause gelaufen und stand nun vor seinem Kleiderschrank herum, wobei allerdings das meiste seiner Kleidung sich auf dem Bett befand, da Yuugi nach und nach alle seine Kleidungsstücke in verschiedenen Kombinationen ausprobierte, um möglichst auf sein Date vorbereitet zu sein, aber bisher hatte es ihm nicht so recht gelingen wollen, ein passendes Outfit zu finden. Das er schrecklich nervös war erleichterte ihm die Sache auch nicht besonders. Seufzend warf er sich aufs Bett, sprang aber schon in der nächsten Sekunde wieder hoch, denn die Zeit war knapp und er hatte es zwar geschafft, zu duschen ohne sich dabei den Hals zu brechen – ihm war lediglich vor lauter Nervosität ständig das Shampoo hingefallen – aber eine vernünftige Garderobe herauszusuchen überstieg zur Zeit seine Fähigkeiten. Ärgerlich raffte er das Badetuch enger um seine Hüften um zu verhindern, dass es herabglitt [und das wäre schlimm...?!!]. Dann ging er wieder dazu über, entnervt vor seinem Kleiderschrank auf und ab zu gehen, sämtliche Kleidungsstücke in sämtlichen Kombinationen auszuprobieren, sie aber jedes mal, da er nicht zufrieden war, wieder zu verwerfen und aufs mittlerweile völlig überfüllte Bett oder den Fußboden zu schleudern. Es war zum Haarraufen – aber das ließ er lieber bleiben, denn diese waren sorgfältig frisiert, er brauchte jeden Tag Stunden für die auffällige Stachelfrisur. Seufzend musste er sich eingestehen, dass an dem Klischee von der aufwändigen Kleiderwahl doch etwas dran sei, zumindest vor dem ersten Date. Gerne würde er auch herausfinden, wie es beim zweiten und dritten Date aussähe [nicht wirklich besser, glaub mir...], aber erst einmal musste er dieses erste Date überleben. Denn ob er vorher an Nervosität starb war noch nicht so ganz raus. Natürlich, er freute sich – aber nervös war er trotzdem. Was ihn allerdings zu dem Gedanken – oder eher der Frage brachte – wer oder was Atemu dazu bewogen hatte, ihn überhaupt um dieses Date zu bitten. Er hatte so sicher geklungen, als er ihn gefragt hatte und da Jono ja ohnehin in letzter Zeit so häufig in der Bäckerei gewesen war hatte Yuugi den starken Verdacht, dass der Wind von daher wehte. Das einzige, was ihm also wirklich leid täte, war, dass es sich um eine Aktion aus Mitleid handelte. Diesen unangenehmen Gedanken beiseite schiebend konzentrierte Yuugi sich wieder auf die wirklich elementaren Fragen des Lebens: Der richtigen Kleiderwahl, zum Beispiel. Als er eine Stunde später mit heftig pochendem Herzen vor dem nun geschlossenen Reisebüro wartete hatte er es nicht nur geschafft, sich endlich etwas anderes als das Badetuch anzuziehen [wenn nicht wär’s auch nicht schlimm gewesen... *g*] sondern sich auch sonst zurechtzumachen und auf alles mögliche vorbereitet zu sein. So stand er jetzt also auf dem Bürgersteig, sah immer abwechselnd nach links und rechts, stets auf der Suche nach Atemu. Bisher war er noch nicht aufgetaucht, aber es war ja auch erst viertel vor acht. Yuugi atmete bewusst ruhig um selbst endlich ruhig zu werden, doch es wollte ihm nicht so recht gelingen. Da spürte er plötzlich einen warmen Atem in seinem Nacken, doch bevor er herumfahren konnte fragte eine Stimme, die einen elektrischen Schlag durch seinen Körper jagte:„Suchst du wen bestimmtes?“ Yuugi wirbelte herum. Da war er ja! Beglückt sah er Atemu an, bevor er einen gespielten Schmollmund zog und sagte:„Das war gemein!“ Atemu aber lächelte lieb:„Tut mir Leid.“, meinte er ehrlich, auch, wenn da schon wieder ein verschmitzter Zug um seinen Mund lag. Yuugi hätte – selbst wenn er es denn gewollt hätte – nicht böse sein können. Er war Atemu selten so nahe gewesen, er atmete tief ein, um zu wissen, wie er roch und einfach alles von ihm in sich aufzunehmen. Glückselig lächelte er Atemu an, als dieser ihn am Arm nahm und mit einem „Wollen wir?“ mit sich zog. Nur zu gerne ließ Yuugi sich führen, neugierig, wohin es denn gehen würde. Sicherlich keine Disko oder so, Atemu trug einen stilvollen dunkelblauen Anzug, sogar mit Krawatte [was man mit der Krawatte so alles anstellen könnte... hrhrhr...]. Yuugi war froh, sich doch für etwas entschieden zu haben, mit dem er es vermutlich auch noch bis in die Philharmonie gebracht hätte. So ging er nun neben Atemu her, der viel zu gut gelaunt schien, für eine Pflichtübung. Demnach empfand auch er etwas? Der Gedanke ließ Yuugis’ Herz höher schlagen und er wagte sich mutig einen Schritt weiter vor und zupfte Atemu sachte am Ärmel. Dieser blickte ihn an – Oh Gott, er blickte ihn an! Blickte ihn an mit diesem wundervollen, rubinroten, göttlichen Augen – und lächelte, schien auch auf Anhieb zu verstehen, nahm Yuugis’ Arm, sodass dieser sich bei Atemu unterhacken konnte. Yuugi lächelte glücklich. Er wusste ja, dass das kitschig war und so weiter, aber dennoch war er so froh und glücklich um jedes bisschen Nähe, dass er einfach nicht hatte widerstehen können. Und offensichtlich war es die richtige Entscheidung gewesen. So gingen sie nun also weiter, Arm in Arm und sich nicht im geringsten um die unter hochgezogenen Augenbrauen geworfenen Blicke kümmernd. Schließlich machten sie vor einem schrecklich nobel aussehenden Restaurant halt und Yuugi wurde ganz mulmig, denn er fragte sich, ob er nicht völlig aus dem Rahmen fallen würde, in einem solchen Etablissement, was ja sonst schließlich gar nicht seine Art war. Doch Atemu führte ihn nicht in das Restaurant sondern außen um das Gebäude herum, sodass sie in den Garten der Gaststätte kamen, die Yuugi gleich viel freundlicher deuchte, teils weil es hier nicht so viel Schnickschnack gab, teils, weil die vielen Kerzen eine unheimlich romantische Atmosphäre erzeugten. Sofort fühlte er sich etwas besser und ging zuversichtlicher an Atemus’ Seite weiter. Dieser geleitete ihn zu einem der kleinen Zweiertische der von einigen Windlichtern erhellt wurde und ein wenig abseits vom Geschehen stand, direkt neben einem Rosenbusch, der herrlich duftete, in dieser sternklaren Sommernacht, die in einigen Stunden heraufziehen würde. Fürs erste jedoch saßen sich die beiden nun einmal gegenüber, sehr nah aneinander, denn der Tisch war klein. Keinen der beiden hätte es gestört, und Yuugi erhob auch keine Einwände, als Atemu die Führung übernahm, Getränke bestellte und anschließend eine Zeit lang – aber dann doch nicht so sehr lang, zwei, drei Minuten vielleicht – nichts sagte, sich nur leicht vorbeugte und Yuugi direkt in die Augen sah. Er genoss es, dies nun offen tun zu können, diese Blicke nicht unter halb gesenkten Augenliedern werfen zu müssen und sich nichts anmerken zu lassen. Doch schließlich kam er zu dem Schluss, dass er zwar nur wenig lieber tat, als Yuugi in die Augen zu blicken, aber zu diesen wenigen Dingen dennoch das Reden mit Yuugi zählte. Er hoffte zwar, dass dies nicht ihr einziges Date bleiben würde, aber er wäre ein Narr diese Chance nicht zu nutzten. Er fand zurück in die Wirklichkeit, wenn auch nur mühsam und begann endlich auch ein Gespräch. „Ich hatte dich schon früher um ein Rendezvous bitten wollen... aber ich hatte nicht den Mut dazu...“, sagte er leise, sah aber nicht weg, obwohl ihm dieses Geständnis nicht leicht fiel. Yuugis’ Augen weiteten sich überrascht, dann lächelte er:„Ich bin froh, dass du es gemacht hast.“, meinte er. Innerlich war ihm ein Stein – ach was! ein Felsbrocken – vom Herzen gefallen. Denn bedeuteten diese Worte nicht, dass auch Atemu schon länger tiefe und ehrliche Gefühle für ihn hegte? Mit neuem Mut lehnte er sich in das Gespräch, der einzige Wehrmutstropfen blieb die Tatsache, dass sie so viel Zeit vergeudet hatten. Wie viel früher hätten sie sich treffen können?! Wie viel früher hätten sie glücklich werden können?! Aber das war egal. Solange sie nur jetzt zusammen waren! „Ja,“, sagte grade Atemu,„Ich bin auch froh, dass ich doch noch den Mut aufgebracht habe. Vor allem nach dem du die letzten Tage nicht mehr vorbeigekommen bist. Es war schrecklich einsam ohne dich, ich hatte mir schon Sorgen gemacht, was los war. Warst du krank?“ Ein wenig beschämt sah Yuugi die Tischplatte an. Sie war schwarz, aber weiß gesprenkelt, sah aus wie Marmor. „Nein...“, antwortete er etwas kläglich und mit rot angehauchten Wangen. „Ich war nicht krank... Ich... ich hatte nicht mehr vorbeikommen wollen. Es... na ja ich hatte nicht gedacht, dass du... und ich... jemals... und der Gedanke hat so wehgetan. Darum wollte ich nicht mehr vorbeikommen, damit der Schmerz aufhört... aber es hat nicht geklappt und... ich war ja so froh, als du mich gefragt hast!!“ Vorsichtig lugte Yuugi nach oben um in Atemus’ Gesicht sehen zu können, hoffend, dieser sei ihm nicht böse. Doch in Atemus’ Gesicht stand alles andere als Ärger geschrieben, nein, vielmehr stand dort Rührung und Yuugi meinte auch Atemus’ Augen verdächtig feucht glitzern zu sehen. Er nahm Yuugis’ Hände in die Seinen und drückte sie fest. „Wenn ich es doch nur früher gewusst hätte!“, sagte er und in seiner Stimme lag nicht Ärger, sondern Sehnsucht. Yuugi blickte ihn erstaunt an. Atemu bemerkte diesen Blick und führte sogleich weiter aus, was er meinte:„All’ diese Monate! All’ diese Monate in denen ich dich sah, dich hätte fragen können und sollen, es aber nicht gewagt habe... Ganz schön feige, was?“ Aber Yuugi schüttelte nur den Kopf. „Ich habe ja auch nichts gesagt.“, gab er zur Antwort. Sie sahen einander an und lächelten zaghaft. Mit bemerkenswertem Geschick gelang es der Bedienung ausgerechnet diesen magischen Moment zu zerstören, indem sie mit den Getränken und den Speisekarten an den Tisch der beiden kam, vor jeden ein Glas setzte und ihnen die Karten aushändigte. Atemu wählte einfach das erstbeste Gericht, das ihm in die Quere kam ohne sich darum zu kümmern, was es überhaupt war. Yuugi dagegen brauchte, wie auch in der Bäckerei immer, mehr Zeit, um seine Wahl zu treffen. Atemu fand auch jetzt noch nichts schlimmes daran, er saß nur stumm Yuugi gegenüber, der die Karte zum nunmehr dritten mal durchblätterte und so vertieft hierin war, dass ihm Atemus’ Blicke völlig entgingen. Als er endlich etwas gefunden hatte und aufblickte, hatte er das unerwartete Vergnügen, in ein paar besonders intensiv leuchtende rubinrote Augen zu blicken, welche ihn aufmerksam und liebevoll musterte. Gerührt wurde Yuugi unter diesem Blick rot, lächelte dann aber und brach den Augenkontakt nicht ab. Sie sagten nichts, das war nicht nötig. Sie sahen sich nur an und es war, als würden sie sich schon so viel länger kennen, es war alles gesagt, was zu sagen war. Erneut erschien die Bedienung, Atemu ließ Yuugi den Vortritt, was diesem erneut jene zauberhafte Röte ins Gesicht trieb. Kaum war die Kellnerin verschwunden beugte sich Atemu vor und strich mit den Fingerkuppen zärtlich über Yuugis’ gerötete Wangen. „Süß.“, kommentierte er deren Zustand und Yuugi konnte nicht abstreiten, dass es ihm zum ersten mal nicht peinlich war, als „süß“ bezeichnet zu werden, dass es ihn im Gegenteil irgendwo tief im Inneren anrührte. „Danke.“, hauchte er zurück und versuchte ein zaghaftes Lächeln. Die Schmetterlinge in Atemus’ Bauch begannen einen wilden Tanz aufzuführen und er hätte Yuugi in diesem Augenblick so gerne geküsst, aber dies war wohl weder die Zeit noch der Ort. Dieser Blick in Yuugis’ Augen! Wie ein Schlag in den Solar-Plexus, der einem völlig den Atem raubt. Atemberaubend. Atemu hob sein Glas und hielt es Yuugi zum Anstoßen hin. „Auf diesen Abend und alle, die noch folgen.“, sagte er mit einem tiefen Blick in Yuugis’ wunderschöne, amethystfarbene Augen. to be continued... Kapitel 3: //San// Hajime ------------------------- Hajime = beginnen, anfangen Ihre Gläser klirrten nur ganz leise, als sie miteinander anstießen, doch die Sterne oben am Himmel funkelten umso heller. Atemu und Yuugi tranken nur einen kurzen Schluck und fühlten sich, als hätten sie soeben einen heiligen Bund besiegelt. Atemu lächelte sein glückliches, geheimnisvolles Lächeln und Yuugi spürte wie wie als Reaktion darauf sein Herz schnell zu pochen begann. Er konnte es wirklich nicht fassen, dass er wirklich hier saß, zusammen mit Atemu, dass dies hier nicht irgendein verrückter, unmöglicher Traum von ihm war, sondern die Wirklichkeit und nichts als die Wirklichkeit. Er aß ohne zu merken, was er aß, ohne es überhaupt zu schmecken. Seine Aufmerksamkeit war völlig von Atemu gefesselt. Dieser seinerseits war ebenfalls zu dem Schluss gekommen, dass Yuugi sehr viel interessanter war als sein Essen, und so sprachen sie während dem Essen über alles, was ihnen grade in den Sinn kam, sahen einander an, und merkten weder etwas von den anderen Menschen um sich herum noch vom Geschmack des Essens. Dennoch hatte Atemu keinesfalls das Gefühl von Geldverschwendung, als er die sündhaft teure Rechnung bezahlte und im Sternenschein mit Yuugi im Arm das Restaurant verließ. Es war eine warme Nacht, sternenklar und mit nur einem leisen Wind der in der beiden Haar spielte. Sie gingen die einsamen Straßen entlang, Yuugi war sich irgendwo am Rande bewusst, dass er eigentlich Angst haben sollte, immerhin ging er hier durch dunkle, verwaiste Straßen und man konnte ja nie wissen, wer sich hier so alles rumtrieb, aber seltsamerweise hatte er überhaupt keine Angst. Atemu war ja bei ihm und dieses Wissen schützte ihn vor allem Übel, als läge eine goldene Schutzaura um ihn. So gingen sie weiter, verließen die dunklen Straßen und gingen schließlich am Fluss, der sich durch die Stadt schlängelte, entlang. Überall am Rande des Flusses befanden sich Cafés und Restaurants, deren hell erleuchtete Fenster sich im Wasser des Flusses zusammen mit den Sternen spiegelte. Auf einer Brücke hielten die beiden an, Atemu legte die Arme um Yuugi, erst nur ganz sanft und vorsichtig, doch als Yuugi sich dankbar und erfreut in Atemus’ Arme lehnte schloss dieser selbige fester um seinen kleinen Schatz. Eine Weile war es still, nur der Fluss rauschte und von Ferne drang das Gelächter und die Musik der umliegenden Cafés und Restaurants an ihre Ohren, während sie unter funkelnden Sternen da standen. Atemu wusste, dass es überflüssig war, die Frage noch zu stellen, aber er tat es dennoch, zum einen zur Sicherheit, zum anderen, weil er es aus Yuugis’ Mund hören wollte. „Wir sehen uns doch wieder?“, fragte er in die Stille hinein. Yuugi lächelte in Atemus’ Armen. „Aber natürlich. Wann immer du willst.“, antwortete er leise, um die fast schon heilig zu nennende Stille nicht zu durchbrechen. Atemu strahlte zurück und drehte Yuugi zu sich um, ihn dabei aber immer noch in den Armen haltend. Sie sahen sich tief in die Augen. Eine ganze Weile lang, es gab nichts zu sagen, nichts, was die Magie dieses Augenblicks in Worte hätte fassen können. Yuugi verlor sich völlig in den strahlenden Augen Atemus’, die nur noch für ihn leuchteten und bemerkte so erst mit einiger Verspätung Atemus’ Blick, der da nämlich auf seinen Lippen ruhte. Yuugi schluckte und starrte ein wenig hilflos auf Atemus’ Lippen. Das wäre seine erster Kuss... und er hatte doch keine Ahnung. Was, wenn er etwas falsch machte? Hilfe- und verständnissuchend blickte Yuugi wieder in die Augen seines Gegenübers’, oder, zumindest versuchte er es, denn grade in diesem Augenblick beugte Atemu sich vor, zu Yuugi hinab und schloss die Augen. Yuugi blieb starr stehen, nicht wissend, wie er sich ob dieser völlig neuen Situation verhalten solle. Da spürte er auch schon Atemus’ Lippen auf den seinen und er stellte fest, dass es einfach unmöglich war, während eines Kusses die Augen offen zu halten, besonders dann, wenn da plötzlich die Zunge des anderen war, die ganz vorsichtig um Einlass bat, und diesen ohne auch nur eine Sekunde des Zögerns’ gewährt bekam, denn es gab noch etwas, was Yuugi entdeckt hatte: Es war unmöglich, jetzt aufzuhören, es war ein süchtig machendes Gefühl und Yuugi fragte sich, wie er einen Tag ohne diese Lippen würde überleben sollen. Und noch etwas entdeckte er, nämlich das Küssen wohl nichts war, was man lernen konnte oder überhaupt erst lernen musste. Darüber hatte er sich vorher lange Sorgen gemacht, die sich nun als völlig unbegründet erwiesen. Küssen war einfach etwas, was man konnte, instinktiv machte und es ging irgendwie. Es war nicht schwer, es war toll. Des weiteren kam er zu dem Schluss, dass es ein Märchen war, genau zu schmecken, wonach der Andere auch immer schmecken sollte. Da war ein gewisser Eigengeschmack, aber nicht so deutlich, dass man ihn hätte genau definieren können. Ein leiser Nachhall des Desserts von eben war zwar noch da, aber so schwach, dass Yuugi ihn nur schmecken konnte, weil er wusste, dass er da war. Dies allerdings bedeutete nicht, dass es weniger schön wäre, dass irgendetwas ekliges daran sei. Es war irgendwie neu, irgendwie wunderschön, absolut süchtigmachend und auch, wenn er nicht hätte sagen können, warum, dennoch lecker. Fast spielerisch waren die Berührungen ihrer Zungen, leidenschaftlich, aber sanft. Nicht verlangend, nicht fordernd. Nur vorsichtig, sanft und sehr gefühlvoll. Mit einem Wort: wunderschön. Als sie sich voneinander lösten stellte Yuugi erstaunt fest, dass es da auch noch eine Welt außerhalb ihnen beiden gab. Dementsprechend desorientiert war sein Blick, als er Atemu wieder ansah, vorsichtig die Augen öffnete und ihn anblinzelte. Atemu lächelte, fand Yuugi gleich noch viel süßer und schloss die Arme fester um ihn. Yuugi, den Kopf gegen Atemus’ Brust gedrückt, lächelte und konnte ganz deutlich Atemus’ Herz schlagen hören. Es schlug genauso schnell wie sein eigenes. „Kann ich noch mit zu dir kommen?“, fragte Atemu. Yuugi stockte. Er dachte an das heillose Chaos von Kleidungsstücken auf und neben seinem Bett. Und was da sonst noch so anfiel... er hatte nicht damit gerechnet, dass er heute noch Besuch bekommen sollte, erst recht nicht von Atemu. So schüttelte er den Kopf. Nein, dieses Chaos konnte er Atemu nicht antun. Was sollte der denn von ihm denken... Atemu zögerte eine Sekunde. Dann nickte er. „Zu mir?“, fragte er, seine Stimme war schon sehr viel leiser, zögerlicher und Yuugi kam der erschreckende Gedanke, ihn verletzt zu haben. So blickte er auf, überwand seine Angst vor dem, was kommen könnte und lächelte. „Gerne.“, sagte er und zauberte damit Atemus’ Lächeln zurück. Er hakte sich bei ihm unter und ließ sich von ihm führen, da er ja schlecht wissen konnte, wo Atemu denn wohnte. „Bei mir zu Hause ist es so unordentlich...“, murmelte er leise und entschuldigend nach ein paar Schritten. Er wollte das noch richtig stellen, hatte Angst, Atemu könne es ihm krumm nehmen. Aber das schien er ganz offensichtlich nicht zu tun, denn da klang auch schon ein leises Lachen von Atemu an seine Ohren. Dieses veranlasste ihn dazu den Kopf zu heben und ihn fragend anzublicken. „Du machst dir viel zu viele Gedanken.“, lachte Atemu,„Als würde mir das irgendetwas ausmachen.“ Kopfschüttelnd lächelte er Yuugi an. Angesprochner wurde leicht rot um die Nasenspitze. „Na ja...“, grummelte er, wusste aber nicht so recht, was er darauf sagen sollte. Es war ihm jedenfalls immer noch lieber so. Er musste dringenst daran denken, einmal bei sich zu Hause aufzuräumen, das war längst überfällig. Atemu aber lächelte immer noch, dann erst wurde sein Blick ein wenig ernster, oder eher nachdenklicher. „Erzähl mir was über dich.“, bat er Yuugi. Überrascht hob Yuugi die Brauen. „Was denn?“, fragte er, während er sich fragte, was genau Atemu denn nun von ihm hören wolle. „Irgendwas.“, gab Atemu gut gelaunt zur Antwort. „Hm.“, machte Yuugi auf diese Auskunft nur, überlegend, was zum Teufel er denn sagen solle. Irgendetwas. Über seine Kindheit? Seine Hobbys? Seine Arbeit? Seine Träume? „Ich... na ja...“, setzte er an, aber da er gar nicht so recht gewusst hatte, was er sagen sollte, brach er wieder ab und starrte sinnierend auf das blitzende Band des Flusses. „Was ist dein Lieblingsessen?“, fragte Atemu unvermittelt. Yuugi blickte auf, überrascht wegen der Nebensächlichkeit dieser Frage, dieser Nichtigkeit von der er nicht gedachte hätte, danach gefragt zu werden. Er musste ein paar Sekunden überlegen, tippte sich mit dem Finger nachdenklich gegen das Kinn, dann antwortete er:„Ich weiß nicht... Putenschnitzel auf Salat vielleicht...“, meinte er vorsichtig, etwas unsicher und sich fragend, was genau Atemu mit dieser Information anfangen wollte. Doch Atemu sagte nichts dazu, stellte nur eine weitere Frage. „Und dein Lieblingsgetränk?“ Dieses mal fiel Yuugi die Antwort leichter. „Einfach nur Wasser.“, lautete sie schlicht. Atemu lächelte. „Was ist deins?“, fragte Yuugi schnell, wenn er schon nicht wusste, was genau Atemu bezweckte, dann konnte er ja wenigstens auch etwas fragen. Doch mit der Antwort hatte er nicht gerechnet. Atemu nämlich grinste und meinte dann mit völlig nüchterner Stimme:„Sex on the beach.“ Yuugi blieb ruckartig stehen und sah Atemu mit einem ungläubig-fragenden Blick an. „Das ist ein Getränk.“, lachte dieser, was Yuugi jedoch nicht ganz beruhigen konnte, gleichwohl er ein „Ach so...“, murmelte und weiterging. Ihm war grade ein völlig neuer Gedanke gekommen. Wenn er jetzt mit Atemu nach Hause ging... er würde doch sicherlich nicht wollen, dass... aber wenn doch... er könnte zwar nein sagen, aber... was würde Atemu dazu sagen? Wäre er nicht enttäuscht? Was würde er denken? Würde er ihn wirklich lassen? Er wollte noch keinen Sex, sie kannten sich doch erst seit ein paar Stunden, zumindest kannten sie sich richtig erst seit ein paar Stunden und Yuugi wollte nicht, dass das ein One Night Stand werden würde. Und überhaupt... er hatte noch nie... nein, es war ihm viel zu früh. Erneut blieb er stehen, diesmal zwar nicht ganz so ruckartig sondern eher zögerlich, aber dennoch. „Wollen... wollen wir nicht noch irgendwo... hierein gehen?“, fragte er zaghaft und wies wahllos auf die anderen Lokale um sie herum. Atemu sah ihn an, lange an und schien zu überlegen. Dann aber lächelte er. „Komm mit.“, meinte er statt einer direkten Antwort. „Aber...“, wollte Yuugi noch einwenden, doch Atemu zog ihn schon mit sich, geheimnisvoll lächelnd. Yuugi folgte ihm schließlich, doch ganz wohl war ihm dabei nicht. Atemu schien es irgendwie zu spüren – was, wie Yuugi erst Wochen später realisierte nicht so schwierig gewesen sein konnte, hatte seine schweißnasse Hand sich doch völlig in Atemus’ verkrampft – und drehte sich noch einmal zu ihm um. „Es wird dir gefallen, keine Angst.“ Dazu lächelte er so derart umwerfend, dass Yuugi gar nicht anders konnte als zurückzulächeln und sich Atemu anzuvertrauen. Gemeinsam gingen sie weiter, Yuugi nun schon sehr viel ruhiger. Atemu schien gleichfalls gut gelaunt, Yuugi meinte ihn dann und wann leise summen zu hören, aber offensichtlich war er darauf bedacht, dass Yuugi dies eben nicht mitbekam. Dumm nur, dass dieser grade das als einen Ansporn nahm, möglichst genau hinzuhören. Aber er musste feststellen das er das Lied, was auch immer es für eines war, nicht kannte. Hierüber grübelnd fiel ihm erst mit Verspätung auf, dass nicht nur das Lied sondern auch der Weg ihm völlig unbekannt war. Er sah sich um, aber es war so dunkel, dass kaum etwas auszumachen war, nur die Unebenheit des Weges und die großen, dunklen Schatten am Wegrand. Irgendwie bekam Yuugi über sein schnell klopfendes Herz hinweg noch registriert, dass sie durch einen Wald gingen. Atemu hatte aufgehört zu summen, doch dafür sang der Wald nun sein Lied für sie. Es war kein lautes Lied, hin und wieder hörte man noch ein paar Vögel, aber die meisten hatten sich schon zur Ruhe begeben. Tiere sah man auch keine, sie waren viel zu scheu. Dennoch meinte Yuugi, dann und wann einen Schatten irgendwo um sie huschen zu sehen. Aber es mochte gut sein, dass ihm seine Angst dies nur vorgaukelte. Der Wind war der wohl lauteste Sänger in diesem Chor, mal säuselte er sanft durch die Baumwipfel, mal rüttelte er an den Ästen. Aber alles in allem war es ein sanftes Lied das Yuugi seltsamerweise beruhigte, trotz der Fremde und der Dunkelheit. Doch dann verließen sie den Wald, traten auf eine Lichtung und ein leises Gluckern verriet ihnen, dass sie wieder beim Fluss waren. Endlich war es auch wieder ein wenig heller und im schwachen Licht der vielen hundert Glühwürmchen sah Yuugi sich staunend mit großen Augen um, während Atemu neben ihm stand, glücklich lächelnd und einen Arm um Yuugi gelegt. Sie standen nahe bei dem Fluss, es waren nur ein paar Schritte. Am Ufer standen Trauer- weiden, ihre langen Äste reichten bis ins Wasser und wurden dort langsam hin und herbewegt, je nach Schnelligkeit der Strömung des Flusses. Und überall dem lag das Lied es Waldes, welches sich mit dem des Flusses verband, das Zirpen der Grillen und das leise Summen der leuchtenden Glühwürmchen. „Es ist wunderschön!“, hauchte Yuugi, völlig verzaubert. „Nicht wahr?“, murmelte Atemu in Yuugis’ Haar,„Das wollte ich dir zeigen.“ Yuugi blieb ganz still stehen, versuchte diesen wundervollen Augen- und Anblick für immer in seinem Gedächtnis zu halten und fragte sich gleichzeitig, was Atemu da mit seinen Haaren machte. Als er ihn danach fragte lachte er und meinte, es röche so gut, dass er nicht habe widerstehen können. Was er allerdings auch gar nicht erst versucht hatte. Yuugi gluckste vergnügt. Er hatte es sich wunderschön ausgemalt, mit Atemu zusammenzusein. Er hatte davon geträumt, Tag und Nacht. Und nun musste er erkennen, dass er sich geirrt hatte, völlig daneben gelegen hatte. Es war nicht wunderschön mit Atemu zusammenzusein; es war traumhaft, umwerfend, einfach nicht in Worte zu kleiden. Und keiner seiner Träume kam dem auch nur nahe, was er nun empfand. Als er sich dessen bewusst wurde klammerte er sich noch fester an Atemu, atmete tief, um seinerseits dessen Geruch in sich aufnehmen zu können. Er hatte nie auf den Geruch anderer Menschen geachtet, um genau zu sein hatte er diesen auch nie sonderlich aufregend gefunden. Meist hatte er nur dann einen Geruch wahrgenommen, wenn sie ein besonders aufdringliches Parfum benutzten oder aus einer Kneipe oder einem sonstig stark riechenden Ort kamen. Aber bei Atemu war das anders. Ganz deutlich konnte er ihn riechen, nicht nur wenn er ihm so nahe war wie jetzt sondern auch eben im Restaurant schon, mit dem Tisch zwischen sich hatte es kein Problem dargestellt seinen Geruch aufs deutlichste wahrzunehmen. Jetzt natürlich war besagter Geruch unvergleichlich stärker. Er schien überall zu sein, allgegenwärtig, und Yuugi fand das einfach nur wunderbar. Er hätte den Geruch nicht genauer definieren können, nicht sagen können er riecht nach diesem oder er riecht nach jenem, alles, was er sagen konnte war, er roch gut. Da gab es keine besonderen Komponenten, nur diesen unglaublich intensiven Eigengeruch, ähnlich wie beim Küssen kein genauer Geschmack zu definieren war. Doch wo er grade schon beim Küssen war. Er hob den Kopf von Atemus’ Brust, sah ihm in die Augen, die so liebevoll auf ihm lagen. Es war keine weitere Verständigung notwenig, kein Wort, dass es wert wäre, gesprochen zu werden. Nur dieser Blick. Atemu neigte den Kopf und versiegelte sanft Yuugis’ Lippen. Es war nicht so sehr viel anders als beim ersten mal, zumindest die ersten Sekunden nicht. Ihre Zungen begannen sogleich, sich zu umtanzen, miteinander zu spielen, möchte man fast sagen. Erst nach einiger Zeit – wie lange genau war unmöglich zu sagen, einer Ewigkeit gefühlter Zeit ungefähr – wich Atemus’ Zunge von diesem Tanz ab, begann sanft Yuugis’ Mundhöhle zu erkunden. Strich noch einmal sanft über die Zunge, dann aber tastete sie alles andere ab. Yuugi war ein wenig unsicher, was nun von ihm erwartet wurde. So hielt er einfach still, ließ Atemu machen. Es war ein fremdes Gefühl, jemanden anderen in seinem Mund herumzutasten haben, doch es war auch nicht schlimm. Nur eben ein wenig ungewohnt. Bei diesem besonderen Menschen fand er es sogar wunderschön. Viel zu früh nach seinem Geschmack löste sich Atemu wieder von ihm, sah ihm erneut strahlend in die Augen. Yuugi lächelte leicht, immer noch ein wenig unsicher. Er kannte sich mit diesem ganzen Beziehungskram nicht aus. Zwar hatte er oft genug etwas mitbekommen wenn seine Freunde etwas erzählten, wie es so mit ihren Freundinnen lief und wie sie nun mal waren hatten sie auch nicht an Tipps gespart, wie er die Mädels denn nun rumkriegen könne. Auch als er sich geoutet hatte, hatten sie nicht aufgehört. Ganz im Gegenteil hatte es von da an regelrecht Tipps und Tricks geregnet, wie er Atemu ansprechen solle und des weiteren. Natürlich war er ihnen dankbar für ihre Hilfe, gar keine Frage. Aber er musste feststellen, dass kein einziger dieser Tipps von Nutzen gewesen war, dass alles irgendwie passierte ohne das man etwas dagegen hätte machen können. Nicht, dass Yuugi etwas an dem Lauf der Dinge auszusetzen gehabt hätte, aber es lief nun mal so anders als seine Freunde es in ihren farbenfrohen Bildern beschrieben hatten. Atemu nahm ihn in den Arm und gemeinsam gingen sie ein paar Schritte in Richtung Fluss, wo sie sich nebeneinander ins Gras setzten. Das Licht der Glühwürmchen, die um sie herum tanzten, spiegelte sich im Fluss und Yuugi lehnte sich vertrauensvoll an Atemus’ starke Schulter, der seine Arme ganz fest, aber dennoch lieb, um ihn schloss. Yuugi schloss die Augen. Es war so schön, so wunderschön. Das ein einzelner Mensch so viel Glück auf einmal empfinden konnte... Doch nein... kein einzelner Mensch, denn jetzt waren sie ja zu zweit. Er blinzelte zu Atemu hoch, dessen verträumt-glücklichem Blick nach zu schließen dieser ganz ähnlich fühlte. Er wollte auf ewig hier liegen bleiben, in diesen Armen, an diesem wundervollen Ort. Es war schon spät, doch keiner von beiden verspürte Müdigkeit oder das Bedürfnis sich auf den Weg nach Hause zu machen. „Ich liebe dich.“, flüsterte Atemu an Yuugis’ Ohr. Dessen Herz setzte einen Schlag aus, schlug dann aber so schnell und heftig weiter, dass es beinahe weh tat. Ohne das er hätte sagen können warum traten ihm die Tränen in die Augen und seine Stimme schwand, sodass er nicht einmal mehr angemessen antworten konnte. Ein bis dato völlig unbekanntes Gefühl machte sich in ihm breit, war sehr warm und kribbelte überall. Er nickte überwältigt und drückte sich ganz eng an Atemu, um diesem auf diesem Wege seine Gefühle zu übermitteln, wenn er schon keine Stimme hatte. Als er endlich wieder zu Atem gekommen war – um genau zu sein hatte er erst bemerkt, dass ihm dieser fehlte als er einen ersten, schweren Atemzug getan hatte – flüsterte er Atemu eine Antwort zurück:„Ich dich auch, ich liebe dich auch.“, flüsterte er. Dieses “Ich dich auch“ hatte ihm alleine so leer geklungen, so bedeutungslos. So war es besser. Yuugi, nach wie vor an Atemus’ Brust gelehnt konnte hören wie dessen Herz wie wild zu trommeln begann und die Erkenntnis zauberte ein Lächeln auf seine Lippen. Sie saßen sehr lange dort, nur hin und wieder sagte einer der beiden etwas, irgendwie war das nicht nötig, genügte die Nähe des Anderen so vollkommen. Es war warm, es war wunderschön. Doch als eine Eule im Wald einen Schrei verlauten ließ erhob sich Atemu schließlich, half auch Yuugi auf die Beine und lächelte bedauernd. „Es war der schönste Tag meines Lebens. Aber er geht zu Ende und wir müssen morgen beide arbeiten. Wir sollten gehen...“ Seiner Stimme war anzuhören, wie sehr er es verabscheute, dies zu sagen, wie zuwider es ihm war. Dummerweise allerdings hatte er Recht. So gingen sie zurück, durch den dunklen Wald, weg von den Glühwürmchen und dem Lied des Flusses. Atemu führte Yuugi durch den Wald und danach durch die dunklen Straßen. Es war wirklich schon sehr spät, sogar die Straßenlaternen waren verlöscht. Dennoch hatte auch dieses mal keiner der beiden Angst. Es war keine Absprache erfolgt, doch Atemu begleitete Yuugi bis nach Hause, wofür dieser sehr dankbar war, denn alleine in der Dunkelheit hätte er sich gefürchtet. Als sie an der Haustüre ankamen blieben sie stehen. Erneut schoss Yuugi der Gedanke durch den Kopf, wie unhöflich es wäre, Atemu nicht mit nach oben zu bitten, doch dieser schien das gar nicht zu erwarten, küsste Yuugi nur zum Abschied noch einmal lang und innig. „Wir sehen uns morgen...“, meinte er. Dann strichen ihre Hände ein letztes mal übereinander, ehe Atemu sich schließlich umwandte und langsamen Schrittes davonging. Yuugi blieb noch in der offenen Türe stehen und sah ihm hinterher. Erneut schwappte eine Welle der Einsamkeit über ihn hinweg, eigentlich schlimmer, jetzt, da sie sich doch so nahe gewesen waren und Yuugi bereute es doch, Atemu nicht hereingebeten zu haben, doch andererseits war es auch nicht so schlimm, denn jetzt... Es würde alles so wunderbar werden. Vielleicht würden sie zusammenziehen, dann würden sie sich jeden Tag sehen. Und solange konnten sie sich ja immer wieder treffen, so wie heute. Es gab unendlich viele Möglichkeiten... Yuugi lächelte und ein warmes Licht brannte in seiner Brust, als er die Tür schloss und hoch in seine Wohnung ging, die Kleidungsstücke vom Bett warf und sich dann todmüde in selbiges warf und sofort einschlief, ohne den auf 02:30 Uhr stehenden Wecker geblickt zu haben. In seinen Träumen saß er wieder mit Atemu am See. Es war immer noch da, dieses wunderbare Gefühl. Yuugi glaubte nicht, dass es je verschwinden würde. Überflüssig zu erwähnen, dass keiner von beiden am nächsten Morgen den Wecker hörte, sie beide verschliefen und nicht zur Arbeit erschienen. to be continued... Kapitel 4: //Yon// Ukemi ------------------------ Ukemi = Fallschule Als Atemu am nächsten Morgen aufwachte fühlte er sich völlig desorientiert und brauchte ein wenig um sich wieder zurechtzufinden. Er sah sich in seiner Wohnung um, legte dann den Kopf auf die angezogenen Knie und betete, dass die Ereignisse des gestrigen Abends kein Traum gewesen waren. Ein Blick auf seinen Wecker allerdings holte ihn schlagartige zurück in die Realität. So spät schon! Er sprang aus dem Bett und wollte grade ins Bad hetzen als er es sich anders überlegte. Er würde es ohnehin nicht mehr schaffen, war er doch jetzt schon viel zu spät. Und da die Bäckerei ihm selbst gehörte... was machte es schon... Er sank zurück ins Bett und versank in Träumereien über den gestrigen Abend von dem er sich nunmehr sicher war, es nicht geträumt zu haben, haftete den unordentlich neben seinem Bett liegenden Kleidungsstücken des gestrigen Abends doch noch immer Yuugis’ Geruch an. Er streckte die Hand nach ihnen aus und hielt sie sich vors Gesicht, atmete tief ein und lächelte bei der glücklichen Erinnerung. Es war ein so schöner Abend gewesen. Er würde nie das Lächeln Yuugis’ vergessen, oder den Glanz in seinen Augen. Überhaupt würde er nie etwas von ihm vergessen. Er blinzelte zur Uhr und kam zu dem Schluss, dass er es ganz gut noch schaffen würde zu der Zeit, wo Yuugi immer bei der Bäckerei war, dort zu sein. Um nichts in der Welt wollte er ein mögliches Treffen versäumen, denn dummerweise hatte er vergessen nach seiner Telephonnummer zu fragen. Das Telephonbuch brachte in diesem Fall wenig, er hatte schon sehr viel früher darin gesucht, doch es gab zu viele Mutous in Domino. So konnte er sich doch noch dazu überwinden, dass warme Bett zu verlassen und unter die kalte Dusche zu treten. Das kühle Nass tat sein übriges dazu ihn endgültig aufzuwecken und so fühlte er sich eine halbe Stunde später, nachdem er noch einen Kaffee hinuntergestürzt hatte und mit einem Apfel in der Hand die Wohnung verließ schon wieder eher wie ein ganzer Mensch – und ein sehr verliebter Mensch. Als er die Bäckerei erreichte erwartete ihn dort eine sehr angenehme Überraschung in Form eines Jungen mit einer dreifarbigen Haarpracht der vor dem Schaufenster der Bäckerei auf und ab hüpfte und ein wenig besorgt ins Innere des Verkaufsraumes starrte. Atemu lächelte. Offensichtlich war er schon vermisst worden. Lächelnd trat er von hinten an Yuugi heran und umarmte ihn. „Hinter dir.“, flüsterte er. Dieser fiepte erschrocken, wandte dann den Kopf und strahlte ihn an. „Atemu!“, rief er glückstrahlend,„Da bist du ja! Ich hab dich schon gesucht.“ Mit dem Kopf ruckte er in Richtung Bäckerei. Atemu grinste schalkhaft:„Ja, da war ich heute wohl nicht. Ich hab verschlafen.“ Aus irgendeinem unerfindlichen Grund schien sein Gegenüber das sehr witzig zu finden. Darf ich mitlachen?“, fragte Atemu schließlich nach, als er sah, dass Yuugi wohl nicht zu einer Antwort imstande war. Dieser schnappte nach Luft, antwortete dann aber:„Natürlich. Es ist nur... ich auch.“ Er machte eine kurze Pause, in der auch Atemu lachen musste, dann fuhr Yuugi fort:„Ist mir noch nie passiert. Glaubst du, ich bekomme Ärger?“ Atemu schüttelte ohne zu zögern den Kopf. Zwar kannte er Yuugis’ Vorgesetzten nicht, aber ihm war genug daran gelegen seinen kleinen Schatz zu beruhigen, dass er zu einer Notlüge griff. Yuugi schien dennoch nur halbwegs beruhigt. Doch ließ er sich nichts mehr anmerken. „Was wollen wir machen?“, fragte Atemu ihn, um auf ein anderes Thema zu kommen. „Jetzt kannst du mit zu mir nach Hause kommen.“, grinste Yuugi ihn daraufhin an. „Jetzt hab ich aufgeräumt.“ Atemu lachte und nickte dann. „Gerne.“, antwortete er. Als sie losgingen schlich sich Yuugis’ Hand in die Atemus’, ganz schüchtern war sie, doch Atemu umklammerte sie sogleich und schenkte Yuugi eines dieser Lächeln für die er sterben würde. So gingen sie also weiter und Atemu kam nicht umhin aufgeregt zu sein, wie Yuugis’ Wohnung wohl aussehen würde. Er wusste zwar mittlerweile, wo sich seine Wohnung befand, aber dennoch. Immerhin war es keines dieser Viertel, bei denen er sich Gedanken hätte machen müssen. Bei Tageslicht sah die Gegend noch ein wenig freundlicher aus als gestern im Mondschein und Atemu war – ob wohl er sich eingeredet hatte nicht besorgt zu sein – beruhigt. Yuugi schloss die Türe auf und gemeinsam erklommen sie die Treppe. Die Wohnung an sich war ungefähr, wie Atemu sie sich vorgestellt hatte. Trotz Yuugis’ Aussage, es sei nun aufgeräumt lag überall noch etwas herum. Die Wohnung war nicht ordentlich, vielmehr auf eine liebevolle Art und Weise unkoordiniert. Wie es aussah war sein schatz durchaus niemand der an einem Putzfimmel litt, aber in Atemus’ Augen machte ihn dieses Chaos nur noch liebenswürdiger. Er lächelte Yuugi an. „Es ist schön.“, sagte er,„Und passt zu dir.“ „Warum?“, fragte Yuugi, überrascht die Augenbrauen hebend und leicht rot werdend. Atemu aber ersparte sich die Antwort, nahm Yuugi nur in seine Arme und küsste ihn aufs Haar. Yuugi lächelte zwar, doch dann blickte er wieder auf, und die alte angst vom gestrigen Abend kroch erneut in ihm hoch. Er wollte zwar mit Atemu schlafen, aber nicht jetzt. Doch wie mochte Atemu davon denken, und was wenn er...? „Yuugi? Was ist denn, du zitterst ja?“, wehte da plötzlich Atemus’ Stimme an sein Ohr. „Ich... nichts.“, antwortete Yuugi viel zu schnell, als das Atemu es ihm hätte abgekauft. Doch weder wollte Yuugi Atemu sein mangelndes Vertrauen gestehen, noch lag es in Atemus’ Absicht Yuugi in Verlegenheit zu stürzen. So herrschte mit einem mal eine peinliche Stille, die keiner der beiden zu überbrücken vermochte. Unsicher wanderten ihre Blicke aneinander vorbei, bis schließlich doch noch Atemu etwas zu sagen beschloss. „Hast du keinen Hunger?“ Es war eine dumme Frage, sinnlos, und eigentlich nicht wert, gestellt zu werden, aber es war immerhin ein gesprochenes Wort und Yuugi nahm dieses auch gerne auf, obwohl er überhaupt nicht hungrig war – und seltsamerweise konnte man gar keinen Hunger haben wenn jemand so wundervolles wie Atemu bei einem war – sagte er zu. Er ging Atemu voraus in die Küche, ein seltsames Gefühl der Angst beschlich ihn, als könne ihm Atemu gleich so wieder entrissen werden. Fand er ihn denn nicht langweilig, prüde wenn er nicht mit ihm schlief. Andererseits war Yuugi auch noch nicht bereit über seinen Schatten zu springen, nicht so früh. Sein Fuß stauchelte, unsicher wie er war und er glitt zu Boden. Doch schlug er nicht auf, plötzlich waren da Atemus’ Arme, fingen ihn auf und hielten ihn fest. Überrascht blinzelte Yuugi ihn an, verstand plötzlich nichts mehr von dem, was um ihn geschah. Die Angst wurde übermächtig, als er so eng an Atemu gedrückt halb auf dem Boden lag, die Schuldgefühle, nicht so leichtfertig vertrauen zu können und doch irgendwo die Liebe, die er so schwer nur zeigen konnte. Zwei Sekunden später hielt Atemu einen ohnmächtigen Yuugi in seinen Armen. „Yuugi?“, fragte er, doch er erhielt keine Antwort. Fieberhaft überlegte er, was zu tun sei, doch sein Erste Hilfe Kurs lag schon so lange zurück, er konnte sich beim besten Willen nicht so recht erinnern, auch, wenn ihm natürlich die Binsenweisheit von wegen Füße hoch legen einfiel. Er nahm den ohnehin schon in seinen Armen liegenden Yuugi hoch, trug ihn durchs Haus auf der Suche nach einem Bett oder einer Couch. Schließlich wurde er auch fündig, legte Yuugi im Wohnzimmer auf das Sofa und hielt ihm dann die Füße hoch, weil er einfach nicht wusste, was anders zu tun war. Er fragte sich, wie es soweit hatte kommen können, was hatte er getan, gesagt, was falsch gemacht? Oder lag es nicht an ihm und sein Yuugi war krank? Diesen beängstigenden Gedanken beiseite schiebend beobachtete Atemu jede noch so kleine Regung in Yuugis’ Gesicht, immer auf eine Bewegung hoffend. Und schließlich wurden seine Gebete erhört, blinzelte Yuugi und schlug dann die Augen auf. Atemu lächelte erleichtert. Er legte Yuugis’ Beine sanft ab, ging dann um die Couch herum und hockte sich neben Yuugi. Sanft nahm er ihn in den Arm, küsste seine Stirn und sah ihm dann besorgt in die Augen. „Was hast du denn?“, fragte er, die Stimme vor sorge belegt. Yuugi aber wich seinem Blick aus. Er schämte sich so unendlich. „Ich... ich weiß nicht.“, schwindelte er um Atemu nicht zu verletzen. Atemu sah ihn sehr eindringlich an, er wusste zwar, dass etwas nicht stimmte, doch konnte er auch nicht sagen, was das war und so musste er wohl oder übel darauf warten, dass Yuugi sich ihm mitteilte. Stattdessen jedoch erteilte er ihm eine ziemlich deutliche Abfuhr:„Ich... vielleicht brauche ich nur etwas Ruhe...“, meinte er zögerlich und sah Atemu flehend in die Augen. Es verletzte diesen natürlich, dass er nicht von Yuugi ins Vertrauen gezogen wurde, doch er konnte nichts dagegen tun und das richtigste, was er jetzt vielleicht tun konnte war, seinem Wunsch zu entsprechen. Er erhob sich wieder, bedauernd und zögerlich zwar, aber dennoch. „Wir sehen uns...?“ Die Frage erst verriet Yuugi, wie viel Angst Atemu um ihre Beziehung hatte. „Natürlich!“, erwiderte er darum so enthusiastisch wie möglich. Atemu lächelte schließlich doch noch, zog von dem Tisch neben dem Sofa einen Zettel und einen Kugelschreiber zu sich und schrieb Yuugi seine Adresse und Telephonnummer auf. „Melde dich, ja?“, trug er Yuugi auf, und dieser nickte. „Gut.“, sagte Atemu, doch es klang angespannt. Yuugi nickte. Sie beide wussten, dass es nicht gut war, was sie taten, aber nach Yuugis’ Zusammenbruch wusste Atemu nicht, was er tun sollte und Yuugi seinerseits war nicht dazu im Stande, seine Angst zu überwinden. „Man sieht sich.“, waren Atemus’ Abschiedsworte, dann hörte Yuugi ihn leise durch den Flur gehen, die Wohnungstüre öffnen und dann behutsam und leise wieder schließen. Kaum das Atemu weg war krümmte sich Yuugis’ zierlicher, kleiner Körper zusammen und er begann steinerweichend zu schluchzen. Wie konnte er nur! Oh, wie konnte er sich Atemu gegenüber nur so verhalten! Unmöglich. Doch wusste er sich gleichfalls nicht zu helfen. Er zählte nun mal nicht zu den Menschen, die leichfertig vertrauten oder die sofort über alles, was sie bedrückte reden konnte, selbst dann nicht, wenn es Atemu war. Der Mann den er liebte... Keine vierundzwanzig Stunden war ihre Beziehung alt und schon hatte Yuugi das Gefühl, sie sei zum Scheitern verurteilt. Keine hundert Wörter hatten seine Ohren bisher von Atemus’ Lippen getrunken und schon sorgte er sich, jemals wieder ein liebes Wort aus seinem Mund zu vernehmen. Ruckartig setzte er sich auf – Nein! das durfte nicht sein! – und sprang vom Sofa auf. Taumelte, denn noch war er etwas unsicher auf den Beinen, und ging dann so schnell wie möglich zum Tisch, auf dem Atemu ihm seine Adresse zurückgelassen hatte. Er dachte an den wunderschönen Abend, den sie gestern gemeinsam verbracht hatten und wollte sofort zum Telephon loseilen um Atemu anzurufen, dann aber dachte er an seine Ängste und er sank auf den Fußboden, drückte den Zettel gegen seine Brust und wusste nicht weiter. Er wusste nicht, wie lange er dort gesessen hatte und nachgedacht hatte, Vor- und Nachteile gegeneinander abgewägt hatte, aber als er aufblickte war es schon später Nachmittag, fast Abend. Mit langsamen Schritten ging er zum Telephon, umklammerte es fest mit der Hand, starrte es dann wieder einige Sekunden lang an. Dann legte er es zurück auf die Station. Drehte sich um und ging den Flur entlang. Nach drei Schritten drehte er sich um, ging zurück zum Telephon, legte eine Hand darauf, hob jedoch nicht ab sondern nahm die Hand im Gegenteil hurtig wieder herunter. Er zögerte, die Hand vor den Mund geschlagen starrte er das Telephon an, nahm es dann mit einer ruckartigen Bewegung erneut von der Station und begann entschlossen und schnell, damit er es sich nicht noch einmal anders überlegen konnte, zu wählen. Er hatte keine Zeit mehr, es sich erneut anders zu überlegen, denn Atemu hob so schnell ab, dass Yuugi sich zu dem Erkenntnis genötigt sah, dass Atemu den ganzen Nachmittag mit dem Telephon in der Hand herumgelaufen war. Schuldgefühle überkamen ihn, als er das Telephon auf Lautsprecher stellte und es sich in den Schal stopfte, ehe er Atemus’ hoffnungsvoll hervorgestoßenes „Hallo?“ mit einem leisen „Ich bin’s.“ beantwortete. „Yuugi!“ Am anderen Ende der Leitung fiel Atemu ein Stein vom Herzen, was seiner Stimme deutlichst anzumerken war. „Wie geht’s dir?“ Yuugi lächelte. Wie hatte er nur zweifeln können? Es war so süß, wie er sich Sorgen machte. Er sank zurück aufs Sofa und murmelte ein „Besser.“ in den Hörer. „Gut.“ Immer noch klang Atemu so dankbar und erleichtert, dass es Yuugi ganz warm ums Herz wurde. Dies bewegte ihn zu einem weiteren Entschluss. „Kann ich vorbeikommen?“, fragte er, völlig überwältigt von diesem neuen Gefühl. „Klar!“, antwortete Atemu sofort begeistert und Yuugi musste schon wieder lächeln. „Dann bis gleich.“, sagte er und legte auf. Tief durchatmen! Zwei Sekunden blieb er noch im Sofa sitzen um seinen beschleunigten Puls zu beruhigen, dann aber sprang er auf, legte das Telephon zurück auf die Station und schnappte sich seine Jacke. Einige Zeit später stand er vor dem Straßenschild, welches den Namen trug, den auch Atemu auf seinem Zettel vermerkt hatte. Er ging langsamen Schrittes die Straße entlang, auf der Suche nach der richtigen Hausnummer ständig „55c, 55c,...“ vor sich hin murmelnd. Als er schließlich vor dem Haus angekommen war, erwartete Atemu ihn schon auf einer Bank unter Bäumen vor selbigem sitzend. „Hallo.“, lächelte er ihn an und klopfte auf den freien Platz neben sich, auf welchen Yuugi auch sogleich hüpfte. Schüchtern lehnte er sich an Atemu, doch da dieser daraufhin sogleich einen Arm um ihn legte verlor er ein wenig von seiner Befangenheit. Verzweifelt suchte Yuugi nach den richtigen Worten um zu beginnen, doch als er sie gefunden hatte steckte ihm ein Kloß im Hals, sodass er den Mund nicht aufbekam. „Ich... also, wegen eben...“, fing er an, doch Atemu unterbrach ihn, wieder klang er besorgt. „War ich schuld?“, fragte er. Energisch schüttelte Yuugi den Kopf. „Nein, es war meine Schuld,.“, begann er leise. Atemu unterbrach ihn nicht, sagte nichts, hörte ihm nur zum, was Yuugi das Reden erleichterte. „Es war mein Fehler. Es ist.. weißt du, ich hatte noch nie eine Beziehung-“, er benutzte das Wort zum ersten mal so, und es war ein seltsames Gefühl, aber er riss sich zusammen und sprach weiter. „und es ist so neu für mich, ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll, was von mir erwartet wird, was ich tun soll. Und, na ja... deswegen fühle ich mich etwas überfordert und... brauche Zeit. Weißt du... es tut mir sehr Leid, aber... können wir es vielleicht... langsam angehen?“ Flehend blickte Yuugi in die faszinierenden Rubine Atemus’. „Das hat dir solche Sorgen bereitet?“, fragte Atemu. Er klang nicht ärgerlich, eher ein wenig erstaunt. Zögerlich nickte Yuugi. Er hatte plötzlich schreckliche Angst, Atemu könne lachen. Es tat weh, wenn andere in seinem beisein lachten. Aber Atemu lachte nicht. Er legte seinen anderen Arm auch noch um Yuugi und hielt ihn so fest. Dann erst hob er zu sprechen an:„Es ist auch meine erste Beziehung. Darum brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Es wird nichts von dir verlangt. Lass es uns einfach... versuchen.“ Dankbar lächelnd kuschelte sich Yuugi enger an Atemu. Er war so froh über dessen Worte! Allerdings kam er sich mit seinen Sorgen nun ein wenig albern vor und sein mangelndes vertrauen von vor ein paar Stunden machte ihm ein schlechtes Gewissen. Doch war er fürs erste viel zu froh, um jetzt auch noch darauf einzugehen. Sie hatten Zeit. Tage, Wochen, wenn nicht Jahre... die Zukunft sah mit einem mal so viel schöner aus, leuchtete golden und rosa. Der Gedanke brachte Yuugi zum lächeln. Atemu beobachtete es, er wusste nicht, warum Yuugi lächelte, aber er fand, dass es ihm ganz ausgezeichnet stand. Er beugte sich hinab, umfasste Yuugis’ Gesicht sanft mit seinen Händen und küsste ihn. Es war ein sanfter Kuss, ganz unschuldig, nichts als ein sanftes Spiel ihrer Lippen. Es wurde allmählich dunkler draußen, und auch kälter. So erhoben sich die beiden schließlich von der Bank, gingen ein paar Schritte und blieben dann vor Atemus’ Haustüre stehen. Es war unmöglich, sich jetzt zu trennen. „Magst du noch mit hochkommen? Auf einen Kaffee?“, fragte Atemu, im ersten Augenblick gar nicht das Synonym, das für diese Frage stand, bedenkend. Als es ihm einfiel war es schon zu spät die Worte noch zurückzuhalten, da waren sie ihm schon entschlüpft. Er hoffte nur dass Yuugi nicht wisse, wofür diese Frage auch stehen konnte. Im ersten Augenblick jedenfalls hatte Yuugi nicht daran gedacht und so zugesagt, als sie allerdings in Atemus’ Küche angelangt waren fiel es ihm schlagartig ein und die Panik, die ihn ergriff, würgte ihn regelrecht. Hatten sie nicht eben erst darüber gesprochen? Schwach sank er auf einen der Barhocker, die in der Küche standen. „Atemu?“, murmelte er leise. Dieser drehte sich mitten in der Küche, wo er grade stand um und sah fragend ihn an. „Ja?“ „Ich... ich will noch keinen Kaffee.“, sagte er leise, Sex meinend. „Tee?“ „Nein...“ „Wasser?“ „Nee...“ „Saft?“ „Auch nicht...“ „Alkohol?!“ „Nein!“ Yuugi atmete tief durch. Er musste es ihm klar machen, denn sonst... „Ich... ich will überhaupt nichts trinken.“, meinte er zaghaft, auf Atemus’ Verständnis ob des Wortspiels hoffend. Atemu lächelte ihn offen an. Er hatte verstanden. „Wer sagt denn, dass du etwas trinke musst? Ich werde dich zu nichts zwingen.“, erklärte er und Yuugi konnte nicht anders als tiefe Dankbarkeit zu empfinden. „Kakao?“, fragte da Atemu, immer noch so offen lächelnd. „Gerne.“, nickte Yuugi. Atemu nickte und begann Tassen aus dem Schrank zu holen, Milch zu erhitzen und das Kakaopulver aus dem Schrank zu kramen. Zehn Minuten später saßen sie Arm in Arm in Atemus’ Wohnzimmer auf der Couch, jeder eine Tasse Kakao in der Hand und sahen sich Roméo et Juliette – De la haine à l’amour in der französischen Musical-Fassung an. Yuugi konnte kein Wort französisch, doch die Geschichte war im bekannt genug als das er sie auch so verstanden hätte und in die wunderschönen Lieder hatte er sich schnell verliebt, wenn auch nicht ganz so sehr wie in Atemus’ Stimme, die ihm leise die Übersetzung ins Ohr flüsterte. Die zwei Stunden gingen viel zu schnell herum. Als das Musical geendet hatte bemerkte Atemu die Tränen der Rührung in Yuugis’ Augen, während die letzten Klänge des letzten Stückes verhalten. Er konnte es ihm nicht verübeln, die letzten Stücke waren wirklich traurig und er hoffte, dass er und Yuugi ein glücklicheres Ende fänden als die beiden. Aber daran zweifelte er nicht. Immerhin war das hier Domino, nicht Verona, und weit und breit waren weder das Haus Capulet noch Montegue zu sehen. Er lächelte über seine dummen Gedanken und räumte die leeren Kakaotassen weg. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihnen beiden, wie spät es schon war und im Anbetracht der Tatsache, dass sie beide den heutigen Tag schon verschlafen hatten befanden sie, dass es wohl Zeit wäre, ins Bett zu gehen. Atemu sah Yuugi an. Dann zog er ihn an sich und führte ihn in sein Schlafzimmer. „Es ist zu spät, als das du noch da draußen rumlaufen solltest.“, beschied er ihn, denn seine Sorge erlaubte nicht, dass Yuugi um diese Zeit durch die böse Welt da draußen liefe. Yuugi musterte ihn misstrauisch. „Ich tu dir schon nichts.“, lachte Atemu,„Wir schlafen nebeneinander, nicht miteinander, okay?“ Yuugi warf Atemu noch einen letzten, misstrauischen Blick zu, doch dann nickte er und lächelte. Als sie kurze Zeit später eng aneinander gekuschelt in Atemus’ Bett lagen bereute Yuugi seine Entscheidung nicht im geringsten. Etwas besseres hätte er gar nicht tun können. Beruhigt in Atemus’ Armen liegend schlief er ein. Atemu schlief noch nicht. Es war die erste Nacht seit langem, die er nicht damit zubrachte, Bilder von Yuugi zu betrachten, denn jetzt hatte er ja gewissermaßen das Original. Dieses noch lange betrachtend schlief er schließlich doch noch ein. Und der Mond wachte über die beiden. to be continued... Kapitel 5: //Go// Hadaka ------------------------ Hadaka = frei, nackt, bloß Als Yuugi am nächsten Morgen erwachte zuckte er einen Sekunde zurück. Dann registrierte er wo er war und vor allem neben wem er lag. Er atmete tief ein, dann drückte er sich noch enger an Atemu, ehe er auf den Gedanken kam, zu ihm hochzublicken. Erschrocken musste er feststellen, dass Atemu schon wach war und ihn beobachtet hatte. „Guten Morgen.“, sagte er jetzt, da er Yuugi wach wusste. „Morgen...“, nuschelte Yuugi verschlafen zurück. Es war noch ziemlich früh, demnach arbeitete sein Verstand vielleicht noch nicht auf Hochtouren, doch er fragte sich, wie lange Atemu ihn wohl schon beobachtete hatte. Er wollte ihn grade danach fragen, als Atemu ihm zuvorkam. „Gut geschlafen?“, wollte er wissen. „Hmm“, bestätigte Yuugi. In der Tat hatte er vor allem in letzter Zeit selten so gut geschlafen, sich so wohl gefühlt. „Und du?“, fragte er zurück, seine eigentliche Frage noch für ein Weilchen aufschiebend. „Bestens.“, lautete Atemus’ gut gelaunte Antwort. Er zerwuschelte Yuugi die Haare und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. „Wie lange bist du schon wach?“, rückte Yuugi nun endlich mit seiner eigentlichen Frage heraus. Doch die Antwort war nicht wirklich befriedigend. „Eine Weile.“, war alles, was Atemu sagte und das half Yuugi nicht sonderlich. Er wollte auch grade zu einer dementsprechenden Antwort ansetzen, als Atemu weitersprach. „Du siehst im Schlaf einfach zu süß aus.“, meinte er lächelnd und nahm Yuugi damit sämtlichen Wind aus den Segeln. Er wurde rot und murmelte ein „Danke.“ an Atemus’ Brust. Dieser lachte leise und drückte ihn an sich. Dann aber erhob er sich und hielt auch Yuugi eine Hand hin:„Zeit zum Aufstehen.“, meinte er. Yuugi verzog das Gesicht. Früh aufstehen war ihm ein Graus, besonders wenn man in einem so warmen, gemütlichen Bett lag – und Atemu neben ihm. Aber er ergriff dennoch Atemus’ Hand und ließ sich aus den Federn ziehen. Als sie einige Zeit später gemeinsam beim Frühstück saßen war nicht nur Yuugi klar, dass sie diese gemeinsame Erfahrung um nichts in der Welt würden eintauschen wollen; dass sie für immer zusammen gehörten und das nichts und niemand in der Lage wäre, sie daran zu hindern, dieses ihr Glück auch durchzusetzen. Es war viel zu schön, so gemeinsam und gar nicht mehr einsam zu sein, dass wollten sie sich nicht mehr nehmen lassen. Sie würden zusammen bleiben, so viel stand jetzt für sie fest. Doch fürs erste mussten sie nun zur Arbeit, immerhin hatten sie ja gestern schon gefehlt, zur Gewohnheit sollte das wohl besser nicht werden. So machten sie sich auf den Weg, trennten sich an der Bäckerei und zählten von da an die Stunden bis zur Mittagspause. Pünktlich auf die Minute wie immer erschien Yuugi in der Bäckerei. Es war grade niemand außer Atemu im Verkaufsraum anwesend, sodass sie sich ausführlichst begrüßen konnten. Als sie sich atemlos voneinander trennten trat Atemu wieder hinter die Theke – immerhin musste er ja weiterarbeiten – und Yuugi setzte sich zu ihm. Dies wurde bald zu einer alltäglichen Situation. Morgens vor der Arbeit sahen sie sich nur dann, wenn einer der beiden beim anderen übernachtete hatte – was relativ häufig geschah, doch nie waren sie intim geworden [das hätte ich ja wohl ausführlichst beschrieben! ;)]. In jeder Mittagspause besuchte Yuugi Atemu, wie schon lange bevor sie zusammenkamen. Nur, dass Yuugi jetzt die ganze Pause blieb, hinter der Theke bei Atemu hockte und sie lange Gespräche führten, über alles, was ihnen in den Sinn kam, sich aber auch vieles von sich erzählten und somit immer besser kennen lernten. An Gesprächsthemen hatten sie nie Mangel gehabt und auf mysteriöse Art und Weise verflüchtigten sich seit neustem pünktlich zu Yuugis’ Auftauchen in der Bäckerei immer sämtliche andere Angestellten. Atemu hatte zwar nie etwas gesagt, aber natürlich ahnten sie etwas und für ihre Rücksichtnahme war Atemu ihnen sehr dankbar, ebenso wie Yuugi. Abends aber sahen sie sich natürlich immer länger. Allerdings sprachen sie dann nicht so viel, meist machten sie es sich irgendwo gemütlich und waren vollkommen zufrieden mit der Nähe des anderen. Was Yuugi allerdings nicht wusste war, dass in Atemu das Verlangen erwachte, mehr von Yuugi zu bekommen. Er unterdrückte es so gut es eben ging, erwähnte Yuugi gegenüber niemals etwas davon, doch es wurde stärker, mit jedem Tag. Aber weil es Yuugi verängstigt hätte sprach er nie davon. So weit ging das, dass er einmal, als er versehentlich ins Bad platzte als Yuugi noch unter der Dusche stand – er hatte sich so schnell aus dem Staub gemacht das dieser nichts davon mitbekommen hatte – hinterher in seinem Schlafzimmer die Hitze zwischen seinen Beinen erschreckend heftig bemerkt hatte. Schwer atmend gegen die Tür gelehnt hatte er auf Yuugi gehorcht, dessen Gesang durch das Prasseln der Dusche gedämpft zu ihm herübergeklungen war. I’m happy to see we’re still here I started to wonder I needed to see you stay near Through rain and thunder I just wanna satisfy my dreams But I promise to hold on Whatever you become There are things left undone But I don’t care at all Er sank er gegen die Tür gelehnt zu Boden, nestelte ungeduldig an seiner Hose herum, bis er sie schließlich mit zitternden Fingern geöffnet bekommen hatte. Seine Finger bebten, nicht, dass es das erste mal gewesen wäre, dass er dies im Gedenken an Yuugi getan hätte, aber nie waren sie dabei im gleichen Haus gewesen. Er hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, doch seine Härte schmerzte in der engen Hose, sodass er sie schließlich aus selbiger befreite. Den Kopf in den Nacken gelegt begann er, sich zu streicheln, zusätzlich angespornt von Yuugis’ Gesang, der aus dem Bad zu ihm herüber klang. In stormiest weather Things won’t get better When we are together I don’t care at all You sang me a love song Sent me an angel When we are together I don’t care at all Yuugis’ Stimme wurde leiser, doch Atemu bekam es kaum noch mit, sein Stöhnen wurde derweil lauter. Atemu hielt die Augen geschlossen, der Gedanke an Yuugi erfüllte seinen Kopf vollständig. „Ah... Yuugi!“, stöhnte er und beschleunigte seinen Rhythmus. Er wünschte sich, so von Yuugi berührt zu werden, doch das würde warten müssen. Eigentlich hatte er ja auch kein Problem damit, für Yuugi würde er gerne warten. Aber uneigentlich war er auch nur ein Mann... Sein Atem ging immer schneller, er wusste, es würde nicht mehr lange dauern, doch noch zögerte er den Moment heraus, wollte weiter in diesem schwebenden Zustand verweilen und sich einbilden, es seien Yuugis’ Hände, die sein Glied zärtlich liebkosten, darüber strichen, pumpten. Doch sie waren es nicht. Der Gedanke versetzte ihm einen Stich und er hielt in seinen Bewegungen inne um weiter auf Yuugis’ Stimme zu lauschen, die, zwar ein wenig leiser geworden und dann und wann hakend, aber dennoch weitersang. Yes I don’t care at all It’s good to remember you Diese Stimme! Oh diese Stimme! Sie gab ihm den Rest. Er konnte einfach nicht dagegen ankämpfen, er wollte wohl aber auch gar nicht mehr. Ein Keuchen entfloh seinen Lippen und er hielt erneut inne um zu überprüfen, ob Yuugi etwas gehört hatte. Doch da seine Stimme mittlerweile sogar wieder lauter zu ihm herüber schallte brauchte er sich wohl keine Sorgen zu machen. Thousands mistakes that I’ve made You always forgave me In our lives we love and hate Your kiss always set me free The way you can look right into me Wish it could last endlessly Needles and pins Will stay under our skins But I don’t care at all Oh ja. Needles and pins. Da war schon etwas dran, wenn Yuugi doch wüsste, wie recht er mit seinem Lied hatte. Atemu schloss die Augen, ließ sich von Yuugis’ Stimme tragen und hob ab in eine völlig andere Welt, mittlerweile vertraut, doch jedes mal aufs neue aufregend und... exotisch. Als er kam, kam er einsam wie bereits im gesamten vergangenen Monat. Und wie er auch die nachfolgenden beiden Monate alleine kam, sich Yuugi herbeiwünschend, aber Rücksicht auf ihn nehmend. In der Tat bekam Yuugi nie etwas davon mit, oder zumindest ließ er es sich nicht anmerken, sollte er denn etwas mitbekommen haben, Atemu erfuhr es nie und er fragte auch nicht danach. Yuugi war ein viel zu unschuldiges, viel zu reines Wesen, als das er an so etwas denken würde, dessen war sich Atemu absolut sicher, und er hatte auch recht, denn Yuugi fürchtete sich nach wie vor vor Sex. Es war nicht so, als habe er nicht erfahren, was Verlangen sei, er spürte es durchaus, dieses Brennen, welches stärker wurde, wenn er in Atemus’ Armen lag, in so deutlich bei sich spürte, an sich, neben sich, um sich; ihn roch, seine Stimme hörte und in seine wunderschönen Augen sah. Aber er wusste nicht, wie er seinen Gefühlen Ausdruck verleihen sollte, vor allem, da er sich ihrer schämte. Und so hatte sich jener unschuldige Yuugi, der sich nicht getraut hatte, Atemu in der Bäckerei anzusprechen, kaum verändert, war immer noch wie der, welcher auch drei Monate später nichts von Atemus’ “Aktivitäten“ wusste oder unschuldig unter der Dusche sang. In stormiest weather Things won’t get better When we are together I don’t care at all You sang me a love song Sent me an angel When we are together I don’t care at all Atemu seufzte als er Yuugi nachblickte, der grade fröhlich durch die Wohnung Atemus’ hüpfte. Sein Blick war wie festgeklebt auf dessen Hintern, der bei all diesem Gehüpfe in äußerst “unmoralischer“ Art und Weise hin und herwackelte, was Atemu dazu veranlasste, sich auf die Lippen zu beißen. Wusste Yuugi eigentlich, was er ihm antat? Konnte er denn wirklich so blind sein? Nun, offensichtlich konnte er, er eilte weiter durch die Küche, er hatte sich vorgenommen, heute für Atemu zu kochen. Da dessen Kochkünste sich mehr oder weniger auf Spagetti Bolognese beschränkten hatte er auch nichts dagegen, mal etwas Abwechslung in seine Küche zu bekommen. Dennoch, die Art wie Yuugi da herumhüpfte... Yes I don’t care at all It’s so good to remember you… „Yuugi.”, sagte er leise. Erstaunt wandte sich Angesprochener dem Küchenschrank ab und Atemu zu. „Was denn?“, fragte er gut gelaunt, was Atemu ein Lächeln entlockte, ihn aber nicht vergessen ließ, was es wirklich dringend zu besprechen gab. „Komm her.“, bat er ihn und streckte die Hand nach Yuugi aus, der seine Aufforderung Folge leistete und die von Atemu dargebotene Hand ergriff, wodurch er auf seinen Schoss gezogen wurde. Atemu lehnte seine Stirn gegen die Yuugis’ und schloss dann für einige Sekunden die Augen. Als er sie wieder öffnete blickte er ihn die fragenden Amethysten Yuugis’. Er rang sich ein Lächeln ab, legte die Arme um Yuugi und zog ihn dann so zu sich heran, dass Yuugi mit gespreizten Beinen auf seinem Schoss saß. Die Position hatte schon was für sich... Gleichzeitig unterstrich sie auch, weswegen Atemu mit Yuugi sprechen wollte, denn Ersterer spürte bereits wie sich die Hitze zwischen seinen Beinen staute. Nicht zum ersten mal, natürlich nicht, aber dennoch hatte er lange genug gewartet´. „Yuugi.“, flüsterte er erneut, dann zog er ihn, bevor Yuugi die Gelegenheit gehabt hatte, etwas zu sagen, zu sich und küsste ihn. Es war ein anderer Kuss als jene, die sie bisher getauscht hatten. Dieser war nicht einfach nur liebvoll, er war mehr. Er war verlangend, fordernd, leidenschaftlich. Auch wenn Yuugi das noch nicht so ganz einordnen konnte spürte er dennoch die Veränderung und auch irgendwie ihre Auswirkungen, denn wieder war da dieses Gefühl, Verlangen genannt, dessen er sich so schämte, gegen das er aber auch nicht ankam. Doch Atemu war hier, er konnte doch nicht... Schlagartig blendete sein Gehirn alles aus, nur für eine einzige Frage blieb noch Platz: Was zum Teufel machte Atemus’ Hand da??? Wären sie nicht grade mitten im Kuss hätte er wohl erschrocken aufgefiept. So aber schnappte er nur unwillkürlich nach Luft und versuchte sich zu beruhigen, konnte aber nicht ganz verhindern, dass er ein wenig zitterte, als Atemus’ Hand, ohnehin viel zu weit oben auf seinem Oberschenkel liegend auch noch begann, weiter nach oben zu wandern. Yuugi ließ ihn gewähren. Irgendwie hatte er es sich gewünscht, nur nie auszusprechen gewagt. Dennoch hatte er Angst und er hoffte, dass er es schaffen würde im rechten Moment die Notbremse zu ziehen, sollte es denn von Nöten sein. So streichelte Atemus’ Hand weiter, erst Yuugis’ Oberschenkel entlang, dann über seinen Bauch, kreiste seinen Intimbereich immer deutlicher ein. Zeitweise hatte Yuugi große Mühe, sich überhaupt noch auf den Kuss zu konzentrieren und als Atemus’ Hand dann plötzlich auf seinem Schritt zu liegen kam und sich von dort nicht mehr weiter bewegte, da war es endgültig um ihn geschehen und er brach den Kuss mit einem halb erregten, halb erstaunten Keuchen ab. Atemu sah ihn nur an, sagte nichts, nahm seine Hand aber auch nicht fort. Yuugi wusste nicht, ob er das gut finden sollte oder nicht [meine Antwort darauf ist eindeutig...], aber Atemu dachte nicht im Traum daran, seine Hand wieder wegzunehmen. Erst recht nicht jetzt, wo er doch eine äußerst verräterische Wölbung in Yuugis’ Hose spürte. Als Yuugi es bemerkte keuchte er erneut auf – unnötig zu erwähnen, dass Atemu der Ansicht war, dies stehe Yuugi ganz vortrefflich – und sah Atemu etwas ängstlich in die Augen. „Wohin soll das führen?“, hauchte er heiser, nicht mehr Herr seiner Stimme. Atemu lächelte ihn an, es war ein liebendes Lächeln, aber auch ein Lüsternes, wie Yuugi erschrocken aufging. Die Notbremse, die Notbrem- „Ins Bett, wohin denn sonst?“ Yuugi kullerten die Augen beinahe aus dem Kopf. Er wollte irgendetwas sagen, protestieren, aber da hob Atemu ihn hoch und trug ihn – wie sollte es denn auch anders sein? – ins Schlafzimmer. Er legte Yuugi sanft auf dem Bett ab, kroch dann hinterher, legte sich neben ihn und fing erneut an, ihn sanft zu streicheln. Yuugi aber konnte das nicht genießen, er hatte viel zu große Angst. „Shhht...“, machte Atemu beruhigend, aber Yuugis’ Zustand änderte sich dadurch nicht wesentlich. „Ich werde dir nichts tun, nicht mit dir schlafen.“, flüsterte Atemu. In der Tat hatte das trotz seiner fordernden Worte von eben nie wirklich vorgehabt. Er konnte warten, dass hatte er in den drei vergangenen Monaten die sie nun schon zusammen waren hinreichend beweisen, alles was er sich wünschte war ein bisschen mehr Zärtlichkeit. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.... Und am besten jetzt. Yuugi sah ihn lange an, Atemu fragte sich, was wohl in seinem hübschen Köpfchen vorgehen mochte, sagte aber nichts, streichelte Yuugi nur weiterhin ganz sanft und diesmal auch nicht unter die Gürtellinie gehend. Und dann, schließlich, nickte Yuugi. Atemu lächelte. „Glaub mir, es wird dir gefallen.“, versprach er bevor er Yuugi erneut zu einem Kuss zu sich zog und seine Hand erneut um dessen Intimbereich kreisen ließ. Yuugis’ Atem begann zusehends schwerer zu gehen, wie Atemu befriedigt [nein, noch nicht! Kommt noch... ;)] feststellte. So wagte er sich dann auch weiter vor, angespornt durch erste Geräusche aus Yuugis’ Mund die einem Stöhnen verdächtig nahe kamen, und öffnete dessen Hose. Yuugi leistete keine Gegenwehr, willig ließ er sich gänzlich von Atemu entkleiden und verwöhnen. Und als Atemu schließlich an diesen wunderbar süßen Knospen zu lecken begann und mit einer Hand Yuugis’ Glied sanft zu massieren begann gab dieser schließlich ein erstes, wundervoll langgezogenes Keuchen von sich. Atemu spürte wie es immer enger in seiner Hose wurde, aber er wollte und konnte jetzt schlecht darauf eingehen, er hatte ein Versprechen einzulösen. So begann er ganz langsam und zärtlich erst nur, fordernder zu werden, Yuugi damit immer aufregender klingende Ausrufe zu entlocken und sich selbst somit auch noch mehr anzuturnen. Atemu lächelte, er hatte gehofft, dass es Yuugi gefallen und nicht verstören würde, und ganz offensichtlich war dies der Fall. In der Tat war Yuugi genauso unschuldig wie Atemu immer geglaubt hatte, denn er reagierte äußerst sensibel auf jede noch so kleine Berührung. Atemu kam der Versacht, dass Yuugi sich noch niemals selbst befriedigt hatte und auf seltsame Art und Weise fand er es aufregend, der erste zu sein, der es Yuugi besorgte. Aber der Anblick von Yuugis’ ekstatisch zuckendem Körper war zu aufreizend, als das Atemu hätte wiederstehen können, sich sachte an Yuugi zu reiben, sein schmerzhaft gegen die Hose drückendes Glied über diese sanfte Haut streifen zu lassen. Er wünschte diese verdammte Hose nicht zu tragen! Er wollte Yuugi doch spüren. Aber er hatte versprochen, jetzt noch nicht mit ihm zu schlafen und daran gedachte er sich auch zu halten. So beugte er sich hinab, ins Zentrum von Yuugis’ Lust und verteilte kleine Schmetterlingsküsse auf dessen Glied, leckte einmal auch darüber, was Yuugi einen halben Lustschrei entlockte, wie Atemu entzückt feststellte. Doch er hielt die Zeit noch nicht für reif um so weiterzumachen, küsste Yuugi stattdessen auf den Mund und ließ seine Hand ihre Arbeit wieder aufnehmen. Yuugi keuchte und stöhnte unter ihm, bog sich ihm verlangend entgegen – und dann, plötzlich und mit einem kleinen Lustschrei kam er, ergoss sich in Atemus’ Hand und blieb dann atemlos unter ihm liegen, die Augen noch völlig vernebelt. Doch kurz darauf blinzelte er Atemu an, beugte seinen Oberkörper vor damit er Atemu küssen konnte und streifte dabei dessen Glied. Atemu gab ein Stöhnen von sich, welches er eigentlich hatte unterdrücken wollen, was sich in diesem Stadium der Lust aber als äußerst schwierig erwies. Was Yuugi nicht entging. „Atemu...“, raunte er. Und Atemu konnte einfach nicht mehr. Er sank in die Kissen des Bettes und sah Yuugi an:„Berühr mich!“, flehte er. Yuugi schluckte. Er wusste doch nicht, wie das ging, was er machen sollte. Doch tapfer versuchte er, Atemu etwas von dem, was er ihm gegeben hatte zurückzugeben. Sanft glitten seine Hände über Atemus’ Oberkörper, dann, zögerlich über seinen Schritt. Atemu keuchte. Mehr! Er wünschte sich mehr von diesen Berührungen. Sie waren zögerlich, ja, aber dennoch unglaublich gut und irgendwie heiß und... was schlug er sich hier mit mühsamen Beschreibungsversuchen für ein unbeschreibliches Gefühl herum? Er sollte lieber die Augen schließen und genießen. Aber apropos genießen... das gestaltete sich nämlich als äußerst schwierig, solange da diese störende Hose war. Dezent machte er daher seinen Liebsten auf diesen Umstand aufmerksam, was diesen zum Erröten brachte. Doch dieses mal achtete Atemu nicht darauf, er war viel zu sehr abgelenkt. Sehr zu seiner Erleichterung aber spürte er kurz darauf wie sich Yuugi an seiner Hose zu schaffen machte. Seine Hände dann so direkt auf seiner Haut zu spüren war das größte der Gefühle. Er keuchte laut auf, war ziemlich stolz auf sich, weil er es schaffte, Yuugis’ Namen noch gestöhnt zu bekommen, ergab sich dann aber völlig in Yuugis’ wundervolle Berührungen, die allmählich immer mutiger und besser wurden. Einige Augenblicke später folgte er Yuugi in die selige Erlösung. Erschöpft blieben sie nebeneinander liegen, bis Yuugi sich noch einmal kurz aufrichtete, Atemu ansah und dann in gespielt beleidigten Ton sagte:„Lügner. Es hat mir nicht gefallen; es hat mich regelrecht umgehauen!“ to be continued... Kapitel 6: //Roku// Dokan ------------------------- Dokan = Der Weg ist ein Kreis Yuugi stand im Bad. Die Fließen unter seinen Füßen waren kalt wie immer und obwohl die Heizung lief fror er ein wenig, er trug ja nichts am Leib. Er hatte duschen gehen wollen, doch jetzt stand er nackt im Bad seiner Wohnung und grübelte. Nach dem, was gestern bei Atemu zu Hause geschehen war gab es einiges, worüber er nachdenken konnte. Im Nachhinein war es schwer zu glauben, dass das wirklich geschehen war. Eigentlich hatte er ja seine Prinzipien. Es war nicht seine Art, sich einfach so verführen zu lassen, um genau zu sein hatte er sich immer vorgenommen, dass ihm so etwas nicht so schnell passieren würde, dass er es Atemu nicht gestatten würde, ihn grade dort zu berühren, erst recht nicht so. Er hatte Angst davor gehabt. Nun war es ja nicht schlimm gewesen so oder so, aber Fakt war, dass er mehr als nur etwas von sich selbst überrascht war. Als Atemu angefangen hatte, ihn zu streicheln, da hatte er sich noch nichts dabei gedacht, doch seine Absichten waren immer deutlicher geworden, und obwohl Yuugi ihn hatte stoppen wollen, hatte er es nicht getan. Irgendwie waren die Berührungen ja auch gut gewesen. So aufregend, prickelnd und irgendwie... ihm fehlte das rechte Wort dafür, aber es war wie ein Rausch gewesen aus dem er gar nicht erst hatte entkommen wollen. Und als Atemus’ Hand dann auf seinem Schritt zu liegen gekommen war, da hatte es ohnehin keine Gegenwehr mehr geben können. Er wusste nicht einmal mehr sicher zu sagen, ob er sich noch gegen Sex gewehrt hätte, war im Nachhinein aber froh, dass er nicht gezwungen gewesen war, diese Entscheidung zu treffen. Irgendwo hatte es ja auch so gereicht. Oh, das war nicht falsch zu verstehen. Er hatte es mehr als nur genossen, er hatte nie gewusst, dass man so fühlen konnte. Dennoch... Er starrte seine Hände an und konnte nicht fassen was sie [also die Hände...] getan hatten. Dass sie Atemu berührt hatten. Dass sie ihn befriedigt hatten. Oh Gott! Es trieb ihm die Röte ins Gesicht und ließ ihn auf den Rand der Badewanne sinken. Er starrte an sich hinab. Auf sein Glied. Er hatte Atemu erlaubt, ihn dort zu berühren, er hatte sogar daran Gefallen gefunden. Noch etwas, was ihn gleich noch röter werden ließ. Er hätte nicht gedacht, dass er... Er schloss die Augen und holte einmal tief Luft. War es denn eine Schande? Aber wie konnte es eine Schande sein, wenn es sich so gut, so richtig angefühlt hatte? Er verstand sich selbst und die Welt nicht mehr. Langsam öffnete er die Augen wieder und starrte erneut sein Glied an. Langsam hob er die rechte Hand und streichelte sanft seine Männlichkeit. Doch dies hielt keine zwei Sekunden lang. Denn da hielt er schon inne und zog seine Hand wie vom Blitz getroffen weg. Dann sprang er auf und eilte unter die Dusche bevor er noch auf dumme Gedanken [dumme Gedanken? Wieso???] kommen konnte. Unter dem prasselnden Wasser ging es ihm dann schon ein wenig besser und seine Schuldgefühle klangen ein wenig ab. Dennoch fragte er sich, wie er Atemu denn das nächste mal unter die Augen treten sollte. Er kniff die Augen zusammen und stieß die Luft durch die Nasenlöcher heftig aus. Dann begann er besonders laut zu singen, eines der Lieder aus dem Musical, dass er sich vor drei Monaten mit Atemu angesehen hatte und auf den schönen Namen Par amour hörte. - Par amour on devient fou - Mais sans lui, on n’est rien du tout - Moi, le mien est pour Dieu - Je ne vis que dans ses yeux - Par amour, on peur souffrir - Je suis prêt à en mourir - On se perd, on se noie - On espère et on croit - Par amour, je ferais pour elle De nos vies un arc-en-ciel, aidez-nous - Loin du bruit des armes - Faites-nous mari et femme, par amour - Par amour, on a trop mal - Oui, mais c‘est la seule étoile - Dans la nuit qui nous guide - Sans amour, nos vies sont vides - Sans amour - C‘est Dieu que vous aimez Oui mais moi c‘est Juliette Si chacun doit payer, dites-moi quelle est ma dette Mon père, je vous supplie - Mon père, je vous implore - Mariez-nous aujourd’hui Que l‘injustice ait tort Vous nous verrez soumis à genoux devant vous Vous nous verrez brebis seuls au milieu des loups - Je voudrais tant ce soir dormir avec Juliette Attendre dans le noir le doux chant de l‘alouette An dieser Stelle unterbrach er sich selbst plötzlich, als ihm bewusst wurde, was er da grade eigentlich gesungen hatte und sich ihm die Frage aufdrängte, was Atemu wohl dazu gesagt hätte. Oh, er wollte es lieber gar nicht erst wissen. Je voudrais dormir avec Juliette hatte Roméo da gesungen. Und hätte Atemu das auch gesagt? Immerhin hatte er ja etwas ganz ähnliches gesagt als er angefangen hatte ihn zu streicheln. Aber er hatte es nicht getan, er hatte Rücksicht auf ihn genommen, war das nicht das Entscheidende? Yuugi hätte sich ohrfeigen mögen, all dieses was – wäre – wenn führte ihn letzten Endes doch zu nichts. So drehte er die Dusche noch ein wenig kälter und sang weiter. - Aidez-nous - Par amour, on peut gagner Pour toujours l‘éternité, par amour Et si Dieu nous aide Et que Dieu nous aide, par amour - Par amour… Yuugi trat unter der Dusche hervor, schlang sich ein Handtuch um die Hüften und ging dann ins Schlafzimmer um sich anzuziehen. Einige Minuten später verließ er im Laufschritt die Wohnung, denn seine Meditationspause im Bad hatte ihn ziemlich aufgehalten. Er musste sich ziemlich beeilen! Er rannte über die Straße und den ganzen Weg entlang, vorbei an grade öffnenden Geschäften und rempelte versehentlich einige Menschen unterwegs an. Doch immerhin schaffte er es auf diesem Wege, auf die Minute pünktlich zur Arbeit zu erscheinen. Grade in dem Augenblick, da Jojo das Schild an der Tür von „close“ auf „open“ änderte kam er um die Ecke geprescht und ins Büro gestolpert. Jono und Tristan spendeten ihm Applaus für diese Glanzleistung und auch Ryou lachte ihn an. Yuugi blickte ein wenig schuldbewusst in ihre Gesichter. In den letzten Monaten war er nur noch mit Atemu zusammen gewesen und hatte seine Freunde total vernachlässigt. Wie konnte er nur! Aber jetzt, da er es sich sowieso nicht traute Atemu unter die Augen zu treten... „Wollen wir heute nicht etwas zusammen unternehmen?“, fragte er die drei. „Nanu? Woher der plötzliche Sinneswandel?“, fragte Jono, es war nicht böse gemeint, aber natürlich war ihm der veränderte Yuugi mit Sicherheit nicht entgangen, auch wenn er im Gegensatz zu den anderen den Grund hierfür kannte, so freute er sich dennoch, wieder etwas mehr Aufmerksamkeit von Yuugi zuteil zu bekommen. „Na ja...“, machte Yuugi ausweichend. „Warum nicht?“ So flehentlich blickte er dabei, dass die anderen es dabei beließen und ihn nicht weiter drängten. „Worauf habt ihr Lust?“, fragte sie Yuugi frohen Muts und ließ sich schwungvoll auf seinem Drehstuhl hinter dem Schreibtisch nieder. Es folgte ein kurzes Schweigen, weil sie alle nachdachten. Jonos’ Vorschlag in die Disco zu gehen wurde abgelehnt, weil sowohl Yuugi selbst als auch Ryou nicht viel mit diesem Terrain anfangen konnten. So freundeten sie sich alle recht schnell damit an, ins’ Kino zu gehen und besonders Yuugi war froh, dass seine Freunde ihm es nicht krumm nahmen, dass er in den letzten Monaten so verändert gewesen war. Voller Elan machte er sich an die Arbeit. Den Gedanken an Atemu drängte er dabei in den Hinterkopf. Es war nicht so, als wolle er ihre Beziehung beenden, aber was er sich zur Zeit einfach nicht eingestehen konnte und wollte war der Grund seines Weglaufens: Das er Angst hatte. Nicht direkt Angst vor Atemu, das weniger. Eher hatte er Angst vor sich selbst, dem, was kommen könnte und der Leidenschaft. Er wollte nicht noch einmal so sehr die Kontrolle verlieren, so völlig willenlos sich Atemu hingeben [weiß gar nicht was der hat...]. Energisch den Kopf schüttelnd arbeitete er weiter. Atemus’ Verhalten dagegen war ein völlig anderes. Absolut unkonzentriert war er froh, sein eigener Chef zu sein, denn sonst hätte er heute beinahe seinen Rauswurf riskiert. Er war schrecklich unkonzentriert, bemerkte die Kunden meist gar nicht und wenn doch, dann bediente er sie völlig falsch, gab ihnen Sachertorte wenn sie Bauernbrot wollten und Mohnbrötchen wenn sie nach Nussecken fragten. Kurz um: Er war so unkonzentriert, dass seine Angestellten ihren eigenen Chef dazu verdonnert hatten, sich aus dem Verkauf herauszuhalten, sodass er nun in der Backstube saß, wo freilich jetzt wenig los war. Nur der Ofen war noch an und buk fleißig Nachschub an Brötchen. Der durchdringende Ton wenn diese fertig wurden riss selbst Atemu aus seinen Träumerein sodass seine Mitarbeiter ihm diese Aufgabe halbwegs risikofrei hatten anvertrauen können. Atemu hatte eigentlich nichts dagegen, so saß er also den ganzen Vormittag träumend in der Backstube, hörte nur dann und wann seine Kollegen die sich aufregten, weil sie versuchten etwas zu verkaufen was er in der Nacht gebacken hatte – und fürchterlich daneben gegangen war, weil Atemu nun wirklich nicht an Rezepturen oder Backzeiten gedacht hatte. Wer wollte sich auch schon mit solchen Nebensächlichkeiten herumschlagen, wenn er so wundervolle Erinnerungen in seinem Kopf wie kostbare Perlen aufbewahrte. Atemu leckte sich die Lippen, als er sich an den gestrigen Nachmittag erinnerte. Es war ein unglaublich erregendes Bild gewesen: Yuugi, nackt, willig und in höchsten Maße sexuell erregt. Atemu lehnte sich mit geschlossenen Augen zurück und hielt dieses Bild fest. Es gab nur eines, eines nur auf der ganzen Welt, was es mit diesem Bild aufnehmen konnte und das waren Yuugis’ Berührungen auf seiner nackten Haut, insbesondere natürlich an seinem Intimbereich. In Erinnerungen daran stöhnte Atemu leise auf und fragte sich, ob er Yuugi in der Mittagspause zu einer Wiederholung dessen bewegen könnte. Von Sex wollte er ja gar nicht reden, dass musste nicht unbedingt sein, aber gestern schien Yuugi überhaupt keine Probleme mit seinem Handeln gehabt zu haben. Ganz im Gegenteil, er war so willig gewesen, dass Atemu sich ernsthaft fragte, ob er wohl auch mehr von Yuugi bekommen hätte, wenn er nur versucht hätte, es sich zu nehmen. Er war sogar fest davon überzeugt, dass er das bekommen hätte, Yuugi hatte sich ihm absolut willenlos hingegeben. Ein erregender Gedanke! Dennoch bereute Atemu es nicht, nicht mit Yuugi geschlafen zu haben. Er wusste, dass Yuugi Zeit brauchte und es wäre nicht fair gewesen, ihn einfach so zu nehmen, wo Yuugi doch in seinem Zustand nicht mehr klar hatte denken können und es hinterher vielleicht bereut hätte. Insgeheim hoffte er aber auch, Yuugi käme eines Tages zu ihm und bäte ihn darum. Dabei die eine oder andere kleine “Schweinerei“ aus seinem Mund zu hören würde das ganze nur noch anreizender machen. Atemu lächelte, fiel dann beinahe vom Stuhl weil der Ofen mit lautem Gepiepse auf sich aufmerksam machte. Was musste er auch mitten in diesem herrlichen Tagträumerein aufgeweckt werden? Mit einem ärgerlichen Brummeln machte er sich an die Arbeit, nahm die Brötchen aus dem heißen Ofen und brachte sie in den Verkaufsraum. Kaum hatte er diesem betreten bemerkte er wie sofort höchst alarmiert die Blicke aller Mitarbeiter auf ihm ruhten, als fürchten sie, er sei eine Bombe, die jeden Augenblick hochgehen könne. Hilfsbereit wurden ihm die Brötchen sogleich abgenommen, dann bugsierte man ihn sanft, aber bestimmt zurück in die Backstube. Atemu erhob keine Einwände hiergegen, behielt aber die Uhr im Auge. Die Mittagspause allerdings kam und ging, ohne das er Yuugi gesehen hätte. Äußerst enttäuscht von diesem Umstand verschlechterte sich Atemus’ Laune jedoch nur minimal, da seine Sorge überwog. Allerdings erhielt er fünf Minuten vor Ende von Yuugis’ Mittagspause eine SMS von diesem: Hi. Sry, aba ich kann heut net. See ya tomorrow. Ild, Yuugi Sowohl die Kürze als auch der knappe Ton enttäuschten Atemu. Was war denn los? Hatte er gestern etwa doch etwas falsch gemacht? War er zu weit gegangen? Aber Yuugi hatte doch gar nicht so gewirkt, als habe es ihn gestört, im Gegenteil schien es ihm doch gefallen zu haben. Atemu verstand die Welt nicht mehr, war aber in der Nachmittagsschicht nicht weniger unaufmerksam, diesmal zwar nicht in glückseligen Erinnerungen gefangen, sondern in Sorge und Schuldgefühlen. Als er an diesem Abend nach Hause war es der erste Abend seit drei Monaten an dem er nicht mit Yuugi zusammen war und alles war so schrecklich leer und ungewohnt, dass er sich schon um halb acht schlafen legte, weil er einfach nicht wusste, was er mit der vielen Zeit anfangen sollte. Doch schlief er schlecht in dieser Nacht, weil er ständig von Yuugi träumte, der ihm erklärte, er wolle ihn nie wieder sehen, weil er ihn vergewaltigt habe. Als er am nächsten Morgen schweißgebadet viel zu früh aufwachte fühlte er sich wie gerädert und schlechter als vor dem Einschlafen. Yuugi dagegen hatte seine Nacht genossen. Es war ihm gelungen, Atemu beinahe völlig aus seiner Gedankenwelt zu verbannen und den Abend mit seinen Freunden zu genießen. Nach dem Kino hatte es Jono doch noch geschafft sie in die Disco zu schleifen. Zwar hatten all’ die eng umschlungen tanzenden Paare Yuugi an Atemu denken lassen, doch solange er die eigentlich Problematik ausblendete stellte es kein Problem für ihn dar und nachdem reichlich Alkohol geflossen war erst recht nicht. So wachte allerdings auch Yuugi schlecht auf, zwar zu spät, aber schlecht, denn er hatte einen furchtbaren Kater, vertrug er doch gar keinen Alkohol weil er ja nie welchen trank. Dennoch quälte er sich aus dem Bett, wohl wissend, dass er Atemu wohl kein zweites mal entfliehen konnte. Er hatte Angst davor ihm zu begegnen, Angst davor, dass mehr von ihm gefordert werden würde und er nicht damit klar käme. Und er fragte sich, wie er in Atemus’ Nähe sein sollte ohne daran zu denken, wie sie vor zwei Tagen zusammen in Atemus’ Bett gelegen hatten und... Viel zu schnell verflog die Zeit und dann war es plötzlich schon Mittagspause. Zwar bemühte sich Yuugi tapfer zur Bäckerei zu gehen doch er ging langsam um Zeit zu schinden, aber seine Angst nahm nicht ab. Er vermochte nicht zu sagen, ob er das treffen mit Atemu nun als positiv oder negativ einstufen sollte. Positiv war sicherlich, dass er nicht die ganze Zeit das Bild eines nackten Atemu vor Augen hatte, wie er es ja befürchtet hatte, oder das Atemu nichts weiter tat als ganz normal mit ihm zu reden, ihn in den Arm zu nehmen und zu küssen, aber keine eindeutig zweideutigen Avancen machte. Negativ aber waren die Gespräche an sich. Sie waren mit einem mal so seltsam befangen. Oder bildete er sich das bloß ein? Aber Atemu benahm sich seltsam zurückhaltend und auch Yuugi wagte kaum noch etwas zu sagen. Erst recht setzte er sich nicht wie sonst bei Atemu auf den Schoß. Auch das Treffen am Abend verlief nicht viel besser, sie trennten sich sehr früh, denn keiner wusste so recht was er sagen oder tun solle. Yuugi graute es bereits vor dem Wochenende, wenn er so lange mit Atemu zusammen sein würde. Was sollten sie denn reden, was tun? Das Atemu nicht auf eine Wiederholung von vor ein paar Tagen bestehen würde war ihm zwar inzwischen klar, aber jetzt fragte er sich, ob seine verdammte Schüchternheit nicht ihre ganze Beziehung kaputt machte. Schuldgefühle überkamen ihn, doch er wusste auch nicht, wie er sie bessern sollte, denn was konnte er schon an seinen Gefühlen ändern, an der Angst vor dem Kontrollverlust oder auch an dem seit neustem so rätselhaften Verhalten Atemus’? Und er seufzte. Das Wochenende kam, und Yuugi lief aufgeregt in seiner Wohnung auf und ab, fragte sich, was er tun solle, wenn Atemu vor der Tür stünde, was er sagen solle und wie er sich zu verhalten hätte. Da klingelte es, was Yuugi dazu brachte wie elektrisiert aufzuspringen und dann im Schneckentempo zur Tür zu kriechen. Er öffnete sie mit einem gezwungenen Lächeln und ließ Atemu eintreten. Es war wie immer, in den letzten Tagen. Sie saßen nebeneinander, wagten es kaum, einander zu berühren – und sei es nur eine flüchtige Berührung am Arm – und sprachen kaum miteinander. Machte dann doch einer der beiden den Mund auf, dann waren es nur belanglose Dinge, über die sie sich austauschten. Das Schweigen und die seltsame Kälte lasteten schwer auf ihnen, und schließlich war es Atemu, der den Versuch startete, das Eis zu brechen. „Yuugi. Yuugi, was ist los?“ Yuugi rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her. to be continued… Kapitel 7: //Shichi// Ki-Ai --------------------------- Ki-Ai = Kampfschrei Atemus’ Blick ruhte fragend auf Yuugi. Es lag nichts anklagendes oder lauerndes in diesem Blick, einfach nur diese Frage und die Verzweiflung, zu retten, was noch zu retten war. Yuugi tat einen schweren Seufzer, er wusste, dass er mit Atemu reden musste und das dies wahrscheinlich der beste Zeitpunkt wäre, aber der Mut verließ ihn und er wusste nicht, wie er anfangen sollte. Unsicher blickte er Atemu an. Er sah nicht sauer aus, aber auch nicht so, als würde er sich mit irgendwelchen Ausflüchten oder Halbwahrheiten zufrieden geben. Doch wie eigentlich immer beruhigte es ihn auch jetzt, das Glitzern dieser faszinierenden Rubine zu betrachten. Obwohl er wusste, was sie zur Zeit von ihm wollten – sie waren irgendwie für ihn da. Er wusste genau, dass das ziemlich unsinnig war, aber dieses Gefühl gab ihm Kraft, und so wollte er es erst gar nicht anzweifeln. Während er sprach sah er so Atemu die ganze Zeit über tief in die Augen. „Es... na ja... es ist wegen neulich“ Allein die Art und Weise wie Yuugi es aussprach machten Atemu überdeutlich klar, worauf Yuugi anspielte und so erübrigte sich die Frage und Yuugi konnte ungestört weiter sprechen:„Versteh mich nicht falsch! Es... es ist ja nicht so, als hätte es mir nicht gefallen, im Gegenteil, es war... war...“ Er unterbrach sich um Atemu einen um Verständnis heischenden Blick zuzuwerfen, da ihm die Worte fehlten, diese Emotionen auszuformulieren. Atemu, der von der Röte, die Yuugis’ Wangen in so ausgezeichneter Weise zierte sehr fasziniert war und die während er gesprochen hatte sehr zu seinem Entzücken immer weiter zugenommen hatte, nickte verständnisvoll, er wusste genau, was Yuugi meinte. Dieser sprach, durch Atemus’ Zustimmung bestärkt, weiter:„Nur eben, für mich war dass das erste Mal, und es ist so... vielleicht ungewohnt. Und ein wenig, na ja, peinlich. Also, weil mich hat noch nie jemand... und....“ Er brach ab, rot wie eine Tomate im Gesicht und senkte den Blick. Aber Atemu war nicht der Ansicht, dass es Yuugi peinlich sein müsse, was er gesagt hatte. Eigentlich fand er es ganz süß. Er beugte sich vor, zog Yuugi zu sich herüber und nahm ihn endlich, endlich wieder in seine Arme. Yuugi war völlig überrumpelt von dieser Situation und versteifte sich innerlich, doch Atemu strich ihm beruhigend übers Haar. „Es muss dir nicht peinlich sein, dass ich dich gesehen habe. Erst recht nicht, wenn es dir gefallen hat. Aber sollte es zu früh gewesen sein tut es mir Leid. Ich hatte dich zu nichts drängen wollen. Wir haben Zeit, und ich kann warten.“ Yuugi, eng an Atemu geknuddelt, zog unbemerkt die Augenbrauen hoch. „Aber,“, nuschelte er dann gegen Atemus’ Bauch,„Du wolltest doch so unbedingt...“ „Unbedingt?“, fragte Atemu zurück. Er hatte Yuugi doch die Möglichkeit gelassen abzuwehren! Was meinte er? Doch die Antwort hierauf sollte er sogleich erhalten. „Du... hast doch... Zum Beispiel als ich am Duschen war...“ Yuugi verstummte, doch er musste gar nicht weiterreden, denn Atemu hatte schon begriffen. Schlagartig war es an ihm rot zu werden und einen überraschten Ausruf von sich zu geben. „Yuugi! Du... du wusstest es?“, fragte er. Er konnte es einfach nicht glauben, und dass nun wiederum war ihm peinlich. Yuugi nickte kaum merklich, doch für Atemu kam es überdeutlich. „Darum hab ich ja dann auch lauter weiter gesungen. Ich hatte nicht... also, du wolltest doch nicht, dass ich es merke...“, sagte Yuugi leise. Diese Rücksichtsnahme rührte Atemu zwar, doch der Schock, dass Yuugi es die ganze Zeit gewusst hatte saß tief. Und bedeutete dies nicht, dass er Schuld war, dass es Yuugi so schlecht ging? Immerhin hatte er sich dann also nur deshalb von ihm befriedigen lassen, weil er geglaubt hatte, dass er es unbedingt wollte. Atemu wusste nichts darauf zu sagen. Erst nach einer Weile ergriff er wieder das Wort. „Du sagst es mir am besten einfach, solltest du meinen dafür bereit zu sein.“ Er hatte sehr leise gesprochen, aber Yuugi hatte ihn gut verstanden. „Aber ich bin bereit. Vielleicht noch nicht ganz für Sex, aber... also gefallen hatte es mir ja!“, erklärte er. Diese Worte linderten Atemus’ Schuldgefühle enorm und er drückte Yuugi noch fester an sich. Endlich war das Eis gebrochen, endlich brachten sie es fertig, wieder normal miteinander zu reden. Aber so intim wie in Atemus’ Schlafzimmer wurden sie nicht mehr. Bald hatte der Alltag sie wieder, da besuchte Yuugi Atemu wieder in seinen Mittagspausen, da sahen sie sich wieder jeden Abend und an den Wochenenden. Die vielen und langen Gespräche taten ihrer Beziehung zweifelsohne gut – es gab keine Geheimnisse mehr zwischen ihnen. Das sie irgendwann weiter gehen würden stand außer Frage, die Frage, die sich eigentlich stellte war jene, nach dem wann. Und mit eben diesem ließ Yuugi sich Zeit. Und Atemu wartete. Er hatte Geduld, machte keine Andeutungen und hielt sich generell völlig von Yuugis’ Intimbereich fern. Manchmal fragte Yuugi sich, ob er dies wohl bereuen sollte, doch das hielt nicht lange. Er wusste, dass Atemu sich seinetwegen nicht selten selbst befriedigte, er wusste, dass Atemu wartete. Aber er wusste auch, dass Atemu noch ein Weilchen würde warten müssen. Zum Glück nahm er es ihm nicht krumm. So hatte er auch jetzt keine Schuldgefühle, als er aufblickte und Atemu zurück ins Zimmer kam, sein, Atemus’, Schlafzimmer, in dem Yuugi auf ihn gewartet hatte. Atemu war noch duschen gewesen, als er angekommen war, Yuugi wollte lieber gar nicht wissen, was Atemu womöglich noch alles unter der Dusche angestellt hatte. So hatte er sich die Zeit in Atemus’ Schlafzimmer vertrieben, neugierig wie er war in sämtliche Schränke und Schubladen geblickt, deren Inhalt er noch nicht kannte und war dabei auf etwas sehr interessantes gestoßen. Bilder. Stapelweise Bilder, hunderte, alle wunderschön gezeichnet – und sie alle zeigten ihn. Erst war er nur erstaunt gewesen, dann hatte er die unten vermerkten Daten bemerkt. Diese reichten bis fast ein Jahr zurück, was Yuugi mehr als erstaunte. Sie waren doch erst ein halbes Jahr zusammen. Wieso hatte Atemu dann diese Bilder gezeichnet? Er wusste zwar, dass Atemu ihn schon früher um ein Date hatte bitten – aber doch nicht so früh? Er hatte ein halbes Jahr lang schon solche Gefühle für ihn gehegt? Vor Rührung stiegen ihm die Tränen in die Augen. Die Bilder waren mit der Zeit immer besser geworden, und irgendwie war es Atemu gelungen, ihn in egal welcher Pose immer gut aussehen zu lassen. Es faszinierte Yuugi, all’ diese Bilder zu sehen und vor allem rührte es sein Herz. Aimer, c‘est ce qu‘y a d‘plus beau Aimer, c’est monter si haut Et toucher les ailes des oiseaux Aimer, c‘est ce qu‘y a d‘plus beau Plötzlich hatte er doch noch ein schlechtes Gewissen, weil er nicht mit Atemu schlief. Wenn Atemu ihn wirklich schon so lange liebte... und er musste ihn sehr lieben... Yuugi spürte ein plötzliches Gefühl der Wärme ihn durchströmen, so intensiv, dass man sich nicht dagegen wehren konnte und sein Herz schlug wie wild. Er lächelte und versuchte erst gar nicht die Tränen der Rührung wegzublinzeln. „Atemu.“, flüsterte er gerührt, obwohl dieser ja gar nicht anwesend war sondern noch unter der Dusche stand,„Ich liebe dich so sehr!“ Weiter blätterte er die Bilder durch, mit jedem, das er zur Hand nahm stieg das warme Gefühl in seiner Brust um ein vielfaches an und er fühlte sich so gesegnet, einen so lieben Menschen gefunden zu haben, der auch an seiner Seite leben wollte. Aimer, c‘est voler le temps Aimer, c‘est rester vivant Et brûler au cœur d‘un volcan Aimer, c‘est c‘qu‘y a d‘plus grand Der Vorsatz, vielleicht doch etwas eher mit Atemu zu schlafen reifte in ihm, aber auch jetzt reichte es noch nicht zu einem sofort. Irgendwie wollte er sich bei Atemu bedanken, doch er wusste nicht wie. Er konnte wohl nicht so gut zeichnen, und es wäre ja auch nicht besonders originell. Etwas zu singen kam noch viel weniger in Frage, denn das würde vermutlich Atemus’ Leben nicht unwesentlich gefährden. Im Gegensatz zu seinen Freunden schätzte er seine gesanglichen Fähigkeiten herzlich niedrig ein, was ein Irrtum seinerseits war, aber das wollte er nicht einsehen. So suchte er weiter nach einer anderen Möglichkeit. Kurz flammte die Idee in ihm auf, Atemu zu befriedigen, aber er wusste nicht, ob er das wirklich konnte, was, wenn Atemu am Ende nur enttäuscht von ihm wäre? So kam es, dass er immer noch nicht zu einem vernünftigen Schluss gekommen war, als die Türe sich öffnete und Atemu eintrat. Schnell wischte Yuugi sich die Tränen weg, aus irgendeinem Grund wollte er nicht, dass Atemu sie sah. Er blickte hinab auf die Bilder. Hätte Atemu nicht etwas dagegen gehabt, dass er sie sich ansah? Immerhin drückten sie tiefe Gefühle aus... Dennoch hielt er es für besser, ehrlich zu sein. „Ich hab die hier gefunden.“, sagte er leise zu Atemu und deutete auf die um ihn herum verstreuten Bilder. „Oh.“, machte Atemu nur, als er sah, um welche Bilder es sich handelte. „War das schlimm?“, fragte Yuugi, seine Stimme klang sehr verzagt. Atemu lächelte. „Nein.“, antwortete er ehrlich,„Sie zeigen ja dich, warum solltest du sie dir da nicht ansehen? Magst du sie?“ Yuugi nickte überwältigt. „Sie sind wunderbar!“, bekräftigte er,„Und so, so... ich finde es rührend!“ Erneut strahlte Atemu ihn an und kletterte zu Yuugi aufs Bett, wo dieser mit den Bildern gesessen hatte. Er nahm Yuugi in den Arm. „Ich wäre so gerne mit dir zusammengewesen, aber ich traute mich nicht, dich zu fragen. Da hab ich dich halt gezeichnet.“, erklärte er leise an Yuugis’ Ohr, bevor er anfing, sanft daran zu knabbern. Yuugi seufzte bei dieser Berührung wohlig auf. „Ich bin so froh, dass wir es doch noch geschafft haben.“, nuschelte er leise und blickte unter halb geschlossenen Lidern zu den Bildern hin. So viel Liebe... Aimer, c‘est plus fort que tout Donner, le meilleur de nous Aimer, et sentir son cœur Aimer, pour avoir moins peur Er fragte sich, ob er das überhaupt verdient hätte. Wie konnte er? Weder hatte er den Mut gehabt, Atemu anzusprechen, noch hatte er heute den Mut, mit ihm zu schlafen. Wie erbärmlich. Wie unendlich erbärmlich. Er sollte sich schämen. „Wieso liebst du mich?“, fragte er leise Atemu, auf der Suche nach Antworten. Er verstand beim besten Willen nicht, wie Atemu ihn bei dieser Sachlage noch lieben konnte. Doch Atemu machte sich keine solchen Probleme. „Wieso? Das kann ich nicht sagen. Aber das ich dich liebe, das auf jeden Fall.“, meinte er. „Ich versteh’s nicht.“, seufzte Yuugi. „Was kann man an mir lieben?“ Atemu lächelte. „Das ist nicht schwer zu beantworten.“, sagte er und hob dann auch schon zu weiteren Ausführungen an. „Ich mag deine Augen, ihr Strahlen, deine weichen Lippen, deine zarte Haut, dein reines Herz deine gute Seele, dein Lachen, dein Wesen, deine Ehrlichkeit und wie deine Wangen rot werden, wenn man dir etwas nettes sagt, so wie jetzt.“ Er lächelte, als er beobachtete, wie Yuugis’ Wangen genau den von ihm beschriebenen Rotton annahmen. Yuugi wusste nicht, was er zu diesen Ausführungen sagen sollte, dreht sich nur leicht in Atemus’ Armen und küsste ihn heftig, um ihn so über seine Gefühle aufzuklären. Aimer, c‘est ce qu‘y a d‘plus beau Aimer, c‘est monter si haut Et toucher les ailes des oiseaux Aimer, c‘est ce qu‘y a d‘plus beau Aimer, c‘est voler le temps Aimer, c‘est rester vivant Et brûler au cœur d’un volcan Aimer, c‘est c‘qu‘y a d‘plus grand Atemu verstand durchaus, und es rührte ihn. Er zerwühlte Yuugis’ Haar und lächelte glücklich. Jedes seiner Worte hatte er ernst gemeint, er konnte sich ein Leben ohne Yuugi längst nicht mehr vorstellen. Vielleicht war diese Denkweise nach nur sechs Monaten übertrieben, andere Paare brauchten oft Jahre, aber dennoch war er sich sicher, absolut sicher, dass er und Yuugi einfach zusammengehörten. Sein einziges Problem war die Tatsache, dass er nicht wusste, wie Yuugi darüber dachte. Ein „Ich liebe dich.“ hörte er selten von ihm. Und auch sonst war es zwar nicht so, dass Atemu Zweifel an der Liebe Yuugis’ zu ihm gehabt hätte, aber er wünschte sich manchmal, dass er es öfter aus seinem Mund hören würde. Natürlich waren da die Küsse und all’ die lieben Gesten und Atemu wusste sie sehr zu schätzen... Aber es nicht gesagt zu bekommen bedeutete nicht, dass Atemu gezweifelt hätte, oder gar, dass es ihn daran gehindert hätte, an diesem Morgen, während Yuugi arbeiten war, den Juwelier aufzusuchen. Nein, Atemu zweifelte nicht. „Du sagst es nie.“, meinte er dennoch. Überrascht blickte Yuugi aus seinen Armen auf:„Was sage ich nie?“, fragte er. „Na ja...“, meinte Atemu und sah über Yuugis’ Kopf hinweg aus dem Fenster hinaus. Es jetzt in Worte zu fassen war ihm ein wenig peinlich und Yuugi kam in das äußerst seltene Vergnügen zu sehen, wie sich Atemus’ Wangen mit einem hauchzarten rosa färbten. „Dass du mich liebst.“, sagte Atemu leise. Yuugis’ Augenbrauen hoben sich ein wenig. „Aber das tue ich.“, bekräftigte er, ohne verstanden zu haben, worauf genau Atemu hinauswollte. Atemu schüttelte den Kopf. „Du sagst es nicht.“, beharrte er auf seinem Standpunkt. Yuugi musste kurz überlegen. Er pflegte für gewöhnlich nicht Buch darüber zu führen, was er zu Atemu sagte, so konnte er es nicht sicher sagen, aber wenn er ehrlich zu sich selbst war, so musste er sich eingestehen, dass er sich in der Tat nicht daran erinnern konnte, wann er die drei magischen Worte zuletzt ausgesprochen hatte. „Würde es denn einen Unterscheid machen, wenn ich es sage?“, fragte er unsicher. Endlich sah Atemu ihn nun auch wieder an. Er nickte langsam, dann sagte er:„Ja, für mich schon. Es wäre schön, wenn du es hin und wieder sagen würdest.“ Yuugi lächelte. Er fand das wirklich sehr süß. „Ich liebe dich.“, sagte er offen und ehrlich zu Atemu. Aimer, c‘est brûler ses nuits Aimer, c‘est payer le prix Et donner un sens à sa vie Aimer, c‘est brûler ses nuits Atemu lächelte glücklich. Ja, es machte in der Tat einen Unterschied, nur zu glauben, geliebt zu werden – egal wie sicher man sich da auch sein mochte – oder es aus dem Mund des Geliebten zu hören. Er strahlte Yuugi an. „Und ich liebe dich.“, antwortete er. Es tat gut und war irgendwie befreiend, dass zu sagen und gesagt zu bekommen. Vorsichtig räumte er die Bilder vom Bett und knipste das Nachtlicht an. Es wurde draußen immer dunkler, immerhin befanden sie sich zur Zeit in jener ungemütlichen Zeit des Wechsels zwischen Winter und Frühling, wenn es draußen lange kalt und dunkel war. Das kleine Licht aber strahlte ein gemütliches Licht und eine sanfte Wärme aus und nebeneinander auf Atemus’ Bett liegend konnten sie in den Sternenhimmel blicken. Atemu seufzte leise vor Glück. Er dachte an seinen Morgen, als er beim Juwelier gewesen war, blickte Yuugi an der neben ihm lag und wusste aus den Tiefen seines Herzens heraus das ihr Glück von Dauer sein würde. Es konnte gar nicht anders sein. Auch Yuugi blinzelte zu Atemu hinüber. Der Seufzer war ihm nicht entgangen, doch offensichtlich hatte er keine negative Ursache, sodass er sich nicht sorgen musste. Er dachte daran, wie Atemu ihn darum gebeten hatte, zu sagen, dass er ihn liebte und er fragte sich, inwiefern dies bedeutete, dass er vielleicht ein schlechter Partner wäre. Er sollte seine fixe Idee, Atemu zu befriedigen, vielleicht doch in die Tat umsetzten [keine Einwände... *hg*]. Er wollte sich Atemu schon zuwenden, aber dann zögerte er doch. Er wusste doch nicht, wie. Ja... er hatte es schon einmal getan... aber irgendwie war das etwas anderes. Da war er selbst grade erst von Atemu zu diesem Höhenflug verleitet worden, hatte gar nicht so richtig gewusst, was er tat. Seine Gedanken schweiften in die Vergangenheit, zu jenem Tag, als er und Atemu... Er erinnerte sich sehr genau an die Gefühle, die er empfunden hatte, wie wunderschön sie gewesen waren, obwohl man wirklich dazusagen musste, dass „wunderschön“ keine ausreichende Beschreibung war. Wie konnte er Atemu solche Gefühle nur verwehren? Aimer, c‘est ce qu‘y a d‘plus beau Aimer, c‘est monter si haut Et toucher les ailes des oiseaux Aimer, c‘est ce qu‘y a d‘plus beau Doch als er auch dieses mal seine Hand hob zögerte er ängstlich und verharrte. Atemu jedoch bemerkte es. Allerdings durchschaute er die Absichten Yuugis’ nicht, nahm nur dessen in der Luft hängende Hand in die seine, drückte sie sanft und legte sie dann auf sein Herz. Yuugi lächelte zwar gerührt, doch nun konnte er nicht mehr tun, was er sich vorgenommen hatte. Aber wenn er ehrlich war, war er eigentlich ganz froh um diese Ausrede. So tat er nichts dagegen, blieb einfach nur neben Atemu liegen, genoss die Wärme, die Geborgenheit und den umwerfenden Blick auf den sternenübersäten Himmel. Im Grunde genommen wäre die Szenerie perfekt. Es wäre ein sehr romantisches erstes Mal. Atemu erwartete es nicht von ihm, er war nicht dazu gezwungen, was seine Angst linderte. Er atmete tief durch. Denn drehte er sich zu Atemu um, setzte sich halb auf und beugte sich über ihn, sodass er ihn küssen konnte. Ihr Kuss war lang und innig, Yuugi war zudem bemüht, ihn möglichst sinnlich und erotisch anzuhauchen, aber in Wahrheit hatte er einfach nur Angst. Atemu entging das nicht, er kannte Yuugi viel zu gut, manchmal besser, als ihm lieb war. Man konnte keine Geheimnisse vor ihm haben, nicht einmal solche. Atemu unterbrach den Kuss nicht, im Grunde genommen tat er nichts weiter, als so unter Yuugi liegen zu bleiben wie er lag und sanft den Kuss zu erwidern, ihm irgendwie die Leidenschaft zu nehmen, sodass er es irgendwie schaffte Yuugi die Botschaft zu übermitteln, er müsse es nicht tun, wirklich nicht. Doch Yuugi ging nicht auf dieses Angebot ein. Er hielt nicht in dem Kuss inne, und es dauerte, ehe sie nach Minuten atemlos voneinander ließen. Doch es war nicht Yuugi, der es ja eigentlich geplant hatte, sondern Atemu, der anfing, seinen Geliebten sanft zu streicheln. Erst ganz unschuldig, doch als Atemus’ Hand auf Yuugis’ Schritt lag ließ sich dieser von ihm widerstandslos erneut in den Himmel entführen. Allerdings nicht, ohne zu vergessen, gleiches mit gleichem zu vergelten. Aimer... Kapitel 8: //Hachi// Dori ------------------------- Dori = Nehmen „... Du bist so ein wundervoller Mensch. Du bist ehrlich, aufrichtig, liebvoll. Du bist wunderschön; ich liebe dich so sehr. Und darum-“ Yuugi stoppte, die Hand nur Millimeter von dem Türknauf zur Schlafzimmertür Atemus’ entfernt. Er hörte deutlich Atemus’ Stimme, wie sie von drinnen zu ihm klang. Aber was redete er da? Und vor allem mit wem? Neugierig und ein wenig ängstlich öffnete Yuugi die Tür dann doch. Doch was immer er erwartet hatte zu sehen, es war sicher nicht das Bild, welches sich ihm nun bot. Atemu trug den dunkelblauen Anzug mit Krawatte, den er in der Nacht ihres ersten Rendezvous’ getragen hatte. Aber entgegen Yuugis’ Verdacht unterhielt er sich nicht mit jemandem, sondern stand vor dem Spiegel, einen imaginären Behälter in Händen haltend. „Ähm... Atemu??“, machte Yuugi vorsichtig. Von einer Sekunde auf die andere fuhr Atemu herum, entdeckte den in seiner Türe stehenden Yuugi und wurde puterrot. Yuugi lächelte amüsiert über diesen Anblick und fragte, Atemus’ lautes „Yuugi!“ nicht weiter beachtend, „Ähm... Atemu, was tust du da?“ „Ich?“, fragte Atemu als sei noch jemand anders außer den beiden im Raum. Yuugi erwiderte nichts, das erübrigte sich von selbst und warf Atemu nur einen weiteren auffordernden Blick zu. „Ich... führe Selbstgespräche.“, erklärte Atemu, seine Stimme war viel zu hoch und seine Augen huschten viel zu schnell durch das Zimmer. Yuugis’ Blick wechselte von fragend auf ungläubig. „Du sagst dir selbst, wie toll du dich findest?“ „Ähm. Nein.“, gab Atemu dann doch zu. Endlich fand sein Blick Ruhe, er starrte Yuugis’ Fußspitzen an und auch die Röte in seinem Gesicht nahm allmählich ab. Doch Yuugi ließ nicht locker. Atemus’ Verhalten war äußerst rätselhaft. Stimmte denn irgendetwas nicht? Es sollte doch keinen Grund geben, weshalb er Fremdgehen würde? Immerhin... wenn er daran zurückdachte, was sie letzte Woche getan hatten, hier, in diesem Zimmer, als er die von Atemu gezeichneten Bilder entdeckt hatte? Und zwei Tage danach in seinem eigenen Schlafzimmer? Und den Tag darauf in der Küche? Und zwei Tage später in der Mittagspause in der Backstube? Und gestern erst, an Atemus’ Lieblingsplatz im Wald, den er ihm auf ihrem ersten Rendezvous gezeigt hatte? Er hatte nicht den Eindruck gehabt, dass es Atemu nicht gefallen hätte. Es mochte ja stimmen, dass sie nach wie vor keinen Sex gehabt hatten, aber sie hatten sich ja schon mal gesteigert... Was genau machte Atemu dann hier? „Was tust du dann?“, fragte Yuugi bohrend. Atemu blickte auf, sah Yuugi in die Augen, ein wenig unsicher vielleicht, so, als fürchte er, gleich von ihm angefallen zu werden, dann straffte er die Schultern und griff in die Innentasche des Sakkos’ seines Anzugs. Ein kleines, schlichtes schwarzes Kästchen kam zum Vorschein. Welche Bewandtnis es damit auf sich hatte verriet Atemu allerdings nicht. Stattdessen schritt er auf Yuugi zu – ja, schreiten war das rechte Wort, sein Gang, überhaupt sein ganzes Gehabe hatte etwas Feierliches an sich – und küsste ihn sanft auf die Lippen. Doch Yuugi schenkte dem keine große Beachtung, viel mehr sah er Atemu weiterhin fragend an und wartete darauf, dass dieser sich erklärte. Was er nicht tat. Stattdessen sank er plötzlich vor Yuugi auf die Knie. „Atemu!“, rief Yuugi,„Was hast du?“ Er stürzte zu ihm, befürchtete er doch, sein Geliebter sei zusammengebrochen, aus welchem Grund auch immer. Aber offensichtlich war dies nicht der Fall, als Atemu den Kopf hob und in Yuugis’ Augen blickte waren seine eigenen Augen voller Leben. Er hob die freie Hand und drückte Yuugi sanft, aber bestimmt zurück. „Shhht...“, machte Atemu nur leise. Yuugi richtete sich überrascht wieder auf, sah Atemu verwirrt an, der immer noch vor ihm kniete. Dann öffnete Atemu das Kästchen und noch bevor Yuugi überhaupt den Inhalt des selbigen gesehen hatte ging ihm der Sinn dieser Haltung und von Atemus’ Worten vorhin auf. Tränen des Glücks traten in seine Augen, als er auf das geöffnete Kästchen sah. Der Ring war schlicht, sehr dünn und aus Gold. Er glänzte auf dem schwarzen Samt wie die Sonne. „Willst du mich heiraten?“, flüsterte Atemu. Yuugi schluchzte auf, seine Knie gaben nach und er kniete alsbald mit Atemu auf dem Boden, ihm gegenüber, die Arme um seinen Hals geschlungen und vor Glück weinend. „Ja...“, antwortete er erstickt,„Ja, ich will.“ Er hörte, wie Atemu ebenfalls ganz leise zu weinen begann und er strahlte übers ganze Gesicht. Dann nahm Atemu den Ring aus dem Kästchen und steckte ihn Yuugi an den Finger. Stumm hockten sie auf dem Boden und bestaunten den Ring, wie er nun an Yuugis’ Hand glitzerte und den Bund ihrer Verlobung besiegelte. Jono blickte überrascht auf. Grade hatte die Mittagspause begonnen, was bedeutete, dass Yuugi für gewöhnlich alles stehen und liegen ließ, sich seine Jacke krallte und im Laufschritt das Büro verließ. Er wusste ja, zu wem Yuugi eilte, im Gegensatz zu Tristan und Ryou, die zwar rätselten, aber nach wie vor nur Vermutungen aufstellen konnten. Doch was Jono nun so überrascht aufblicken ließ war die Tatsache, dass Yuugi eben nicht wie sonst aufsprang und zu Atemu eilte. Um genau zu sein blieb Yuugi sogar ganz ruhig sitzen und tippte einfach weiter an seinem PC, beendete den grade von ihm bearbeiteten Vorgang noch fertig, ehe er sich schließlich erhob. Allerdings in aller Gemütsruhe und er ging auch nicht zur Tür sondern nur um seinen Schreibtisch herum, auf welchem er sich dann so niederließ, dass er das gesamte Büro perfekt im Blick hatte. Dann räusperte er sich vorsichtig, was jedoch, auf Grund der geringe Lautstärke wenig Eindruck auf seine Freunde machte. „Hört mal!“, rief Yuugi darum ungeduldig und trommelte mit den Fingern auf der Tischplatte. Die anderen horchten auf und richteten ihre Blicke auf Yuugi. Dieser seufzte leise. Er wusste, warum er es hasste im Mittelpunkt zu stehen, und sei es nur bei seinen engsten Freunden. Er straffte die Schultern und hob den Kopf ein wenig an um die zarte Röte seiner Wangen zu überspielen, dann fing er zu reden an:„Also... ich muss euch was sagen. Und zwar hab ich euch ja schon vor einem halben Jahr von Atemu erzählt...“ Er unterbrach sich um sich zu vergewissern, dass seine Freunde auch wussten, von wem er sprach. Ihr Nicken bestätigte ihm dies und so sprach er weiter:„Also... ich habe mit ihm geredet – oder eher, er hat mit mir geredet, aber was soll’s? – jedenfalls... wir sind ein Paar!“ Er machte eine gespannte Pause und sah in die Gesichter seiner Freunde, ängstlich, wie sie reagieren würden. Zwar hatte er, als er mit Atemu darüber geredet hatte es ihnen zu sagen noch behauptet, seine Freunde sähen sicher kein Problem darin, denn immerhin hatten sie ihn ja schon vorher ermutigt, aber wie er jetzt so vor ihnen saß bekam er plötzlich Angst, sie könnten ihre Meinung geändert haben. Sehr zu seiner Erleichterung durfte er nun aber feststellen, dass dies nicht der Fall war. Im Gegenteil fingen sie an zu applaudieren, sprangen dann auf und beglückwünschten ihn. Yuugi strahlte übers ganze Gesicht und die Anspannung – der er sich erst jetzt bewusst wurde – fiel von ihm ab. Doch er war ja noch gar nicht fertig. Mit einem lauten Ausruf sicherte er sich zum zweiten mal die Aufmerksamkeit seiner Freunde um zu ergänzen, was er ihnen bisher verschwiegen hatte. „Ähm, da wäre noch was...“, meinte er und hielt seine Hand so hoch, dass sie alle deutlich den Ring an seinem Finger glitzern sehen konnten. „Ihr seid alle herzlich zur Hochzeit eingeladen.“, verkündete er seinen Freunden. Kurz herrschte eine verblüffte Stille, dann aber hätte jemand, der sich außerhalb des Reisebüros’ befand auf den Gedanken kommen können, jemand habe im Inneren eine Bombe gezündet. Auch Yuugi war es unverständlich, wie nur drei Menschen es schafften einen solchen Heidenlärm zu veranstalten, aber scheinbar hatten sie kein Problem damit. Als sie sich zehn Minuten später endlich wieder beruhigt hatten fragte ihn ein sehr heiserer Jono, wann sie sich denn trauen lassen wollten. „Wir wollten nachher zum Standesamt gehen, dann kann ich euch morgen ja den Termin sagen.“, gab Yuugi ihm Auskunft und wurde ein wenig rot, warum konnte er selber nicht so genau sagen. Aber niemand veralberte ihn deswegen, sie befanden viel eher, dass sie nun erst einmal feiern müssten. So endete die Mittagspause an diesem Tag erst anderthalb Stunden später als sie es eigentlich hätte tun sollen, aber die vier störte dies herzlich wenig und sie ließen sich auch nicht von irgendwelchen ärgerlich gegen die Scheiben klopfenden Kunden in spe stören. Überhaupt kam Yuugi an diesem Tag kaum zum Arbeiten, er machte schon früher Schluss um dann zusammen mit Atemu, welcher ihn am Reisebüro abholte und auf diese Weise auch gleich Tristan und Ryou einmal kennen lernte, auf den Weg zum Standesamt. Bevor sie eintraten tauschten sie einen letzten Blick, es war kein ängstlicher, oder fragender, nein, einfach nur ein glücklicher. Der Termin war schnell ausgemacht und wurde auf in zwei Wochen gelegt [keine Ahnung, wie lange das so dauert...]. Anschließend bestand Atemu darauf, Yuugi zum Juwelier zu schleppen um Eheringe zu kaufen. Yuugi war vehement dagegen, denn er wollte nicht, dass Atemu so viel Geld seinetwegen ausgab, aber zum Schluss hatte Atemu das letzte Wort und Yuugi gab klein bei. Die Wahl allerdings fiel ihnen nicht schwer, sie stellten lachend fest, dass sie sich sofort für das gleiche Paar Ringe entschieden, welche sie dann auch nahmen und Atemu stillschweigend bezahlte. Yuugi erfuhr nie, wie viel sie denn nun gekostet hatten. Doch es war noch lange keine Ruhe. Atemu hatte sich viel vorgenommen, was heute noch alles zu erledigen sei. Yuugi erhob schon gar keine Einwände mehr, ließ sich von Atemu in die Straßenbahn zerren und drei Stationen später stiegen sie bei Yuugis’ Opa aus, der selbstverständlich auch zur Hochzeit eingeladen werden musste. Von der Beziehung seines Enkelsohnes wusste er als einziger von Anfang an, und er war der Ansicht gewesen, wenn sein Enkel glücklich sei, so sei er es auch. Als er von der Verlobung der beiden und der bevorstehenden Hochzeit hörte freute er sich sehr und sagte sogleich zu, zu kommen. Als Yuugi später einmal kurz auf die Toilette musste nahm Yuugis’ Großvater Atemu allerdings kurz beiseite. Atemu fürchtete schon, die gleiche Drohung zu hören zu bekommen, die einst Jono ausgesprochen hatte; nämlich jene, umgebracht zu werden sollte er Yuugi verletzten, doch dies schien für Herrn Mutou senior selbstverständlich zu sein, er hatte etwas ganz anderes zu besprechen. „Ich weiß ja, dass deine Eltern verstorben sind.“, fing er an,„Und Yuugi findet bestimmt jemanden anders. Also, was ich sagen will: Du brauchst noch einen Trauzeugen.“ Atemu strahlte und dankte Yuugis’ Großvater herzlichst für dieses Angebot, welches er auch annahm. Zur Feier des Tages holte Herr Mutou dann auch gleich den Schnaps aus dem Schrank und als sie sich zwei Stunden später nach einem sehr vergnüglichen Abend verabschieden wollten wurden sie von Yuugis’ Großvater daran gehindert zu gehen, da er meinte, sie seien einfach zu betrunken um sich jetzt noch irgendwo zurechtzufinden. Wo er Recht hatte, hatte er Recht. Die beiden schliefen in Yuugis’ altem Zimmer und Atemu war froh darum, doch nicht mehr bis nach Hause gefahren zu sein, in Yuugis’ Zustand hätte das ziemlich gefährlich werden können, hatte er Yuugi doch die Treppe hoch tragen müssen, da er es alleine nicht mehr geschafft hatte. Am nächsten Morgen hatten sie beide einen Kater, doch sie quälten sich – angetrieben durch Yuugis’ Großvater – aus den Betten und zur Arbeit. Hier konnte Yuugi seinen Freunden dann auch gleich den Hochzeitstermin mitteilen und außerdem Jono bitten, sein Trauzeuge zu sein. Jono sagte zu. Yuugi hatte schon das Gefühl, der Tag könne nicht mehr besser werden, als Atemu ihn am Abend abholte, doch er hatte sich getäuscht. Es gelang Atemu, selbst das noch zu toppen. Zur Begrüßung nämlich hielt er Yuugi fünf Prospekte hin. Erstaunt nahm Yuugi sie zur Hand und blätterte sie durch. Dann hob er überrascht den Blick und sah Atemu fragend an. „Wohnungen?“, fragte er überrascht. Atemu nickte fröhlich. „Natürlich. Wir heiraten bald, mein Schatz. Da brauchen wir doch auch eine gemeinsame Wohnung. Oder möchtest du nicht?“ Doch Yuugi hatte nichts einzuwenden. Enthusiastisch schüttelte er den Kopf und strahlte. „Doch, natürlich möchte ich!“, bestätigte er Atemu. Dieser zeigte sich mit dieser Reaktion höchst zufrieden und wedelte mit dem ersten Prospekt in der Luft herum. „Dann mal los. Unsere erste Wohnungsbesichtigung geht gleich los.“ Yuugi musste bald feststellen, dass Wohnungsbesichtigungen kein Zuckerschlecken waren. Die erste Wohnung entpuppte sich als Albtraum. Sie war in einem fürchterlichen Zustand zurückgelassen worden, ständig mussten sie über herausgebrochenen Putz und offen liegende Leitungen klettern, und die Finanzierung der Renovierung überstieg die Möglichkeiten der beiden bei weitem. In der zweiten Wohnung fühlte sich Yuugi dagegen sogleich pudelwohl. Sie war sehr klein, hatte dafür aber Gemütlichkeit. Atemu allerdings gefiel sie überhaupt nicht, sodass sie der Wohnung bald den Rücken kehrten. Bei der nächsten Wohnung verhielt es sich genau andersherum: Atemu war hellauf begeistert, Yuugi aber wenig angetan. Die vierte Wohnung traf dann endlich ihrer beider Geschmack. Sie war ein Traum – bereits fertig eingerichtet und keiner von beiden hätte es von hier aus weit bis zur Arbeit. Ein Blick auf den Preis der Wohnung allerdings ließ sie dann doch lieber auch noch zu Wohnung Nummer fünf gehen. Vom Preis her stimmte sie jedenfalls, dass stellte Atemu sogleich sicher. Ungünstigerweise lag diese Wohnung ein wenig außerhalb, bis hierher würden sie länger brauchen. Dafür aber mussten sie feststellen, dass diese Wohnung gar nicht weit weg von Atemus’, und mittlerweile auch Yuugis’, Lieblingsplatz im Wald lag. Es war ein großes Mietshaus, die Wohnung nahm die gesamte oberste Etage ein, war groß, luftig und hatte einen riesengroßen Balkon, der eine wundervolle Aussicht, sowohl über den Wald, als auch über die Stadt Domino, bot. Kurz um: Die beiden hatten sich schnell in die Wohnung verliebt und unterschrieben den Mietsvertrag. Einrichten mussten sie diese Wohnung allerdings dann selbst. Ein Umzugsunternehmen wurde angerufen, und rechtzeitig zur Hochzeit würden sie einziehen können. Überglücklich betraten sie abends Yuugis’ Wohnung und stießen auf den geschlossenen Vertrag an – allerdings nur mit Orangensaft, denn der Kater vom Morgen war ihnen noch gut in Erinnerung. Viel zu müde für irgendwelche „Nachtaktivitäten“ schliefen sie in Yuugis’ Bett ein. Es war am nächsten Morgen, als sie nebeneinander aufwachten, als Yuugi bewusst wurde, dass sie so demnächst immer erwachen würden. Dass sie immer in einem Bett schlafen würden. Dass sie verheiratet sein würden. Schlagartig fiel ihm das alte Klischee der Hochzeitsnacht ein. Wie es aussah würde es bei ihnen wahr werden. Yuugi horchte in sich, stellte aber fest, dass er sie nicht fürchtete. Er war höchstens nervös und ob da Vorfreude war sei dahingestellt, aber er war erleichtert festzustellen, dass er keine Angst mehr hatte. Atemu sagte er das aber nicht, zwei Wochen früher oder später würden nun auch keinen Unterscheid mehr machen und solange konnte er ja wohl noch warten. Die folgenden Tage vergingen wie im Flug. Einladungen wurden verschickt, doch die Hochzeitsgesellschaft würde ein kleiner Kreis bleiben, Atemu und Yuugi war es in diesem privaten Rahmen lieber. Dennoch gab es genug zu tun. Sie mieteten eine Halle zum Feiern, telephonierten nach einem Büfettlieferservice und verbrachten Stunden in allen möglichen Kaufhäusern auf der Suche nach Anzügen. Nebenbei mussten sie auch noch Möbel für ihre neue Wohnung kaufen und diese einrichten und streichen. Zum Glück bekamen sie tatkräftige Unterstützung von Yuugis’ Freunden und manchmal schaute auch sein Großvater vorbei. Einen Tag vor ihrer Hochzeit war die Wohnung komplett fertig, aber sie verbrachten die Nacht jeder in seiner eigenen Wohnung, deren Mietsverträge sie gekündigt hatten. In der Nacht hatten sie drei „Einbrecher“ in ihrer neuen Wohnung, welche das Schlafzimmer der beiden für ihre Hochzeitsnacht dekorierten. Und dann war der Tag da. to be continued... Kapitel 9: //Ku// Kin --------------------- Kin = Unterleib, Gold Yuugi blinzelte gegen das Sonnenlicht. Komisch. Er war sich ganz sicher gewesen, dass da etwas gewesen war. Aber er war alleine in seinem Schlafzimmer. Verträumt starrte er die Decke an und wünschte sich die Wärme Atemus’ an seine Seite. Atemu... Mit einem mal saß er senkrecht im Bett. Er würde ihn heute morgen zum letzten mal vermisst haben. Denn heute würden sie heiraten! Er blinzelte. Es war alles so rosa. Er sah genauer hin. Sein Bett war über und über mit rosa Kirschblütenblättern übersät. Ein paar vielen ihm auch aus dem Haar. Überrascht weiteten sich seine Augen. Dann aber lächelte er. Das war wirklich zu süß von Atemu! Er lachte mit kindlicher Freude, warf ein paar der Kirschblüten in die Luft sodass sie auf ihn herabregneten und vergrub dann sein Gesicht in einer handvoll Blüten, roch ihren süßen Duft. Dann war da doch was gewesen. Oder eher wer. Er blickte suchend in seinem Schlafzimmer umher und fand einen lächelnden Atemu, der bereits den Hochzeitsanzug trug, am Fenster stehend und ihn beobachtend. „Rosenblätter hatten sie nicht mehr. Irgendwelche Idioten haben gestern Abend alle Vorräte aufgekauft, darum konnte ich leider nur noch Kirschblüten bekommen.“, entschuldigte Atemu sich anstelle einer Begrüßung. Aber Yuugi sah das nicht so kleinlich:„Es ist toll.“, strahlte er aus seinen Kirschblüten heraus. Atemu lächelte verzaubert. Yuugi sah in diesem Augenblick so süß aus. Er würde am liebsten sofort... Doch da änderte sich plötzlich Yuugis’ Gesichtsausdruck. „Raus!“, rief er Atemu zu und raffte die Decke enger um sich,„Es bringt Unglück, die Braut vor der Hochzeit zu sehen!“ Atemu gluckste vergnügt. „Aber du trägst doch gar kein weißes Kleid.“, meinte er belustigt. Yuugi zog darauf nur eine gespielte Schnute. „Aber einen weißen Anzug.“, setzte er dagegen. Atemu lachte, verließ dann aber das Schlafzimmer. Yuugi aber stand noch nicht sofort auf. Er wusste zwar, dass er das wohl tun sollte, aber bis zu ihrem Termin im Standesamt waren es noch zwei Stunden und man wachte ja nicht jeden morgen in Kirschblütenblättern auf. Strahlend dachte Yuugi an das bevorstehende und konnte gar nicht genug bekommen, von den rosa Kirschblüten um ihn herum. Dann aber stand er auf, duschte und frisierte sich besonders sorgfältig die Haare. Als er nur mit einem Handtuch um die Hüften in die Küche trat saß Atemu dort und trank eine Tasse Kaffee. Yuugi fiepte auf. „Atemu! Du bist ja noch hier!“, rief er aus. „Natürlich!“, antwortete dieser. „Und du solltest dich wirklich beeilen, viel Zeit haben wir nicht mehr.“, sagte Atemu ruhig. Yuugi blickte auf die Uhr, aber sie war fort, schon eingepackt und in ihre neue Wohnung verfrachtet worden. Atemu bemerkte den Blick, zog den Ärmel seines Sakkos’ zurück und sah auf seine Armbanduhr. „Halb elf.“, informierte er Yuugi. Dessen Augen weiteten sich erschrocken. Nur noch eine halbe Stunde! Fluchartig verließ er die Küche und zog sich um. In Rekordgeschwindigkeit war er wieder bei Atemu und ließ sich erst einmal von diesem in den Arm nehmen. „Bereit?“, fragte Atemu. Yuugi strahlte ihn an und nickte. Du stellst mit tausend Fragen Stellst dich mitten in den Wind Und ich hoffe du checkst Dass sie nicht wichtig sind Komm wir setzten jetzt die Segel Nehmen alles mit was geht Um nicht mehr umzudrehen Auch wenn der Wind sich dreht Sie eilten die Treppen hinunter, nahmen heute ausnahmsweise das Auto und fuhren zum Standesamt, dass sie mehr als pünktlich noch erreichten. Pünktlicher als sie allerdings waren ihre Gäste, die sie schon vor dem Eingang erwarteten. Die Begrüßung fiel sehr herzlich aus und im allgemeinen Trubel steckte Atemu Jono die Ringe zu. Er hatte heimlich in den Ring Yuugis’ eine Gravur fertigen lassen. Diese lautete: Für Yuugi. Von Atemu. In Liebe. Immer. Da ihre Gefolgschaft bereits vollzählig versammelt war betraten sie dann auch sogleich das Gebäude. Das richtige Zimmer war schnell gefunden. Als sie es betraten wurden sie bereits von dem Beamten erwartet. Ihre Gäste nahmen ihre Plätze ein, Atemu und Yuugi traten vor und ihre Trauzeugen stellten sich neben sie. Aus den Augenwinkeln heraus beobachtete Atemu Yuugi. Dieser atmete bewusst ruhig. Atemu lächelte leise und sah wieder nach vorne. Also ging es Yuugi ebenfalls wie ihm. Er fühlte, wie die Schmetterlinge in seinem Bauch einen wilden Tanz aufführten. Er war ziemlich nervös. Nicht so, dass er plötzlich einen Rückzieher würde machen wollen, sondern eher vor Vorfreude, aber dennoch eben aufgeregt. Und ganz offensichtlich ging es Yuugi neben ihm genauso. Der Gedanke hatte etwas beruhigendes. Der Beamte begann mit der Zeremonie, begrüßte die Anwesenden und sprach dann ein paar einleitende Worte zur Ehe, über den Wert der Liebe und der Treue. Dann aber wurde es ernst. Zuerst wandte er sich an Atemu, stellte die Frage aller Fragen:„Wollen Sie den hier anwesenden Yuugi Mutou heiraten?“ Es gab für Atemu gar kein Zögern, sofort antwortete er mit „Ja.“. Kurz darauf auch Yuugi sein „Ja, ich will.“ sagen zu hören war fast so schön, wie wenn er sagte „Ich liebe dich.“ Die Dokumente wurden ihnen zugeschoben, erst unterschrieb Atemu, dann Yuugi, anschließend Jono und Herr Mutou. Mit einem tiefen Blick in die Augen des anderen tauschten sie die Ringe, Atemu bemerkte, dass Yuugis’ Hände leicht zitterten, er wollte sie sanft drücken, stellte aber bei dieser Gelegenheit fest, dass auch seine eigenen Hände bebten. Die ersten Glückwünsche kamen von dem Beamten, dann drängte alles nach vorne um die beiden zu beglückwünschen, bis der Beamte sie darauf aufmerksam machte, dass er heute noch andere Hochzeiten anstehen habe und sie doch bitte woanders weiter feiern mögen, damit es voran gehen könne. So räumten sie das Standesamt und machten sich dann weiter auf den Weg zu der gemieteten Halle in welcher sie zu feiern gedachten. Auf der obersten Treppenstufe, die zum Eingang selbiger Halle führte, bekam Jono dann endlich seinem Wunsch stattgegeben und die beiden küssten sich auf sein „Du darfst die Braut jetzt küssen!“ lachend und unter dem Applaus der Allgemeinheit. Es wurde ein ausgelassenes Fest und vor allem eines, das länger dauerte, als ihre eigentliche Heiratszeremonie, die immerhin in sieben Minuten schon wieder beendet gewesen war. Yuugis’ Opa hatte nicht einmal mehr die Zeit gehabt, ein paar Tränen zu vergießen. Es war sehr spät, als sich die letzten Gäste schließlich verabschiedeten und Atemu und Yuugi alleine zurückblieben, die Türen verschlossen und dann zum Auto gingen. Vor diesem aber blieben sie noch stehen, sahen sich an und konnten das Lächeln nicht aus ihren Gesichtern verbannen. Es war seltsam, sich jetzt so in die Augen zu sehen, anders als vor ihrer Eheschließung, irgendwie war es jetzt intimer. Nicht dass das schlimm gewesen wäre. Sie lächelten einander an. „Es fühlt sich gut an.“, sagte Atemu. „Ja.“, bestätigte Yuugi,„Sehr gut.“ Atemu küsste Yuugi auf die Stirn, dann aber stiegen sie ins Auto und fuhren zu ihrem neuen zu Hause. Hey ich hör dich leise lachen Und dann merk ich wie’s mich trifft Ja ich liebe diese Tage Die man morgens schon vergisst Und ich schau dir in die Augen Bin geblendet von dem Licht Das jetzt um sich greift Auch wenn du nicht sprichst Und alles an dir bleibt stumm Sie sprachen nicht viel, während der Autofahrt, es war nicht nötig. Sie hingen beide ihren Gefühlen nach, durchlebten diesen wundervollen Tag noch einmal. Als sie schließlich an ihrer Wohnung ankamen war es ein seltsames Gefühl des Nachhause-Kommens. Immerhin waren sie noch nie so lange hier gewesen als die Wohnung fertig eingerichtet war. Atemu schloss die Türe auf und gemeinsam traten sie über die Schwelle. Atemu ging durch die Wohnung um die Vorhänge zuzuziehen und schloss auch gleich die Türe ab. Yuugi aber ging ohne Umschweife ins Schlafzimmer. Er hatte seine Meinung bezüglich seines Vorsatzes zur Hochzeitsnacht nicht geändert. Als er allerdings die Schlafzimmertür öffnete und das Licht anknipste erlebte er eine Überraschung. Auf Grund dieser entfuhr ihm ein „Ohhh...!“ Atemu hatte sich heute morgen geirrt. Es hatten nicht irgendwelche Idioten alle Rosenblätter aufgekauft. Es waren seine Freunde gewesen, die sie alle gekauft hatten. Und da waren sie ja, die Rosenblätter. Lagen hübsch arrangiert auf den blütenweißen Laken und harmonierten perfekt mit den roten Kerzen, die überall auf dem Boden und den Tischen, Schränken und Kommoden herumstanden. Ein Feuerzeug fand sich auf Yuugis’ Nachttisch, zusammen mit einer Notiz von Jono, Tristan und Ryou. Viel Spaß heut Nacht! stand da geschrieben. Yuugi musste grinsen, nahm das Feuerzeug zur Hand und begann alle Kerzen zu entzünden. Grade als er fertig geworden war betrat Atemu den Raum. Yuugi blickte auf. „Lieb von ihnen, nicht?“, fragte er Atemu lächelnd. Dieser sah sich staunend mit großen Augen um, nickte dann und lächelte ebenfalls. „Ja, sehr.“, meinte er. Aber dann wurde sein Blick plötzlich ernster und er sah Yuugi an. „Das ist aber kein Grund–“, hob er an, doch Yuugi fuhr ihm dazwischen. „Nein! Sag jetzt nichts. Ich weiß, dass ich nicht muss, aber ich will. Es ist unsere Hochzeitsnacht und...“, er zögerte, von plötzlichem Scham gepackt, sprach dann aber trotz der Röte, die sein Gesicht zierte, weiter,„ich will mit dir schlafen.“ Ein wenig unsicher blickte er Atemu an. Dieser warf Yuugi einen sehr langen, sehr ernsten Blick zu, um abzuschätzen, inwiefern das, was sein Schatz grade gesagt hatte, wirklich aus seinem tiefsten Herzen kam. Doch scheinbar fiel das Ergebnis positiv aus. Er lächelte Yuugi an, wenn auch ein wenig zögerlich. Dann trat er auf ihn zu, schloss ihn zärtlich in die Arme und küsste ihn. Yuugi fiel das Feuerzeug aus der Hand, aber es kümmerte sie nicht. Zwischen zwei Küssen versicherte Atemu Yuugi noch, er werde sanft sein, doch dann fanden sich ihre Lippen schon wieder. Allmählich legte Yuugi seine Angst ab. Das mochte teils an der Leidenschaft liegen, die mehr und mehr begann sie beide zu beherrschen, aber auch an Atemus’ Worten und der Tatsache, dass er sie wahr machte und wirklich unglaublich sanft und lieb zu ihm war. Yuugi konnte gar nicht anders als seine Angst abzulegen und Atemus’ Berührungen zu genießen. Und es war wahrlich perfekt. Der sanfte Kerzenschein, der ihre nackte Haut in rotem und orangefarbenen Licht leuchten ließ, die duftenden Rosenblätter und überhaupt die ganze Magie dieses Tages. Warum, warum Warum ist doch egal Denn heute Nacht sind nur wir zwei wichtig Warum, warum Warum ist doch egal Warum ist jetzt egal Die Anfänge erschienen Yuugi ohnehin vergleichsweise harmlos. Er und Atemu hatten sich oft genug gegenseitig befriedigt, sodass sie wussten, welche Berührungen der andere mochte, welche ihn erregten und bei welchen er besonders schön stöhnte. Erst als Atemus’ Finger aufreizend über seine Pobacken, dann den Eingang glitten spürte Yuugi wie neue Gefühle sein Herz fluteten. Doch es waren wunderschöne Gefühle, solche, die er immer wieder spüren wollte. Ganz sanft drang Atemus’ erster Finger in ihn ein, nicht weit und er blieb auch ganz ruhig, damit sich Yuugi an das neue Gefühl gewöhnen konnte, doch als Yuugi schon bald nach mehr verlangte und sich keuchend Atemu entgegenbog da erst bewegte dieser seinen Finger, führte auch gleich noch einen zweiten Finger in Yuugi ein und begann seine Finger scherenartig zu bewegen um Yuugi auf das kommende vorzubereiten. Yuugis’ Enge war ein berauschendes Gefühl. Er spürte seinen Herzschlag, jede Faser seines Körpers und er keuchte erregt auf. Und das wohl schönste war, dass es auch Yuugi gefiel. Dieser keuchte und stöhnte und so wagte Atemu es, auch noch einen dritten Finger in Yuugi gleiten zu lassen. Gleichwohl er völlig lustumnebelt war ließ er seine Augen offen und seine Augen tasteten gierig über den Anblick von Yuugis’ nacktem Körper, der sich ihm entgegenbog, nach mehr verlangte. Und Atemu gab ihm gerne mehr. Als er seine Finger langsam wieder aus Yuugi herauszog wimmerte dieser, stöhnte Atemus’ Namen und blinzelte. Doch kurz darauf entfuhr ihm ein lautes „Ahhh!“ als er spürte, wie Atemu langsam in ihn eindrang. Er warf den Kopf in den Nacken und krallte sich in den Decken fest, spürte die Rosenblätter unter sich so intensiv wie nie, aber was wirklich intensiv war, das war Atemu. Atemu, Atemu und Atemu. Und mehr brauchet es auf der Welt nicht mehr zu geben. Wir schauen über die Dächer Ich schreib deinen Namen in die Nacht Hey wir brauchen nicht mal Worte Denn es reicht schon wenn du lachst Aus Sekunden werden Stunden Und ich weiß es klingt verrückt Doch wenn’s ganz hart kommt Drehen wir die Zeit zurück Und alles an dir bleibt stumm Nun, stumm blieb an den beiden zwar nicht wirklich etwas, aber in der Tat wurden aus Sekunden Stunden, denn Yuugi kam es vor, als wären es Ewigkeiten, in denen sie sich liebten, und auch nicht mehr die Welt, die er kannte, sondern eine ganz neue, andere, aber eine wunderbare. Diese nämlich bestand nur noch aus Emotionen, Bildern und Klängen, aber nichts wirklich greifbarem. Es gab auch keinen Schmerz, es gab nur ihn und Atemu und dieses herrliche Gefühl zwischen ihnen beiden. Rückblickend konnte Yuugi nicht sagen, dass er es bereute, erst so spät mit Atemu geschlafen zu haben. Der Zeitpunkt war für ihn der richtige gewesen und es war gut so. Er trauerte der Zeit, die sie hiermit hätten nutzen nicht hinterher, ebenso wenig wie Atemu, für den Yuugis’ Wohl ohnehin an erster Stelle stand. Der nächste Morgen begann sehr spät. Die Kerzen waren heruntergebrannt, die Rosenblätter zerknittert und welk. Doch nichts war von der Magie verflogen. Natürlich wirkte das Zimmer im hellen Sonneschein viel weniger romantisch als gestern Abend bei Kerzenschein, aber Atemu fand, dass Yuugis’ nackter Körper – vor allem mit dessen im Schlaf leicht gespreizten Beinen – nach wie vor eine Menge Magie ausstrahlte. Er rührte sich nicht vom Fleck, beobachtete den schlafenden Yuugi noch eine ganze Weile, ehe er sich erhob, nackt wie Gott ihn schuf durch die Wohnung ging und das Frühstück zubereitete. Dieses stellte er auf ein Tablett und begab sich dann zurück ins Schlafzimmer. Yuugi schlief immer noch. So stellte er das Tablett auf seinen Nachttisch. Hier entdeckte er die Nachricht von Yuugis’ Freunden. Er musste schmunzeln, als er sie las. Oh, Spaß hatten sie ganz zweifelsohne gehabt. Er setzte sich zurück ins warme Bett neben Yuugi, den er nicht weckte sondern einfach wartete. Irgendwann streckte Yuugi sich, rieb sich die verschlafenen Augen und blinzelte herrlich süß nach Atemu. „Guten Morgen, Schatz.“, flüsterte Atemu. Yuugi streckte die Hand nach Atemu aus, schlang den Arm um seinen Hals und küsste ihn. Bleib bei mir – du siehst zu mir Bleib noch hier Bleib bei mir – du siehst zu mir Bleib bei mir to be continued... Epilog: Mannaka --------------- Der alte Mann griff nach seinem Tee und trank einen großen Schluck. Das viele Erzählen hatte ihn durstig gemacht. Die Kinderaugen glänzten immer noch, sie schienen über die Geschichte nachzudenken. Der alte Mann unterbrach sie nicht, er sah aus dem Fenster. Draußen herrschte komplette Dunkelheit. Doch da er eben die Tür gehört hatte wusste er, dass der Mann draußen endlich wieder hereingekommen war. Er meinte ihn nebenan in der Küche werkeln zu hören, vermutlich hatte er auch ihm zugehört, als er die Geschichte erzählt hatte. Dabei kannte er sie doch... Erneut hörte er ein Geräusch an der Türe. Dieses mal allerdings war es die Türschelle, die auf sich aufmerksam machte und Besucher verkündete. Die Kinder sprangen auf; das mussten ihre Eltern sein! Sie waren es in der Tat, wie der alte Mann ein paar Minuten später feststellte, als er die Tür öffnete. Sie verabschiedeten sich herzlich, dann verschwanden sie in der nur vom weißen Schneegestöber erhellten Nacht. Der alte Mann blieb noch kurz in der Tür stehen, sah der Familie hinterher, da hörte er Schritte. Der Mann, der eben draußen aus dem Schnee gekommen war und dann in der Küche gewesen war trat hinter ihn und legte ihm einen Arm um die Schulter. „Diese Geschichte...“, meinte er, wurde jedoch von dem Geschichtenerzähler unterbrochen.„Ist besser als jedes Märchen!“ Der andere Mann stimmte lachend zu und schloss dann die Tür ab. Sie lebten noch nicht sehr lange hier, erst vier Jahre. Zuvor hatten sie in der in der Nähe gelegenen Stadt gewohnt, aber nachdem sie beide in Rente gegangen waren hatten sie den Mietvertrag für ihr Appartement gekündigt und sich dieses herzallerliebste Häuschen auf dem Land gekauft. Nun lebten sie, nach wie vor verheiratet, glücklich zusammen. Der Größere der beiden küsste den Jüngeren auf die Stirn, wie er es von jeher schon immer gerne getan hatte. Dieser lächelte. Über all die Jahre war das Strahlen seiner Amethysten ebenso wenig verblasst wie das von den Rubinen des anderen. „Nimm mich mit.“, seufzte der Jüngere und ließ sich von seinem Mann in den Arm nehmen. „Jederzeit.“, antwortete dieser aufrichtig und zusammen gingen sie die Treppe hoch und zu Bett. Der Jüngere lächelte glücklich und drehte gedankenverloren an dem Ehering, den er immer am Finger trug. Dieser trug eine Gravur an der Innenseite. Sie lautete: Für Yuugi. Von Atemu. In Liebe. Immer. ~ * ~ * ~ * ~ Ende ~ * ~ * ~ * Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)